Samstag, 9. Oktober 2010

Abdeckung war offen: Kind (3) in der Gülle ertrunken!

In der Ausgabe vom 22. Juli 1865 nahm der Redaktor des «Lägern-Boten» eine traurige Begebenheit aus unserem Dorf zum Anlass, die Einrichtung eines landwirtschaftlichen Arbeitssicherheits-Inspektorats auf Gemeindeebene vorzuschlagen. Unter der Rubrik «Lokales» schrieb er:

«Die üble Gewohnheit eines großen Theils unserer Landwirthe, beim Leeren der Jauchetröge die Tröge bis zu Beendigung des Geschäftes beständig offen zu lassen, hat letzte Woche in Weiach wieder ein Opfer gefordert; es ertrank in einem solchen Troge ein etwa dreijähriges Knäblein eines Landwirthes, welcher sich die oben angeführte Nachlässigkeit zu Schulden kommen ließ. Die Zahl der Kinder, welche alljährlich in Jauchetrögen wegen mangelhafter oder gänzlich fehlender Bedeckung derselben ihr Leben verlieren, ist nicht klein und es wäre wünschenwerth, daß diesem Punkte von Seite der Behörden, namentlich auch der Ortsbehörden, etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt würde als bisher geschehen ist, so z.B. dürfte eine alljährlich ein bis zwei Mal stattfindende Inspektion über die Bedeckung der Jauchetröge wenigstens den Nutzen haben, die mangelhaften Bedeckungen (ein mangelhaft gedeckter Trog ist natürlich weit gefährlicher als ein ganz offener) zu beseitigen, wenn nämlich nicht, wie dieß z.B. bei der Feuerschau üblich, in den Blättern der Zeitpunkt der Inspektion vorher angekündigt würde.»

Leider immer noch aktuell

Die Forderung nach regelmässiger Inspektion der «Jauchetröge» gab es also bereits vor bald 150 Jahren. Dass das Thema trotz technischem Fortschritt auch heute noch hochaktuell ist, zeigt die aktuelle Kinderkampagne der Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL):

«Achten Sie darauf, dass:
· Güllegruben mit einem kindersicheren Deckel verschlossen sind, auch während des Ausbringens der Gülle.
· Offene Gruben kindersicher umwehrt sind und Kinder die Umwehrung nicht hochklettern können.
»

Das nachstehende Bild (Quelle: BUL) hätte man schon 1865 zur Illustration der Gefahren verwenden können:


So ändern sich die Zeiten. Aber die Menschen bleiben wie sie sind. Fazit: Wenn Kinder auf dem Hof sind, dann muss der Betriebsleiter besonders vorausschauend planen und sicherheitsmässig vorsorgen. Nur auf wachsame Schutzengel hoffen ist Gott versucht.

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