«Mai. Will der Mai endlich gut machen, was März und April versäumt haben? Die ersten Tage sind nämlich sonnig und warm. Die Kirschbäume blühen allgemein und auch in den Gärten stellen sich endlich die Frühlingsblumen ein. Ebenso blühen unsere Birnspaliere. Aber eigentlich gegenüber dem Vorjahr ist doch alles etwa um 10 Tage im Rückstand und das Wetter der zweiten Maiwoche bessert nicht viel daran: viel Regen, wenig Sonne, kühle Morgen (einmal nur 4°). Erst ab dem 14.5. kommt’s endlich; die Temperaturen steigen auf 9 bis 15° morgens, einmal sogar 18°. An den Nachmittagen steht das Thermometer auf 20° und darüber. Die Tage vom 16. und 17.5. warten sogar mit kurzen Gewittern auf. Die Birnbäume stehn nun im vollen Blust und auch die Apfelbäume folgen rasch nach. Schade, dass bald wieder arge Regentage einsetzten und die Morgentemperaturen wieder sanken (2° am 21., 4° am 22.5.). So können die Bienen nicht ausfliegen und das viele Blust nicht besuchen, was sich wiederum ungünstig auf den Obstertrag auswirken wird. Zwischen dem 20. & 30. Mai konnte ich bloss 3 bis 4 sonnige Nachmittage notieren, aber fast jeden Tag während kürzerer oder längerer Zeit Niederschlag. „Die Wiesenböden knotschen vor Nässe“, steht unterm 29.5. Die schweren Traktoren schneiden tiefe Furchen ein. Obwohl mit dem Heuen zaghaft begonnen wird, geht es natürlich nicht vorwärts. Der Mai 1965 gehört zu den niederschlagsreichsten des letzten Jahrhunderts, berichtet eine Mitteilung der Meteorologischen: „Mit dem ebenfalls viel zu nassen April dieses Jahres entstand für Zürich eine Zweimonatssumme, die sogar für die letzten 100 Jahre an der Spitze der Niederschlagsmengen dieser beiden „Frühlingsmonate“ liegt.»
Ein rekordnasser Frühling also - amtlich bestätigt durch die Meteorologische Zentralanstalt (MZA – ab1979: SMA, heute MeteoSchweiz).
Quelle
- Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1965 – S. 5-6. [Original in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1965].