«Das alte, im süddeutschen Raum verbreitete Wort für Hügel, Bühel oder Pichl, ist seit den frühesten Zeiten reich namensbildend. Wurzel ist althochdeutsch buhil 'Hügel, Anhöhe', mhd. bühel. Im Sprachschatz im Gebrauch ist es noch im Tirolisch/Salzburgischen und im Vorarlbergisch/Westschweizerischen, wo es allgemein im Dialekt das Wort anstelle des nicht heimischen 'Hügel' ist. Die Varianten sind vielfältig: Bühel, Bühl, Büel[...]»
Gemeint ist wohl statt «Westschweizerisch» der Ostschweizer Dialekt. Ob dieser Lapsus wikipediabedingt ist oder auf die Quelle, den «dtv-Atlas Namenkunde», zurückgeht, müsste noch geklärt werden.
Eindeutig eine Anhöhe
Doch nun zum Weiacher Büel. Die Büelstrasse erstreckt sich von der Stadlerstrasse (vis-à-vis der Einmündung der Chälenstrasse) hinauf bis zum Baumgartner-Jucker-Haus, wo sie in die Oberdorfstrasse mündet. Sie steigt von der Nummer 4 bis zum Alten Gemeindehaus (Büelstr. 13) nicht einmal 10 Meter an und führt an der evangelisch-reformierten Pfarrkirche und dem Pfarrhaus vorbei (welche somit ebenfalls die Adresse «Büelstr.» tragen).
Historisch gesehen verläuft die Grenze zwischen Büel und Oberdorf zwischen Kirche und Pfarrhaus - jedenfalls wenn man sich an den ab 1812 erfolgten Einträgen im Lagerbuch der kantonalen Gebäudeversicherung orientiert.
Hofname vom Bewirtschafter?
Woher der Name Büel kommt, wird spätestens dann klar, wenn man nördlich vom Weiacher Ortskern (zum Beispiel beim Eschterhof) steht und nach Süden blickt. Die Kirche und die Gebäude an der Luppenstrasse liegen auf einer Anhöhe, eben auf einem Büel.
Es ist deshalb fraglich, ob der Historiker Konrad Wanner recht hatte, als er 1984 über den «Bühlhof des Klosters St. Blasien» schrieb, der Name dieses Weiacher Hofes sei «vom Familiennamen der Bauern, die ihn bis 1352 bewirtschafteten, abgeleitet» worden (vgl. den Text in Weiacher Geschichte(n) Nr. 52).
Die von Wanner als Beleg angeführte Urkunde StAZH C II 6, Nr. 769 aus dem Jahre 1352 lautet im Regest wie folgt: «Die Brüder Johann, Ulrich und Konrad, ihre Schwester Hedwig sowie ihre Mutter, "die man aelli nemmet am Buel von Wiiach", geben den "hof, der gelegen ist ze Wiiach in dem torf", dem Kloster St. Blasien auf, von dem sie ihn bisher zu Lehen hatten.»
Wanner führt weiter aus, dass es sich bei diesem Mitte des 14. Jahrhunderts erwähnten Hof um den Bühlhof gehandelt habe, «der nach den Quellen des 16. Jahrhunderts diesem Kloster gehörte», und verweist auf die Signaturen StAZH F II b 245 (1573) sowie StAZH F II b 245a (1596).
Diese Kontinuität eines Hofnamens ist durchaus plausibel, wurde doch in Klöstern immer wieder aus uralten Güterverzeichnissen kopiert.
These auf wackeligen Füssen
Aber leitet sich der Hofname nun tatsächlich von demjenigen seiner Bewirtschafter ab, wie Wanner meint? Wohl eher nicht. Seine These steht auf wackeligen Füssen. Denn schon die in der Urkunde von 1352 gewählte Benennung der Bewirtschafter als «am Buel von Wiiach» deutet auf das Gegenteil hin.
Zum einen haben sich Familiennamen in dieser frühen Zeit noch kaum als dauerhafte Bezeichnungen von Personengruppen durchgesetzt, zum andern ist es auch sonst sehr viel wahrscheinlicher, dass ein Zuname aus einem Hof- oder Flurnamen entsteht (und nicht umgekehrt). Denn Geländestrukturen sind viel dauerhafter als Besitzverhältnisse, weshalb auch ein passender Name so lange daran haftet, als sich dessen Nutzer darunter ganz konkret etwas vorstellen können.
In diesem Fall eben eine für jedermann sichtbare Anhöhe. Und so wäre dann auch der Name der Ambühl von Weiach eine Ableitung von dieser Geländestruktur. Vergleiche dazu auch die Ausführungen im Wikipedia-Artikel Genanntname.
Quellen
- Konrad Wanner: Siedlungen, Kontinuität und Wüstungen im nördlichen Kanton Zürich (9.-15. Jahrhundert). Bern 1984.
- Konrad Kunze: dtv-Atlas Namenkunde. 1 Auflage. dtv-Band 2490, dtv, München 1998, ISBN 3-423-03266-9, Oberflächengestalt der Landschaft. Bodenerhebungen, S. 97 Sp. 2.
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