Villa rustica von ca. 80 bis 260 n.Chr.?
Interessant ist diese Zeittafel für die Weiacher Ortsgeschichte vor allem unter einem Aspekt. Nämlich der Frage, in welchem Zeitraum der gallorömische Gutshof existiert hat, der aufgrund der Ortsnamenendung -ach (von gallorömisch: -acum) auf dem Gemeindegebiet vermutet wird.
Immer unter der Voraussetzung, dass es diese villa rustica wirklich gab. Denn bisher fehlt noch jede handfeste archäologische Spur. Lediglich der Flurname Heidenhaus könnte auf ein altes Gemäuer hinweisen, das mit viel Phantasie als römischer Gutshof interpretiert werden kann, bei dem aber auch die Fundamente eines römischen Wachtturmes am Rhein gemeint sein können. Wo dieses Heidenhus stand, wissen wir nicht (nach Wanner 1984 könnte auch eine frühmittelalterliche Wüstung gemeint sein; dazu und zum Stand der Forschung siehe Weiacher Geschichte(n) 51).
Auf Gemeindegebiet von Weiach wurde nach Angaben von Gerold Meyer von Knonau eine Münze gefunden, die das Abbild des Kaisers Titus Vespasianus (79-81 n. Chr.) trägt. Wo sich diese Münze heute befindet, ist unbekannt. Leider ist über den genauen Ort des Münzfundes ebensowenig bekannt. Ein Zusammenhang mit dem vermuteten Gutshof ist daher rein spekulativ (Meyer von Knonau, G.: Der Canton Zürich. Zweite Auflage, 1844. Teil I – S. 55. vgl. Weiach - Aus der Geschichte eines Unterländer Dorfes. Vierte, überarbeitete Auflage, Dezember 2009 - S. 9 und Fussnote 14)
Blüte und Zerstörung der Latifundien-Wirtschaft
Die meisten Gutshöfe entstanden in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n.Chr. zur Versorgung der Legionslager von Vindonissa einerseits und zur Belieferung von Absatzmärkten im Reichsgebiet andererseits. Getreide, getrocknetes Fleisch und Tierhäute waren Helvetiens Exportprodukte.
Die Periode der Latifundien nahm durch den Einfall der Alamannen im Jahre 259/260 ein abruptes Ende. Ganz Helvetien soll damals geplündert und verwüstet worden sein. Die Wirtschaft hat sich - meint Farnum - von diesem vernichtenden Schlag nie mehr ganz erholt, zumal die Alamannen immer wieder einmal über den Rhein vorstiessen.
Die römischen Truppenkontingente waren nach 260 meist zu schwach für einen wirklich dauerhaften Schutz - kurze Perioden wie die Regierungszeit Valentinians I. um 370 n.Chr. vielleicht ausgenommen.
Zeittafel nach J.H. Farnum
Vor Christi Geburt
- Um 1000: Die keltischen Helvetier räumen Süddeutschland und besetzen die Schweiz
60: Triumvirat Cäsar, Pompejus und Crassus in Rom - 58-51: Unterwerfung Galliens durch Cäsar
- 58: Cäsar besiegt die ins freie Gallien vorgedrungenen Helvetier bei Bibrakte / Die Reste der Helvetier werden zwangsweise an ihren alten Wohnstätten angesiedelt
- 44: Gründung der Colonia Raurica
- 16/15: Unterwerfung der übrigen Alpenvölker durch Rom
- Um 17: Gründung des Legionslagers Vindonissa
- Um 25: Einverleibung des Helvetierlandes ins römische Reich / Gründung von Aventicum
- Um 46: Die Donau wird befestigte Militärgrenze Roms
- 69/79: Grenzvorverlegung am Oberrhein bis zum Schwarzwald und zu den Donauquellen / Verstärkung der Befestigungen an Rhein und Donau
- Um 100: Die Römer erreichen die Linie Main-Neckar-Wetterau / Überschreitung der Donau in Rhätien / Umwandlung des Militärbezirks Germania in die Provinzen Germania superior (Obergermanien) und Germania inferior (Niedergermanien)
- Um 180: Die Römer errichten eine Ödlandgrenze gegen die Barbaren / Verstärkung der Grenzkastelle
- 260: Die Alemannen entreißen Rom das Land zwischen Limes und Rhein
- 286-288: Franken, Alemannen und Burgunder überschreiten die Rheingrenze
- 307: Konstantin der Große schlägt die Alemannen und Franken
- 334/335: Kämpfe des Constantius gegen die Alemannen im Bodenseegebiet
- 374: Feldzug Valentinians I. gegen die Alemannen
- 401-403: Erste Züge des Westgotenkönigs Alarich nach Italien
- 410: Plünderung Roms durch die Westgoten
- 454: Ermordung des römischen Generals Aëtius / Die Alemannen überfluten neuerlich die Schweiz
- Farnum, J.H.: 17 Ausflüge zu den alten Römern in der Schweiz. (übers. aus dem Engl. von Heidi Meyer-Küng). Reihe Hallwag Führer, Bern 1972. Mit einem Anhang: "The Romans and Switzerland" ISBN 3-444-10094-9
- Konrad Wanner: Siedlungen, Kontinuität und Wüstungen im nördlichen Kanton Zürich (9.-15. Jahrhundert). Bern 1984. ISBN 3-261-03279-0
- Von der Ebene in die geschützte Nische. Frühe Entwicklung bis zum 12. Jahrhundert (Siedlungsgeschichte 1). Weiacher Geschichte(n) 51. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Februar 2004 – S. 14-16. (Gesamtausgabe S. 133)
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