Dienstag, 9. Dezember 2008

Steuerfuss um 3 Prozent höher?

Mit dem Leben von der Substanz soll Schluss sein. Jedenfalls teilweise. Nolens volens. Der Not gehorchend. Aber wohl doch widerwillig und im Wissen darum, dass es die Stimmbürger gar nicht goutieren werden.

Zu diesem Schluss muss man kommen, wenn man in den aktuellen Gemeindemitteilungen liest:

«Der Gemeinderat verabschiedet den Voranschlag 2009 zuhanden der Gemeindeversammlung mit einem Aufwandüberschuss von CHF 62'300.- bei einer Erhöhung des Steuerfusses der politischen Gemeinde von 18 % auf neu 21 %.» (MGW, Dezember 2008, S. 3 unten)

Man staunt fast ein bisschen. Der Gemeinderat hat also endlich den Mut aufgebracht, den Stimmbürgern eine Steuererhöhung vorzuschlagen. Kein grosser Sprung (man will die Leute ja nicht erschrecken), aber es wird längst nicht ausreichen. Denn auch mit einer dreiprozentigen Erhöhung wie vorgeschlagen wird man noch von der Substanz leben und über 60000 Franken aus dem Sparsäuli nehmen.

Immerhin ist damit ist ein erster Schritt getan, um den Finanzhaushalt der Politischen Gemeinde Weiach wieder ins Lot zu bringen.

Man wird an der morgigen Gemeindeversammlung sehen, wie der zaghafte Versuch, das Steuer in die richtige Richtung herumzureissen, ankommt.

Quellen

Sonntag, 2. November 2008

Beyond Kieswerk - ein radioaktives Tiefenlager?

Seit den 1960er-Jahren wird die Gemeinde Weiach mit einem Baustoff identifiziert, der aus dem Boden kommt - dem während einer Eiszeit angeschwemmten Kies. Wird sie bald mit einem Stoff assoziiert, der IN den Boden kommt?

Kein Abbau - kein Kiesgeld

Die Weiacher Kies AG, mittlerweile eine Tochter des französischen Baustoffkonzerns Lafarge [Späterer Besitzerwechsel: WeiachBlog, 5.5.2009], ist das einzige Industrieunternehmen auf Gemeindegebiet.

Die Einnahmen aus dem Kiesabbau waren in den vergangenen Jahrzehnten wesentlich für die gute Finanzlage der Politischen Gemeinde Weiach verantwortlich. Dort wo der Abbau erfolgte besitzt die Gemeinde nämlich Land, was die Kubikmeterentschädigungen fliessen liess.

Nun sind aber die Kiesvorkommen im Hard bald restlos ausgebeutet. Die Verlegung der Kantonsstrasse nach Süden bis an den waldbestockten Abhang des Leuenchopfs hat zwar neues Abbaugebiet freigemacht. Doch auch das ist schon zum Grossteil bereits wieder rekultiviert - davon kann man sich bei einem Augenschein leicht selber überzeugen.

Im Hasli die letzten Reserven holen

Schon um 2012 könnte im traditionellen Kiesgebiet die letzte Pneulader-Schaufel auf das Förderband gekippt werden. Kies gibt es unter unseren Füssen zwar schon noch, aber die Wasserschutzvorschriften verbieten einen weiteren Abbau - sei es nun in Richtung Kaiserstuhl oder in Richtung Rheinsfelden.

Geplant ist eine Erweiterung der Abbauaktivitäten ins nordwestlich des Dorfes gelegene Hasli - auf eine Geländeterrasse wenige Meter über der Ebene. Aber auch diese Locherei wird wohl nicht viel länger als bis 2020 anhalten.

Gehen uns finanziell die Lichter aus?

Was kommt, wenn das wichtigste Unternehmen der Gemeinde seine Zelte abbricht? Man täte gut daran, sich zu überlegen, was für Weiach die Cash Cow der nächsten Jahrzehnte werden soll. Sonst bleiben nur noch massive Steuererhöhungen um den Gemeindehaushalt nicht definitiv in die roten Zahlen rutschen zu lassen.

Die Zeiten des regelmässigen Kiesgeldes sind längst vorbei. Weil nicht mehr unter Gemeindeland abgebaut wird, lebt die Gemeinde etwa seit zehn Jahren von der Substanz. Nur will das Stimmvolk dies noch nicht so recht zur Kenntnis nehmen, wie man bei jeder Gemeindeversammlung feststellen kann.

Extrapoliert man in die Zukunft, so bleibt schliesslich mangels Finanzen bald nichts mehr anderes übrig, als sich (vom Kanton via Finanzausgleich gezwungen) mit den Nachbarn zu einem grossen Gemeindegebilde fusionieren zu lassen.

Tiefenlager für radioaktive Abfälle?

Neue lukrative Industrieansiedlungen sind nicht in Sicht. Oder doch? Letzten Donnerstag informierte die Atomabfall-Lobbyistin, die Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (NAGRA), an der Delegiertenversammlung der Planungsgruppe Zürcher Unterland (PZU) in Winkel.

Es geht um das schon seit Jahrzehnten geplante Lager für hochradioaktive Abfälle. Die sind im ZWILAG, dem Zwischenlager bei Würenlingen, parkiert. Und sollten eigentlich schon längst im Nidwaldner Wellenberg oder sonstwo verstaut sein. Nur will sie eben keiner so wirklich.

Auch in Weiach wurde einst gebohrt. Die Resultate dieser Probebohrung haben sich in Dutzenden von wissenschaftlichen Arbeiten und Publikationen niedergeschlagen, was den Namen der Gemeinde in Verbindung mit dem sogenannten Permokarbontrog in der Geologen-Zunft weltbekannt machte.

Heute haben die Experten vor allem eine Schicht im Auge, die sie für ein Endlager für geeignet halten. Den rund 120 Meter mächtigen Opalinuston, der je nach Gegend in einer Tiefe von 400 bis 900 Metern ansteht.

Und um diese Lagerschicht erschliessen zu dürfen, zieht Armin Murer, Leiter Öffentlichkeitsarbeit, gegenüber den Gemeindevertretern eine besondere Trumpfkarte: «Das Endlager bringt 120 bis 140 Arbeitsplätze.» Und Steuereinnahmen für die Standortgemeinde.

Der Widerstand ist noch in guter Erinnerung

Weiach hat mit der NAGRA schon in der ersten Hälfte der 1980er-Jahre Bekanntschaft gemacht. Damals setzte sie sich mit ihrem Ansinnen durch, eine Probebohrung auf Weiacher Gebiet abzuteufen. Und sie stiess bei vielen Weiachern auf grosse Skepsis. Die meisten waren eher gegen das Projekt eingestellt, weil befürchtet wurde, die Bohrung sei nur der erste Schritt für ein Endlager.

In welche Richtung wollen wir?

Fragt sich, welche Haltung die Weiacher ein Vierteljahrhundert nach den NAGRA-Bohrungen einnehmen werden.

Pro Tiefenlager? Konsequent wäre das, nicht nur weil es Geld bringt. Schliesslich beziehen die Weiacher wie alle anderen Schweizer auch 40 Prozent Atomstrom aus den Steckdosen. Ausserdem hat man hier in Sachen alternative Stromerzeugung oder gar konsequenter Bevorzugung von nachhaltigem Bauen in den letzten Jahrzehnten nicht wirklich grosse Stricke zerrissen. Solarstromanlagen sind dem Gemeinderat jedenfalls weit weniger wichtig als das - wegen der exzessiven Bauerei längst nicht mehr intakte - Dorfbild.

Oder contra Tiefenlager. Eine Anknüpfung an die Zeiten der WAG (Weiacher Aktionsgemeinschaft), einer damals gegen die Probebohrung kämpfenden, atomkritischen Bürgerinitiative, wäre durchaus denkbar.

Nur eben: dann sollte man nicht nur eine Holzschnitzelheizung in der Mehrzweckhalle mit Fernwärmenetz zu den Anschlusswilligen im Dorfkern fördern - sondern noch weit mehr für eine nachhaltige Energieversorgung tun.

Am 6. November wird's spannend

Falls Weiach als Standortgemeinde vorgesehen ist, erhält der Gemeinderat morgen Montag Post aus Bern. Am Donnerstag, 6. November will der Bundesrat dann die Festlegung von «potenziellen Standortregionen» auch gegenüber einer breiten Öffentlichkeit bekanntmachen. Fest steht nur eines: dem Unterland steht ein «atomar angereicherter» Spätherbst bevor.

Quelle

Montag, 13. Oktober 2008

Rossweide doch nicht ganz verschwunden

Anfang Januar 2007 wurde auf diesem Blog das baldige Verschwinden einer weiteren Grünfläche im Dorfkern gemeldet. Wo an der Chälenstrasse 10 bis dahin Pferde weideten sollte eine Traktorengarage entstehen.

Wer nun allerdings das fast fertige Gebäude passiert, wird feststellen, dass die Pferde trotz Neubau nicht verschwunden sind (vgl. Bild unten).


Die Hafermotoren haben nur weniger Platz. Den mussten sie an ihre dieselbetriebenen Konkurrenten abtreten.

Denn auch wenn man es dem Gebäude nicht unbedingt ansieht: Alte Traktoren findet man darin sehr wohl - und zwei funktionstüchtige Exemplare aus der von Hans Gander aufgebauten Sammlung waren an der diesjährigen Ortsmuseumsaustellung zu bewundern.

Weitere Artikel
[Veröffentlicht am 2. November 2008]

Montag, 29. September 2008

Viermal Nein beim Sonderfall am Rhein

In der Gemeinde Weiach hat sich am gestrigen Abstimmungssonntag wieder einmal bestätigt, dass eine Mehrheit der zur Urne Gehenden Neuerungen aus der Stadt ablehnend gegenübersteht. Die beiden kantonalen Vorlagen zum Rauchverbot in Gaststätten (Initiative "Schutz vor Passivrauchen") sowie das Berufsbildungsgesetz (mit oder ohne Fonds) wurden samt und sonders verworfen.

Angst vor Beizensterben?

«Bei beiden Vorlagen konnte man aus eher konservativen Gründen (Schutz des Gewerbes vor Mehraufwand bzw. Furcht vor dem Beizentod) wie auch aus grundsätzlich liberalen Bedenken gegen mehr staatliche Regulierung Einwände erheben», schreibt Peter Moser (Statistisches Amt des Kantons Zürich) in seiner Abstimmungsanalyse.

In unserem Fall war es wohl eher der Ärger darüber, dass beide noch bestehenden Wirtschaften im Dorf, das «Wiesental» wie die «Linde» (beides Beizen in denen die Stammkunden traditionellerweise eins paffen), kaum Platz für ein separates Fumoir haben. Vom zu investierenden Geld einmal ganz abgesehen. Es droht also ein Beizensterben, das auch die Imbissstube Mr. Bigfood treffen könnte - dort ist der Platz ähnlich begrenzt. Nur die jüngst eröffnete Caffè-Bar Chamäleon hat damit kein Problem. Sie ist schon rauchfrei konzipiert.

Das durchgehende Nein der Weiacher wurde vom Tages-Anzeiger Unterland sogar mit einem Untertitel bedacht:

«Weiach als Sonderfall

Unterschiedlich fielen die Meinungen in den Unterländer Gemeinden auch zum Berufsbildungsfonds aus. Im Bezirk Bülach lehnten sieben Gemeinden die Hauptvorlage ab, im Bezirk Dielsdorf sogar deren zwölf. Die letztlich nicht weiterverfolgte Gesetzesvariante ohne Berufsbildungsfonds hätten bis auf Weiach alle Unterländer Gemeinden angenommen.
»

Es ist sogar noch auffallender: Weiach hat als einzige Gemeinde im ganzen Kanton viermal Nein gesagt. In der Tat ein Sonderfall. Das noch viel ländlichere Bachs beispielsweise hat den Gegenvorschlag zur Volksinitiative Passivrauchen mit immerhin 58.9% Ja-Stimmen deutlich angenommen. Weiach hat diese Variante hingegen mit nur 38.1% Ja-Stimmen dagegen ebenso deutlich abgelehnt.

Quellen

  • Sechs Unterländer Gemeinden waren gegen Rauchverbot in Restaurants. In: Tages-Anzeiger Unterland, 29. September 2008 - S. 60.
  • Moser, P.: Für einen Berufsbildungsfonds und gegen den Qualm in den Gaststätten. Eine Analyse der Resultate der kantonalen Abstimmungen vom 28.9.2008. Statistik.info 09/08 - S. 1.

Samstag, 27. September 2008

Wie Weiach zu einem Ortsmuseum kam

Morgen Sonntag, 28. September ist der zweite und letzte diesjährige Tag der offenen Türen im Ortsmuseum Weiach. Gezeigt wird eine Retrospektive über die letzten 40 Jahre seit der Eröffnung (vgl. für die Öffnungszeiten den WeiachBlog-Artikel vom 20.September).

Selbstverständlich ist es ja nicht, dass eine kleine Gemeinde mit heute um die 1000 Einwohnern seit vier Jahrzehnten ein eigenes Ortsmuseum hat. Vor allem wenn man berücksichtigt, dass Mitte der 60er-Jahre noch wesentlich weniger Menschen in Weiach wohnhaft waren (nämlich ca. 650).

Wenn der Lehrer mit dem Bahnhofsvorstand

Um eine Neuerung einzuführen braucht es treibende Kräfte. Weiter solche, die sie zumindest nicht verhindern. Und nicht zuletzt ein paar glückliche Zufälle.

Die treibenden Kräfte waren der Bahnhofvorstand Emil Maurer und der Lehrer Walter Zollinger. Beide waren in der Kirchenpflege und auch sonst im Dorfleben aktiv. Und beide waren auch sehr an der Bewahrung der schnell verschwindenden alten Volkskultur interessiert.

Maurer liess zwei kleine Broschüren erscheinen: «Die Kirche zu Weiach» (1965) sowie «Eine neue Orgel für die Kirche Weiach» (1966), welche für die Ortsgeschichtsschreibung wertvolle Impulse darstellten. Denn bisher hatten solche Aufzeichnungen die Studierstuben der Pfarrherren und Lehrer nicht in gedruckter Form verlassen.

Er legte sich auch vor der entscheidenden Gemeindeversammlung mächtig ins Zeug. Seine «Gedanken und Bitte zur Weiacher Gemeindeversammlung» wurden am 27. September 1966 im Zürichbieter abgedruckt.

Ebenso starke Impulse erhielt das «Projekt Ortsmuseum» aber von Walter Zollinger (1896-1986), seit 1919 Weiacher Primarschullehrer und während etlicher Jahre in vielen Behörden und Vereinen tätig, so auch in der Kirchenpflege.

Nachbarschaft entscheidet

Zollinger war mit einer Tochter des Mühlenbesitzers Funk verheiratet und wohnte im Haus Müliweg 4. Als Nachbar hatte er zur letzten Besitzerin des Lieberthauses (Müliweg 1) sehr guten Kontakt.

So erfuhr er von ihr auch manch Interessantes, das den Weg in seine Notizhefte und von da ins Ortsmuseum gefunden hat.

Kiesgeld macht's möglich

Die für die Gemeindefinanzen positive Eröffnung des Kieswerks der Weiacher Kies AG im Hard (ab 1961) erlaubte den Weiachern den Luxus, sich etwas so «Unnötiges» wie ein Museum zu leisten. Ohne das Kiesgeld hätte es die Vorlage, das Lieberthaus zum Zwecke der Einrichtung eines Ortsmuseums anzukaufen, wohl kaum durch die Gemeindeversammlung geschafft.

Literatur
  • Maurer, E.: Gedanken und Bitte zur Weiacher Gemeindeversammlung. In: Zürichbieter, 27. September 1966.
  • Furrer, G.: Das Ortsmuseum Weiach stellt sich vor. In: Zürichbieter, 13. Juli 1968.
  • Furrer, G.: Eröffnung des Ortsmuseums Weiach. In: Zürichbieter, 18. Juli 1968.
  • Furrer, G.: Ein Weiacher Dorfmuseum. In: Neue Zürcher Zeitung, 24. Juli 1968, Mittagausgabe Nr. 450 – S. 3.
  • Altes und Modernes im Ortsmuseum Weiach, dem «Liebert-Haus». Ausstellung Fritz Schmid in der «Galerie Liebert». In: Neues Bülacher Tagblatt, Nr. 232, 5. Oktober 1968.
  • Ortsmuseum und Galerie Weiach unter einem Dach. In: Tages-Anzeiger, 11. Okt. 1968.
  • Höber, H.: 700 Jahre Weiach. Eine interessante Sonderausstellung im Ortsmuseum. In: Zürichbieter, Nr. 435, 18. September 1971.

Donnerstag, 25. September 2008

Fünfundzwanzigtausend Besucher

Man glaubt es kaum. WeiachBlog ist noch keine drei Jahre alt (Startschuss war am 31. Oktober 2005) und hat trotz dem ziemlich eng umgrenzten Orchideenthema «Weiach» jeden Tag im Durchschnitt 25 Besucher. Jedenfalls wenn man seit dem Beginn der Zählung mit Sitemeter am 27. Dezember 2005 rechnet. Seither sind genau 1003 Tage vergangen.

Zur Zeit zählt man durchschnittlich 32 Einzelabfragen mit 43 Page views pro Tag, die mittlere Verweildauer beträgt 1 Minute 7 Sekunden. Heute am «Sep 25 2008 10:51:20 am» registriert der Zähler den Unique Visitor Nr. 25'000:

Domain Name: hispeed.ch (Switzerland)
IP Address: 77.59.193.# (Cablecom GmbH)
ISP: Cablecom GmbH


Also ein Internet-Nutzer aus der Schweiz. Und zwar einer von denen, die WeiachBlog per Feedreader lesen.

Wo die meisten Zugriffe erfolgen

Und was interessiert diese Leserinnen und Leser am meisten? Nach wie vor gehört das Gros zur Laufkundschaft, die nur dank einer Suchabfrage über Google auf einen Artikel im WeiachBlog stösst.

Viele User stossen auch über den Begriff «Zeitungsnamen» auf WeiachBlog. Grosser Beliebtheit erfreut sich auch ein Übersichts-Artikel zu alten Monatsnamen, der bei der Eingabe der Abfrage «Alte Monatsnamen» zuoberst auf der Google-Liste erscheint.

Womit sich wieder einmal bestätigt, wie wichtig die Platzierung auf dieser Liste ist. Nur bei selten vorkommenden exotischen Themen (z.B. «entspelzt») schafft es WeiachBlog auf die erste Seite oder gar an die Spitze.

Am meisten Zugriffe generiert aber nach wie vor der Alitalia-Flugzeugabsturz am 14. November 1990. Der Horrorfaktor bewirkt auch nach bald 18 Jahren noch fast täglich einen Zugriff.

[Veröffentlicht am 27.9.2008]

Dienstag, 23. September 2008

«Es Dörfli» - eine Hommage an Weiach

In der September-Ausgabe der Mitteilungen für die Gemeinde Weiach (MGW) ist unter der Rubrik «Geschichtliches» vor den Weiacher Geschichte(n) Nr. 106 ein Gedicht abgedruckt worden.

Die Gemeinde hat es nach Angaben der Redaktorin vom Verwalter des Altersheims Eichi in Niederglatt zugesandt erhalten. Stammen soll es von der dort lebenden 88-jährigen Luise Wagner. Ich schreibe hier «soll» weil es im Dorf Stimmen gibt, die andere Verfasser nennen. [vgl. Nachtrag ganz unten]

WeiachBlog druckt das Gedicht genau so ab, wie es in den MGW drin steht und gibt anschliessend einige Kommentare zu den erwähnten Örtlichkeiten.

Es Dörfli

«Ich käne es Dörfli
es isch zunderscht im Land
es hèèrzigs Näschtli
mit Züri verwandt.

Ich gsee’s vor mir
wie’s aartig da liit
vo Obstböim beschatted
vor Sumerziit.

Im Mäie doch erscht
wie schön isch’s im Mäie
im Blüet muesch’s go gschaue
yuhäie.

Im Hèrbscht wänn d’Zwiigli
hanged voll Frücht
und alls amene hèrrliche Gaarte gliicht.

Es Chirchli staat da
es isch tuusig nett.
Im Büel äne lueget’s
vom Türmli deet
es lueget soo früntli uf d’Hüüser und Lüüt
wie geschter esoo soorget’s all na hütt.

Vo Hofwiese grüesst es heimeligs Huus
fascht täglich springt d’Jungmannschaft ii und uus.
Es wird nöd nu läse und schriibe drin gleert
au d'Wiisheit wo s'Läbe so vil isch wärt.

Im Dorf obe chlapperet d'Müli am Bach
si lauft mit de Ziit
verstaat iires Fach.
Maalt und sortiert
s'Määl schmackhaft und zart
us Chèèrne us em Hasli und usem Hard.

Wiiter une flüsst s'Bächli
wider in Teich
es müend halt d'Wasserchräft
uusgnützt sii z'Weich.

E Wèrchstatt triibt's scho vili Jaar
ja, früener hät me det dröschet sogar.

I d'Saagi hindere gaat's d'Chäle uf
em Holz fèèlt's nanig für de Prueff
si bringet's zum Schtocki vom Sanntebèèrg
vom Issebüeli isch's grad esoo bigäärt.

De Bettme ii mues me,
wämmer per Paan
z'Bsuech oder uf Züri will gaa.
Is Holzwèrch oder i Gschäftliaastalt
is Rhiistedtli oder Kaiserstuel
wänn’s eim gfallt.

Und prachtvolli Wiise hät s’Ackerland
es ghört ja zum löbliche Puurestand.
Es hät ja hèrrliche Wald
na e chlii Rääb und Chlee
vill Gäisse und Hüener
fäissi Söi und schööns Vee.

Im Früelig natüürli
lockt d’Fasnacht flue
ganz bsunders s’junge Volch
gèèrn zuenere ue.
De Blick uf s’Rafzerfäld
uf de lieb Rhii
und de Römerturm tuet’s aazie.

Ame Sunntig drum
öppe wänn d’Sunne lacht
wird sones gfröits Tüürli
i d’Höchi gmacht.

Es wird gsunge und gjuuchset
und gmüetlich taa
es wott Strüüssli vom Mäie
jedes no haa.

Dur d’Wuche dur Puurets
vom Bèèrg bis an Rhii
potz wüeschte Faane
wie hänket’s daa ii.

Scho mängi Aarbet
muess eläktrisch gaa.
Mit Raat und Taat
gänd d’Eltere naa.

Obwool äis Wèrch
am andere folgt
so werdet im Sumer
vill Beeri gholt.

Im Stocki, im Schwändi,
im Büechli au
sind’s debii zfriede
im Weiachergau.

Drum wämmer’s eso mache wie sii
wöisched mer Gottes Sääge no drii
und legged mer ales I sini Hand
öises so liebi Weiacherland.
»

Früher gab es wesentlich mehr Obstbäume

Man erkennt nicht nur an der Sprache, dass dieses in der Unterländer Mundart verfasste Gedicht von einem älteren Semester zu Papier gebracht worden sein muss. Auch der Hinweis auf die vielen Obstbäume («vo Obstböim beschatted») deutet klar auf frühere Zeiten hin. Denn heute gibt es längst nicht mehr so viele Obstbäume wie noch vor 40 oder 50 Jahren. Das kann bei einem Vergleich von alten Fotos mit dem heutigen Zustand leicht überprüft werden.

Frau Wagner wohnte an der Chälenstrasse 25. Dass sie die Verfasserin ist, würde durch den Blickwinkel des implizite vorhandenen Erzählers gestützt. Er kann nicht bei der Kirche im Büel wohnen, weil man von seinem Standpunkt aus das Büel mit der Kirche sehen kann [Betrachterstandpunkt muss nicht seinem Wohnort entsprechen; vgl. ganz unten den Nachtrag].

Auch beim Alten Schulhaus (1833-1836 auf der «Hofwiese» erbaut) wohnte er nicht. Und dass auch das Oberdorf als Wohnort ausfällt, erkennt man an der Beschreibung des Standorts der Mühle (heute: Müliweg 7).

Verschwundener Mühleweiher mitten im Dorf

Der Abschnitt «Wiiter une flüsst s'Bächli wider in Teich, es müend halt d'Wasserchräft uusgnützt sii z'Weich» ist besonders interessant, könnte er doch darauf hindeuten, dass diese Zeilen schon vor langer Zeit verfasst wurden. Möglicherweise sogar noch zu Schulzeiten der Verfasserin, denn dort wo dieser Teich lag (Oberdorfstrasse 21) befindet sich seit 1934 eine Scheune mit Werkstatt (Assekuranznummer 281).

Eingetragene Wasserrechte

Dass am Mülibach oder Dorfbach die Wasserkraft intensiv genutzt wurde sieht man schon daran, dass zwischen 1859 und 1863 allein drei Wasserrechte eingetragen wurden, eines für den Betrieb einer Mühle und zwei für eine Schleiferei/Drechslerei (vgl. Staatsarchiv des Kantons Zürich, Z 1.1112-1114).

Der folgende Satz: «E Wèrchstatt triibt's scho vili Jaar ja, früener hät me det dröschet sogar» bezieht sich auf die mechanische Werkstätte in der heutigen Liegenschaft Meierhofer-Järventaus. Zwischen diesem und Werner Attingers Haus an der Büelstrasse verlief noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein der Dorfbach (heute ist in Röhren unter die Oberdorf- bzw. Stadlerstrasse verlegt). Eines der oben erwähnten Wasserrechte (StAZH Z 1.1114) umfasst die Genehmigung, eine Dreschmaschine zu betreiben.

Holzbearbeitung, Schuhschäfte und Freizeitvergnügen

Natürlich wird auch die (mittlerweile infolge Baufälligkeit eingestürzte) Sägerei im Tälchen Richtung Bachs erwähnt, wo man das Holz vom Sanzenberg und Isenbüeli hinbrachte.

Die Worte «Is Holzwèrch oder i Gschäftliaastalt» deuten auf das grosse Sägewerk und die ehemalige Schäftefabrik Walder (später Fruet AG) beim Alten Bahnhof Weiach-Kaiserstuhl hin.

Interessant ist auch, wo die Jungen früher am Sonntag herumhingen: «lockt d’Fasnacht flue ganz bsunders s’junge Volch». Von der südwestexponierten Fasnachtsflue hat man einen sehr schönen Blick aufs Dorf, nach Kaiserstuhl und ins Badische.

Wo man damals Beeren fand ist auch mit den Flurnamen beschrieben. Das erwähnte «Büechli au» meint ziemlich sicher das noch heute bekannte «Büechlihau».

So ist dieses Gedicht gut in der heimischen Geographie verankert und erzählt zwischen den Zeilen manches Detail von früherem Leben und Glauben.

N.B.: Wer weitere Zusammenhänge entdeckt ist herzlich eingeladen, einen Kommentar abzugeben.

Nachtrag vom Sonntag, 28. September

WeiachBlog hat Frau Luise Wagner heute im Eichi besucht. Sie hat betont, dass das Gedicht nicht von ihr verfasst worden sei. So etwas könne sie doch nicht, meinte sie bescheiden. Sie habe es nur auswendig gelernt und dann aufgeschrieben.

Eigentlich, so Luise Wagner, stamme das Gedicht von einem Mann namens Demuth, der im Näpferhüsli (abgerissenes Kleinbauernhaus neben dem Alten Gemeindehaus an der Bühlstrasse) gewohnt habe. Er sei schon lange gestorben und das Gedicht wohl vor 1920 entstanden.

Wir haben es also mit einem klassischen Irrtum zu tun. «Von Person X» reicht als Quellenangabe einfach nicht aus. Um solche Missverständnisse wie in diesem Fall zu vermeiden, müsste man schon den Vermerk «Von Person X erhalten» oder eben «Von Person X verfasst» anbringen. Das würde die Angelegenheit sofort klären.

Quelle
  • Es Dörfli. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, September 2008 - S. 11.

Montag, 22. September 2008

Korrekte Fakten sind Glückssache

Manchmal fragt man sich schon, wofür Journalisten eigentlich bezahlt werden. Zum Beispiel dafür, ein paar simple Fakten richtig auf die Reihe zu bekommen. Würde ein ausserhalb des Medienkuchens Stehender annehmen.

Dass dies aber längst nicht immer der Fall ist, zeigte sich heute wieder einmal in der Zürcher Landzeitung. Da berichtet Szilvia Früh unter dem Titel «Alter Glanz unter neuem Dach» über die Ausstellung «40 Jahre unter stilvoll saniertem Dach» im Ortsmuseum Weiach.

Nett und handwerklich eigentlich nicht schlecht geschrieben ist er, das muss man dem Artikel lassen. Nur schnitzert Früh leider bei den Namen und Fachbegriffen.

Namen verschreiben inklusive

Im Lauftext wird unser Gemeindepräsident «Georg Trachsel» genannt, in der Bildunterschrift gar «Georg Trachsler». Diese Diskrepanz hätte zumindest beim Lektorat eine Rückfrage auslösen müssen. Der Mann heisst richtig übrigens «Gregor Trachsel», was man mit einer simplen Abfrage der Gemeindewebsite hätte herausfinden können. Fazit: Hier wurde geschlampt.

Auch Fachbegriffe werden freihändig in den Text gemixt. Da findet man die Ortsmuseumskommission (korrekte Bezeichnung) als «fünfköpfiges Museumskomitee» wieder, oder es ist gar von «Armeejacken und Waffen aus den Kriegszeiten» die Rede. Korrekt wäre die Bezeichnung «Armeeuniformen».

Ok, das ist ein Detail. Aber dass die Schweiz nicht nur in Kriegszeiten eine Milizarmee unterhält - und es daher zu jeder Zeit solche Uniformen gab, sollte eigentlich auch einer Journalistin bekannt sein (zumal wenn sie einen Studienabschluss vorweisen kann).

Dieser Fall betrifft die Zürcher Landzeitung. Die Konkurrenz ist da aber zuweilen kein Haar besser - im Gegenteil.

Fehler im Multipack - samt freihändiger Interpretation

Auch beim Tages-Anzeiger Unterland ist Wischen vor der eigenen Haustüre angesagt. Denn auch dort wird zuweilen sehr freihändig mit Tatsachen hantiert. Das konnte man im Januar 2008 in einem Artikel von Dorothée Baumgartner sehen. Sie nahm sich das Thema «Postauto-Anschlüsse» vor und schrieb in Anlehnung an Informationen aus WeiachBlog über das Ärgernis, einen Anschlussbus in Bülach zu verpassen:

«Wie er [gemeint: der Verfasser von WeiachBlog] in seinem Blog auf der Website der Gemeinde Weiach schreibt, passiere es ihm öfter, dass er den Anschlussbus in Bülach Richtung Weiach verpasse. Allerdings nicht während der Stosszeiten, sondern um Mitternacht. [...] Da die S 5 auch noch um diese Zeit hinter dem Taktfahrplan herhinkt, reicht es dem Weiacher nicht mehr auf ein öffentliches Verkehrsmittel. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als ein Taxi nach Hause zu nehmen. Er ist verärgert und fragt sich: "Muss ich das selber bezahlen, oder zahlt mir die Postauto AG irgendwann meine Taxiauslagen?"»

Der Abschnitt basiert wahrscheinlich auf folgenden drei WeiachBlog-Artikeln:
Da kann man sich wirklich nur noch ratlos am Kopf kratzen, ob dieser Schreibe. Denn Baumgartner hat da gleich im Multipack geschnitzert:
1. Quellenkritik: Fehlanzeige
Behauptet wird, es handle sich bei WeiachBlog um einen «Blog auf der Website der Gemeinde Weiach». Das ist völlig falsch. Der Blog wird nicht vom Provider der Gemeinde Weiach gehostet, er wird nicht von der Gemeinde finanziert, ja er wird nicht einmal von der offiziellen Website der Gemeinde aus direkt verlinkt. Nur die Website der Gemeinde vom Blog aus. Sonst nichts. Fazit: Die Dame scheint nicht gerade mit Leseverständnis gesegnet zu sein.
2. Zeitplanung: Fehlanzeige
Baumgartner wandte sich am 8. Januar um 13:41 per e-mail an mich, stellte ein paar Fragen und schloss mit den Worten: «Da der Text auf morgen ist, bitte ich Sie mir so schnell wie möglich zu antworten. Das wäre sehr nett. Ich sollte Ihre Antworten bis spätestens 14.30 Uhr haben».

Tolle Zeitplanung, nicht? Und das für einen Artikel, der nicht im Geringsten zeitkritisch war. Über das oben erwähnte Ärgernis hätte man ja auch irgendwann später berichten können. So blieben mir ganze 49 Minuten Antwortzeit! Zu dumm wenn man nicht ständig den E-mail-Client offen hat oder tagelang ohne jeden PC-Anschluss auskommt.
Nun muss das nicht unbedingt der Fehler der Journalistin allein sein. Der Blattmacher sollte sich auch überlegen, wieviel Vorlauf für einen nicht zeitkritischen Füllartikel angemessen ist - zumal wenn man noch Zitate verifizieren sollte. Da reichen ein paar Minuten zwischen Redaktionskonferenz und Redaktionsschluss am selben Tag wohl nicht.

3. Wortvergewaltigungen: wenn «erneut» zu «öfter» wird
Aus dem Wort «erneut» (im WeiachBlog-Artikel «Vom Postauto im Regen stehengelassen») herauszudestillieren, das würde mir persönlich «öfter» «passieren, ist eine völlige Verkennung der Tatsachen. Ich habe nur darüber geschrieben, dass es mir «erneut» passiert ist. Daraus kann man aber nicht ableiten, dass jedesmal ICH selber diesen Bus verpasst hätte - ich habe lediglich hochgerechnet, was die Anzahl sein muss, wenn es schon allein mir zweimal innert wenigen Wochen passiert. Obwohl ich gar nicht so oft derart spät unterwegs bin.
4. Verunglückte Informationsfusionen
Noch schlimmer kommt es heraus, wenn Versatzstücke aus mehreren Artikeln (die sich zu verwandten, aber doch verschiedenen Themen äussern) frischfröhlich neu zusammengemixt werden, wie z.B. hier:
«Da die S 5 auch noch um diese Zeit [gemeint: um Mitternacht] hinter dem Taktfahrplan herhinkt, reicht es dem Weiacher nicht mehr auf ein öffentliches Verkehrsmittel.» Auch hier sind mehrere der oben referenzierten Artikel in faktisch falscher Weise und bar jeder Logik zusammengeschnurpft worden.
Wenn die S5 im Bahnhof Museumsstrasse im gleichen Masse Verspätung hat wie die Züge nach Zürich HB (z.B. ab Olten), dann erwischt man die S5 (fahrplanmässig ab 23:37) nach Bülach locker - es braucht minimal 4 Minuten Übergangszeit. Wenn man einmal auf der S5 ist, dann ist fast alles paletti. Denn das letzte Postauto nach Weiach muss bis zu 20 Minuten warten, wenn eine S-Bahn aus Zürich oder Winterthur Verspätung hat. Deshalb funktioniert es ja auch fast immer mit den Anschlüssen von der S-Bahn aufs Postauto.

Noch ein Beispiel für Faktenvermischung: «Ihm bleibt nichts anderes übrig, als ein Taxi nach Hause zu nehmen. Er ist verärgert und fragt sich: "Muss ich das selber bezahlen, oder zahlt mir die Postauto AG irgendwann meine Taxiauslagen?"»
Mein Original: «Ich bin ja gespannt, wie kulant sich die SBB geben werden, wenn ich dereinst mit der Quittung eines Bülacher Taxi-Unternehmers beim Kundendienst vorbeischaue.»
Merke: SBB, nicht Postauto! Mein Original stammt aus dem Artikel «Die SBB definieren den Anschluss neu». Da geht es um etwas völlig anderes als in den beiden anderen oben referenzierten Artikeln.
Im Falle der Postautos, die einfach abfahren, obwohl der Zug weniger als 20 Minuten Verspätung hat, muss letztlich zwar die Postauto Zürich bezahlen. Das kommt aber ziemlich selten vor. Meist ist die SBB die Schuldige und müsste zahlen, wenn ihre S5 den Schnellzug nicht abwartet. Für diese These spricht: Die SBB haben mir die Taxikosten übrigens jedesmal anstandslos zurückerstattet.
Ob sie das aber auch noch tun würden, wenn man einen Zug nimmt (z.B. von Olten, Zürich an 23:31 Uhr) , von dem es bei fahrplanmässiger Ankunft in Zürich HB gut auf den Anschluss auf die S5 im Tiefbahnhof Museumsstrasse reicht, das ist eine ganz andere Frage (vgl. den WeiachBlog-Artikel «Die SBB definieren den Anschluss neu»).
Denn offiziell ist der genannte Zug im Fahrplan nicht als Anschluss auf die S5 aufgeführt, weil die SBB über das ganze Gelände des Zürcher HB strikt von 7 Minuten Übergangszeit ausgehen. Sie könnten also darauf bestehen, der Kunde hätte einen früheren Zug nehmen müssen. Wenn es gemäss Fahrplan schon keinen Anschluss gebe, seien sie nicht verpflichtet, seine Taxikosten zu übernehmen, wenn er den späteren Zug genommen hat.
Was soll man davon halten?
Nach einer Zeitungs-Lektüre wie dieser weiss man nicht recht, wie man seiner Verwunderung über solch unprofessionelles Verhalten Ausdruck verleihen soll.
Denn eigentlich sollte doch gelten: Wenn man jemanden schon direkt zitiert, dann bitte nur mit Worten, die wirklich so geschrieben oder gesagt wurden. Auch den Rest sollte man getreu den Fakten beschreiben - wenn nötig nach erfolgter Rücksprache. Die war aber in meinem Fall nicht möglich. Entsprechend abverheit ist der Abschnitt herausgekommen.
Es scheint, dass im vorliegenden Fall etliche journalistische Sorgfaltsregeln über Bord geworfen wurden, nur um einen Artikel a tout prix noch ins Blatt bringen zu können, der in keiner Art und Weise zeitkritisch gewesen wäre.
Zwei Beispiele aus der Landzeitung und dem Tagi. Sind das die Folgen der modernen Produktionsbedingungen? Oder habe ich nur zu hohe Ansprüche?

Quellen
  • Baumgartner, D.: Kein Postauto-Anschluss in Bülach während der Stosszeiten. In: Tages-Anzeiger Unterland, 9. Januar 2008 - S. 53.
  • Früh, S.: Alter Glanz unter neuem Dach. Weiach - Jubiläumsausstellung der letzten 40 Jahre im Ortsmuseum. In: Zürcher Landzeitung/ZU/NBT, 22. September 2008 - S. 6.

Samstag, 20. September 2008

Ausstellung «40 Jahre Ortsmuseum Weiach»

Es herbstet sehr und damit ist auch schon wieder Zeit für die einmal jährlich von der Ortsmuseumskommission organisierte Ausstellung im Lieberthaus, dem Weiacher Dorfmuseum. Diesmal steht sie im Zeichen des erneuerten Daches.

Am 17. Dezember 2005 wurde offensichtlich, dass das alte, mit Biberschwanzziegeln gedeckte Haus einen Dachschaden hat. In die Brandmeldeanlage eindringendes Wasser alarmierte in dieser Nacht gleich zweimal hintereinander die Feuerwehr (vgl. WeiachBlog vom 5. Februar 2006). Es gab also Handlungsbedarf für die Eigentümerin, die politische Gemeinde Weiach.

Investition hat sich gelohnt

Anfang 2008 bewilligte der Gemeinderat Weiach endlich einen Kredit für die Renovation und weitere Arbeiten. Die Investition von 70'000 Franken hat sich gelohnt, der Dachschaden wurde diesen Sommer repariert. Dabei hat man darauf geachtet, dass die alte Substanz wo immer möglich wiederverwendet wurde und traditionelle Verfahren zum Einsatz kamen (vgl. Zürcher Unterländer vom 8. Juli 2008).

Längere Öffnungszeiten

Auch dieses Jahr ist das Museum wieder an zwei Daten geöffnet: am 21. und 28. September. Länger als auch schon sind die Öffnungszeiten: von 11.00 – 17.00 Uhr, also nicht erst nach, sondern schon vor dem Mittag.

Zu sehen gibt es gemäss Angaben der Ortsmuseumskommission eine Art Retrospektive:

  • Ein Querschnitt über die Ausstellungen der letzten 40 Jahre
  • Gezeigt wird auch der Weiacher-Film vom ehemaligen Lehrer Kurt Ackerknecht
  • Für das leibliche Wohl sorgt ab 11.00 Uhr die Gulaschkanone
Man darf gespannt sein, was der Präsident der Ortsmuseumskommission, Daniel Bryner, mit seinem Team alles ausgegraben und bereitgestellt hat.

Verraten sei hier nur so viel: unter anderem wird die alte Fahne des Gesangvereins Weiach von 1860 zu sehen sein. Samt Erläuterungen aus den Weiacher Geschichte(n).

Warmes Essen ist deshalb nicht das einzige Argument für einen Besuch im Ortsmuseum - es entschädigt einen aber für die kalte Witterung.

Quellen

  • Brandmelder entdeckt Dachschaden. In: WeiachBlog, 5. Februar 2006
  • Neues Dach mit alten Ziegeln. Weiach Sorgfältige Renovation des Ortsmuseums. In: Zürcher Unterländer, 8. Juli 2008
  • Ortsmuseumskommission: 40 Jahre unter stilvoll saniertem Dach. Einladung zur Ausstellung 2008. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, September 2008 - S. 26.

Sonntag, 7. September 2008

Züri-Metzgete 2008 streift Weiach

Wenn jemand sich durch eine schwierige Situation gekämpft hat, dann sagen die älteren Semester unter den Hiesigen, er oder sie habe sich «guet gmetzget». Zum Beispiel bei einem Wettkampf in einer Ausdauersportart.

Ein Fahrradrennen auf einer ungeteerten, staubigen Strasse mit der Technik von Anno dazumal war kein Schleck und nicht für jedermann zu bewältigen. Daher kommt wohl auch der Übername - und mittlerweile offizielle Titel «Züri-Metzgete» - für die «Meisterschaft von Zürich», dem populären Radsportklassiker per excellence in unserem Kanton.

Neustart nach Finanzdebakel 2006

Da die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich dieses Jahr der Hauptsponsor sind, heisst der Anlass jetzt «EKZ Züri-Metzgete». Selbstverständlich ist es nicht, dass 2008 wieder eine Metzgete stattfindet. Im letzten Jahr musste die Veranstaltung nämlich mangels Sponsoren abgesagt werden - erstmals seit Jahren, wie auch der geschichtliche Überblick auf der Website der Veranstalter erkennen lässt.

Begonnen hat alles 1910 mit einem Amateurrennen, das durch einen Vorläufer des heute wieder als Organisator auftretenden Radfahrer-Verein Zürich organisiert wurde. Früh wurde dieses Rennen auch im Zürcher Unterland ausgetragen.

Die Organisatoren haben sich nach dem hohen Defizit des Jahres 2006 entschieden, zu den Wurzeln zurückzukehren. Sie heben mit der Ausschreibung einer Volks-Metzgete den Breitensport-Charakter wieder hervor. Weiter haben sie eine Strecke abseits der grossen Heerstrassen ausgesucht, einen Rundkurs durchs Zürcher Unterland mit Start und Ziel in Buchs im Furttal. Alle Teilnehmer passieren auf der Hauptstrasse Nr. 7 auch das Gemeindegebiet von Weiach.

Trachsel hat eine Heimpartie

Deshalb ist es nur logisch, dass auch die Weiacher Rennfahrerin Sereina Trachsel, welche mit dem BIGLA-Team startet, sich auf diese Heimpartie freut. Als erprobte Bergspezialistin schreckt sie die Vorstellung, sowohl den Siglistorfer wie den Regensberger gleich zweimal bewältigen zu müssen, überhaupt nicht. Im Gegenteil: diese Höger machen ihr Freude. Wer die ruppigen Steigungen in unserer Nachbarschaft schon einmal im Velosattel bewältigt hat, weiss was die Fahrerinnen und Fahrer heute leisten.

Dabei profitieren alle von modernster Technik. Alle Teilnehmer tragen nämlich einen Transponder, mit dem bei Überqueren der Start- bzw. Zielllinie und an anderen Kontrollpunkten die Zeit gemessen und erfasst wird.

Quellen
  • Website der Züri-Metzgete: http://www.zueri-metzgete.ch
  • «Ein Sieg bei der EKZ Züri Metzgete, das wäre was !» Portrait Sereina Trachsel. In: Programmheft EKZ Züri-Metzgete, 7. September 2008 - S. 3.

Freitag, 5. September 2008

Aus Franselen wurde Ramselen

Mit Flurnamen ist es so eine Sache. Über die Jahrzehnte und Jahrhunderte verändern sie nicht nur ihre Schreibweise, sondern wandern auch oft noch - teilweise um mehrere hundert Meter. Wenn also keine hinreichend genauen alten Karten vorliegen, dann ist grösste Vorsicht geboten.

Südöstlich des Dorfes Weiach gibt es auf dem Nordostabhang des Haggenberg eine Flur, auf der noch vor etwas mehr als 150 Jahren ein Gebäude stand. Sie wurde gemäss der so genannten Wild-Karte «Franselen» genannt (Original im Massstab 1:25'000; entstanden zwischen 1843 und 1851):

Auf der heutigen Karte des kantonalen Amtes für Raumordnung und Vermessung (ARV; zum Vergrössern anklicken) ist an derselben Stelle der Flurname «Ramselen» zu finden. Eine ganz erstaunliche Metamorphose - oder lässt sich das linguistisch erklären?

Der blaue Punkt auf der Strasse zwischen Stadel und Weiach steht übrigens für die Postauto-Haltestelle «Weiach, Steinbruch».

Dienstag, 2. September 2008

Vor grossen Lochereien

Die Stadt Zürich wird ja manchmal scherzhaft als «die freundliche Baustelle an der Limmat» bezeichnet. Nicht ganz zu unrecht, denn in der Stadt werden jedes Jahr kilometerweise Strassen aufgerissen und Leitungen ersetzt. Das ist aber kein Wunder, denn Wasser- und Abwasserleitungen halten nicht ewig. Nach 80-100 Jahren müssen sie ersetzt werden. Man kann sich da leicht ausrechnen, wieviele Kilometer Jahr für Jahr fällig sind, wenn man das ganze Strassennetz durch 100 dividiert. Weniger Sanierungsaktivitäten wäre gleichbedeutend mit unaufhaltsamem Zerfall und «Sanierung by zufälliger Rohrbruch».

Löbliche Koordination

Von Vorteil ist es, wenn man mit diesen Massnahmen auch gleich die Neugestaltung des Strassenkörpers ins Auge fasst, so wie dieser Tage in Weiach. Es ist sehr lobenswert, dass gleichzeitig mit der anstehenden Sanierung des Strassenbelags der Stadlerstrasse von der Einmündung in die Hauptstrasse Nr. 7 (Koblenz-Winterthur) bis auf die Höhe der Querstrasse im Oberdorf auch gleich die kommunalen Werkleitungen ersetzt werden.

Wie die Baudirektion des Kantons Zürich in einem Flugblatt mitteilt, beginnen die Arbeiten an der Stadlerstrasse am 8. September und dauern bis Juni 2009. Gleichzeitig erneuere die Gemeinde alte Wasserleitungen und eine Kanalisationsleitung in diesem Bereich (vgl. Flugblatt-Vorderseite unten; zum Vergrössern anklicken):

Heute berichtet der Tages-Anzeiger über den Beschluss des Weiacher Gemeinderates, Geld für diese Sanierungen in die Hand zu nehmen:

Werkleitungen müssen ersetzt werden

«Weiach . – Mit der Sanierung der Stadlerstrasse sind in Weiach auch Werkleitungen zu ersetzen. Für die Abwasserleitung Schulweg/Oberdorfstrasse hat der Gemeinderat nun einen Kredit von 90 000 Franken bewilligt. Für die Wasserleitungen Chälenstrasse–Büelstrasse, Stadlerstrasse–Querstrasse und entlang der Stadlerstrasse beim Schulhaus/Bushaltestelle Oberdorfstrasse hat er einen Kredit von 210 000 Franken gutgeheissen. (db) »

Quellen

  • Tiefbauamt Kt. ZH: Weiach, Bauarbeiten an der Stadlerstrasse. Baustellen-Info. Flugblatt vom 25. August 2008.
  • Werkleitungen müssen ersetzt werden. In: Tages-Anzeiger Unterland, 2.9.2008 - S. 57

Montag, 1. September 2008

Gefährlicher Leuenchopf

Der «Leuenchopf», eine Felsnase östlich des Dorfes und auf Gemeindegebiet von Weiach gelegen, ist gestern Sonntagnachmittag unversehens in den Schlagzeilen der landesweiten Nachrichtenagenturen gelandet. Der Anlass? Unglücksfälle und Verbrechen - wie fast immer, wenn der Name einer kleinen Ortschaft über die Ticker geht und dort nicht per Zufall ein Servelat-Promi wohnt. Von den Online-Medien wurde diese Story jedenfalls begierig aufgesogen:

«Weiach: Pilzsucher abgestürzt

Am Sonntagmorgen (31.08.2008) ist in Weiach ein Mann beim Sammeln von Pilzen rund 20 Meter tief abgestürzt und schwer verletzt worden. Gegen 10 Uhr 30 suchte ein 41-jähriger Mann im Gebiet ‚Leuenchopf’ nach Pilzen. Dabei stürzte er einen rund 20 Meter tiefen und steilen Abhang hinunter. Aufgrund der schweren Verletzungen und der Lage, musste er mit dem Rettungshelikopter der REGA mit einer sog. Windenrettung mit Horizontalnetz aus dem waldigen Gebiet geborgen werden. Die Kantonspolizei Zürich wurde durch einen weiteren Pilzsammler orientiert, der die Hilfeschreie des Abgestürzten gehört hatte.
»
Quelle: Oberlin, S.: Weiach - Pilzsucher abgestürzt. Medienmitteilung der KAPO Zürich (31. August 2008)

(Diese Meldung wurde um 14:22 Uhr von der Website Polizeinews.ch übernommen. Unverändert. Nur das einleitende «Weiach:» im Titel fiel weg.)

Alte Verteidigungsanlage - zum Pilzlen nicht geeignet

Man staunt, welche Risiken für ein paar feine Pilze eingegangen werden. Vielleicht hätte etwas mehr Ortskunde nicht geschadet. Denn in Weiach weiss jedes Schulkind, dass bei diesem Nagelfluhfelsen akute Absturzgefahr besteht, wenn man nicht höllisch gut aufpasst, wo man hintritt. Da geht es nämlich an einigen Stellen meterweit senkrecht und gar überhängend nach unten. Auch den Geocacher-Jägern dürfte dies wohl bekannt sein.

Der Fall hat wenigstens gezeigt, dass der steile nördliche Abhang des Wörndel (im unteren Teil auch bekannt als Fürstenhalde) sowie der Fels auf dem die alte Wallanlage auf dem Leuenchopf steht, auch heute noch gegen infanteristische Angriffe zu schützen vermöchte. In welcher Zeit diese Befestigung entstanden ist, darüber wurde schon viel spekuliert, die Kantonsarchäologie will sich jedenfalls nicht festlegen (vgl. die Weiacher Geschichte(n) Nr. 76 und Nr. 77 zur sogenannten «Helvetierhypothese»).

Pilzzucher und andere Medienunfälle

Dem Abgestürzten wünschen wir gute Besserung und wenden uns dafür einem amüsanteren und doch bedenklichen Thema zu - der Monokultur medialer Rezeption, welche ihre Ursache in der personellen Ausdünnung der Redaktionsstuben hat.

Denn diese kleine, oben wiedergegebene Medienmitteilung ist mit verwunderlicher Fehlerquote online-journalistisch verwurstet worden. Wir können unter anderem ablesen, welche Redaktion keine Qualitätskontrolle hat und wer von wem kopiert (von Abschreiben kann ja keine Rede sein, sonst hätten wohl einige auch den Ortsnamen «Weiach» noch zu «Weichach» verschrieben).

Wem das Verdienst zukommt den «Pilzzucher» erfunden zu haben? Könnte es sich um den SDA-Journi handeln, der die Polizeimeldung auf der KAPO-Website gefunden und zum eigenen Text umgebaut um 15:08 über die Leitung gejagt hat? Nein, wahrscheinlich nicht.

Meldung der Schweizerischen Depeschenagentur als Basis

Beim Boten der Urschweiz liest sich die SDA-Meldung wie folgt:

«Pilzsucher verletzt sich in Weiach bei Absturz schwer

Im zürcherischen Weiach ist am Morgen ein 41-jähriger Pilzsammler einen steilen Abhang hinunter gestürzt. Dabei verletzte er sich schwer. Er wurde von der Rega per Helikopter und Seilwinde aus dem waldigen Gebiet gerettet.
Weiach. – Der Unfall passierte gegen 10.30 Uhr, als der Mann im Gebiet "Leuenchopf" nach Pilzen suchte. Dabei stürzte er rund 20 Meter einen steilen Abhang hinunter. Ein anderer Pilzsammler, der die Hilfeschreie des Abgestürzten hörte, alarmierte daraufhin die Polizei. Der schwer verletzte Pilzsucher wurde von der Rega aus seiner misslichen Lage befreit. (sda)
»

Quelle: Bote der Urschweiz, Online-Ausgabe, 31. August 2008 – 15:08 – Vermischtes

Beim Blick und beim Bieler Tagblatt findet man den tupfgenau gleichen Text. Nur der Titel lautet anders: «Pilzzucher in Weiach schwer verletzt». Ob die wohl nur Cut&Paste machen und gar nichts mehr durchlesen? Nicht einmal den selbstgetippten neuen Titel?

Noch besser die SZ Online und die Mittellandzeitung Bern. Dort lautet der Titel der Meldung gar «Pilzzucher im Weiach schwer verletzt». Reife Leistung. Wirklich. Zumal im Titel der Webseite steht: «Pilzsucher verletzt sich in Weiach bei Absturz schwer».

Derselbe Titel wie beim Boten der Urschweiz. Den verwenden auch Punkt.ch sowie Nachrichten.ch und übernehmen den Artikel ansonsten unverändert. Man kann daraus schliessen, dass dies das Original ist. Und beim Blick und anderen die Schlagzeile auf redaktionssystemkonforme Länge gekürzt werden musste. Umso peinlicher sind die Fehler im Titel.

Associated Press-Meldung verwertet

Fragt sich noch, wieviel eigene Arbeit der Tages-Anzeiger Unterland investiert hat:

«Pilzsammler abgestürzt und schwer verletzt

Ein 41-jähriger Mann ist am Sonntagmorgen in Weiach beim Pilzsammeln einen rund 20 Meter tiefen Abhang hinuntergestürzt und dabei schwer verletzt worden. Der Mann musste von einem Rettungshelikopter der Rega mit der Winde aus dem waldigen Gebiet geborgen werden, wie die Kantonspolizei Zürich mitteilt. Die Rettungskräfte sind von einem anderen Pilzsammler alarmiert worden, der die Hilfeschreie des Abgestürzten gehört hatte. (bru/ap)
»

Der Zeitstempel (Erstellt: 31.08.2008, 14:35 Uhr) zeigt, dass der Tagi nicht auf der SDA-Meldung basiert - sondern auf einer AP-Meldung. Wie sah das Original aus? Vielleicht so wie bei 20 Minuten?

«Pilzsammler abgestürzt und schwer verletzt

Ein 41-jähriger Mann ist in Weiach im Kanton Zürich beim Pilzsammeln einen rund 20 Meter tiefen Abhang hinuntergestürzt und dabei schwer verletzt worden. Er musste am Sonntagmorgen von einem Rettungshelikopter der Rega mit der Winde aus dem waldigen Gebiet geborgen werden, wie die Kantonspolizei Zürich mitteilte. Die Polizei war von einem anderen Pilzsammler alarmiert worden, der die Hilfeschreie des Abgestürzten gehört hatte. Quelle: AP
» [Akt. 31.08.08; 14:51 Pub. 31.08.08; 14:51]

Keine Stunde später brachte 20 Minuten eine weitere Version - wohl von einem anderen Online-Journi erstellt. Sie basiert auf der SDA-Meldung:

«Pilzsucher 20 Meter abgestürzt

In Weiach ZH ist am Sonntagmorgen ein 41-jähriger Pilzsammler einen steilen Abhang hinunter gestürzt. Dabei verletzte er sich schwer. Er wurde von der Rega per Helikopter und Seilwinde aus dem waldigen Gebiet gerettet. Der Unfall passierte gegen 10.30 Uhr, als der Mann im Gebiet «Leuenchopf» nach Pilzen suchte. Dabei stürzte er rund 20 Meter einen steilen Abhang hinunter. Ein anderer Pilzsammler, der die Hilfeschreie des Abgestürzten hörte, alarmierte daraufhin die Polizei. Der schwer verletzte Pilzsucher wurde von der Rega aus seiner misslichen Lage befreit.
Quelle: SDA/ATS
» [Akt. 31.08.08; 16:03 Pub. 31.08.08; 15:40]

Direkt von der Kapo

Wortgleiche Texte aus anderer Quelle sind auf Limmattalonline.ch sowie Affolternonline.ch zu finden:

«Weiach. Pilzsucher abgestürzt

Am Sonntagmorgen ist in Weiach ein Mann beim Sammeln von Pilzen rund 20 Meter tief abgestürzt und schwer verletzt worden.Gegen 10.30 Uhr suchte ein 41-jähriger Mann im Gebiet «Leuenchopf» nach Pilzen. Dabei stürzte er nach Angaben der Kantonspolizei Zürich einen rund 20 Meter tiefen und steilen Abhang hinunter. Aufgrund der schweren Verletzungen und der ungünstigen Lage musste er mit dem Rettungshelikopter der REGA mit einer sogenannten Windenrettung mit Horizontalnetz aus dem waldigen Gebiet geborgen werden. Die Kantonspolizei Zürich wurde durch einen weiteren Pilzsammler orientiert, der die Hilfeschreie des Abgestürzten gehört hatte. (pd/aen)
»

Der Vermerk PD (für Public Domain) deutet darauf hin, dass hier die Medienmitteilung der Kantonspolizei direkt verarbeitet wurde. Und tatsächlich wurde diese Wort für Wort übernommen.

Nachtrag aus der «Fachpresse» (2.9.08)

Auf der Fach-Website Feuerwehr-Schweiz.ch ist bereits am Sonntag ein Artikel mit interessanten Details erschienen:

«Weiach: Rega birgt abgestürzten Pilzsammler»

Der Beginn der Pilzsaison macht sich auch bei der Rega bemerkbar: In dieser Jahreszeit sind die Rega-Helis immer wieder im Einsatz, um verunfallten Pilzsammlern Hilfe zu bringen.

Am Sonntagmittag hat die Crew der St. Galler Rega-Basis einen in Not geratenen Pilzsammler bei Weiach (ZH) geborgen. Der „Pilzler" war im Gebiet „Leuenchopf" oberhalb von Weiach ausgerutscht und 20 Meter tief einen steilen Abhang hinunter gefallen, wobei er sich erhebliche Verletzungen zugezogen hatte. Ein weiterer Pilzsammler hörte die Hilferufe des Abgestürzten und alarmierte per Handy die Polizei. Die ausgerückte Feuerwehr sowie der Rettungsdienst Bülach konnten den Patienten am Unfallort versorgen.

Da der Heli der Dübendorfer Rega-Basis über keine Rettungswinde verfügt, wurde die Crew der St. Galler Rega-Basis aufgeboten, um den Patienten mit der Rettungswinde aus dem abschüssigen Gelände zu bergen. Die Rega flog ihn darauf mit mittelschweren Verletzungen ins Universitätsspital Zürich.

Sonntag, 31. Aug 2008
Einsatzart: Hilfeleistung
Meldung von: REGA
»

Sonntag, 31. August 2008

Landesverrat in Raten

In den nächsten paar Monaten wird die Stadlerstrasse, die Hauptachse durch das Dorf Weiach, durch den Kanton saniert. Die bislang noch fix eingebauten Panzersperren werden ersatzlos entfernt. Auch die persönliche Waffe muss ins Zeughaus. Klar, wir leben doch «im tiefsten Frieden» und sind «von Freunden umzingelt».

Naivität als Lebensprinzip

Solche vor allem im linken Spektrum vorherrschende Blauäugigkeit erstaunt mich immer wieder. Braucht man doch nur Zeitungen aufzuschlagen, um jeden Tag Beispiele für eskalierende krisenhafte Entwicklungen zuhauf zu finden - direkt vor unserer Haustüre im Global Village.

Der Georgienkrieg ist lediglich die neueste Eskalationsstufe, die mit sichtbaren konventionellen Mitteln (Panzervorstösse, Luftangriffe, etc.) durchgeführt wurde. Eine weitere ist die Stationierung von US-amerikanischen Raketen in Polen. Und Monate zuvor war es die Anerkennung des Kosovo als unabhängiger Staat. Von den Hungerrevolten in verschiedenen Staaten der Welt ganz zu schweigen.

Mit dem offenen Feuer gespielt wird seit Jahren - und das, obwohl überall Pulverfässer herumstehen, die jederzeit in die Luft fliegen können. Also - wo ist der angebliche Frieden? Der Kalte Krieg war nie beendet. Man hat ihn nur mit etwas anderen Mitteln weitergeführt. Und wundert sich, dass die russische Seite jetzt wieder Altbekanntes aus dem Arsenal genommen und zum Einsatz gebracht hat.

Es ist wirklich blauäugig, zumal die Nachrichtendienste schon seit langem auf die entsprechenden Vorbereitungen hinweisen und man sich an einer Hand ausrechnen konnte, wofür die hohen Gewinne der russischen Öl- und Gasindustrie eben auch verwendet werden: zur Aufrüstung mit modernstem Kriegsmaterial. Die in Georgien aufmarschierten nagelneuen T-90 mit Reaktivpanzerung sind nicht einfach vom Himmel gefallen.

War - know it when you see it

Ein offener militärischer Schlagabtausch (wie jüngst in Georgien) ist nur ein Aspekt der Bedrohung. In unserer zunehmend komplexeren Welt ist immer häufiger das festzustellen, was die Chinesische Volksarmee «Unrestricted Warfare» nennt. Qiao Liang und Wang Xiangsui führen im gleichnamigen, bereits 1999 publizierten Werk aus: «regardless of the form the violence takes, war is war, and a change in the external appearance does not keep any war from abiding by the principles of war».

Und sie halten weiter fest: «there is nothing in the world today that cannot become a weapon, and this requires that our understanding of weapons must have an awareness that breaks through all boundaries.»

Mit anderen Worten: Angriffe auf unser Bankensystem (d'Amato, Bankgeheimnis, etc.), langsame physische Unterwanderung unseres Landes mittels fünfter Kolonnen jeglicher Art, Cyber-Attacken gegen Privatpersonen, gegen die Verwaltung und gegen Sicherheitskräfte, wie gegen Estland im Frühling 2007. Das alles gehört zu diesem Kriegsspektrum. Und diese Aktivitäten sind häufiger denn je. Denn spioniert wird jederzeit. Gerade dann, wenn angeblich Friede herrscht.

Zur Ablenkung auf die Armee eindreschen

Umso bedenklicher, wenn Zeitungen und Politiker nun seit Monaten ein scheinheiliges Gezeter inszenieren: die Schweizer Armee verlottere, sie könne ihre Aufträge nicht mehr erfüllen, die Planer im VBS hätten falsche Milchbüchleinrechnungen gemacht etc. pp. Scheinheilig ist das deshalb, weil etliche Politiker und Medienschaffende an diesem Debakel selber schuld sind.

Roger de Weck sieht es in seinem Kommentar in der heutigen SonntagsZeitung völlig richtig, wenn er einleitend schreibt: «Die Schweizer Armee wird von denjenigen kritisiert, die ihre Probleme verursacht haben.»

Fakt ist: eine unheilige Allianz von ganz links bis ganz rechts ist seit Jahren auf dem besten Weg, die Ziele der GSoA in die Tat umzusetzen: eine Schweiz, die um ein überlebenswichtiges Mittel der Sicherheitpolitik beraubt ist.
  • Die Wirtschaft ist seit längerem kaum mehr bereit, sich ihr sicheres Umfeld etwas kosten zu lassen und schielt nur noch auf die Segnungen der Globalisierung.
  • Die Sozialdemokraten wollen Friedenssoldaten ins Ausland schicken - nur kosten soll es bitte nichts.
  • Und die SVP ist kategorisch gegen Auslandengagements jeder Art und schiesst daneben Giftpfeile auf ihren abtrünnigen Bundesrat, Verteidigungsminister Samuel Schmid.
Landesverräter im Bundeshaus und in den Konzernzentralen

Niemand ist also bereit, die nötigen Geldmittel und personellen Ressourcen zur Verfügung zu stellen, weil man sich nicht darauf einigen kann, wo die Bedrohung liegt (manche verneinen gar rundweg, dass es überhaupt eine gibt).

Zur Ablenkung vom Versagen der Schwatzbude im Bundeshaus werden dann Angriffe auf die Armeeführung inszeniert. Was wiederum ausländischen Mächten in die Hände arbeitet, welche seit Jahren nur ein Ziel verfolgen: die Schweiz für ihre Zwecke zu manipulieren. Das sind keine Volksvertreter, sondern Landesverräter.

Die Situation ist völlig verfahren und erinnert fatal an die Jahre vor dem Einmarsch der französischen Truppen im Jahre 1798 oder dem Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939. Eine dekadente Elite in Wirtschaft und Politik will die Zeichen der Zeit nicht sehen, setzt den nationalen Zusammenhalt und damit die nationale Sicherheit aufs Spiel und lässt es auf diese Weise zu, dass unser ganzes Land auf die schiefe Bahn gerät. Damit sind sie zwar in Europa in bester Gesellschaft, aber das sollte uns nicht daran hindern, endlich hinzugehen und das Steuer herumzureissen.

Es braucht wieder eine schlagkräftige Gesamtverteidigung

Man kann es drehen und wenden wie man will: es braucht endlich eine Koalition der nationalen Restauration, es braucht wieder eine glaubwürdige Landesverteidigung in einem umfassenden Sinne, eine Gesamtverteidigungskonzeption wie wir sie einmal hatten. Nur so können wir eine adäquate Antwort auf die Herausforderung «Unrestricted Warfare» geben.

Das funktioniert aber nicht, wenn man der Armee erst 4 Milliarden Budget zuspricht und dann ein unverändertes Aufträge-Portfolio mit immer weniger Geld umgesetzt sehen will - mittlerweile sind es bald nur noch 3 Milliarden Franken pro Jahr, Betriebskosten und Investitionen inklusive. Ehrlicherweise müsste man dann auch das Auftragsspektrum neu definieren. Dazu ist aber unser Parlament zu zersplittert.

Wie die neue Gesamtverteidigung auch immer aussieht: zum Billigtarif geht es nicht. Oder in den Worten von de Weck: «Das ist [..] kein Spar-, sondern ein teures Investitionsprogramm.» Korrekt. Mit dem Wiederaufbau der Verteidigungsfähigkeit der Schweiz muss JETZT begonnen werden. Viel Zeit haben wir nicht mehr. Nutzen wir sie.

Quellen
  • Qiao Liang und Wang Xiangsui: Unrestricted Warfare (Beijing, PLA Literature and Arts Publishing House, 1999) http://www.c4i.org/unrestricted.pdf
  • de Weck, R.: Hau den Sämi. Kommentar. In: SonntagsZeitung, 31. August 2008 - S. 5

Samstag, 30. August 2008

Caffè-Bar Lounge Chamäleon eröffnet

Heute um 11:00 Uhr war es soweit. Mitten im Dorf - an der Büelstrasse 18 - nahm die Caffè-Bar Chamäleon als jüngste gastronomische Einrichtung auf dem Gebiet der Gemeinde ihren Betrieb auf.

Das neue Lokal im Speicher des Baumgartner-Jucker-Hauses hat gleich zwei Eingänge. Einen südlichen Richtung Oberdorf und einen östlichen über die Büelstrasse:


Der Nebenraum Richtung Süden beherbergt die Lounge. Im Hauptraum findet man den Tresen. Dahinter standen zur Eröffnung Martha Bollier Müller und Susann Wenger. Die Initiantin der neuen Caffé-Bar, Christa Surenmann, war natürlich auch mit von der Partie (dritte von links im Bild):


Vom Tresen aus fällt der Blick hinaus auf den neu erstellten Gartensitzplatz. Von dort hat man den Überblick über den Kindergarten. Eltern kleiner Kinder gehören denn neben den Dorfvereinen auch zur anvisierten Hauptkundschaft. Für sie sind die Nachmittagsöffnungszeiten am Mittwoch und Donnerstag gedacht. Für die Mitglieder der Dorfvereine, die abends noch gern eins trinken würden, hat das Chamäleon jeweils bis 23 Uhr offen (ausser am Sa oder So, aber da finden ja normalerweise auch keine Versammlungen oder Trainings statt). Im Bild der neue Gartensitzplatz:


WeiachBlog wünscht dem jungen Projekt gutes Gelingen.

Öffnungszeiten
Mo-Do 20-23 Uhr
Mi und Do Nachmittag von 14-17 Uhr
Fr durchgehend von 14-24 Uhr
Sa 09-16
So geschlossen

Weblinks
* Website der Caffè-Bar Lounge Chamäleon

Sonntag, 24. August 2008

Wenn der Steuervogt mit dem Bruttoeinkommen rechnet

Wer beim Ausfüllen seiner Steuererklärung über die Steuervögte schimpft - was bei nicht von der Sozialhilfe Abhängigen ab und zu vorkommen soll - der mag durchaus recht haben, wenn er findet, er müsse viel zu viel bezahlen.

Trotzdem geht es ihm besser als unseren Vorfahren zu Zeiten des Ancien Régime, die noch den Zehnten abliefern mussten. Warum?

Steuern zahlen ohne Abzugsmöglichkeiten

Nun: der Zehnten war auf dem Bruttoertrag geschuldet. Da konnten also keine Berufsauslagen geltend gemacht oder Vorinvestitionen und gar Verluste abgezogen werden. Von dem, was die Felder hergaben, kassierten die Trager zuhanden der Zehntenherren noch auf dem Feld 10 Prozent ein - in guten wie in schlechten Jahren. Ein Vergleich mit der Quellensteuer ist nicht ganz abwegig.

Welche fatalen Folgen diese «Besteuerung an der Quelle» für die Bauern hatte, erklärt der bekannte Klima-Historiker Christian Pfister, Professor an der Universität Bern:

«Je geringer die Erträge sind, desto schwerer fallen die für die Aussaat benötigten Mengen ins Gewicht. Für den Preis ist nicht die Bruttoernte massgebend, das, was auf dem Felde eingeerntet oder verzehntet wird, sondern das, was letztlich für den menschlichen Konsum zur Verfügung steht. Es darf nicht übersehen werden, dass ein Teil des Ernteguts für die neue Aussaat beiseite gelegt werden musste.»

Risiko für Missernten voll zu Lasten des Bauern

«Gehen wir von einem stark vereinfachten Modellfall aus: Ein Bauer hat 200 kg Saatkorn ausgesät und erntet bei einer Normalernte für jedes Korn 5 Körner ein. Seine Bruttoernte beträgt also 1000 kg. Von diesen braucht er 200 kg als Saatgetreide für die nächste Aussaat. Für den Zehnten und für den Konsum stehen also nur 800 kg zur Verfügung.

Bei einer Missernte sinkt der Ertragsfaktor auf angenommene 1:3. Die Missernte beträgt somit brutto 600 kg; gegenüber der Normalernte beträgt die Einbusse 40 Prozent. In diesem Falle fällt der Anteil des Saatgutes aber stärker ins Gewicht: Auch von der Missernte müssen nämlich unverändert 200 kg für die nächste Aussaat beiseite gelegt werden. Die Missernte ist deshalb netto 50 Prozent geringer als die Normalernte, und deshalb steigen die Getreidepreise stärker an, als es dem Verhältnis der Bruttoerträge entspricht. Zudem wurde der Zehnte vor Abzug des Saatgetreides erhoben. Er richtete sich nach dem Bruttoertrag. Der Bauer hatte den grösseren Anteil des Saatguts im Falle einer Missernte allein zu tragen, und dieser verkörperte erst noch einen höheren Marktwert.
»

Explosion der Lebensmittelpreise

Mit anderen Worten: wer sonst schon wenig hatte, der geriet in Jahren mit grossen Ernteausfällen erst recht in Not. Das wird deutlich wenn man die Folgen betrachtet, wie sie von Klaus Koniarek, einem deutschen Privatgelehrten, zusammengestellt worden sind:

«Es gibt Erhebungen darüber, wie drastisch Preiserhöhungen nach Mißernten waren: Wurde eine Ernte eingefahren, die 20% unter dem Durchschnittsertrag lag, stiegen die Preise für Nahrungsmittel etwa um 80%. War die Ernte (zum Beispiel durch Kriegs- oder Unwettereinwirkung) um 50% niedriger, stiegen die Preise um bis zu 450%.»

Das traf natürlich Handwerker genauso brutal wie Kleinbauern. Solche Aussichten wie gerade skizziert, brachten die Wohlhabenden wie den Staat in Versuchung, denn, so Pfister:

«Wer in Notjahren Getreide zu verkaufen hatte, sei es aus dem Ertrag seiner Eigenwirtschaft, sei es aus Naturalabgaben, zog daraus einen entsprechend höheren Gewinn.»

Spekulationsverbot - trotzdem riesige Vermögensumverteilung

Die Obrigkeiten versuchten daher, wenigstens den sogenannten «Fürkauf» zu verhindern. Sie verboten also die Spekulation mit Getreide, wobei auch der Einkauf direkt bei wohlhabenden Grossbauern oder Zehntenbezügern untersagt war.

Man ist versucht, die Parallele zu den aktuellen Nahrungsmittelproblemen in unserer heutigen Welt zu ziehen, wenn man bei Pfister etwas weiter unten liest:

«Jede Teuerung war mit einer massiven Umverteilung von Volksvermögen von den Getreidekäufern zu den Verkäufern verbunden. Der Ökonom Samuel Engel schätzte, dass im Kanton Bern im Falle einer Missernte 5 Prozent der Bevölkerung Getreide verkaufen konnten, 10 Prozent sich selbst versorgten und 85 Prozent ihr Brot kaufen mussten.»

Der Berner Samuel Engel lebte in der Endphase dieses ungerechten Bruttoeinkommens-Steuersystems. Pfister fand Engels Schätzung in seinem «Essai sur la manière la plus sûre d’établir un système de police des grains» aus dem Jahre 1772. Darin ging es um die «gute policey», also die gute Ordnung der Verhältnisse im Getreidehandel.

Wie wichtig diese war, ist etwa daran zu erkennen, dass auf alten Speichern Inschriften zu finden sind, die das Baujahr nicht erwähnen, dafür aber den Getreidepreis nennen.

Gäbe es den Brauch heute noch, so müsste man ein im Frühling 2008 gebautes Haus mit dem Spruch versehen: «Dies Haus ward gebaut, als der Barrel Öl 130 Dollar galt».

Quellen

Mittwoch, 20. August 2008

Warum der Rütiacher ein Wald ist

Auf der Nordflanke des Ebnet, einem sich ca. 100 Meter über die Talsohle erhebenden Hügelzug, liegt zwischen ca. 490 und 435 m ü.M. der so genannte «Rütiacher». (Hier klicken für den Standort auf dem GIS Kt. ZH)

Am gleichen Abhang weiter unten und etwas weiter westlich findet man den «Betzenacher», der heute noch eine Weide ist. Kein Wunder, denn dieses Stück Land ist auch wesentlich weniger steil.

Steil ist das Gebiet «Rütiacher» in der Tat: mit 50 Metern Höhendifferenz auf nicht einmal 100 Meter Horizontaldistanz brauchen die Kühe und Geissen zwar noch keine Steigeisen - aber normale Landwirtschaft kann man da kaum betreiben.

Den «Rütiacher» konnte man lediglich im Terrassenbau bewirtschaften. Und auch das offenbar nicht wirklich befriedigend, denn er liegt am Nordhang - und ist damit weniger von der Sonnenwärme begünstigt als beispielsweise die Rebhänge unterhalb der Fasnachtsflue.

Dieser «Acher» ist aber schon seit Jahrzehnten wieder mit Wald bestockt. Bereits auf der zwischen 1843 und 1851 entstandenen Wildkarte, einer Karte des Kantons Zürich im Massstab 1:25'000, ist ein «Rütiacker» an derselben Stelle mitten im Wald eingezeichnet.

Und das zu einem Zeitpunkt, als es den südöstlich davon auf einer leicht abfallenden Waldlichtung zwischen Ebnet, Wörndel und Stein gelegenen Winzlenhof noch gegeben hat.

Heute ist auch diese Fläche wieder mit Wald bestockt. Und das wird auch so bleiben. So lange wie die gegenwärtige Forstpolizeigesetzgebung in Kraft ist.

Dienstag, 19. August 2008

Wie man beim Bauen in Ungnade fällt

Bauen ist riskant. Jedenfalls dann, wenn man es ohne offizielle hochobrigkeitliche Bewilligung tut. Egal ob ein Gartenhaus auf dem eigenen Pflanzblätz, ein zusätzliches Dachfenster oder ein Zimmer mehr im Estrich - ja selbst ein neues Badezimmer als Ersatz für das alte.

Man tut gut daran, genau abzuklären, ob man dafür eine Genehmigung braucht, bevor man auch nur die Pläne zeichnen lässt, geschweige denn das Material anschafft oder die Arbeiter auf den Platz holt.

Der Gemeinderat zieht .... in Wiedererwägung

Was einem sonst blüht, kann man in einer immer noch leicht sommerlochigen Ausgabe des Tages-Anzeigers unter dem Titel «Stützmauer ohne Baugesuch ersetzt» nachlesen - es gibt offenbar z.Zt. keine besseren «chiens écrasés» über die man berichten könnte:

«Weiach . – Der Weiacher Gemeinderat hat den Rückbau einer Gartenstützmauer verfügt, die ohne Baugesuch ersetzt und aufgestockt worden ist. Im Rahmen des Rekursvernehmlassungsverfahrens kommt er nun auf diesen Entscheid zurück, so dass nachträglich ein Baugesuch eingereicht werden kann. (szr)»

Im Original der Gemeindekanzlei tönte das ursprünglich so:

«Der Gemeinderat zieht im Rahmen des Rekursvernehmlassungsverfahrens einen Entscheid betreffend den Rückbau einer ohne Baugesuch ersetzten und aufgestockten Gartenstützmauer in Wiedererwägung. Die Behörde räumt dem Rekursgegner das Recht um ordentliche Einreichung eines Baugesuches ein, bevor eine weitere baurechtliche Beurteilung erfolgt.»

Klar, man versteht es schon. Aber manchmal sind Zeitungen in stilistischer Hinsicht doch zu bevorzugen.

Es sei denn man wolle sich in Latein üben. Bei den alten Römern waren die beiden wichtigsten Begriffe (hier: «Gemeinderat zieht» und «in Wiedererwägung») zwecks besserer Heraushebung an die erste und die letzte Stelle im Satz gestellt.

Quellen
  • Bauwesen. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, August 2008 - S. 3.
  • Stützmauer ohne Baugesuch ersetzt. In: Tages-Anzeiger, 19. August 2008 - S. 53 Unterland.

Sonntag, 17. August 2008

Namenlose Strassen, nummernlose Häuser! Ein Plädoyer.

Woran erkennt man selbst im Wald, dass man sich auf dem Gebiet einer Grossstadt befindet? Die Antwort ist einfach: es gibt kein einziges Haus ohne Polizeinummer und fast keine Waldstrasse ohne Namenstafel.

Die vollständige Möblierung des Gemeindegebiets mit Strassen- und Hausnummerntafeln ist die Duftmarke der flächendeckenden Verstädterung. Sie ist Ausdruck der totalen Erfassung jeden Lebensbereichs durch die «gute Policey». Das ist ein Begriff aus der Frühen Neuzeit der die zunehmend allumfassende Staatsverwaltung bezeichnet, welche sich unterstützt von Statistik und Kameralistik seit 300 Jahren unkontrolliert durch Europa und mittlerweile die ganze Welt frisst.

Wo man - wie in Weiach - noch viele Waldstrassen ohne Namen antrifft, wo es einzelne Häuser gibt, die gänzlich ohne von der Gemeinde vergebene Hausnummer auskommen, da kann man sich darüber freuen, noch einen Hauch ländlicher Idylle gefunden zu haben. Eine von staatlichen Bürokraten noch nicht ganz in Beschlag genommene Welt.

Die Diktatur der Polizeinummer

Jeder Strasse einen Namen und jedem Haus eine Nummer, selbst dann, wenn es sich um einen kleinen Weiler handelt oder gar um einen einzelnen Hof. Das ist das erklärte Ziel dieser Leute (vgl. Empfehlungen Gebäudeadressierung in den Quellen am Schluss des Artikels).

Ja warum eigentlich? Was soll der Schildbürgerstreich, dass ein Hof mit einem einzigen bewohnten Haus nun die hochobrigkeitlich offizielle Adresse «Höhberg 1» tragen muss? Warum reicht «Höhberg» nicht mehr? Hängt man die Nummer nur der Vereinheitlichung wegen an?

Menschen brauchen so etwas jedenfalls nicht um den entsprechenden Hof zu finden. Nur Computer, die von zu wenig intelligenten Informatikern programmiert worden sind.

Das ist den eben angesprochenen Bürokraten aber völlig egal. Sie fordern «Eine Adresse für jedes Gebäude», als ob die genannten Höfe und Weiler nicht längst eine hätten. Die ist zwar oft nicht ganz einheitlich, was die Schreibweise betrifft. Aber stört das jemanden - ausser den Bürokraten, deren Datenbanken dann vielleicht - horribile dictu - Inkonsistenzen aufweisen?

Zur Ausmerzung solcher Inkonsistenzen wird vom Bund die so genannte Registerharmonisierung mit aller Gewalt vorangetrieben. Ziel: die lückenlose Erfassung von Allem und Jedem. Eine der Promotorinnen, die abservierte Bundesrätin Ruth Metzler, war eine der schlimmsten Vereinheitlicherinnen. Ihr haben wir unter anderem die Abschaffung der Gemeindezivilstandsämter zu verdanken.

Erfasst wurden zwar schon bisher viel zu viele Daten. Computer erlauben nun aber eine lückenlose Kontrolle. Das will der Staat ausnutzen - wofür auch immer und wer auch immer die gesammelten Daten dereinst (miss-)brauchen kann.

«Ihr Leben könnte gefährdet sein». Die alte Masche zur Gehirnabschaltung

Begründet wird die Massnahme selbstverständlich immer mit sozial akzeptablen, vordergründig ehrenwerten Motiven. Der im Amt abgestürzten ehemaligen kantonalen Baudirektorin Dorothée Fierz wurde zu diesem Zweck folgende Begründung in den Mund gelegt:

«Wer Personen in einem bestimmten Gebäude besucht, Waren anliefert oder Post zustellt, aber auch wer Personen in Lebensgefahr retten soll, ist auf eindeutige Gebäudeadressen angewiesen. (...) Eine lückenlose und harmonisierte Adressierung bewirkt, dass jedes Gebäude, in dem Menschen wohnen oder arbeiten, eine eigene, unverwechselbare Anschrift hat. Das hilft nicht nur der Post, Rettungskräften oder Erstellern von Adressverzeichnissen und Ortsplänen, sondern erleichtert auch die Aufgabenerfüllung von Bund, Kantonen und Gemeinden. Und es hilft jeder und jedem von uns, wenn wir uns als Ortsunkundige zurecht finden wollen.»

Wer könnte da etwas dagegen haben? Alles nur positiv, oder? Von Risiken kein Wort.

Obige PR-Leier findet man im Vorwort der Empfehlung Gebäudeadressierung. Ausgeheckt wurde dieses mittlerweile schon vier Jahre alte Papier vom Amt für Raumordnung und Vermessung (ARV), das im Kanton Zürich sozusagen die Speerspitze solcher Bestrebungen ist. Ihre Empfehlung, lückenlos durchzunummerieren und zu vereinheitlichen soll sich bis in die letzten Winkel des Kantons fressen.

Ortsunkundige sollen fragen

Kurz gesagt ist alles, was Fierz vorbringt reinste Schönfärberei. Alles Ausreden, wenn es um kleine Weiler und Einzelhöfe geht, die noch nicht von der Seuche der Polizeinummerierung erfasst worden sind.

Selbst wenn man das beliebte Argument mit den Notfalldiensten betrachtet: Wer dort wohnt, weiss um die Schwierigkeiten und kann einen Notfallarzt auch entsprechend einweisen, so das denn nötig sein sollte.

Diejenigen Leute, die es etwas angeht, wer in nicht polizeinummerierten Weilern oder Höfen wohnt und arbeitet, die wissen genau, wie man dorthin kommt und wer dort wo ansässig ist. Die Postangestellten, die Gemeindearbeiter und sogar der Betreibungsbeamte finden den Weg jedenfalls problemlos.

Und sonst können Ortsunkundige ja fragen, wenn sie partout da hin wollen. Das ermöglicht wenigstens die soziale Kontrolle, welche durch eine Welt allumfassender Datenbanken Leuten in die Hand gegeben wird, die man nicht kennt und denen man daher nicht trauen kann.

Quelle
  • Schlatter, M.: Empfehlung Gebäudeadressierung und Schreibweise von Strassennamen. Version 2.5 vom 1.9.2004 (Hrsg.: Baudirektion Kanton Zürich)
  • Komplett übernommen von der Eidg. Vermessungsdirektion:
    Empfehlung Gebäudeadressierung und Schreibweise von Strassennamen für die deutschsprachige Schweiz Version 1.6 vom 3. 5. 2005 (Hrsg.: Eidgenössische Vermessungsdirektion, Bundesamt für Landestopografie, Mai 2005)

Samstag, 16. August 2008

Wieviele Hektaren umfasst die Gemeinde Weiach?

So einfach ist die Frage nicht zu beantworten. Wer in älteren Dokumenten nachschlägt liest dort, die Gemeinde Weiach habe eine Fläche von 964 ha.

Wer aber neuere Unterlagen konsultiert, der stellt fest, dass jetzt von 957 ha die Rede ist. Eine Differenz von 7 Hektaren also.

Wie kommt denn das? Musste die Gemeinde Land abtreten? Nein, es gab keine Landumlegungen - schon gar nicht in diesem Umfang. Was dann? Eine Fläche von 7 Hektaren kann sich ja nicht einfach in Luft aufgelöst haben.

Eigenhändiges Nachmessen mit Hilfe des via Browser abfragbaren GIS des Kantons Zürich ergibt noch einmal einen anderen Wert. War wohl auch nichts, dieser Versuch.

Digitale Vermessung ergibt Korrekturen

Welche Zahl stimmt nun? Beim Amt für Raumordnung und Vermessung des Kantons (ARV) weiss man, woran es liegen könnte: Die Messmethoden sind umgestellt worden.

Man projiziert zwar nach wie vor die gesamte Fläche auf eine Ebene. In den letzten Jahren ist man aber daran gegangen auf die digitale Vermessung umzustellen.

Sämtliche Grenzen aller Parzellen und damit letztlich auch die Grenzen der Gemeinden werden durch die amtlich bestellten Geometer digital neu erfasst. Das dauert Jahre, ermöglicht aber eine Genauigkeit von einigen Zentimetern, wo sie bisher im Bereich von Metern (!) lag.

Diese bessere Datengrundlage hilft wiederum bei der Planung auf allen Ebenen - vom Bund über den Kanton bis zur Gemeinde. Ob das erwünscht ist, darüber lässt sich trefflich streiten, denn jede solche Massnahme führt zu neuen Möglichkeiten für staatliche Eingriffe ins Leben seiner Bürger.

Zehn Stellen nach dem Komma

Wo wir vorhin bei diesem GIS-Browser waren. Da erzielt man übrigens mit einer anderen Methode eine derart exakte Antwort auf die einleitende Frage, dass es schon wieder zum Lachen ist:

Gemeinde: Weiach
Bezirk: Dielsdorf
Fläche: 9574879.7967900001
[m2]

Dieses hypergenaue, aber dafür garantiert falsche Resultat erhält, wer im GIS den Info-Button anwählt und dann irgendwo ins Gemeindegebiet klickt. Für den gewählten Punkt erscheint dann die Militärkoordinate (z.B. 674445/268248 für den Eingang des Schützenhauses an der Haslistrasse).

Womit wieder einmal bewiesen wäre, dass jede Messung mit Vorsicht zu geniessen ist. Auch diese.

Literatur

  • Munz, D.: Erste digitale Vermessung der «terra incognita weiachiensis». Neuvermessung kostet die Gemeinde rund 850'000 Franken. In: Zürcher Unterländer, 10. August 1996 - S. 3.

Freitag, 15. August 2008

Bussen für Sauereien auf den Strassen

Wenn es um die Verschmutzung von Strassen geht, dann fallen Gegenmassnahmen in den Aufgabenbereich der Gemeinden. Das war im Grundsatz auch vor 50 Jahren nicht anders, wie man dem Gemeinderatsprotokoll Weiach entnehmen kann. Unter der Rubrik «Strassenwesen. Kreisschreiben und Verordnungen» heisst es da:

«Direktion der öffentlichen Bauten des Kantons Zürich: Kreisschreiben vom 23. Juni 1958 betr. Verschmutzung der öffentlichen Strassen. Bei Nichtbeachtung der §§ 39 und 43 des Kant. Strassengesetzes betr. die Verunreinigung des Strassengebietes durch Lastwagen, ist der Gemeinderat berechtigt Bussen zu fällen.»

Das Strassengesetz und einen entsprechenden Passus gibt es auch heute noch. Der einschlägige Paragraph ist lediglich etwas allgemeiner formuliert:

«§ 27. Wer Strassen regelmässig durch die Art der Grundstücknutzung oder sonstwie übermässig verschmutzt, ist für die Reinigung verantwortlich. Kommt er dieser Pflicht trotz schriftlicher Aufforderung nicht innert nützlicher Frist nach, wird die Reinigung auf seine Kosten durch das den Unterhalt besorgende Gemeinwesen durchgeführt.»

Verunreinigungen des öffentlichen Grundes: Jeder Gemeinde ihre eigene Regelung

Ansonsten ist es den Gemeinden überlassen, wie streng sie bei Sauereien auf Strassen gegen die Verursacher vorgehen wollen. Geregelt wird diese Ordnungswidrigkeit in den kommunalen Polizeiverordnungen, die den Sachverhalt ähnlich beschreiben - und doch nicht alle gleich sind. Man beachte die kleinen - aber entscheidenden - Unterschiede:

Art. 38 PolVo Dübendorf
«Das Verunreinigen des öffentlichen Grundes ist verboten. Wer mit irgendwelchen Materialien den öffentlichen Grund verschmutzt, hat ihn umgehend wieder zu reinigen. Zuwiderhandlungen werden bestraft; der Verursacher hat zudem die Kosten für die Wiederinstandstellung zu tragen.»

Art. 29 PolVo Wetzikon
«Es ist verboten, den öffentlichen Grund zu verunreinigen. Wer mit irgendwelchen Materialien den öffentlichen Grund verschmutzt, hat ihn umgehend wieder zu reinigen. Allfällige Wiederinstandstellungsarbeiten gehen zulasten der Verursacher.»

Art. 51 PolVo Seuzach
«Wer den öffentlichen Grund (Strassen, Anlagen usw.) verunreinigt, hat sofort wieder den ordnungsgemässen Zustand herzustellen. Säumigen wird, nebst einer Umtriebsentschädigung, der effektive Reinigungsaufwand verrechnet.»

In Dübendorf kann einem also zusätzlich zu den Reinigungskosten eine Busse blühen, in Seuzach eine Umtriebsentschädigung. Nur Wetzikon erwähnt solche Massnahmen nicht explizit im einschlägigen Artikel.

Und was sagt die Polizeiverordnung der Gemeinde Weiach zum Thema?

Art. 25 PolVo Weiach (Schutz des öffentlichen und privaten Eigentums)

«Öffentliche Sachen dürfen nicht verunreinigt oder unbefugterweise und entgegen ihrer Zweckbestimmung benützt oder verändert werden. Wer den öffentlichen Grund verunreinigt hat ihn auf eigene Kosten wieder zu reinigen beziehungsweise wieder instandzustellen.»

Quellen

Donnerstag, 14. August 2008

Hundertundzweijähriger Poststempel

Wo wir gestern schon bei Poststempeln waren, da passt heute gleich noch eine zweite solche Story dazu.

Gegen Ende September 2007 wurde auf Ebay eine «Stehende Helvetia mit Vollstempel Weiach» zum Verkauf angeboten. Darauf zu finden ist der Abdruck des Weiacher Poststempels vom 12. Juli 1906:

Ausgehend vom Startpreis von EUR 1,99 am 24.09.07 18:58:54 MESZ boten sich maeusi0_6 und adijosef1946 gegenseitig hoch. Sechs Tage später und 7 Stunden 48 Minuten 44 Sekunden vor Ende der Auktion stand der Preis schon auf EUR 6,40. Wer letztlich das Rennen gemacht hat ist WeiachBlog entgangen.

Weiacher Post war damals ein «Postbureau»

Interessant ist für uns vor allem, dass es vor 102 Jahren bereits einen Datumsstempel gab. Das hängt wohl damit zusammen, dass die Weiacher Postablage am 1. Juli 1890 zum Postbureau befördert worden war. Davor hatte die Poststelle seit dem 1. Januar 1868 bereits den Status einer rechnungspflichtigen Ablage.

Mittwoch, 13. August 2008

Weiacher Poststempel Anno 1864

Vor einigen Tagen wurde auf Internetplattform Ricardo unter der Rubrik Vorphilatelie ein «Faltbrief von Weyach nach Rafz 1864» angeboten. Startgebot: 65 Franken. Erfolglos. Es gab nicht ein einziges Gebot. Niemand hat diesen Brief gekauft.

Lag es an der Beschreibung? Wer die Adresse genau liest erkennt, dass der Brief an einen «Herrn Sekelmeister Angst in Wihl bei Rafz» gerichtet ist:

Wil ZH liegt nun einmal im Rafzerfeld, ist aber mitnichten identisch mit Rafz. Dass der Brief aber über Rafz gelaufen sein muss, zeigt sich am Stempel auf der Rückseite:


Nur eine Postablage

Aus Weiacher Sicht ist natürlich unser Poststempel interessant. Er zeigt einen einfachen Schriftzug WEYACH - wo andere Poststellen (wie z.B. Rafz, vgl. oben) bereits über einen Rundstempel mit Datum verfügten.

In Weiach gab es damals nämlich lediglich eine nichtrechnungspflichtige Postablage. Die war 1859 in der Speisewirtschaft des Friedensrichters Meierhofer einquartiert (heute das Haus von Hansruedi Meierhofer mit der Adresse: Alte Poststrasse 2).

Dienstag, 12. August 2008

Sereina Trachsel nicht an der Olympiade

Die Weiacherin Sereina Trachsel fährt auf Sieg. Leider nicht an der Olympiade sondern in heimischeren Gefilden. Das kann man sich auch ohne Blick auf die Selektionsliste von Swiss Olympic ausrechnen, wenn man die Schlagzeilen im Tages-Anzeiger sieht:

«Trachsel und Lukas Müller als Erste im Ziel», lautete sie am 5. August 2008. Also zu einem Zeitpunkt, wo die meisten Selektionierten schon längst in Peking trainierten. Heute ist im Tagi ein Artikel mit «Dritter Saisonsieg für Sereina Trachsel» erschienen.

Kritik an der Selektion von Swiss Olympic

Nach dem nicht gerade brillanten Abschneiden der drei Schweizer Strassenfahrerinnen Priska Doppmann (7. Rang) , Nicole Brändli-Sedoun (18. Rang) und Jennifer Hohl (ausgeschieden) stellt der Leserbriefschreiber Hanspeter Bühler aus Weiach die Frage, warum Trachsel nicht nach Peking entsandt worden ist:

«Ohne die Zürcherin Sereina Trachsel, die für das sehr coupierte Olympia-Radstrassenrennen die beste Wahl gewesen wäre, reiste man nach China, und es kam, wie es vorauszusehen war. Der noch einigermassen zufriedenstellende 7. Platz von Priska Doppmann interessiert eigentlich auch niemanden. Die schon längst überbewertete Nicole Brändli enttäuschte und die durch Sturz ausgeschiedene Jennifer Hohl, die nur durch glückliche Umstände StrassenMeisterin 2008 geworden ist, war von Anfang an überfordert und eine falsche Selektion. Wie kommt es zu solchen Selektionen? HANSPETER BÜHLER, WEIACH» (TA, 12.8.2008)

Das kann man in der Tat fragen, wenn man sich die auf der Website von Swiss Olympic offiziell publizierten Selektionsbedingungen ansieht. Trachsel hat mit der «Berner Rundfahrt» mindestens einmal eine solche Bedingung erfüllt. Anscheinend gibt es aber maximal drei Startplätze und Doppmann, Hohl sowie Brändli wurden als geeigneter eingestuft. Wenn die Spitze in der Schweiz schon so dicht ist, dann hätte man mittels schärferen und nach Prioritäten abgestuften Selektionskriterien diese Auswahl objektiver gestalten können. So ist die Selektion nicht wirklich transparent.

Im Kanton Bern Erfolge in Serie

Trachsel steckte dies aber weg und dominierte in Bern die Konkurrenz: «Die für den VC Steinmaur fahrende Weiacherin Sereina Trachsel hat beim Strassenrennen in Bern-West ihren dritten Saisonsieg errungen. Im 68 Kilometer langen Rennen fuhr sie mit Mirjam Hauser der Konkurrenz davon und distanzierte ihre letzte Begleiterin an der ruppigen Steigung kurz vor dem Ziel, um mit acht Sekunden Vorsprung zu gewinnen. Das war nach der Berner Rundfahrt und dem GP Aaretal vor Wochenfrist Trachsels dritter Saisonsieg, und dies immer im Kanton Bern.» (TA, 12.8.08)

Gerade immer fährt Trachsel aber nicht ganz vorne mit, wie sich beim GP Oberbaselbiet zeigte: «Im Frauenrennen (63 km) fuhr Sereina Trachsel als Spurtzweite einer Elfer-Verfolgergruppe auf den 9. Platz.» (TA, 12.8.08)

Leserbriefschreiber ist Berater

Zu Hanspeter Bühler muss man der Vollständigkeit halber noch anfügen, dass er in dieser Angelegenheit Partei ist. Als Inhaber der Mediaservice Bühler GmbH mit Sitz in Weiach wohnt er nicht nur im selben Haus wie Gregor Trachsel (Gemeindepräsident von Weiach und Vater von Sereina Trachsel). Er ist auch ihr Berater, wie man der Firmenwebsite entnehmen kann:

«NEU HABEN WIR DIE BERATUNG UND SPONSOR-AKQUISITION DES GROSSEN SCHWEIZER RADRENN-TALENTES, DER KÄMPFERIN SEREINA TRACHSEL ÜBERNOMMEN. 2004 WURDE DIE RENNFAHRERIN MIT EINER PARFORCE-LEISTUNG ERSTMALS SCHWEIZERMEISTERIN DER ELITE-DAMEN UND SIE KONNTE 2005 DEN ERFOLG TROTZ HEFTIGER GEGENWEHR IHRER KONTRAHENTINNEN WIEDERHOLEN. UND JETZT IM JAHRE 2007 KONNTE SIE ZUM DRITTEN MAL DEN SCHWEIZER-LANDESMEISTER-TITEL FÜR SICH ENTSCHEIDEN!

Sereina Trachsel - Gewinnerin vieler Eliterennen und Schweizer-Landesmeisterin der Elite-Damen 2004, 2005 und jetzt auch 2007! Sie gewann übrigens alle Schweizermeister-Titel solo!
»

Quellen

  • Bühler, H.: Trachsel fehlte. (Falsche Auswahl und stummer TV. Lesermeinungen zu den Olympischen Spielen.) In: Tages-Anzeiger, 12. August 2008 - S. 19.
  • Dritter Saisonsieg für Sereina Trachsel. In: Tages-Anzeiger, 12. August 2008 - S. 55 Unterland
  • Website der Mediaservice Bühler GmbH
  • Website Swiss Olympic (Resultate und Selektionskriterien)