Sonntag, 31. August 2008

Landesverrat in Raten

In den nächsten paar Monaten wird die Stadlerstrasse, die Hauptachse durch das Dorf Weiach, durch den Kanton saniert. Die bislang noch fix eingebauten Panzersperren werden ersatzlos entfernt. Auch die persönliche Waffe muss ins Zeughaus. Klar, wir leben doch «im tiefsten Frieden» und sind «von Freunden umzingelt».

Naivität als Lebensprinzip

Solche vor allem im linken Spektrum vorherrschende Blauäugigkeit erstaunt mich immer wieder. Braucht man doch nur Zeitungen aufzuschlagen, um jeden Tag Beispiele für eskalierende krisenhafte Entwicklungen zuhauf zu finden - direkt vor unserer Haustüre im Global Village.

Der Georgienkrieg ist lediglich die neueste Eskalationsstufe, die mit sichtbaren konventionellen Mitteln (Panzervorstösse, Luftangriffe, etc.) durchgeführt wurde. Eine weitere ist die Stationierung von US-amerikanischen Raketen in Polen. Und Monate zuvor war es die Anerkennung des Kosovo als unabhängiger Staat. Von den Hungerrevolten in verschiedenen Staaten der Welt ganz zu schweigen.

Mit dem offenen Feuer gespielt wird seit Jahren - und das, obwohl überall Pulverfässer herumstehen, die jederzeit in die Luft fliegen können. Also - wo ist der angebliche Frieden? Der Kalte Krieg war nie beendet. Man hat ihn nur mit etwas anderen Mitteln weitergeführt. Und wundert sich, dass die russische Seite jetzt wieder Altbekanntes aus dem Arsenal genommen und zum Einsatz gebracht hat.

Es ist wirklich blauäugig, zumal die Nachrichtendienste schon seit langem auf die entsprechenden Vorbereitungen hinweisen und man sich an einer Hand ausrechnen konnte, wofür die hohen Gewinne der russischen Öl- und Gasindustrie eben auch verwendet werden: zur Aufrüstung mit modernstem Kriegsmaterial. Die in Georgien aufmarschierten nagelneuen T-90 mit Reaktivpanzerung sind nicht einfach vom Himmel gefallen.

War - know it when you see it

Ein offener militärischer Schlagabtausch (wie jüngst in Georgien) ist nur ein Aspekt der Bedrohung. In unserer zunehmend komplexeren Welt ist immer häufiger das festzustellen, was die Chinesische Volksarmee «Unrestricted Warfare» nennt. Qiao Liang und Wang Xiangsui führen im gleichnamigen, bereits 1999 publizierten Werk aus: «regardless of the form the violence takes, war is war, and a change in the external appearance does not keep any war from abiding by the principles of war».

Und sie halten weiter fest: «there is nothing in the world today that cannot become a weapon, and this requires that our understanding of weapons must have an awareness that breaks through all boundaries.»

Mit anderen Worten: Angriffe auf unser Bankensystem (d'Amato, Bankgeheimnis, etc.), langsame physische Unterwanderung unseres Landes mittels fünfter Kolonnen jeglicher Art, Cyber-Attacken gegen Privatpersonen, gegen die Verwaltung und gegen Sicherheitskräfte, wie gegen Estland im Frühling 2007. Das alles gehört zu diesem Kriegsspektrum. Und diese Aktivitäten sind häufiger denn je. Denn spioniert wird jederzeit. Gerade dann, wenn angeblich Friede herrscht.

Zur Ablenkung auf die Armee eindreschen

Umso bedenklicher, wenn Zeitungen und Politiker nun seit Monaten ein scheinheiliges Gezeter inszenieren: die Schweizer Armee verlottere, sie könne ihre Aufträge nicht mehr erfüllen, die Planer im VBS hätten falsche Milchbüchleinrechnungen gemacht etc. pp. Scheinheilig ist das deshalb, weil etliche Politiker und Medienschaffende an diesem Debakel selber schuld sind.

Roger de Weck sieht es in seinem Kommentar in der heutigen SonntagsZeitung völlig richtig, wenn er einleitend schreibt: «Die Schweizer Armee wird von denjenigen kritisiert, die ihre Probleme verursacht haben.»

Fakt ist: eine unheilige Allianz von ganz links bis ganz rechts ist seit Jahren auf dem besten Weg, die Ziele der GSoA in die Tat umzusetzen: eine Schweiz, die um ein überlebenswichtiges Mittel der Sicherheitpolitik beraubt ist.
  • Die Wirtschaft ist seit längerem kaum mehr bereit, sich ihr sicheres Umfeld etwas kosten zu lassen und schielt nur noch auf die Segnungen der Globalisierung.
  • Die Sozialdemokraten wollen Friedenssoldaten ins Ausland schicken - nur kosten soll es bitte nichts.
  • Und die SVP ist kategorisch gegen Auslandengagements jeder Art und schiesst daneben Giftpfeile auf ihren abtrünnigen Bundesrat, Verteidigungsminister Samuel Schmid.
Landesverräter im Bundeshaus und in den Konzernzentralen

Niemand ist also bereit, die nötigen Geldmittel und personellen Ressourcen zur Verfügung zu stellen, weil man sich nicht darauf einigen kann, wo die Bedrohung liegt (manche verneinen gar rundweg, dass es überhaupt eine gibt).

Zur Ablenkung vom Versagen der Schwatzbude im Bundeshaus werden dann Angriffe auf die Armeeführung inszeniert. Was wiederum ausländischen Mächten in die Hände arbeitet, welche seit Jahren nur ein Ziel verfolgen: die Schweiz für ihre Zwecke zu manipulieren. Das sind keine Volksvertreter, sondern Landesverräter.

Die Situation ist völlig verfahren und erinnert fatal an die Jahre vor dem Einmarsch der französischen Truppen im Jahre 1798 oder dem Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939. Eine dekadente Elite in Wirtschaft und Politik will die Zeichen der Zeit nicht sehen, setzt den nationalen Zusammenhalt und damit die nationale Sicherheit aufs Spiel und lässt es auf diese Weise zu, dass unser ganzes Land auf die schiefe Bahn gerät. Damit sind sie zwar in Europa in bester Gesellschaft, aber das sollte uns nicht daran hindern, endlich hinzugehen und das Steuer herumzureissen.

Es braucht wieder eine schlagkräftige Gesamtverteidigung

Man kann es drehen und wenden wie man will: es braucht endlich eine Koalition der nationalen Restauration, es braucht wieder eine glaubwürdige Landesverteidigung in einem umfassenden Sinne, eine Gesamtverteidigungskonzeption wie wir sie einmal hatten. Nur so können wir eine adäquate Antwort auf die Herausforderung «Unrestricted Warfare» geben.

Das funktioniert aber nicht, wenn man der Armee erst 4 Milliarden Budget zuspricht und dann ein unverändertes Aufträge-Portfolio mit immer weniger Geld umgesetzt sehen will - mittlerweile sind es bald nur noch 3 Milliarden Franken pro Jahr, Betriebskosten und Investitionen inklusive. Ehrlicherweise müsste man dann auch das Auftragsspektrum neu definieren. Dazu ist aber unser Parlament zu zersplittert.

Wie die neue Gesamtverteidigung auch immer aussieht: zum Billigtarif geht es nicht. Oder in den Worten von de Weck: «Das ist [..] kein Spar-, sondern ein teures Investitionsprogramm.» Korrekt. Mit dem Wiederaufbau der Verteidigungsfähigkeit der Schweiz muss JETZT begonnen werden. Viel Zeit haben wir nicht mehr. Nutzen wir sie.

Quellen
  • Qiao Liang und Wang Xiangsui: Unrestricted Warfare (Beijing, PLA Literature and Arts Publishing House, 1999) http://www.c4i.org/unrestricted.pdf
  • de Weck, R.: Hau den Sämi. Kommentar. In: SonntagsZeitung, 31. August 2008 - S. 5

Samstag, 30. August 2008

Caffè-Bar Lounge Chamäleon eröffnet

Heute um 11:00 Uhr war es soweit. Mitten im Dorf - an der Büelstrasse 18 - nahm die Caffè-Bar Chamäleon als jüngste gastronomische Einrichtung auf dem Gebiet der Gemeinde ihren Betrieb auf.

Das neue Lokal im Speicher des Baumgartner-Jucker-Hauses hat gleich zwei Eingänge. Einen südlichen Richtung Oberdorf und einen östlichen über die Büelstrasse:


Der Nebenraum Richtung Süden beherbergt die Lounge. Im Hauptraum findet man den Tresen. Dahinter standen zur Eröffnung Martha Bollier Müller und Susann Wenger. Die Initiantin der neuen Caffé-Bar, Christa Surenmann, war natürlich auch mit von der Partie (dritte von links im Bild):


Vom Tresen aus fällt der Blick hinaus auf den neu erstellten Gartensitzplatz. Von dort hat man den Überblick über den Kindergarten. Eltern kleiner Kinder gehören denn neben den Dorfvereinen auch zur anvisierten Hauptkundschaft. Für sie sind die Nachmittagsöffnungszeiten am Mittwoch und Donnerstag gedacht. Für die Mitglieder der Dorfvereine, die abends noch gern eins trinken würden, hat das Chamäleon jeweils bis 23 Uhr offen (ausser am Sa oder So, aber da finden ja normalerweise auch keine Versammlungen oder Trainings statt). Im Bild der neue Gartensitzplatz:


WeiachBlog wünscht dem jungen Projekt gutes Gelingen.

Öffnungszeiten
Mo-Do 20-23 Uhr
Mi und Do Nachmittag von 14-17 Uhr
Fr durchgehend von 14-24 Uhr
Sa 09-16
So geschlossen

Weblinks
* Website der Caffè-Bar Lounge Chamäleon

Sonntag, 24. August 2008

Wenn der Steuervogt mit dem Bruttoeinkommen rechnet

Wer beim Ausfüllen seiner Steuererklärung über die Steuervögte schimpft - was bei nicht von der Sozialhilfe Abhängigen ab und zu vorkommen soll - der mag durchaus recht haben, wenn er findet, er müsse viel zu viel bezahlen.

Trotzdem geht es ihm besser als unseren Vorfahren zu Zeiten des Ancien Régime, die noch den Zehnten abliefern mussten. Warum?

Steuern zahlen ohne Abzugsmöglichkeiten

Nun: der Zehnten war auf dem Bruttoertrag geschuldet. Da konnten also keine Berufsauslagen geltend gemacht oder Vorinvestitionen und gar Verluste abgezogen werden. Von dem, was die Felder hergaben, kassierten die Trager zuhanden der Zehntenherren noch auf dem Feld 10 Prozent ein - in guten wie in schlechten Jahren. Ein Vergleich mit der Quellensteuer ist nicht ganz abwegig.

Welche fatalen Folgen diese «Besteuerung an der Quelle» für die Bauern hatte, erklärt der bekannte Klima-Historiker Christian Pfister, Professor an der Universität Bern:

«Je geringer die Erträge sind, desto schwerer fallen die für die Aussaat benötigten Mengen ins Gewicht. Für den Preis ist nicht die Bruttoernte massgebend, das, was auf dem Felde eingeerntet oder verzehntet wird, sondern das, was letztlich für den menschlichen Konsum zur Verfügung steht. Es darf nicht übersehen werden, dass ein Teil des Ernteguts für die neue Aussaat beiseite gelegt werden musste.»

Risiko für Missernten voll zu Lasten des Bauern

«Gehen wir von einem stark vereinfachten Modellfall aus: Ein Bauer hat 200 kg Saatkorn ausgesät und erntet bei einer Normalernte für jedes Korn 5 Körner ein. Seine Bruttoernte beträgt also 1000 kg. Von diesen braucht er 200 kg als Saatgetreide für die nächste Aussaat. Für den Zehnten und für den Konsum stehen also nur 800 kg zur Verfügung.

Bei einer Missernte sinkt der Ertragsfaktor auf angenommene 1:3. Die Missernte beträgt somit brutto 600 kg; gegenüber der Normalernte beträgt die Einbusse 40 Prozent. In diesem Falle fällt der Anteil des Saatgutes aber stärker ins Gewicht: Auch von der Missernte müssen nämlich unverändert 200 kg für die nächste Aussaat beiseite gelegt werden. Die Missernte ist deshalb netto 50 Prozent geringer als die Normalernte, und deshalb steigen die Getreidepreise stärker an, als es dem Verhältnis der Bruttoerträge entspricht. Zudem wurde der Zehnte vor Abzug des Saatgetreides erhoben. Er richtete sich nach dem Bruttoertrag. Der Bauer hatte den grösseren Anteil des Saatguts im Falle einer Missernte allein zu tragen, und dieser verkörperte erst noch einen höheren Marktwert.
»

Explosion der Lebensmittelpreise

Mit anderen Worten: wer sonst schon wenig hatte, der geriet in Jahren mit grossen Ernteausfällen erst recht in Not. Das wird deutlich wenn man die Folgen betrachtet, wie sie von Klaus Koniarek, einem deutschen Privatgelehrten, zusammengestellt worden sind:

«Es gibt Erhebungen darüber, wie drastisch Preiserhöhungen nach Mißernten waren: Wurde eine Ernte eingefahren, die 20% unter dem Durchschnittsertrag lag, stiegen die Preise für Nahrungsmittel etwa um 80%. War die Ernte (zum Beispiel durch Kriegs- oder Unwettereinwirkung) um 50% niedriger, stiegen die Preise um bis zu 450%.»

Das traf natürlich Handwerker genauso brutal wie Kleinbauern. Solche Aussichten wie gerade skizziert, brachten die Wohlhabenden wie den Staat in Versuchung, denn, so Pfister:

«Wer in Notjahren Getreide zu verkaufen hatte, sei es aus dem Ertrag seiner Eigenwirtschaft, sei es aus Naturalabgaben, zog daraus einen entsprechend höheren Gewinn.»

Spekulationsverbot - trotzdem riesige Vermögensumverteilung

Die Obrigkeiten versuchten daher, wenigstens den sogenannten «Fürkauf» zu verhindern. Sie verboten also die Spekulation mit Getreide, wobei auch der Einkauf direkt bei wohlhabenden Grossbauern oder Zehntenbezügern untersagt war.

Man ist versucht, die Parallele zu den aktuellen Nahrungsmittelproblemen in unserer heutigen Welt zu ziehen, wenn man bei Pfister etwas weiter unten liest:

«Jede Teuerung war mit einer massiven Umverteilung von Volksvermögen von den Getreidekäufern zu den Verkäufern verbunden. Der Ökonom Samuel Engel schätzte, dass im Kanton Bern im Falle einer Missernte 5 Prozent der Bevölkerung Getreide verkaufen konnten, 10 Prozent sich selbst versorgten und 85 Prozent ihr Brot kaufen mussten.»

Der Berner Samuel Engel lebte in der Endphase dieses ungerechten Bruttoeinkommens-Steuersystems. Pfister fand Engels Schätzung in seinem «Essai sur la manière la plus sûre d’établir un système de police des grains» aus dem Jahre 1772. Darin ging es um die «gute policey», also die gute Ordnung der Verhältnisse im Getreidehandel.

Wie wichtig diese war, ist etwa daran zu erkennen, dass auf alten Speichern Inschriften zu finden sind, die das Baujahr nicht erwähnen, dafür aber den Getreidepreis nennen.

Gäbe es den Brauch heute noch, so müsste man ein im Frühling 2008 gebautes Haus mit dem Spruch versehen: «Dies Haus ward gebaut, als der Barrel Öl 130 Dollar galt».

Quellen

Mittwoch, 20. August 2008

Warum der Rütiacher ein Wald ist

Auf der Nordflanke des Ebnet, einem sich ca. 100 Meter über die Talsohle erhebenden Hügelzug, liegt zwischen ca. 490 und 435 m ü.M. der so genannte «Rütiacher». (Hier klicken für den Standort auf dem GIS Kt. ZH)

Am gleichen Abhang weiter unten und etwas weiter westlich findet man den «Betzenacher», der heute noch eine Weide ist. Kein Wunder, denn dieses Stück Land ist auch wesentlich weniger steil.

Steil ist das Gebiet «Rütiacher» in der Tat: mit 50 Metern Höhendifferenz auf nicht einmal 100 Meter Horizontaldistanz brauchen die Kühe und Geissen zwar noch keine Steigeisen - aber normale Landwirtschaft kann man da kaum betreiben.

Den «Rütiacher» konnte man lediglich im Terrassenbau bewirtschaften. Und auch das offenbar nicht wirklich befriedigend, denn er liegt am Nordhang - und ist damit weniger von der Sonnenwärme begünstigt als beispielsweise die Rebhänge unterhalb der Fasnachtsflue.

Dieser «Acher» ist aber schon seit Jahrzehnten wieder mit Wald bestockt. Bereits auf der zwischen 1843 und 1851 entstandenen Wildkarte, einer Karte des Kantons Zürich im Massstab 1:25'000, ist ein «Rütiacker» an derselben Stelle mitten im Wald eingezeichnet.

Und das zu einem Zeitpunkt, als es den südöstlich davon auf einer leicht abfallenden Waldlichtung zwischen Ebnet, Wörndel und Stein gelegenen Winzlenhof noch gegeben hat.

Heute ist auch diese Fläche wieder mit Wald bestockt. Und das wird auch so bleiben. So lange wie die gegenwärtige Forstpolizeigesetzgebung in Kraft ist.

Dienstag, 19. August 2008

Wie man beim Bauen in Ungnade fällt

Bauen ist riskant. Jedenfalls dann, wenn man es ohne offizielle hochobrigkeitliche Bewilligung tut. Egal ob ein Gartenhaus auf dem eigenen Pflanzblätz, ein zusätzliches Dachfenster oder ein Zimmer mehr im Estrich - ja selbst ein neues Badezimmer als Ersatz für das alte.

Man tut gut daran, genau abzuklären, ob man dafür eine Genehmigung braucht, bevor man auch nur die Pläne zeichnen lässt, geschweige denn das Material anschafft oder die Arbeiter auf den Platz holt.

Der Gemeinderat zieht .... in Wiedererwägung

Was einem sonst blüht, kann man in einer immer noch leicht sommerlochigen Ausgabe des Tages-Anzeigers unter dem Titel «Stützmauer ohne Baugesuch ersetzt» nachlesen - es gibt offenbar z.Zt. keine besseren «chiens écrasés» über die man berichten könnte:

«Weiach . – Der Weiacher Gemeinderat hat den Rückbau einer Gartenstützmauer verfügt, die ohne Baugesuch ersetzt und aufgestockt worden ist. Im Rahmen des Rekursvernehmlassungsverfahrens kommt er nun auf diesen Entscheid zurück, so dass nachträglich ein Baugesuch eingereicht werden kann. (szr)»

Im Original der Gemeindekanzlei tönte das ursprünglich so:

«Der Gemeinderat zieht im Rahmen des Rekursvernehmlassungsverfahrens einen Entscheid betreffend den Rückbau einer ohne Baugesuch ersetzten und aufgestockten Gartenstützmauer in Wiedererwägung. Die Behörde räumt dem Rekursgegner das Recht um ordentliche Einreichung eines Baugesuches ein, bevor eine weitere baurechtliche Beurteilung erfolgt.»

Klar, man versteht es schon. Aber manchmal sind Zeitungen in stilistischer Hinsicht doch zu bevorzugen.

Es sei denn man wolle sich in Latein üben. Bei den alten Römern waren die beiden wichtigsten Begriffe (hier: «Gemeinderat zieht» und «in Wiedererwägung») zwecks besserer Heraushebung an die erste und die letzte Stelle im Satz gestellt.

Quellen
  • Bauwesen. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, August 2008 - S. 3.
  • Stützmauer ohne Baugesuch ersetzt. In: Tages-Anzeiger, 19. August 2008 - S. 53 Unterland.

Sonntag, 17. August 2008

Namenlose Strassen, nummernlose Häuser! Ein Plädoyer.

Woran erkennt man selbst im Wald, dass man sich auf dem Gebiet einer Grossstadt befindet? Die Antwort ist einfach: es gibt kein einziges Haus ohne Polizeinummer und fast keine Waldstrasse ohne Namenstafel.

Die vollständige Möblierung des Gemeindegebiets mit Strassen- und Hausnummerntafeln ist die Duftmarke der flächendeckenden Verstädterung. Sie ist Ausdruck der totalen Erfassung jeden Lebensbereichs durch die «gute Policey». Das ist ein Begriff aus der Frühen Neuzeit der die zunehmend allumfassende Staatsverwaltung bezeichnet, welche sich unterstützt von Statistik und Kameralistik seit 300 Jahren unkontrolliert durch Europa und mittlerweile die ganze Welt frisst.

Wo man - wie in Weiach - noch viele Waldstrassen ohne Namen antrifft, wo es einzelne Häuser gibt, die gänzlich ohne von der Gemeinde vergebene Hausnummer auskommen, da kann man sich darüber freuen, noch einen Hauch ländlicher Idylle gefunden zu haben. Eine von staatlichen Bürokraten noch nicht ganz in Beschlag genommene Welt.

Die Diktatur der Polizeinummer

Jeder Strasse einen Namen und jedem Haus eine Nummer, selbst dann, wenn es sich um einen kleinen Weiler handelt oder gar um einen einzelnen Hof. Das ist das erklärte Ziel dieser Leute (vgl. Empfehlungen Gebäudeadressierung in den Quellen am Schluss des Artikels).

Ja warum eigentlich? Was soll der Schildbürgerstreich, dass ein Hof mit einem einzigen bewohnten Haus nun die hochobrigkeitlich offizielle Adresse «Höhberg 1» tragen muss? Warum reicht «Höhberg» nicht mehr? Hängt man die Nummer nur der Vereinheitlichung wegen an?

Menschen brauchen so etwas jedenfalls nicht um den entsprechenden Hof zu finden. Nur Computer, die von zu wenig intelligenten Informatikern programmiert worden sind.

Das ist den eben angesprochenen Bürokraten aber völlig egal. Sie fordern «Eine Adresse für jedes Gebäude», als ob die genannten Höfe und Weiler nicht längst eine hätten. Die ist zwar oft nicht ganz einheitlich, was die Schreibweise betrifft. Aber stört das jemanden - ausser den Bürokraten, deren Datenbanken dann vielleicht - horribile dictu - Inkonsistenzen aufweisen?

Zur Ausmerzung solcher Inkonsistenzen wird vom Bund die so genannte Registerharmonisierung mit aller Gewalt vorangetrieben. Ziel: die lückenlose Erfassung von Allem und Jedem. Eine der Promotorinnen, die abservierte Bundesrätin Ruth Metzler, war eine der schlimmsten Vereinheitlicherinnen. Ihr haben wir unter anderem die Abschaffung der Gemeindezivilstandsämter zu verdanken.

Erfasst wurden zwar schon bisher viel zu viele Daten. Computer erlauben nun aber eine lückenlose Kontrolle. Das will der Staat ausnutzen - wofür auch immer und wer auch immer die gesammelten Daten dereinst (miss-)brauchen kann.

«Ihr Leben könnte gefährdet sein». Die alte Masche zur Gehirnabschaltung

Begründet wird die Massnahme selbstverständlich immer mit sozial akzeptablen, vordergründig ehrenwerten Motiven. Der im Amt abgestürzten ehemaligen kantonalen Baudirektorin Dorothée Fierz wurde zu diesem Zweck folgende Begründung in den Mund gelegt:

«Wer Personen in einem bestimmten Gebäude besucht, Waren anliefert oder Post zustellt, aber auch wer Personen in Lebensgefahr retten soll, ist auf eindeutige Gebäudeadressen angewiesen. (...) Eine lückenlose und harmonisierte Adressierung bewirkt, dass jedes Gebäude, in dem Menschen wohnen oder arbeiten, eine eigene, unverwechselbare Anschrift hat. Das hilft nicht nur der Post, Rettungskräften oder Erstellern von Adressverzeichnissen und Ortsplänen, sondern erleichtert auch die Aufgabenerfüllung von Bund, Kantonen und Gemeinden. Und es hilft jeder und jedem von uns, wenn wir uns als Ortsunkundige zurecht finden wollen.»

Wer könnte da etwas dagegen haben? Alles nur positiv, oder? Von Risiken kein Wort.

Obige PR-Leier findet man im Vorwort der Empfehlung Gebäudeadressierung. Ausgeheckt wurde dieses mittlerweile schon vier Jahre alte Papier vom Amt für Raumordnung und Vermessung (ARV), das im Kanton Zürich sozusagen die Speerspitze solcher Bestrebungen ist. Ihre Empfehlung, lückenlos durchzunummerieren und zu vereinheitlichen soll sich bis in die letzten Winkel des Kantons fressen.

Ortsunkundige sollen fragen

Kurz gesagt ist alles, was Fierz vorbringt reinste Schönfärberei. Alles Ausreden, wenn es um kleine Weiler und Einzelhöfe geht, die noch nicht von der Seuche der Polizeinummerierung erfasst worden sind.

Selbst wenn man das beliebte Argument mit den Notfalldiensten betrachtet: Wer dort wohnt, weiss um die Schwierigkeiten und kann einen Notfallarzt auch entsprechend einweisen, so das denn nötig sein sollte.

Diejenigen Leute, die es etwas angeht, wer in nicht polizeinummerierten Weilern oder Höfen wohnt und arbeitet, die wissen genau, wie man dorthin kommt und wer dort wo ansässig ist. Die Postangestellten, die Gemeindearbeiter und sogar der Betreibungsbeamte finden den Weg jedenfalls problemlos.

Und sonst können Ortsunkundige ja fragen, wenn sie partout da hin wollen. Das ermöglicht wenigstens die soziale Kontrolle, welche durch eine Welt allumfassender Datenbanken Leuten in die Hand gegeben wird, die man nicht kennt und denen man daher nicht trauen kann.

Quelle
  • Schlatter, M.: Empfehlung Gebäudeadressierung und Schreibweise von Strassennamen. Version 2.5 vom 1.9.2004 (Hrsg.: Baudirektion Kanton Zürich)
  • Komplett übernommen von der Eidg. Vermessungsdirektion:
    Empfehlung Gebäudeadressierung und Schreibweise von Strassennamen für die deutschsprachige Schweiz Version 1.6 vom 3. 5. 2005 (Hrsg.: Eidgenössische Vermessungsdirektion, Bundesamt für Landestopografie, Mai 2005)

Samstag, 16. August 2008

Wieviele Hektaren umfasst die Gemeinde Weiach?

So einfach ist die Frage nicht zu beantworten. Wer in älteren Dokumenten nachschlägt liest dort, die Gemeinde Weiach habe eine Fläche von 964 ha.

Wer aber neuere Unterlagen konsultiert, der stellt fest, dass jetzt von 957 ha die Rede ist. Eine Differenz von 7 Hektaren also.

Wie kommt denn das? Musste die Gemeinde Land abtreten? Nein, es gab keine Landumlegungen - schon gar nicht in diesem Umfang. Was dann? Eine Fläche von 7 Hektaren kann sich ja nicht einfach in Luft aufgelöst haben.

Eigenhändiges Nachmessen mit Hilfe des via Browser abfragbaren GIS des Kantons Zürich ergibt noch einmal einen anderen Wert. War wohl auch nichts, dieser Versuch.

Digitale Vermessung ergibt Korrekturen

Welche Zahl stimmt nun? Beim Amt für Raumordnung und Vermessung des Kantons (ARV) weiss man, woran es liegen könnte: Die Messmethoden sind umgestellt worden.

Man projiziert zwar nach wie vor die gesamte Fläche auf eine Ebene. In den letzten Jahren ist man aber daran gegangen auf die digitale Vermessung umzustellen.

Sämtliche Grenzen aller Parzellen und damit letztlich auch die Grenzen der Gemeinden werden durch die amtlich bestellten Geometer digital neu erfasst. Das dauert Jahre, ermöglicht aber eine Genauigkeit von einigen Zentimetern, wo sie bisher im Bereich von Metern (!) lag.

Diese bessere Datengrundlage hilft wiederum bei der Planung auf allen Ebenen - vom Bund über den Kanton bis zur Gemeinde. Ob das erwünscht ist, darüber lässt sich trefflich streiten, denn jede solche Massnahme führt zu neuen Möglichkeiten für staatliche Eingriffe ins Leben seiner Bürger.

Zehn Stellen nach dem Komma

Wo wir vorhin bei diesem GIS-Browser waren. Da erzielt man übrigens mit einer anderen Methode eine derart exakte Antwort auf die einleitende Frage, dass es schon wieder zum Lachen ist:

Gemeinde: Weiach
Bezirk: Dielsdorf
Fläche: 9574879.7967900001
[m2]

Dieses hypergenaue, aber dafür garantiert falsche Resultat erhält, wer im GIS den Info-Button anwählt und dann irgendwo ins Gemeindegebiet klickt. Für den gewählten Punkt erscheint dann die Militärkoordinate (z.B. 674445/268248 für den Eingang des Schützenhauses an der Haslistrasse).

Womit wieder einmal bewiesen wäre, dass jede Messung mit Vorsicht zu geniessen ist. Auch diese.

Literatur

  • Munz, D.: Erste digitale Vermessung der «terra incognita weiachiensis». Neuvermessung kostet die Gemeinde rund 850'000 Franken. In: Zürcher Unterländer, 10. August 1996 - S. 3.

Freitag, 15. August 2008

Bussen für Sauereien auf den Strassen

Wenn es um die Verschmutzung von Strassen geht, dann fallen Gegenmassnahmen in den Aufgabenbereich der Gemeinden. Das war im Grundsatz auch vor 50 Jahren nicht anders, wie man dem Gemeinderatsprotokoll Weiach entnehmen kann. Unter der Rubrik «Strassenwesen. Kreisschreiben und Verordnungen» heisst es da:

«Direktion der öffentlichen Bauten des Kantons Zürich: Kreisschreiben vom 23. Juni 1958 betr. Verschmutzung der öffentlichen Strassen. Bei Nichtbeachtung der §§ 39 und 43 des Kant. Strassengesetzes betr. die Verunreinigung des Strassengebietes durch Lastwagen, ist der Gemeinderat berechtigt Bussen zu fällen.»

Das Strassengesetz und einen entsprechenden Passus gibt es auch heute noch. Der einschlägige Paragraph ist lediglich etwas allgemeiner formuliert:

«§ 27. Wer Strassen regelmässig durch die Art der Grundstücknutzung oder sonstwie übermässig verschmutzt, ist für die Reinigung verantwortlich. Kommt er dieser Pflicht trotz schriftlicher Aufforderung nicht innert nützlicher Frist nach, wird die Reinigung auf seine Kosten durch das den Unterhalt besorgende Gemeinwesen durchgeführt.»

Verunreinigungen des öffentlichen Grundes: Jeder Gemeinde ihre eigene Regelung

Ansonsten ist es den Gemeinden überlassen, wie streng sie bei Sauereien auf Strassen gegen die Verursacher vorgehen wollen. Geregelt wird diese Ordnungswidrigkeit in den kommunalen Polizeiverordnungen, die den Sachverhalt ähnlich beschreiben - und doch nicht alle gleich sind. Man beachte die kleinen - aber entscheidenden - Unterschiede:

Art. 38 PolVo Dübendorf
«Das Verunreinigen des öffentlichen Grundes ist verboten. Wer mit irgendwelchen Materialien den öffentlichen Grund verschmutzt, hat ihn umgehend wieder zu reinigen. Zuwiderhandlungen werden bestraft; der Verursacher hat zudem die Kosten für die Wiederinstandstellung zu tragen.»

Art. 29 PolVo Wetzikon
«Es ist verboten, den öffentlichen Grund zu verunreinigen. Wer mit irgendwelchen Materialien den öffentlichen Grund verschmutzt, hat ihn umgehend wieder zu reinigen. Allfällige Wiederinstandstellungsarbeiten gehen zulasten der Verursacher.»

Art. 51 PolVo Seuzach
«Wer den öffentlichen Grund (Strassen, Anlagen usw.) verunreinigt, hat sofort wieder den ordnungsgemässen Zustand herzustellen. Säumigen wird, nebst einer Umtriebsentschädigung, der effektive Reinigungsaufwand verrechnet.»

In Dübendorf kann einem also zusätzlich zu den Reinigungskosten eine Busse blühen, in Seuzach eine Umtriebsentschädigung. Nur Wetzikon erwähnt solche Massnahmen nicht explizit im einschlägigen Artikel.

Und was sagt die Polizeiverordnung der Gemeinde Weiach zum Thema?

Art. 25 PolVo Weiach (Schutz des öffentlichen und privaten Eigentums)

«Öffentliche Sachen dürfen nicht verunreinigt oder unbefugterweise und entgegen ihrer Zweckbestimmung benützt oder verändert werden. Wer den öffentlichen Grund verunreinigt hat ihn auf eigene Kosten wieder zu reinigen beziehungsweise wieder instandzustellen.»

Quellen

Donnerstag, 14. August 2008

Hundertundzweijähriger Poststempel

Wo wir gestern schon bei Poststempeln waren, da passt heute gleich noch eine zweite solche Story dazu.

Gegen Ende September 2007 wurde auf Ebay eine «Stehende Helvetia mit Vollstempel Weiach» zum Verkauf angeboten. Darauf zu finden ist der Abdruck des Weiacher Poststempels vom 12. Juli 1906:

Ausgehend vom Startpreis von EUR 1,99 am 24.09.07 18:58:54 MESZ boten sich maeusi0_6 und adijosef1946 gegenseitig hoch. Sechs Tage später und 7 Stunden 48 Minuten 44 Sekunden vor Ende der Auktion stand der Preis schon auf EUR 6,40. Wer letztlich das Rennen gemacht hat ist WeiachBlog entgangen.

Weiacher Post war damals ein «Postbureau»

Interessant ist für uns vor allem, dass es vor 102 Jahren bereits einen Datumsstempel gab. Das hängt wohl damit zusammen, dass die Weiacher Postablage am 1. Juli 1890 zum Postbureau befördert worden war. Davor hatte die Poststelle seit dem 1. Januar 1868 bereits den Status einer rechnungspflichtigen Ablage.

Mittwoch, 13. August 2008

Weiacher Poststempel Anno 1864

Vor einigen Tagen wurde auf Internetplattform Ricardo unter der Rubrik Vorphilatelie ein «Faltbrief von Weyach nach Rafz 1864» angeboten. Startgebot: 65 Franken. Erfolglos. Es gab nicht ein einziges Gebot. Niemand hat diesen Brief gekauft.

Lag es an der Beschreibung? Wer die Adresse genau liest erkennt, dass der Brief an einen «Herrn Sekelmeister Angst in Wihl bei Rafz» gerichtet ist:

Wil ZH liegt nun einmal im Rafzerfeld, ist aber mitnichten identisch mit Rafz. Dass der Brief aber über Rafz gelaufen sein muss, zeigt sich am Stempel auf der Rückseite:


Nur eine Postablage

Aus Weiacher Sicht ist natürlich unser Poststempel interessant. Er zeigt einen einfachen Schriftzug WEYACH - wo andere Poststellen (wie z.B. Rafz, vgl. oben) bereits über einen Rundstempel mit Datum verfügten.

In Weiach gab es damals nämlich lediglich eine nichtrechnungspflichtige Postablage. Die war 1859 in der Speisewirtschaft des Friedensrichters Meierhofer einquartiert (heute das Haus von Hansruedi Meierhofer mit der Adresse: Alte Poststrasse 2).

Dienstag, 12. August 2008

Sereina Trachsel nicht an der Olympiade

Die Weiacherin Sereina Trachsel fährt auf Sieg. Leider nicht an der Olympiade sondern in heimischeren Gefilden. Das kann man sich auch ohne Blick auf die Selektionsliste von Swiss Olympic ausrechnen, wenn man die Schlagzeilen im Tages-Anzeiger sieht:

«Trachsel und Lukas Müller als Erste im Ziel», lautete sie am 5. August 2008. Also zu einem Zeitpunkt, wo die meisten Selektionierten schon längst in Peking trainierten. Heute ist im Tagi ein Artikel mit «Dritter Saisonsieg für Sereina Trachsel» erschienen.

Kritik an der Selektion von Swiss Olympic

Nach dem nicht gerade brillanten Abschneiden der drei Schweizer Strassenfahrerinnen Priska Doppmann (7. Rang) , Nicole Brändli-Sedoun (18. Rang) und Jennifer Hohl (ausgeschieden) stellt der Leserbriefschreiber Hanspeter Bühler aus Weiach die Frage, warum Trachsel nicht nach Peking entsandt worden ist:

«Ohne die Zürcherin Sereina Trachsel, die für das sehr coupierte Olympia-Radstrassenrennen die beste Wahl gewesen wäre, reiste man nach China, und es kam, wie es vorauszusehen war. Der noch einigermassen zufriedenstellende 7. Platz von Priska Doppmann interessiert eigentlich auch niemanden. Die schon längst überbewertete Nicole Brändli enttäuschte und die durch Sturz ausgeschiedene Jennifer Hohl, die nur durch glückliche Umstände StrassenMeisterin 2008 geworden ist, war von Anfang an überfordert und eine falsche Selektion. Wie kommt es zu solchen Selektionen? HANSPETER BÜHLER, WEIACH» (TA, 12.8.2008)

Das kann man in der Tat fragen, wenn man sich die auf der Website von Swiss Olympic offiziell publizierten Selektionsbedingungen ansieht. Trachsel hat mit der «Berner Rundfahrt» mindestens einmal eine solche Bedingung erfüllt. Anscheinend gibt es aber maximal drei Startplätze und Doppmann, Hohl sowie Brändli wurden als geeigneter eingestuft. Wenn die Spitze in der Schweiz schon so dicht ist, dann hätte man mittels schärferen und nach Prioritäten abgestuften Selektionskriterien diese Auswahl objektiver gestalten können. So ist die Selektion nicht wirklich transparent.

Im Kanton Bern Erfolge in Serie

Trachsel steckte dies aber weg und dominierte in Bern die Konkurrenz: «Die für den VC Steinmaur fahrende Weiacherin Sereina Trachsel hat beim Strassenrennen in Bern-West ihren dritten Saisonsieg errungen. Im 68 Kilometer langen Rennen fuhr sie mit Mirjam Hauser der Konkurrenz davon und distanzierte ihre letzte Begleiterin an der ruppigen Steigung kurz vor dem Ziel, um mit acht Sekunden Vorsprung zu gewinnen. Das war nach der Berner Rundfahrt und dem GP Aaretal vor Wochenfrist Trachsels dritter Saisonsieg, und dies immer im Kanton Bern.» (TA, 12.8.08)

Gerade immer fährt Trachsel aber nicht ganz vorne mit, wie sich beim GP Oberbaselbiet zeigte: «Im Frauenrennen (63 km) fuhr Sereina Trachsel als Spurtzweite einer Elfer-Verfolgergruppe auf den 9. Platz.» (TA, 12.8.08)

Leserbriefschreiber ist Berater

Zu Hanspeter Bühler muss man der Vollständigkeit halber noch anfügen, dass er in dieser Angelegenheit Partei ist. Als Inhaber der Mediaservice Bühler GmbH mit Sitz in Weiach wohnt er nicht nur im selben Haus wie Gregor Trachsel (Gemeindepräsident von Weiach und Vater von Sereina Trachsel). Er ist auch ihr Berater, wie man der Firmenwebsite entnehmen kann:

«NEU HABEN WIR DIE BERATUNG UND SPONSOR-AKQUISITION DES GROSSEN SCHWEIZER RADRENN-TALENTES, DER KÄMPFERIN SEREINA TRACHSEL ÜBERNOMMEN. 2004 WURDE DIE RENNFAHRERIN MIT EINER PARFORCE-LEISTUNG ERSTMALS SCHWEIZERMEISTERIN DER ELITE-DAMEN UND SIE KONNTE 2005 DEN ERFOLG TROTZ HEFTIGER GEGENWEHR IHRER KONTRAHENTINNEN WIEDERHOLEN. UND JETZT IM JAHRE 2007 KONNTE SIE ZUM DRITTEN MAL DEN SCHWEIZER-LANDESMEISTER-TITEL FÜR SICH ENTSCHEIDEN!

Sereina Trachsel - Gewinnerin vieler Eliterennen und Schweizer-Landesmeisterin der Elite-Damen 2004, 2005 und jetzt auch 2007! Sie gewann übrigens alle Schweizermeister-Titel solo!
»

Quellen

  • Bühler, H.: Trachsel fehlte. (Falsche Auswahl und stummer TV. Lesermeinungen zu den Olympischen Spielen.) In: Tages-Anzeiger, 12. August 2008 - S. 19.
  • Dritter Saisonsieg für Sereina Trachsel. In: Tages-Anzeiger, 12. August 2008 - S. 55 Unterland
  • Website der Mediaservice Bühler GmbH
  • Website Swiss Olympic (Resultate und Selektionskriterien)

Montag, 11. August 2008

Kartoffelkäferbekämpfung nicht mehr subventioniert

Es war kurz vor dem Zweiten Weltkrieg als ein neuer Schädling die Schweiz erreicht hatte. Den Rhein überschritt der Kartoffelkäfer gemäss Wikipedia im Jahre 1936.

Friedrich Traugott Wahlen (später als «Mister Anbauschlacht» berühmt geworden) war in einer internationalen Arbeitsgruppe zur Bekämpfung dieses auch Koloradokäfer genannten Schädlings tätig (BBl 1938 I 804). Das Eidgenössische Volkswirtschaftsdepartement im August 1938 eine Verfügung «betreffend die Bekämpfung des Kartoffelkäfers» (BS 9 412) erliess. Die Nachfolgeverordnung wurde erst 1962 aufgehoben.

Im Sommer 1958 kein so grosses Problem mehr?

Offenbar war das Problem bereits einige Jahre früher nicht mehr derart drängend. Im Sommer vor 50 Jahren diskutierte der Gemeinderat Weiach das «Fallenlassen der Gemeindebeiträge für die Kartoffelkäferbekämpfung». Die so genannte «Spritzmittelvergütung» sollte nicht mehr ausbezahlt werden:

«Auf Empfehlung von Gemeindepräsident Meierhofer fasst die Behörde den Beschluss:
  1. Für die Kartoffelkäferbekämpfung werden keine Gemeindebeiträge (Spritzmittelvergütungen) mehr ausgerichtet.
  2. Es ist ein entsprechendes Zirkular zu erlassen.»
Quelle
  • Gemeinderat Weiach: Protokoll der 15. Sitzung des Gemeinderates am 12. Juli 1958 (Nr. 189)

Sonntag, 10. August 2008

Betonierungsrate: ein Brienzersee pro Jahr und Schweiz

Sämtliche Versuche Hitlerdeutschlands, die Metropole an der Themse und andere englische Städte durch Luftangriffe zu zerstören, haben nicht das zustande gebracht, was die Architekten Britanniens seit dem Zweiten Weltkrieg mit London angestellt haben.

So äusserte sich der längst ergraute Thronfolger Prinz Charles in einer Ansprache und zog sich damit den Zorn der Kritisierten zu. Wenn man sich vor Augen führt, welche Bausünden in den letzten Jahrzehnten ganz Europa verunstaltet haben, dann muss man dem blaublütigen Biolandwirtschafts-Unternehmer allerdings Recht geben.

Urban sprawl made in Switzerland

Ausserhalb der Städte sieht es kaum besser aus: wir sind Zeuge der Zubetonierung ganzer Landstriche mit einem undefinierbaren Siedlungsbrei.

Dem «Beobachter» kommt das Verdienst zu, wieder einmal deutlich auf eins der grössten Probleme unseres Landes (und der Welt als Ganzes) aufmerksam zu machen: der friedlichen Zerstörung der Landschaft.

Jede Sekunde werde in der Schweiz ein Quadratmeter Boden verbaut, schreibt der Beobachter. In einem Jahr macht das 60x60x24x365 = 31'536'000 Quadratmeter. 10'000 Quadratmeter sind eine Hektare, hundert Hektaren ein Quadratkilometer. Das wären 31.5 qkm - der Brienzersee misst gerade einmal 29.8 qkm. Effektiv verbaut werden zwar nur 2700 Hektaren pro Jahr.

Trotzdem: das ist zu viel. Viel zu viel. In 40 Jahren macht das nämlich in etwa die Fläche des Kantons Zürich aus! Und meist werden ja nicht etwa unproduktive Berghänge mit Einfamilienhäuschen, Wohnsiedlungen und Strassen zugestellt. Sondern ausgerechnet die fruchtbaren Talebenen.

Ursache: Gemeindeegoismus, Steuerbegehrlichkeiten und zu grosse Bauzonen

Eigentlich hat die Schweiz ja eine Raumplanungsgesetzgebung. Und trotzdem hat man den Eindruck von planlosem Vorgehen. Die Ursache liegt auch bei den Gemeinden, die eifersüchtig ihre oft völlig überdimensionierten Bauzonen hegen. In Weiach ist das nicht anders als in anderen Gemeinden im Unterland.

Die Baulandreserven werden in der Hoffnung verteidigt, neue Steuerzahler und junge Familien anzuziehen, welche entweder mehr Steuergelder oder mehr Kinder für die aussterbenden Schulen bringen. Deshalb werden Flächen eingezont belassen, die man eigentlich nie hätte als Baugebiet bezeichnen dürfen.

Rückgängig machen lässt sich eine Einzonung von Bauland nicht ohne weiteres. Tut man dies, so stehen Schadenersatzforderungen seitens der Grundeigentümer ins Haus. Und man riskiert Aufschreie bei den Steuerverwaltungen. Bauland kostet nämlich locker das 100-fache derselben Fläche in der Landwirtschaftszone. Je nach Lage und Erschliessung oft noch mehr. Rückzonungen haben darum auch Steuerausfälle zur Folge.

Therapie: Bauzonen sofort radikal verkleinern

Letztlich führt aber kein Weg an einer radikalen Verkleinerung der Baulandreserven vorbei. Wir müssen in die Zukunft schauen, müssen wieder überlegen, womit wir die vielen Einwohner dieses Landes in der kommenden, postfossilen Ära ernähren wollen. Ohne möglichst viel gutes Ackerland geht das nicht. Und deshalb wäre auch die Durchsetzung per Notrecht am Platz. Sprich: grossflächige Umzonungen von Bauland in die Landwirtschaftszone.

Das sind wir auch den Gründervätern dieses Landes schuldig. Denn mit welchem Recht überbauen wir bestes Landwirtschaftsland, das unsere Vorfahren mühsam gerodet und jahrhundertelang gepflegt haben?

Quelle
  • Benz, D. & Grossrieder, B.: Verschandelte Schweiz. Ein Land wird zugebaut. In: Beobachter, 16/2008 - S. 22-28.

Freitag, 8. August 2008

Hard bedeutet Eichenwald

Wenn man etwas dick auftragen wollte, so könnte man behaupten: In Weiach Eichen zu pflanzen sei wie Wasser in den Rhein oder Eulen nach Athen tragen. Einen wahren Kern hat diese Aussage durchaus. Denn nach wie vor stehen die grössten Eichenbestände des Kantons Zürich u.a. auf Gemeindegebiet von Weiach.

Eichelmast wichtiger als Holznutzung

Vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert wurden Eichenwälder multifunktional genutzt. Es war noch nicht einmal das harte Holz, das den Wert eines solchen Waldes ausmachte, sondern die Kapazität für die Schweinemast. Gerechnet wurde also mit dem kapitalisierten Erlös der jährliche zu erwartenden Eicheln. Schweine wurden zur Mast in diese Wälder getrieben, weshalb man auch scherzhaft davon sprach, die besten Schinken würden auf den Eichen wachsen.

Der Hardwald war ein Eichen-Weidewald

Eichenwald stand auf Weiacher Gebiet vor allem im Hard. Dieser Flurname steht nach Angaben des Forsthistorikers Karl Alfons Meyer aus dem Jahre 1931 für einen offenen Eichen-Weidewald. Es gibt viele weitere Flurnamen, die nach K.A. Meyer mit solchen Eichen-Weidewäldern in Zusammenhang stehen (vgl. S. 38f der unten referenzierten BUWAL-Publikation).

Übrigens war dies kein Wald, wie wir ihn uns heute vorstellen. Sondern eher ein Mittelwald mit buschartigen Hagebuchen, Linden, etc., die regelmässig gefällt und zu Brennholz verarbeitet wurden. Über diese Schicht hinaus ragten wenige grosse Einzelbäume mit entsprechend ausladenden Kronen. Vor allem Eichen liess man gross und stark werden.

Heute ist der Wald viel dichter als damals, denn Nutztiere im Wald weiden zu lassen ist schon seit vielen Jahrzehnten nicht mehr erlaubt. Deshalb kennen wir heute vor allem Hochwälder.

Was uns der Name Hardrütenen sagt

Mit zunehmender Bevölkerung musste der Ackerbau intensiviert werden. Etliche Wälder - auch Eichen-Weidewald - wurden deshalb ab dem 16. Jahrhundert gerodet. In Weiach kann man das an Flurnamen wie Hardrütenen ablesen. Das bezeichnet ganz eindeutig eine Fläche, die einmal ein Eichenwald gewesen ist. Dort wo heute das Kieswerk ist war einst auch Eichenwald.

Auch wenn man die alten Gyger-Karten aus dem 17. Jahrhundert konsultiert, kommt man zum selben Schluss: Der Weiacher Hardwald reichte früher tatsächlich einiges näher an den Dorfkern heran.

Quellen

Donnerstag, 7. August 2008

Wenn Pferde sich mit der Landwirtschaftszone beissen

Pferde sind nur etwas für relativ Wohlhabende. Das war schon vor Jahrhunderten so, als nur die dörfliche Oberschicht sich eins oder gar mehrere Pferde im Stall leisten konnte. Alle anderen spannten ihre Kühe oder gar sich selber vor den Pflug.

Pferde als Spiegel postmodernen Wohlstandes

Heute werden Pferde nicht mehr ihrer PS wegen und zwecks Ziehen von landwirtschaftlichen Geräten und Wagen aller Art gehalten. In der überwiegenden Zahl sind es Reitpferde, die dem Vergnügen dienen.

Das können sich von den 1.3 Millionen Einwohner des Kantons schon einmal einige leisten. Wohl deshalb «werden immer mehr Baugesuche für Pferdepensionen in der Landwirtschaftszone gestellt», wie der Tages-Anzeiger am 4. August schreibt. Jährlich würden 50 bis 100 Baugesuche für Bauten ausserhalb der Bauzone gestellt, die mit Pferdehaltung in Zusammenhang stehen.

Auch in der noch immer relativ ländlichen Gemeinde Weiach spürt man diese Nachfrage. Es gibt meines Wissens mindestens 4 Höfe rund um den Dorfkern, bei denen Pferde eingestellt werden können. Und zwei Landwirte haben nach Recherchen der Tages-Anzeiger-Journalistin Sandra Zrinski gegenwärtig je ein Baugesuch für Rossstallungen laufen.

Da Pferde Platz brauchen (150 Quadratmeter pro Pferd sieht beispielsweise das Gesuch von Hans Willi vor), ist es verständlich, wenn man dafür nicht teures potentielles Bauland verwenden will.

Ein Grundbucheintrag wider die unkontrollierte Proliferation

Gegen die Flut von neuen Pferdeställen in den Landwirtschaftszonen hat die zuständige kantonale Behörde geeignete Massnahmen ergriffen. Eine Bewilligung gibt es beispielsweise nur gegen einen Eintrag im Grundbuch. Dieser sieht vor, dass freistehende mit der Pferdehaltung im Zusammenhang stehende Bauten wieder entfernt werden müssen, sobald das landwirtschaftliche Unternehmen seinen Betrieb einstellt. Diese Bestimmung ist mit ein Grund dafür, dass Pferdeboxen häufig in bestehende Gebäude eingebaut oder daran angebaut werden.

Diese Einschränkung will der Weiacher Landwirt Manfred Baumgartner für die südlich seines bestehenden Hofes geplanten Bauten nicht akzeptieren, hat Zrinski in Erfahrung gebracht. Gegen den Eintrag dieser Rückbauverpflichtung bei nichtlandwirtschaftlicher Umnutzung, einer sogenannten Dienstbarkeit im Grundbuch, habe er Rekurs eingelegt.

Aus seiner Sicht verständlich - schliesslich kann er ja nicht wissen, wann seinem Betrieb der Schnauf ausgeht. Nicht nur die Investition wäre dann verloren, auch für den Rückbau kämen signifikante Ausgaben hinzu.

Bauern werden am Überleben gehindert, könnte man da meinen. Die in der Raumplanungsgesetzgebung vorgesehene, ordnende Hand des Staates ist aber ganz entscheidend dafür verantwortlich, dass in unserer Gegend überhaupt noch Bauernbetriebe überlebt haben. Denn sonst wären sie von der Kapitalmacht der Städter längst verdrängt worden. Dass man nicht jeden Rösselertraum unbesehen bewilligt, ist also auch ein Schutz - für unsere Bauern und unsere Landschaft.

Quelle
  • Zrinski, S.: Immer mehr Pferdeställe werden im Landwirtschaftsgebiet geplant. In: Tages-Anzeiger, 4. August 2008 - S. 45 Unterland.

Mittwoch, 6. August 2008

Als es noch ein Gemeindemietamt gab

Das Statistische Amt des Kantons Zürich teilte gestern mit, von den rund 650'000 Wohnungen im Kanton seien Anfang Juni nur 3980 leer gestanden. Das sind gut 20 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die Leerwohnungsziffer sank auf 0,61 Prozent.

Mehr Leerwohnungen als im Kantonsschnitt

In Weiach war gemäss Angaben des Amts 1.15 Prozent Leerbestand gemeldet worden. 40 Prozent davon Wohnungen in Einfamilienhäusern, 20 Prozent in Neubauten jünger als 2 Jahre. Schon an diesen runden Zahlen kann man erahnen, dass sich die Zahlen in engen Grenzen hielten. Total 5 Wohnungen waren am Stichtag nicht vermietet: eine 2-Zimmerwohnung, eine mit 3 Zimmern, zwei 4-Zimmer-Wohnungen und eine 5-Zimmer-Wohnung. Nach Strübys Rechnungsbüechli ergibt das also einen Gesamtbestand von 435 Wohnungen. Und bei geschätzten 980 Einwohnern etwa 2.25 Personen pro Wohnung.

Mieterschutz vor 50 Jahren

Wenn Wohnungsknappheit vorherrscht, dann haben Vermieter Oberhand und die Mieter müssen nehmen was sie bekommen - zu fast jedem Preis. Es sei denn, die Kräfte des freien Marktes werden gezähmt. Die Antwort der späten 50er-Jahre auf dieses Problem hiess «Gemeindemietamt».

Davon, dass es ein solches auch in Weiach einmal gegeben hat, zeugt ein weiterer Eintrag des schon mehrfach zitierten Gemeinderatsprotokolls vom 12. Juli 1958. Unter der Rubrik «Niederlassung und Aufenthalt. Mietamt und Mieterschutz» heisst es da:

«Wahl des Gemeindemietamtes für die Amtsdauer 1958-1962:

Gestützt auf § 3 der kant. Verordnung über die Beschränkung des Kündigungsrechtes und das Verfahren der Mietzinskontrollstellen vom 20. Mai 1954 nimmt der Gemeinderat folgende Bestätigungs- bezw. Neuwahl vor.

Gemeindemietamt:

Präsident:
Albert Meierhofer-Meier, a. Gemeinderat;

Mitglieder:
Julius Lauber-Werner, Festungswächter; (Vertreter der Mieter)
Robert Meierhofer-Järventaus; (Vertreter der Vermieter)

Protokoll:
Ernst Pfenninger, Gemeinderatsschreiber
»

Quelle
  • Gemeinderat Weiach: Protokoll der 15. Sitzung am 12. Juli 1958 (Nr. 190)
  • Bischoff, C.: Deutlich weniger verfügbare Wohnungen, 5. August 2008 - Medienmitteilung des Statistischen Amts des Kantons Zürich

Dienstag, 5. August 2008

Festungswacht entfernt Bäume im Stacheldraht

Die Lage von Weiach an der Grenze zu Deutschland brachte es mit sich, dass im Zweiten Weltkrieg und in den Jahren danach umfangreiche militärische Geländebefestigungen gebaut und unterhalten werden mussten.

Viele von diesen Zeitzeugen sind heute verschwunden. Darunter auch die meisten Stacheldrahtverhaue, die man besonders am Rheinufer antraf.

Noch vor 50 Jahren aber war ein Abbau des Stacheldrahts kein Thema. Das wird aus einem weiteren Verhandlungsgegenstand des Weiacher Gemeinderates von Mitte Juli 1958 deutlich.

Unter dem Titel «Militär. Kulturschäden» findet man folgende Notiz:

«Festungswacht. Mit Schreiben vom 19. Juni 1958 des Kommandanten der Festungswacht Kp.6 wird die Entfernung von Waldbäumen in Stacheldrahthindernissen bewilligt.»

Wahrscheinlich hätte das heissen sollen «Mit Schreiben vom... an den Kommandanten». Unklar ist, ob der Gemeinderat diese Rodungsaktion bewilligen musste. Möglicherweise war eine andere Stelle dafür zuständig, denn dieser Eintrag steht unter der Rubrik «Kenntnisnahmen».

Quelle
  • Gemeinderat Weiach: Protokoll der 15. Sitzung am 12. Juli 1958 (Nr. 184)
Nachtrag vom 14.2.2012

Es gibt selbstverständlich noch eine weitere Möglichkeit die gemeinderätliche Notiz zu interpretieren - ohne einen Fehler zu unterstellen wie ich dies gemacht habe:

Wenn die Entfernung von Bäumen aus einem Stacheldrahtverhau auf Wunsch und Rechnung eines Privaten erfolgte, der damit eine Gefahr für sein Kulturland abwenden wollte, dann macht die Bewilligung des FWK-Kdt durchaus Sinn. Die Parzellen mit den Stacheldrahtverhauen waren nämlich Bundeseigentum. Und demzufolge musste auch ein Eigentümervertreter einen solchen Eingriff bewilligen.

Montag, 4. August 2008

Waldstrassen neu kiesen: 16.- pro Stunde

WeiachBlog schaut 50 Jahre zurück und hat zu diesem Zweck in den Gemeinderats-Protokollen des Jahres 1958 geblättert. Am 12. Juli 1958 nahm die Behörde wie in jeder Sitzung Kenntnis von verschiedenen Mitteilungen. So beispielsweise aus dem Bereich Forstwesen zum Thema Waldstrassen:

«Präsident Meierhofer orientiert: Die Winzeln-, Flüh- und Stockistrasse müssen überkiest werden. Griesser Gottlieb, Baugeschäft, Weiach und Rubin, Glattfelden übernehmen den Transport gemeinsam mit ihren Lastwagen zu Fr. 16.-- pro Stunde.» (Nr. 182)
Beim genannten Gemeindepräsidenten handelt es sich um Albert Meierhofer-Nauer (vgl. WeiachBlog vom 14. April 2007), den Namensgeber des alle zwei Jahre durchgeführten Albert-Meierhofer-Erinnerungsschiessen.
Das Baugeschäft Griesser gibt es heute noch. Von einem Unternehmen namens Rubin ist in Glattfelden dagegen nichts mehr festzustellen.
Was verdienten die Bauarbeiter in der Stunde?
16 Franken Unternehmerlohn. Die Lastwagenchauffeure selber dürften da wohl nicht viel mehr als 3 Franken pro Stunde verdient haben, denn ein kommunaler Waldarbeiter verdiente damals Fr. 2.60 in der Stunde.
Heute müsste man angesichts der Teuerung eigentlich nur etwas mehr als das Dreifache rechnen - also weniger als 10 Franken. Denn bezogen auf 1914=100 Punkte stand der Schweizer Landesindex der Konsumentenpreise Ende Juli 1958 auf 250.3 und Ende Juli 2008 auf 1049.3 Punkten.
Quelle
  • Protokolle des Gemeinderates Weiach: 15. Sitzung am 12. Juli (Geschäft 182) sowie 17. Sitzung am 29. August 1958 (Geschäft 220)

Sonntag, 3. August 2008

Jugendliche (Zer)-Störungslust

Weiach kann es punkto Graffiti-Dichte mit Vorstadt-Ghettos nördlich und westlich von Zürich zum Glück nicht aufnehmen.

Aber erste Vorboten der Agglomerationsverwahrlosung stehen auch bei uns unverkennbar an die Wände geschrieben. Zum Beispiel an der Postauto-Haltestelle Weiach-Gemeindehaus (Bild vom 9. Mai 2008):


Man fragt sich wirklich, wie gross die Langeweile bei einigen Exemplaren der heutigen Jugendlichen sein muss, dass sie derartige pubertäre Schmierereien hinterlassen.

Oder gar Zerstörungen anrichten, die sich nur als bewusste Sabotage am Mitmenschen verstehen lassen. Das Bild vom 31. Juli 2008 zeigt unten rechts die Spur eines Feuerzeugs auf dem Schutzplastik - genau über den Zahlenangaben des Busfahrplans:


Das zeigt zweierlei: mangelnden Respekt vor dem öffentlichen Raum und null Respekt vor dem Steuer- und Gebührenzahler!

Durchgreifen - und zwar konsequent

Die Täter sollte man nicht nur ins Gebet nehmen und ihnen gegebenenfalls die Ohren lang ziehen. Man sollte ihnen auch die vollen Reparatur- und Reinigungskosten aufbrummen. So begreifen vielleicht manche, was sie anrichten.

Wenn für Sachbeschädigungen und Verschmutzungen, die mangelnden Respekt vor der Gemeinschaft zeigen, subsidiär auch einige Dutzend Stunden Gratisarbeit im Dienste der Allgemeinheit zum Standard werden, dann würde das wohl nicht schaden.

Natürlich kann man auch einfach über all das hinwegsehen. Das rächt sich jedoch ziemlich schnell. Warum?

Es ist wie mit einer Reihe hintereinanderstehender Dominosteine. Wenn derartigen Aktivitäten nicht kompromisslos der Riegel geschoben wird, dann muss man sich über die folgenden Eskalationsstufen, wie Zerstörung ganzer Bahnwagen durch Polsteraufschlitzen sowie Sprayereien im grossen Stil, auch nicht mehr wundern.

Samstag, 2. August 2008

Miteinander statt gegeneinander. Ansprache zum 1. August

Die letztjährige Rede zum Bundesfeiertag hat ein Politiker gehalten - der Zürcher Regierungsrat Markus Kägi, Mitglied der Jagdgesellschaft Sanzenberg (vgl. WeiachBlog vom 2. August 2007).

Auch dieses Jahr stand wieder ein Politiker mit Weiacher Verankerung am Rednerpult: Daniel Elsener, EVP-Vorstandsmitglied, von Beruf FEAM und ehemaliger Biobauer, heute wohnhaft an der Winkelstrasse.

Seine Rede hat – wie er selber – Ecken und Kanten. Sie zeigt, was Gemeinschaft und Gesellschaft in der Schweiz ausmachen kann und seiner Ansicht nach ausmachen soll.

Auf Anfrage von WeiachBlog hat der Redner uns seinen Text zur Veröffentlichung auf dem WWW überlassen. So kann ihn auch lesen, wer gestern Abend nicht dabei sein konnte. Vielen Dank, Daniel.

Nachfolgend die Rede im vollen Wortlaut.

«Sehr geehrte Weiacherinnen und Weiacher
Liebe Gäste und offizielle Behördenmitglieder!

Ich begrüsse Sie ganz herzlich zu unserer Bundesfeier. Schön sind Sie da bei uns.

Ich bin angefragt worden, diese Festansprache zu halten – und diese ehrenvolle Aufgabe nehme ich gerne wahr.

Zu aller erst möchte ich aber der Trachtengruppe Wehntal danken, welche die Feier durchführt und organisiert hat – vielen Dank. Ist sicher ein Applaus wert.

Die einen wissen, dass ich in der Rechnungsprüfungskommission bin, aber auch für die Evangelische Volkspartei politisiere. Ich bin ein politisch Aktiver und nehme meine Rechte und Pflichten wahr, wie sie in unseren Verfassungen festgeschrieben sind.

Eben, als politisch Aktiver könnte man zwar sehr vieles aus dem Nähkasten erzählen, aber …

Darum hab ich mal die Jungen gefragt : „Was sagt dir der 1. August ?“
Nach den grossen Augen und der Schrecksekunde kommt’s dann:
„Nationalfeiertag – man hat Frei.“
Der Pyroman sagt: „Feuerwerk“, reibt sich die Hände und fügt an: „Augustfeuer“.
„Und was noch?“, frage ich.
„Party und festen!“ Und dann nichts mehr.

Sie können sich vorstellen – ich war da schon etwas enttäuscht und habe mir etwas mehr vorgestellt.

Aber ist es nicht gerade das – der Unterschied zwischen Jung und Alt? Das Alter, die Lebenserfahrung und damit der Blickwinkel oder auch der persönliche Horizont, wie man seine Welt und Umwelt, aber auch die Geschichte wahrnimmt.

Darum habe ich immer sehr gern älteren Leute beim Erzählen zugehört. Ich liebe das.

Für mich ist die Symbolik der drei Eidgenossen auf dem Rütli ein ganz sack starkes Signal: sie transportiert die Idee der Gleichheit in der Verschiedenheit oder anders gesagt: die Vielfalt in der Einheit.

Sie und sie, Du und du, alle sind wir verschieden, aber in der Einheit sind wir stark und alle haben die gleichen Rechte und Pflichten. Das ist der Mythos „Eidgenossenschaft“, das ist es, was die Schweiz ausmacht:

Mitenand statt gägenand.

Ich staune immer wieder über unsere demokratischen Rechte, es ist absolut und weltweit einmalig – gerade wenn wir erfahren was alles im Ausland so abgeht.

Aber unserer direkten Demokratie müssen wir auch Sorge tragen und erhalten. Denn die Gesellschaft, das heisst: wir, sind der Staat. Nicht irgendwelche anderen.

Es gibt schlechte Beispiele: Die 5%-Hürde beim Doppelten Pukelsheim – das ist ein neues Wahlverfahren im Kanton Zürich. Schafft eine Partei das an einem Ort nicht, dann ist sie draussen. Das dient nur der Machtstärkung der grossen Parteien.

Aber auch die Volkswahl des Bundesrates wäre schlecht. Nach amerikanischem Muster: nur wer das grösste Portemonnaie, die meiste Kohle und die grösste Propaganda macht, könnte in Zukunft BundesrätIn werden.

Und das Schöne bei uns ist ja gerade, dass im Grundsatz jede Schweizerin und jeder Schweizer das Recht aber auch die Pflicht hätte, eine Aufgabe, auf welcher Stufe auch immer, auszuüben und zu übernehmen.

In der freiwilligen Arbeit, ehrenamtlich in Vereinen oder Verbänden, vielleicht sogar in einer Partei, in einer Behörde oder in einem Parlament. Alle sind aufgerufen an diesen Diskussionen und politischen Prozessen mit zu machen. Unsere Politik ist kein Sonntagskind sondern allgegenwärtige Realität und betrifft jede und jeden in irgendeiner Art und Weise.

Weil: die Politik macht die Gesetze und Gesetze betreffen uns alle. Tagtäglich. Sie regelt aber auch das Zusammenleben.

Gerne denkt man an frühere Zeiten zurück, an die schönen Dinge im Leben, nach dem Motto: „Früher war alles besser“. Die schlechten blendet man aus. Würden wir denn gerne in der Zeit ohne Kühlschrank leben? Ich nicht.

Es ist noch kaum 100 Jahre her, mussten viele Schweizer wegen Hungersnöten das Land verlassen. Und Gott sei Dank hat sie auch jemand aufgenommen. Und so hat jede Zeit ihre Probleme.

Der Schweiz geht es heute gut. Nach so vielen Jahren Eidgenossenschaft können zwar nicht alle Bankdirektor sein und es ist nicht alles Gold, was glänzt, aber uns geht es gut.

Doch zeigt die Individualisierung unserer Gesellschaft eine eigenartige Entwicklung, zum Beispiel dann, wenn man für Kühe mehr Geld bekommt als für ein Kind.

Oder wenn jemand in einem schlecht bezahlten Beruf 1291 hätte anfangen müssen zu arbeiten, damit er oder sie auf ein Jahresgehalt von Novartis-Chef Daniel Vasella kommt, da reden dann einige von einer Neidkultur.

Puh, da sage ich: „Das hat nichts mehr mit Neid zu tun, das ist einfach nur noch pervers“.

Selbst Herr Ospel von der UBS beweist: auch ein hoher Lohn kann nicht verhindern das 40 Milliarden in den Sand gesetzt werden können. Die einen sagen, das sei halt Wirtschaft, ich sage das ist Volkswirtschaft! An dem werden wir noch lange zu kauen haben.

Würden sich die Leute in unserem schönen christlichen Abendland mehr an die zehn Gebote halten, dann würden wir sicher auch nicht so viele Gesetze brauchen.

Ich will gerade heute nicht verschweigen, dass durch die wirtschaftlichen Exzesse die Familien mit Kindern, in welcher Form auch immer, mehr und mehr in Bedrängnis kommen. Auch die hohen Scheidungszahlen sprechen eine deutliche Sprache. Doch dafür, das detailliert auszuführen, reicht die Zeit nicht aus.

Vor 10 Jahren kam unsere Familie von Bachs nach Weiach. Ein neuer Lebens­abschnitt begann, nachdem wir den landwirtschaftlichen Pachtbetrieb aufgegeben hatten. Als Pionierbetrieb und einer der ersten Bio-Betriebe im Zürcher Unterland bauten wir Bio-Gemüse an, welches wir direkt vermarkteten. Als Pionier ist man ein unverbesserlicher Idealist und wird nicht reich dabei. Jedoch ist die Gewissheit da, etwas Gutes getan zu haben, ansonsten würden heute nicht COOP und Migros damit viel Geld verdienen.

Damals war ich Mitglied in der Fachkommission Bio-Gemüse in der Bio-Suisse (der Dachorganisation der Bio-Bauern) und bin heute noch ein Vorstandsmitglied der Schweizer Kleinbauernvereinigung. So kam ich auch in die Politik.

Ich bekenne mich schuldig, ich bin in den 90er Jahren mitverantwortlich für die Ökologisierung der Schweizer Landwirtschaft. Ich bin einer dieser „Bösen“ und bin heute noch 100%ig überzeugt, dass die Schweizer Landwirtschaft nur mit einer Qualitätsstrategie überleben kann.

Stichwort Lebensmittelskandale inkl. Gentechnologie und Welthandelsorganisation, was die Landwirtschaft massiv unter Druck setzt. Es braucht auch die Akzeptanz der Bevölkerung, um die vielen nötigen Subventionen abzuholen.

So oder anders kann es einem den Ärmel reinziehen. Ich verspüre immer wieder Lust, etwas zu bewegen.

Auch das Weiacher Forum will in der Gemeinde etwas bewegen und das finde gut.

Je aktiver eine Gemeinde ist, umso lässiger ist es für alle.

Als ich noch ein Tal weiter war, feierten wir 900 Jahre Bachs. Mit einem grossen Theater und Festspiel, welches die Dorfgeschichte erzählte, mit Umzug und Dorfbeizen und eigens dafür komponierten Liedern. Das ganze Dorf war auf den Beinen, um das Volksfest zum Erfolg zu bringen – und das verbindet.

Und ich sage Ihnen, das Dorf – vorher und nachher – es war nicht mehr das, was es einmal war. Nicht mehr zu erkennen. Die Menschen waren wie ausgetauscht, und alle waren glücklich und selig, aber auch irgendwie stolz auf ihr Erbrachtes.
Warum? Ganz einfach: Mitenand statt gägenand.

Miteinander statt Gegeneinander ist mein Appell an Sie.

25'000 junge Pfadis sind heute im Bundeslager in der Linthebene und leben genau das. Endlich weg von Mami und Papi können sie ihre Pfadi-Freiheit ausleben.

Auch unsere Weiacher Pfadi ist da. Im Zusammenhang mit der Jugendproblematik ein sehr positiver Anlass. Doch bereits nach der ersten Nacht kamen die ersten Rekla­mationen.

Wir können nicht eine Freiheitspolitik propagieren und dauernd dem Anderen seine Freiheit einschränken.

Es gibt Grenzen – aber auch Grenzen im Kopf . Diese bergen Konfliktpotenzial. Erst wenn solche weg sind, dann ist der Weg frei für die Freiheit und für das Zusammen­kommen.

Welche Freiheit gibt das Recht, dem anderen oder den Nachkommen ihre Lebens­grundlage zu zerstören?

Zukünftige Aufgaben können wir nur gemeinsam lösen: Mitenand statt gägenand.

Zum Geburtstag hat man einen Wunsch frei. Mein Wunsch besteht darin, die Individualität, den Egoismus etwas zurückzunehmen, damit wieder mehr zusammen gemacht werden kann.

Ich danke Ihnen für ihre Aufmerksamkeit und hoffe es können alle die Landeshymne mitsingen – ich kann sie auch nicht so gut.

Ich wünsche Ihnen alles Gute, viel Gesundheit und trotz dem Regenwetter weiterhin ein gutes und schönes Fest zum 717. Geburtstag der Schweiz.

Herzlichen Dank!
»

(Bearbeitung für die Veröffentlichung durch Redaktion WeiachBlog)

Freitag, 1. August 2008

Hundert Prozent Fluglärm. Das 1.August-Geschenk der Unique AG

Der Skandal am Abend unseres Bundesfeiertages findet heute schon seine siebte Auflage. Seit 2002 werden sämtliche An- und Abflüge am Abend des 1. August von und nach Norden abgewickelt.

Mit anderen Worten: Wir im Zürcher Unterland nördlich des Flughafens haben statt 80% aller Anflüge nun sogar die ganze Last des Verkehrs zu tragen.

Und warum? Die Feuerwerke und Freudenfeuer könnten die Piloten irritieren, lässt die Propagandazentrale der Unique AG verlauten. Mit anderen Worten: Flugbetrieb nur im Norden, damit alle anderen Anwohner im Süden und Osten umso ungenierter mit ihren Feuerwerkskörper die Luft verpesten können.

Dürfen die Höremer kein Feuerwerk abbrennen?

Warum die Unique AG den Flugbetrieb nicht gleich ganz einstellt, ist schleierhaft. In die Luft gejagte pyrotechnische Erzeugnisse könnten nämlich auch bei uns im Norden den Flugverkehr gefährden. Eine einzige hoch fliegende Rakete reicht.

Denn wie die Südschneiser am Pfannenstil so lassen auch Weiacher, Stadler, Höremer, etc. ihr Feuerwerk gen Himmel steigen. Von einem Verbot, heute abend in Weiach, Stadel oder Höri Feuerwerk abzufeuern, hätte WeiachBlog jedenfalls noch nie etwas gehört.

Es riecht nach Sicherheitsgeschwafel zwecks Diskriminierung

Warum also diskriminiert man erneut die Minderheit im Norden? Das Sicherheitsgeschwafel scheint nur vorgeschoben zu sein. Über das Warum dieser «Sicherheitsmassnahme» lässt man sich bei Unique gar nicht erst aus.

Dieses Jahr lautet die Medienmitteilung vom 29.07.2008 zum Flugbetrieb am 1. August 2008 wie folgt:

«Am Abend des Schweizer Nationalfeiertages wird ausnahmsweise von Norden her auf den Pisten 14 oder 16 gelandet. So wird sichergestellt, dass die traditionellen Feuerwerke und Höhenfeuer den Flugbetrieb nicht beeinträchtigen.

Am 1. August, dem schweizerischen Nationalfeiertag, werden traditionsgemäss zur Abend- und Nachtzeit schweizweit Feuerwerke gezündet. Um den Flugbetrieb durch die Feuerwerkskörper nicht zu gefährden (Irritation der Piloten durch die hoch fliegenden Feuerwerkskörper etc.), erfolgen die Landungen ab 21 Uhr bis Flugbetriebsende von Norden her auf den Pisten 14 oder 16. Die Starts erfolgen Richtung Norden. Dieses An- und Abflugregime am 1. August hat sich in den letzten Jahren bewährt.

Gemäss deutscher Verordnung müsste abends ab 21 Uhr von Osten her auf der Piste 28 gelandet werden. Nach Rücksprache mit den zuständigen deutschen Stellen wird aus Sicherheitsgründen im Sinne einer Ausnahmeregelung am Abend des schweizerischen Nationalfeiertages wie schon in den vergangenen Jahren auf diese Regelung verzichtet.
»

Absprache? Was für eine Absprache?

Interessanterweise erfährt man selbst in der ersten Auflage der Medienmitteilung von 2002 über diesen fragwürdigen Deal nicht viel mehr, als dass mit «den betroffenen Gemeinden in dieser Zone» (im Unterland?) «eine Absprache» darüber bestehe.

Worin diese Absprache besteht? Das wird mit keinem Wort erwähnt. Über solche Details äussern sich die Herren des Flughafens selbstverständlich nicht. Davon müssen die Belärmten im Norden deren Ansicht nach wohl auch nichts wissen. Das ist ja nur eine kleine Minderheit. Ergo irrelevant.