Mittwoch, 2. Juni 2010

Francis de Quervain hat sich wohl geirrt

Gestern stand die Frage im Raum, wie alt der Weiacher Taufstein wirklich sei, beziehungsweise, was man unter der Datierungsangabe «aus der Bauzeit» und ähnlichen Umschreibungen verstehen soll. 

Heute nehmen wir die gestern bereits zitierte Sammlung von Francis de Quervain etwas genauer unter die Lupe. Der unermüdliche Geotechniker hat in jahrelanger Arbeit hunderte von Fundstellen von in der Schweiz verbauten Steinen dokumentiert. Das auf Karteikarten notierte und teilweise mit Fotos begleitete Material wurde 1984 unter dem Titel «Gesteinsarten an historischen Bau- und Bildwerken der Schweiz» publiziert. 

Auf der den Weiacher Taufstein betreffenden Karte steht: «Weiach ZH Kirche. Taufstein, um 1706, typischer Wulstkelch. Plattensandstein der marinen Molasse der Region Rorschach (wahrscheinlicher als Bäch)». Gemeint ist Bäch SZ am oberen Zürichsee. 

Daneben ist die untenstehende Fotografie platziert, begleitet vom Vermerk «1982» (wohl das Datum der Aufnahme):
Vergleicht man diese Abbildung nun mit einer aus der Zeit vor der letzten Gesamt-Renovation 1968/69 datierenden Aufnahme (unten links) und einem heutigen Augenschein in unserer Kirche (unten rechts), dann wird klar, dass obiger Taufstein unmöglich mit dem Weiacher Taufbecken identisch sein kann:
   Fragt sich nur noch, um welchen Taufstein es sich bei dem angeblichen Weiacher Exemplar handelt. Wurden da nur Fotos falsch eingeklebt und die Weiacher Aufnahme findet sich woanders in de Quervains Werk? Bis zur Beantwortung dieser Frage heisst es nun: Aktenzeichen Taufstein ungelöst.

Quellen
  • Brandenberger, U.: «ein nöüer Kirchenbauw allhier zu Weyach». 300 Jahre Kirche Weiach, 1706 – 2006. Herausgegeben von der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Weiach und der Ortsmuseumskommission Weiach. Weiach, September 2006 – S. 31
  • de Quervain, F.: Gesteinsarten an historischen Bau- und Bildwerken der Schweiz. Aufzeichnungen 1954-1983. Hrsg. Institut für Denkmalpflege Eidg. Techn. Hochschule Zürich. Zürich 1984 – Band 6, S. 231.

Nachtrag

Auch der Verfasser von WeiachBlog hat sich übrigens geirrt. Nämlich im Vornamen de Quervains. Richtig ist Francis, nicht François. Zur Korrektur musste der Titel des Artikels geändert werden, weshalb dieser Irrtum nun im URL dokumentiert ist.

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