Der Schlussabrechnung 2010 der Elektrizitäts-Genossenschaft Weiach (EGW) lag Anfang Jahr ein A5-Blatt bei, welches für das Bezugsjahr 2009 die Energieträger aufschlüsselt, aus denen unser Strom produziert wurde.
Da die EGW über keine eigenen Produktionskapazitäten, sondern nur über das lokale Verteilnetz verfügt, muss sämtlicher Strom von Dritten eingekauft werden.
Lieferant sind offenbar wie eh und je die
Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ). Diese wiederum beziehen grosse Mengen von der
Axpo-Gruppe. Auf der EGW-Rechnung steht denn auch der Vermerk «
Partner der axpo».
Scheinheilige WerbungDie Axpo macht Werbung mit dem Slogan «
Ihr Strom. Sicher und nachhaltig produziert». Tönt gut.
Aber dann liest man auf der A5-Photokopie der EGW, wie der Strommix in Weiach konkret aussieht:
Wasserkraft Inland: 838'806 kWh 18.67%
Kernenergie Inland: 2'291'776 kWh 51.01%
Kernenergie Ausland: 1'362'217 kWh 30.32%Vier Fünftel aus U-235Von den total 4'492'797 kWh Strom, die in Weiach im Jahre 2009 verbraucht wurden, stammen also ganze 18.67 Prozent aus erneuerbaren Energien (konkret: Wasserkraft)! Der Löwenanteil, d.h. der gesamte Rest von 81.33 Prozent, entfällt auf Atomstrom.
Was am Uran-Abbau oder dem Betrieb eines Atomkraftwerks «
nachhaltig» oder gar «
sicher» sein soll, das müssen mir die PR-Helden der Axpo Holding AG erst noch erklären.
Die Axpo ist der Öffentlichkeit Red und Antwort schuldig, denn sie gehört zu 100% der öffentlichen Hand - konkret den Nordostschweizer Kantonen und deren Elektrizitätswerken. Also, was ist daran bitteschön nachhaltig? Dass die Axpo beim Einkauf keine ausländischen Kohlekraftwerke berücksichtigt?
Endlager bekämpfen?Obige Zahlen sind ein Armutszeugnis. Aber sie passen perfekt zum mageren Leistungsausweis der Gemeinde punkto nachhaltiger Entwicklung. Da hat man in den letzten Jahren zünftig geschlafen.
Und noch etwas: bei diesem Atomstrom-Anteil kann sich die Gemeinde nicht wirklich glaubwürdig gegen ein Endlager auf ihrem Gebiet zur Wehr setzen (Stichwort: NAGRA-Endlagerpläne
Nördlich Lägern). Da müsste man schon wesentlich mehr für die erneuerbare Stromproduktion getan haben.
Wir müssen endlich vor die Türe treten, um zu sehen, was es gibt (wenn man hier Gottfried Keller mit seinem Fähnlein der sieben Aufrechten bemühen darf). Für die Stimmberechtigten von Weiach gilt deshalb nicht nur bei der Sanierung des Finanzhaushaltes, sondern auch hier: affaire à suivre!
Literaturhinweis- Gottfried Keller: Das Fähnlein der sieben Aufrechten (1860; Teil der Züricher Novellen seit 1877): «keine Regierung und keine Bataillone vermögen Recht und Freiheit zu schützen, wo der Bürger nicht imstande ist, selber vor die Haustüre zu treten und nachzusehen, was es gibt!» - vgl. den Wikipedia-Artikel mit Link auf Projekt Gutenberg.