Samstag, 1. April 2006

Software statt Sektionschef = Bürgernähe?

Eigentlich müsste das ein Aprilscherz sein. Ist es aber nicht: Die Armee schafft im Kanton Zürich ihre Bürgernähe ab. Beschlossen haben diesen Schildbürgerstreich die Regierungsräte des Kantons Zürich. Aus Spargründen, wie man hört.

170 Jahre bewährte Kundennähe entsorgt

Ende letzten Jahres wurde eine über 170-jährige Tradition beendet. Und das mit ziemlich fadenscheinigen Begründungen. Es mag ja sein, dass Sektionschefs in den Städten ihre Berechtigung verloren haben. Auf dem Land aber ist das nicht so. Da war und ist eine feste Bezugsperson für den Wehrmann wichtig. Wer beantwortete ihm denn all die vielen kleinen Fragen rund um die Dienstpflicht? Dafür war der Sektionschef da.

Lokale Verankerung

In Weiach war der Gemeindeschreiber auch Sektionschef. Hans Meier, alt Schreiber, erinnert sich gern an dieses Amt: «Das hani immer gärn gmacht», sagte er gegenüber WeiachBlog. Das glaube ich ihm sofort. Und man hat es als junger Stellungspflichtiger auch gespürt. Und Meier fügte noch hinzu: «Findi schaad, dass es da ufghobe händ».

Wer zahlt die Zeche?

Nun wird im Rahmen eines EDV-Projekts mit dem ach so phantasievollen Namen MILVA (für: "Militärverwaltung") der Datenfluss neu organisiert. Der mag jetzt vielleicht besser sein. Aber aus der Sicht eines aktiven Offiziers sieht diese technokratische Softwarelösung leider nicht so günstig aus.

Fragen über Fragen

Denn wer macht jetzt die Arbeit an der Front, sprich: in der Gemeinde? Statt des Sektionschef eine (meist weibliche) Verwaltungsangestellte, der man den Bezug zur Materie wohl nicht einmal mehr ansatzweise vermittelt. Die Gemeindeverwaltungen sind im wesentlichen nur noch die Durchlauferhitzer.

Und wer beantwortet jetzt all die Fragen der meist jungen Soldaten? Bleiben die nun noch viel häufiger am Kadi hängen? Dabei ist der Kompaniekommandant von der Arbeitsbelastung her doch heute schon am Anschlag.

Was soll eine solche Webseite?

Liebe kantonale Militärverwaltung! Schaut euch doch bitte diese Webseite einmal genauer an (siehe von oben nach unten: "vor Jahresende", "im Januar" und "heute") und überlegt, wo der arme Wehrmann denn bitteschön seine Informationen herbekommen soll. Nur noch aus dem Internet? Dann müsste man aber den Einstieg schon etwas intuitiver gestalten als mit solchen Login-Screens. Und auf dieser Seite mindestens den Hinweis auf die neue Zuständigkeiten platzieren (z.B. auf diese Seite).

Wer die Probe auf's Exempel der Benutzerfreundlichkeit machen will: Hier gehts zur Website des Amtes für Militär und Zivilschutz und hier zur oben abgebildeten Sackgasse.

Ein Portal - eine Telefonnumer!

Am besten wäre ein Portal das diesen Namen verdient. Mit eigenem Domainname, mit kurzen FAQ's und vor allem mit einer Telefonnummer - einer einzigen (!), wo dem Soldaten in allen Belangen geholfen wird. Sozusagen die Nummer 111 der Armee. Ansätze gibt es - z.B. beim Personellen der Armee oder beim "Büro Schweiz". Sie müssten lediglich noch breitflächiger umgesetzt werden. Erst das wäre dann ein vollwertiger Ersatz für den Sektionschef.

Weiterführende Literatur

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