Freitag, 27. April 2012

Ein Werbevideo für die Gemeinde Weiach

Die Gemeinde Weiach will bekanntlich neue Einwohner anlocken. In den Quartierplangebieten ist Platz für viele Neubauwohnungen und die Schülerzahlen von Kindergarten und Primarschule lassen eine Blutauffrischung angeraten sein.

Fünfminütiger Bilderbogen

Anlocken. Wie geht das? Durch Werbung oder genauer: Standortmarketing. Indem man Weiachs Alleinstellungsmerkmale gegenüber anderen Gemeinden hervorhebt. Und nicht nur auf den immer wieder zitierten tiefen Steuerfuss verweist. Familien wollen mehr als das. Auch auf diese Zielgruppe ist das auf der Plattform http://www.gate24.ch/ im März 2012 veröffentlichte Video (von Google am 30. März erfasst) gerichtet:



Der rund fünfminütige Film zeigt einen farbenfrohen Bilderbogen an aktuellen Filmaufnahmen, die Weiach im besten Lichte zeigen sollen. Begrüsst wird der Zuschauer vom amtierenden Gemeindepräsidenten persönlich (er spricht Dialekt), dann folgt ein Videorundgang, aus dem Off begleitet von einem Profi-Sprecher (hochdeutsch).

Was die Sprecher sagen: der Kommentar zum Bild

Nachfolgend der volle Wortlaut mit Anfangszeiten in eckigen Klammern:

[00:14] «Herzlich willkomme i de Gmeind Weyach. Weyach isch mit tusig Iiwohner e typischi Landgmeind und liit im schöne Züri-Underland.

Speziell angaschiere mer eus im Berich Jugend, Familie, Alter und Schport für en lebändige und aktive Zämähalt, so dass sich alli Bewohner bi eus dörfed wohlfühle.

Begleited Sie eus doch jetzt uf dem Rundgang und lönd Sie sich vo de Schönheite vo eusem Dorf beiidrucke.
»

[00:53] «Weiach im Zürcher Unterland ist die nördlichste Gemeinde des Bezirkes Dielsdorf. Die Gemeinde Weiach zählt knapp 1'000 Einwohner. Der ländliche Charakter mit viel natürlichem Erholungsraum zeichnet die Gemeinde aus.»

[01:14] «Weiach verfügt über einen eigenen Kindergarten und eine eigene Primarschule. Die Oberstufenschule wird in der Nachbargemeinde Stadel zusammen mit den Gemeinden Bachs, Neerach und Stadel geführt.»

[01:31] «Mit dem Auto ist der Flughafen Kloten in 20, die Zürcher City in 30 Minuten erreichbar. Ausserdem ist Weiach durch die Busverbindung nach Bülach mit SBB-Anschlüssen in Richtung Zürich, Winterthur und Schaffhausen mit öffentlichem verkehr zweckmässig erschlossen.»

[02:02] «Der VOLG-Dorfladen bietet ein umfangreiches Sortiment an Frischprodukten und Waren für den täglichen Bedarf. Zahlreiche kleine und mittlere Gewerbebetriebe in verschiedensten Branchen decken einen grossen Teil der nachgefragten Dienstleistungen ab und sind im Gewerbeverein organisiert.»

[02:27] «Seit 1962 wird in Weiach Kies abgebaut. Dieser wichtige Industriebetrieb trägt heute massgeblich zur stabilen Finanzlage und dem attraktiven Steuerfuss der Gemeinde bei.»

[02:39] «Erstmals wurde Weiach 1271 urkundlich erwähnt. Das Gemeindehaus und das benachbarte Baumgartner-Jucker-Haus - zwei Riegelhäuser an der Stadlerstrasse - gehören zu den markanten öffentlichen Gebäuden im Dorfkern. Zwischen den Gebäuden liegt der 2008 in freiwilliger Arbeit durch Private erstellte Spielplatz.»

[03:08] «Die 1706 erbaute Kirche - das Wahrzeichen des Dorfes - bildet zusammen mit den umliegenden Gebäuden eine harmonische Baugruppe im Zentrum des Dorfes. Die Friedhoferweiterung bildet einen neuzeitlichen Kontrast zur denkmalgeschützten Baugruppe.»

[03:21] «Als Folge des Kiesabbaus sind ökologisch wertvolle Flächen entstanden. Ein Trockenwiesenstandort mit nationaler Bedeutung, wo an sonnig-heissen Sommertagen Temperaturen vergleichbar mit Arizona gemessen werden, das heisst weit über 40 Grad Celsius. Oder die ökologische Ausgleichsfläche für den Flughafenausbau. Dazu kommen noch zahlreiche kommunale Schutzprojekte und Schmetterlingförderungsprojekte.»

[04:11] «Weiach konnte sich seinen überwiegend ländlichen Charakter als Bauerndorf bis heute weitgehend bewahren. Pferdehaltung, Milchwirtschaft und Rebbau bereichern das ländliche Dorfbild.»

[04:26] «Der Rhein, der entlang der nördlichen Gemeindegrenze vorbeiströmt, markiert die Landesgrenze zu Deutschland, aber auch den tiefsten Punkt im Kanton Zürich - mit 332 Metern über Meer.»

[04:39] «Der "Leuechopf", ein Felsvorsprung über dem Dorf, bietet eine prächtige Fernsicht den Rhein abwärts und in den naheliegenden Südschwarzwald. Der Ort wird mit seinen heute noch erkennbaren Wallanlagen als frühere Fluchtburg gedeutet, in deren Schutz sich die Bevölkerung bei kriegerischen Angriffen zurückzog.»

Guter Ansatz, aber schlechter Abschluss

Leider bricht der Kommentar des Sprechers hier ab. Natürlich sollen vor allem die schönen Bilder wirken. Das tun sie auch. Trotzdem vergibt der Video eine Chance, zum Schluss einen Appell an den Zuschauer zu richten: Weiach einen Besuch abzustatten und sich zu überlegen, ob man dorthin ziehen will.

Es wäre auch gut, wenn man eine Adresse einblenden würde, wo man weitergehende Informationen erhält. Überhaupt: Informationen. Ein Impressum fehlt völlig. Wer den Video finanziert hat kann man sich noch zusammenreimen. Aber schon die Fragen, wann und von wem das Werk produziert wurde und wer der Sprecher aus dem Off ist, bleiben unbeantwortet.

Immerhin: Die Gemeinde hat sich endlich zusammengerauft etwas für ihr Image zu tun. Und klar gemacht, dass der (noch) relativ tiefe Steuerfuss nicht der einzige Pluspunkt ist.

[Veröffentlicht am 28. April 2012]

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