Sommerzeit ist Unwetterzeit. Vor allem Blitzschlag, Hagel und heftige Sturmwinde sind durch die aufgebauten Temperaturdifferenzen zwischen dem Boden und höheren Luftschichten unvermeidlich. Vor 192 Jahren war das natürlich nicht anders als heute.
Auch damals berichteten die Zeitungen schon über diese Extreme der Natur. So auch «
Der aufrichtige und wohlerfahrne Schweizer-Bote. Welcher nach seiner Art einfältiglich erzält, was sich im lieben schweizerischen Vaterlande zugetragen, und was ausserdem die klugen Leute und die Narren in der Welt thun», wie die wöchentlich erscheinende, volksaufklärerische Zeitschrift des im Aargau ansässigen Magdeburgers Heinrich Zschokke für sich warb.
Norden und Osten des Kantons betroffenIn der Ausgabe vom 27. Juli 1820 berichtete der Schweizer-Bote unter der Rubrik «Vaterländische Nachrichten» über «Witterungswirkungen» im Kanton Zürich:
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Montag den 17. d. Abends um 7 Uhr war in Elgg ein heftiges Gewitter. Der Blitz fuhr in dem Flecken in eine Wohnung, die in Brand gerieth, und da sich das Feuer noch andern angebauten oder nahestehenden mittheilte, so wurden 7 Firsten, bisher das Obdach von 16, aus 57 Personen bestehenden Haushaltungen eingeäschert.»
[Hinweis: Elgg war damals offiziell ein Flecken, also ein Ort mit Marktrecht.]
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Zu gleicher Zeit leerte eine andere Gewitterwolke ihre Schloßen über die Fluren von Weyach, Glattfelden, Seglingen und Eglisau aus. In Glattfelden ist der Schade am stärksten, denn man kann sagen, alle Früchte des Weinstocks, der Bäume und der Felder wurden vernichtet. Die Roggenärnte war im Beginnen; desto trauriger für die Betroffenen, da sie den Aerntesegen ganz verloren und die schon vorgerückte Jahreszeit nichts als Rüben, Flachs und Buchweizen nachzupflanzen gestattet, auch der Weinstock und die Bäume sich schwerlich mehr werden auch nur in etwas erholen können.»
Unter Schlossen verstand man damals Hagelkörner, vgl. den Artikel
Verderbliches Schlossengewitter (WeiachBlog, Nr. 208, 31. Mai 2006) über die Unwetter-Serie vom 29. Mai bis 1. Juni 1838.
Kulturen auf der Brachzelg fast komplett vernichtetAuch die Weyacher haben am 17. Juli 1820 einen grossen Teil ihrer Ernte verloren. Das ergibt sich zwar aus obiger Darstellung des Schweizer-Boten nicht direkt. Wird aber klar, wenn man sie mit der entsprechenden Passage aus Pfr. Wipfs Exzerpten vergleicht:
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Am 17. Heumonat entleerten sich über einen grossen Teil des Kantons, besonders aber über der Gegend von Glattfelden, Weyach und Eglisau sehr heftige Gewitter, wobey der meiste Roggen und auch ein Teil des Korns sehr beschädigt wurden; die mit verschiedenen Sommerfrüchten angepflanzte Brachzelg gegen den Hard fast ganz verheert und sogar Frucht- und andere Bäume zerrissen.»
[Bemerkung: Zitat nach der Monographie
Weiach – Aus der Geschichte eines Unterländer Dorfes (4. Aufl. Juni 2011, S. 28). Es ist leider unklar, aus welchen Quellen Pfr. Wipf seine von Walter Zollinger verwendeten Exzerpte im Detail gezogen hat; es ist gut möglich, dass er aus den Originalquellen paraphrasiert hat.]
Hier wird im letzten Satzteil auf die Situation in Weyach eingegangen: die gegen Glattfelden hin gelegene Geländekammer wird als Gebiet mit sehr grossen Schäden bezeichnet.
Fruchttragende Bäume standen vor allem rund um den Dorfkern. Es müssen also - wenig verwunderlich bei einem so verheerenden Hagelschlag - auch heftige Böen aufgetreten sein, welche stark genug sind um solche Bäume zu schädigen.
Das Kirchturmdokument von 1820 - die Originalquelle?Im Kirchturmdokument vom 9. August 1820 liest sich die obige Beschreibung in den Worten des damals in Weyach amtierenden Pfarrers Johann Heinrich Burkhard wie folgt:
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Auch ereigneten sich sint Anfang des Sommers dieses 1820. Jahres viele gefährliche Ungewitter, welche hin und wieder durch Entzündung, Sturmwind und Hagel grossen Schaden stifteten. – Am 17. Jul. Abends um 7 Uhr zog sich ein Ungewitter über hiesige Gegend zusammen, durch welches der meiste Roggen, auch ein Theil des Korns sehr beschädigt worden, viele Fruchtbäume und andere Bäume wurden zerrissen und die mit verschiedenen Sommerfrüchten angepflanzte Brachzelg gegen dem Hard fast ganz verheert. Besonders ergoss sich das Ungewitter über Glattfelden, wo beynahe alle Früchte des Feldes und des Weinstoks zerschlagen wurden.»
Quellen- Der aufrichtige und wohlerfahrne Schweizer-Bote. Nro. 30, 27. Juli 1820 - S. 234-235. [Vaterländische Nachrichten. Kanton Zürich. Witterungswirkungen]
- Burkhard, J.H.: Kirchturmdokument N°5 vom 9. August 1820; zitiert nach: Zollinger, W: Kirchgemeinde Weiach. Turmdokumente. Abschrift der Originale [Msc. Ortsmuseum Weiach, ohne Signatur; Ringheft grün; 1967].
- Brandenberger, U.: Weiach – Aus der Geschichte eines Unterländer Dorfes. Vierte, überarbeitete Auflage von Walter Zollingers «Weiach. 1271-1971. Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach». Aktuelle Online-Ausgabe Juni 2011 - S. 28.