Donnerstag, 21. Oktober 2010

Frauenfreier Gemeinderat

Frauen in höchsten Ämtern? Noch dazu an der Spitze? Das mag vielleicht auf Bundesebene so sein, wo National- und Ständerat von Frauen präsidiert werden und mittlerweile die Mehrheit des Bundesrates weiblich ist. Aber nicht im Zürcher Unterland. Da ist das noch gar nicht üblich.

Parteilose öffentliche Ämter

Weiach liegt im Trend des Unterlands. Diesen Eindruck kann man mindestens haben, wenn man man einen gestern vom «Zürcher Unterländer» publizierten Artikel über die Exekutivmitglieder unserer Gegend liest.

Unter dem Zwischentitel «Frauenarme, bürgerliche Region» heisst es da:

«In den 45 Unterländer Gemeinden amten derzeit 257 Exekutivmitglieder (Gemeinderäte oder Stadträte). Davon sind 101 parteilos (39 Prozent), 75 sind Mitglied der SVP (29 Prozent), 44 der FDP (17 Prozent), 9 der SP (4 Prozent) und 8 der CVP (3 Prozent).»

Hier ist Weiach ausnahmslos im Feld der relativen Mehrheit der Parteilosen anzutreffen. Bei uns kommt niemand auf die Idee, sich als Parteimitglied in ein öffentliches Amt wählen zu lassen. Man ist vielleicht als Privatperson Mitglied, hängt das aber nicht an die grosse Glocke, wenn es um die Gemeindewahlen geht. Parteien sind nach Ansicht vieler Weiacherinnen und Weiacher Privatsache und haben in der Gemeindepolitik nichts verloren.

Frauenfreie Zone

Und Frauen auch nicht? Der «Unterländer» zum Thema Gemeinderäte weiter: «Lediglich 49 sind Frauen, womit der Frauenanteil in Unterländer Exekutiven mit 19 Prozent unter dem Schweizer Durchschnitt liegt – in den 9 Gemeinden Bülach, Glattfelden, Wil, Winkel, Bachs, Niederhasli, Otelfingen, Steinmaur und Weiach sitzt gar keine Frau in der Exekutive.»

In 20 Prozent der Unterländer Exekutiven sitzt also keine Frau. Und Weiach gehört auch 2010 noch zu dieser altväterischen Bastion.

Wenn jeweils von einer Exekutive die Rede ist, dann eben nur von der der politischen Gemeinde. In der Schulpflege, der Kirchenpflege oder anderen Gremien sind die Weiacher Frauen stark vertreten. Die evangelisch-reformierte Kirchenpflege wird gar seit Jahren von Frauen präsidiert.

Nur in den prestigeträchtigsten Bereich, den Gemeinderat, hat es in Weiach bisher keine Frau geschafft. Um genau zu sein: nicht dauerhaft geschafft. Elsbeth Ziörjen, die einzige bisher rechtmässig in den Weiacher Gemeinderat gewählte Frau, hat sich vor einigen Monaten kurz nach der Wahl zurückgezogen, als klar wurde, dass der erst in letzter Minute für das Amt des Gemeindepräsidenten aufgestellte Paul Willi dem Stimmvolk wohl eher zugesagt hätte (vgl. WeiachBlog-Beiträge vom 31. Januar 2010 und 7. Februar 2010).

Quellen

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