Wenn man sich die statistische Klassierung als periurbane Wohngemeinde ins Gedächtnis ruft und berücksichtigt, dass Weiach noch um 1990 als Bauerndorf galt, dann verwundert das nicht wirklich. Städtische Einflüsse sind im Ortsbild und bei der Bewohnerstruktur denn auch nicht zu leugnen. Der Dorfcharakter drückt aber noch deutlich durch.
Ennet der Grenze mehr private Geldsorgen
Spannend wird es in der gestern begonnenen Analyse der Betreibungstatistik, wenn man einen Gemeindevergleich in unserer unmittelbaren Umgebung macht.
Die Zahlen bei den Betreibungen auf Pfändung pro 100 Einwohner lauten wie folgt: Bachs 10.70, Weiach 14.60, Fisibach 23.70 und Kaiserstuhl 27.01 (Zahlen für die aargauischen Gemeinden aus Angaben in der Aargauer Zeitung berechnet).
Es ist also offenbar so, dass im angrenzenden Aargau die finanziellen Sorgen der Privaten grösser sind. Klar ist aber auch: Weiach (Platz 36 der kantonalen Rangliste) hat zwar einen bedeutend tieferen Steuerfuss als Bachs (Platz 15). Trotzdem liegt die Betreibungsquote höher.
Aber immer noch tiefer als in den Steuerparadiesen Neerach mit 25.45 Betreibungen auf Pfändung pro 100 Einwohner (Platz 111) oder Zollikon mit 15.97 (Platz 52).
Der Vollständigkeit halber hier noch die übrigen Nachbarn der Gemeinde Weiach: Glattfelden liegt mit 26.44 Betreibungen pro 100 Einwohner auf Platz 121, Stadel mit 27.58 auf Platz 126.
An der Goldküste wird mehr betrieben als bei uns
Überhaupt scheint es an der Goldküste nicht so weit her zu sein mit dem Gold, jedenfalls nicht bei allen Einwohnern: Erlenbach mit 18.26 Betreibungen auf Pfändung pro 100 Einwohner (Platz 66), Herrliberg mit 15.79 (Platz 49), Küsnacht mit 19.38 (Platz 76) und Meilen mit 16.44 (Platz 58) belegen allesamt keine Spitzenplätze. Und das trotz tiefer Steuerfüsse.
Steuerbetreibungen folgen einer anderen Logik
Auch in den Goldküstengemeinden betreffen viele Betreibungen nichtbezahlte Steuern: Zollikon liegt mit 15.02% knapp unter dem Kantonsmittel (15.06%). Für Meilen lautet dieser Wert 17.96%, für Herrliberg gar 19.25%. Nur Küsnacht liegt klar unter dem Mittelwert: 11.49%. Weiach weist 11.35% Anteil der Steuerbetreibungen an der Gesamtzahl aller Betreibungsverfahren auf.
Daraus sollte man nun aber nicht die falschen Schlussfolgerung ziehen: Niederweningen beispielsweise liegt auf Platz 60 bei Betreibungen auf Pfändung pro 100 Einwohner, aber auf Platz 1 wenn es um die Steuerbetreibungen allein geht – keine einzige wies die Gemeinde für das Jahr 2005 aus. War da das Gemeindesteueramt allzu nachsichtig, um nicht zu sagen zu lasch?
Und was ist von den 34.15% der Gemeinde Oberembrach zu halten, die bei den Steuerbetreibungen den absoluten Spitzenanteil hält? Viele Steuerverweigerer oder knallharte Inkassopolitik?
Bei kleinen Gemeinden bringt natürlich schon ein einziger Fall die ganze Statistik durcheinander. Wenn – wie in Humlikon – von 7 Betreibungen auch nur eine die Steuern betrifft, dann rutscht die Gemeinde halt gleich auf den 58. Rang ab.
Auch hier der Vollständigkeit halber noch die Zahlen der Nachbargemeinden: Bachs: 16.67%; Stadel: 18.04%; Glattfelden: 22.97%.
Quellen
- Betreibungsinspektorat des Kantons Zürich (Hrsg.): Statistik 2005 der Betreibungsämter im Kanton Zürich. Liste B sortiert nach Bezirken. Zürich, 10. Februar 2006
- Riedel, St.: Der Pleitegeier im Unterland. Fast 90 000 Betreibungen und Pfändungen im letzten Jahr in der Region zugestellt. In: Zürcher Unterländer, 16. März 2006 – S. 1.
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