Sonntag, 30. September 2007

Septemberwetter 1957

Mit einer ergiebigen Weinlese wurde es 1957 offensichtlich nichts. Das muss man jedenfalls annehmen, wenn man die folgenden Zeilen des 1986 verstorbenen Ortschronisten Walter Zollinger liest:

«September, der "Traubenkocher!" Ja, wenn sie nicht im Mai erfroren wären! Neblige Morgen zählte ich also deren neun, sonnige Nachmittage ebenfalls neun, dazu kommen acht Tage, die vom Morgen an hell und sonnig waren, elf Vormittage "bedeckt und wolkig", vier ganze Tage bedeckt oder regnerisch. Regen fiel 13mal, wohl meist nur kurze Zeit. Starker Wind oder gar Sturm verzeichnete ich sechsmal. Am 5. September morgens zeigte das Thermometer bloss noch +3°, sonst hielten sich die Morgentemperaturen immer so zwischen +7 und 15°C. Am 30.9. abends wurde es so kühl, dass wir leicht heizten. So war der Herbstmonat, der andere Jahre oftmals "böse" Sommer wieder "gut" zu machen versuchte, diesmal im grossen-ganzen selber ein kühler Geselle. Nachmittagstemperaturen von 21 bis 25° verzeichnete mein Notizheft ganze sechsmal!»

Und wie war das 2007? Meteoschweiz spricht von einem markanten Temperatursturz am 18. September und stellte fest, der September sei «fast in der ganzen Schweiz etwas kühler als im Mittel der Jahre 1961 bis 1990» gewesen. Zumindest den Trauben im Kanton scheint das aber nicht geschadet zu haben.

Der kantonale Rebbaukommissär Andreas Wirth stellte nämlich in seinem Bericht Rebjahr und Weinlese 2007 im Kanton Zürich fest, das Weinjahr 2007 könne auch im Vergleich mit den letzten zehn Jahren «als hervorragend eingestuft werden».

Bereits im WeiachBlog erschienene Wetterartikel

Quelle

  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1957 – S. 5-6 (Original in der Zentralbibliothek Zürich, Handschriftenabteilung, Signatur: G-Ch Weiach 1957)

[Veröffentlicht am 30. Dezember 2007]

Samstag, 29. September 2007

Sereina Trachsel nach Sturz als erste Schweizerin im Ziel

«Schade!» kann man da nur sagen. Sereina Trachsel, die Schweizermeisterin aus Weiach, hätte an der Strassen-WM in Stuttgart ganz vorne mitmischen können. Hätte. Wäre da nicht ein Windstoss gewesen, wie die NZZ berichtet:

«Die Schweizerinnen waren nicht vom Glück begünstigt. Priska Doppmann (26.) und Seraina Trachsel (19.) stürzten 40 km vor dem Ziel, als der heftige Wind Absperrgitter umwarf. Beide Schweizerinnen hielten sich zu diesem Zeitpunkt an der Spitze des Feldes auf. Doppmann und Trachsel schlossen nach dem Missgeschick zwar wieder auf, in der Schlussrunde fehlte ihnen dann aber im entscheidenden Augenblick die Kraft, um mit den stärksten Gegnerinnen mitzuhalten.»

Platz 1 holte sich Marta Bastianelli (Italien) mit 3:46:34 (35,406 km/h). Zu diesem Erfolg trugen ihre Teamkolleginnen massgeblich bei, indem sie die Verfolgerinnen in Schach hielten. Zehnte wurde die Wahl-Unterländerin Emma Pooley (Gb) mit der gleichen Zeit wie die Siegerin. 53 Sekunden zurück folgte als 19. Sereina Trachsel. Ihr dicht auf den Fersen die 49-jährige (!) Ausnahmeathletin Jeannie Longo-Ciprelli aus Frankreich auf Platz 24 in 1:06 nach der Siegerin.

Die Plätze der weiteren Schweizerinnen: 26. Priska Doppmann 1:09. 53. Karin Thürig 2:44. 69. Jennifer Hohl 12:40. 70. Patricia Schwager, gleiche Zeit. - Aufgegeben: Annette Beutler.

N.B. Die NZZ hat den Vornamen unserer besten Velofahrerin nicht im Griff. Der Sportredaktion an der Falkenstrasse sei hiermit ins Stammbuch diktiert: Sie heisst Sereina (mit zwei e), nicht Seraina (mit zwei a). In der - wohl mit copy&paste übernommenen - Rangliste ist der Name nämlich richtig geschrieben.

Quelle

Donnerstag, 27. September 2007

Ein Emmentaler ist der älteste Weiacher

Geboren am 27. September 1910. Als der Generalstreik 1918 die Schweiz erschütterte war er in der zweiten Primarklasse. Die Rede ist von Paul Friedli, der heute seinen 97. Geburtstag feiert und damit als ältester Einwohner der Gemeinde Weiach gilt.

Näheres über den rüstigen Jubilaren kann man der Solothurner Zeitung vom 27. September 2005 entnehmen, die ihm zum 95. einen kurzen Beitrag widmete:

«Paul Friedli [...] ist auf der Schonegg oberhalb Wasen aufgewachsen und hat dort bis 1970 den elterlichen Hof bewirtschaftet. Als eifriger Viehzüchter war er seinerzeit aktives Gründungsmitglied der Viehzuchtgenossenschaft Wasen i.E. Im Alter von 60 Jahren übersiedelte Paul vom Emmental an den Rhein nach Weiach im Kanton Zürich. Wie alle Herausforderungen im Leben, packte er auch diese Aufgabe mit viel Energie und Zuversicht an. Dadurch hat Paul Friedli im «Züribiet» eine zweite Heimat gefunden. Seit dem Tod seiner Frau lebt er allein und besorgt Haushalt und Obstgarten selbstständig. Mit seinem klaren und wachen Geist nimmt der leidenschaftliche Jasser regen Anteil am Weltgeschehen. Seinen Geburtstag feiert Paul Friedli wie jedes Jahr im Kreise seiner Angehörigen und Freunde im «Buchholz» in Sumiswald. Wir gratulieren zum hohen Geburtstag, wünschen von Herzen ein schönes Fest, gute Gesundheit und noch viele erlebnisreiche Lebensjahre.»

Friedli betont zwar bei jeder Gelegenheit, er wisse nichts über das alte Weiach. Das mag für die Jahre des Zweiten Weltkriegs stimmen, nicht aber für die jüngste Vergangenheit, lebt er doch als emmentalischer Spätauswanderer mittlerweile schon 37 Jahre in Weiach.

Quelle

  • Paul Friedli 95-jährig. In: Solothurner Zeitung, 27. September 2005

[Veröffentlicht am 17. November 2007]

Mittwoch, 26. September 2007

Das Maas ist ein Moos

Am Rande der diesjährigen Ortsmuseums-Öffnungsdaten finden immer auch interessante Gespräche statt. So am letzten Sonntag mit einer Schaffhauserin aus Dörflingen, einer Gemeinde nördlich des Rheins, die erst mit den Umwälzungen der Helvetik (zusammen mit dem bis dahin ebenfalls zürcherischen Stein am Rhein) schaffhausisch wurde.

Die Besonderheit von Dörflingen ist, dass ein schmaler Geländestreifen zum Rhein hinunter auf etwa siebenhundert Metern die Gemeinden Gailingen und Büsingen voneinander trennt und so letztere zur deutschen Enklave in der Schweiz macht.

Die spezielle Aussprache von Laag

Dieses Dörflinger Gebiet am Rhein, ein Weiler mit ein paar Häusern, nennt sich Laag. Das ist die schriftliche Form. Ausgesprochen wird der Orts- und Flurname von den Einheimischen aber mit einem dunklen runden O, einem Laut der in der Mitte zwischen a und o schwebt und deshalb auch als A notiert wird.

Das erinnerte mich sofort an einen ganz ähnlich gelagerten Fall auf Weiacher Gebiet: das «Maas», ein Sumpfgebiet, das am westlichen Ende des Bachtälchens liegt, entlang dem im Osten die Häuser der Chälen gruppiert sind.

Auch dieser Flurname Maas wird von ein paar Alteingesessenen noch mit einem dunklen runden O ausgesprochen. Und damit wird klarer, woher der Flurname stammt. Eben von «Moos», einem gebräuchlichen Namen für ein röhrichtbestandenes Riedgebiet.

[Veröffentlicht am 30. September 2007]

Dienstag, 25. September 2007

«Katastrophenbewältigung» beim Alitalia-Absturz 1990

Luxor, Tsunami, Halifax bzw SR 111, Crossair-Abstürze. Stichworte für Extremereignisse, die in der Schweiz den Einsatz eines sogenannten Care-Teams nötig machten.

Unter einem Care-Team versteht man eine speziell organisierte und ausgebildete Gruppe von Personen, die sich (beispielsweise nach einem Flugzeugabsturz) um die geschockten Überlebenden kümmern - und dazu gehören auch die Angehörigen. Sie brauchen in den ersten Momenten nach einem furchtbaren Ereignis jemanden der ihnen ihr Ohr leiht. Jemanden von ausserhalb ihres sonstigen Umfeldes.

Wenn ein Care-Team fehlt

Wie man es wirklich nicht machen sollte, zeigte vor 17 Jahren ein offensichtlich nicht adäquat auf solche Ereignisse vorbereiteter Alitalia-Angestellter:

«Am 14. November 1990 zerschellt am Stadlerberg eine Maschine der Alitalia. 46 Menschen sterben. Ihre Angehörigen warten am Flughafen Kloten in der Ankunftshalle. Erst zwei Stunden nach dem Unglück werden sie aufgerufen und in einen kleinen Raum geführt. Dort erklärt ihnen ein Vertreter der Alitalia kurz und knapp: Die Maschine ist abgestürzt, es gibt keine Überlebenden. Der Alitalia-Vertreter verlässt den Raum - die Angehörigen bleiben alleine zurück.»

So beginnt der Artikel des Tages-Anzeiger-Journalisten Heinz Zürcher. Und nach wenigen Sätzen ist klar, was nach dem Crash der AZ 404 am Weiacher Haggenberg (nicht dem Stadlerberg) gefehlt hat.

Eben ein Care-Team. Das gehört heute unverzichtbar dazu. Bei jedem grösseren Unternehmen. In jeder grösseren Einrichtung. Selbst bei militärischen Einheiten. Denn schliesslich gibt es überall Situationen bei denen Menschen plötzlich zu Tode kommen können. Ein Care-Team ist die minimale Vorbereitung darauf.

Quelle und weiterer Artikel

  • Zürcher, H.: Das Care-Team ist unverzichtbar geworden. In: Tages-Anzeiger Zürcher Unterland, 18. September 2007 - S. 57.
  • Vor 15 Jahren: Absturz Alitalia AZ 404. In: WeiachBlog, 14. November 2005

[Veröffentlicht am 30. September 2007]

Montag, 24. September 2007

Eine mobile Kartoffeldämpferei auf der Stör

«In der Woche zw. dem 21./28. Sept. steht, wie schon die letzten Jahre, eine "Kartoffeldämpferei" auf dem Platz bei Schulverwalter Meierhofer an der Winkelstrasse/Oberdorf. Sie wird von den Bauern sehr rege benützt, um ihre eigens hiefür erstellten Futterbehälter zu füllen.»

Das vermerkte Walter Zollinger in seiner 1957er-Chronik als letzten Eintrag unter dem Titel Landwirtschaft.

Für wen dieses Futter bestimmt war, kann man sich leicht ausrechnen, wenn man eine weitere Information aus der Dissertation von Franz Wirth (vgl. Quellen) dazustellt: die Zunahme des Schweinebestandes im Kanton Zürich zwischen 1821 und 1842. In diesen zwei Jahrzehnten fluktuierten die Zahlen zwischen 10'750 Tieren im Jahre 1833 und fast dem Doppelten (20'882) im Jahre 1842.

Diese Zunahme lasse «sich aus der Erweiterung der Futterbasis für diese Tiere durch den Mehranbau von Kartoffeln erklären.» Die Missernten im Kartoffelanbau in den nassen Jahren 1845-47 (Kartoffelfäule!) hätten denn auch zu einer Bestandsreduktion von 31 Prozent geführt.

Nicht ganz unwahrscheinlich, dass den Schweinen auch über 100 Jahre später noch gekochte Härdöpfel gefüttert wurden.

Quellen

  • Brugger, H.: Die schweizerische Landwirtschaft in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Frauenfeld 1956 - S. 77 u. 79 (zit. n. Wirth, F.: Wirth, F.: Johann Jakob Treichler und die soziale Bewegung im Kanton Zürich (1845/1846). Diss. Univ. Basel, 1979. Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft, Band 144. Verlag Helbing & Lichtenhahn, Basel 1981 - S. 23, Fn-176 u. 177)
  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1957 – S. 7-8 (Original in der Zentralbibliothek Zürich, Handschriftenabteilung, Signatur: G-Ch Weiach 1957

[Veröffentlicht am 2. November 2007]

Sonntag, 23. September 2007

Wetter-Prognose - schnell und praktisch

Der SBB-Online-Fahrplan stellt ein paar sehr praktische, ortsbezogene Features zur Verfügung. Hervorzaubern kann man sie, indem man die gewünschte Ortschaft als Zielort in den Online-Fahrplan eingibt - mit einem beliebigen Ort als Ausgangspunkt.

Auf der Informationsleiste am rechten Rand findet man dann Informationen von SBB-Kooperationspartnern, die auf das angegebene Reiseziel massgeschneidert sind:

Schweiz Tourismus (mit Hotel-Informationen und einem Veranstaltungskalender), Orell Füssli (mit Reiseführer und Karten zur Destination bzw. deren Region) oder eben Meteo Schweiz.

Die ehemalige Schweizerische Meteorologische Anstalt (SMA) ist alles andere als eine verstaubte Institution des Bundes, da kann der Kachelfrosch dagegen anquaken so lange wie er will.

Auf der Website der SBB liefert mir Meteo Schweiz nämlich gratis und franko «Das Wetter in Weiach» mit einer kurzen 5-Tage-Prognose, umfassend ein Piktogramm zur Beantwortung der Frage «Sonnenschein oder Regen?», sowie die am jeweiligen Tag erwarteten Minimal- und Maximaltemperaturen.

Mir reicht das vollauf, um kurz das zu erwartende Wetter der nächsten Tage abzufragen.

Für die Favoritenliste in Ihrem Browser

[Veröffentlicht am 18. November 2007]

Samstag, 22. September 2007

Ausstellung: Flachs - Von der Pflanze zum Stoff

Das Ortsmuseum Weiach ist nur an zwei Sonntagnachmittagen im Jahr zur freien Besichtigung geöffnet - für genau acht Stunden. Heuer sind dies der 23. September und der 4. November.

Jeden Herbst wird ein neues Thema lanciert. Für 2007 ist es die bäuerliche Textilproduktion früherer Jahre. Die Journalistin Sandra Zrinski schreibt dazu:

«Flachs, aber auch Hanf und sogar Brennesseln, waren bis ins 19. Jahrhundert hinein ein wichtiger Rohstoff für die Textilien im bäuerlichen Umfeld. Die Aussaat und Verarbeitung der Pflanze und deren Faser war Frauenarbeit. Vom Leinsamen bis zum gewobenen Stoff müssen etliche Handgriffe getan werden. «Die Arbeit ist sehr zeitaufwändig», weiss Surenmann nun aus einiger Erfahrung. Wie die «Büez» ausgesehen hat, wird in der kommenden Ausstellung des Ortsmuseums Weiach gezeigt.»

Christa Surenmann ist Mitglied der Ortsmuseumskommission. Der Kommissionspräsident, Daniel Bryner, und sein Team haben wiederum keine Mühen gescheut, eine interessante Ausstellung auf die Beine zustellen.

Leinenweben anno dazumal live gezeigt

Am 23. September zeigt die Weiacherin Anita Meierhofer an ihrem eigenen ins Museum gezügelten Webstuhl, wie Leinen gewoben wird. Am 4. November ist Ruth Läng zu Gast, die am Freilichtmuseum Ballenberg im Berner Oberland als Leinenweberin tätig ist.

Zrinski weiter: «Und in der Ausstellung fehlen natürlich auch alle für die Fasergewinnung und Verarbeitung notwendigen Werkzeuge nicht. Diese sind im Besitz des Ortsmuseums, gehört die Flachsverarbeitung doch auch zu Weiachs bäuerlicher Vergangenheit.»

(Zum Vergrössern anklicken)

An beiden Terminen ist auch der Redaktor der Weiacher Geschichte(n) anwesend. Er gibt Auskunft über die Geschichte des Hanf- und Flachsanbaus auf dem Gemeindegebiet. Wer sich schon vorgängig einen Eindruck verschaffen will, dem sei der unten aufgeführte achtseitige Artikel empfohlen.

Wie man das Ortsmuseum findet

Das Lieberthaus aus dem frühen 18. Jahrhundert liegt am Müliweg im Oberdorf.

Auf der langgezogenen Stadlerstrasse biegt man von Kaiserstuhl bzw. Glattfelden kommend beim Alten Schulhaus etwa auf der Höhe der Postautohaltestelle «Gemeindehaus» nach links in die Oberdorfstrasse ab. Dann zweimal nach rechts halten und bei der dritten Verzweigung geradeaus. Dort wo die Oberdorfstrasse einen Rank nach links macht liegt geradeaus das Ortsmuseum.

Wer von Stadel her kommt biegt bei der ersten Abzweigung nach der Ortstafel rechts ab und dann gleich links. Nach einer Linkskurve ein weiteres Mal links abbiegen und Sie sind am Müliweg angekommen.

Quelle und weiterführende Artikel

Freitag, 21. September 2007

Weiacher Öffnungzeiten, Herbst 2007

Die Interessen der Besucher von WeiachBlog werden ja bekanntlich dank Sitemeter und Google Analytics etwas transparenter als wenn gar kein Tracking installiert wäre.

Die Durchsicht der in den letzten Wochen verwendeten Suchbegriffe hat ergeben, dass Öffnungszeiten nachgefragt werden. Da hilft WeiachBlog natürlich gerne aus. Und greift auf die Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, September 2007, als Quelle zurück.

Wenig hilfreiches Post-Callcenter

Auf der zweiten Umschlagsseite findet man die Öffnungszeiten der Gemeindeverwaltung, der Bibliothek, des Betreibungsamts und der Post Weiach (samt Telefonnummern).

Im Falle des Postbüros ist das besonders praktisch. Denn wer im elektronischen Telefonbuch nachschlägt, der wird nur auf die allgemeine 0848-Nummer der Post verwiesen.

Die Schweizerische Post
Poststelle Weiach
Bachweg 2, 8187 Weiach/ZH
0848 888 888


Damit erreicht man ein Callcenter, dessen Agenten einem die direkte Nummer des Postbüros Weiach selber partout nicht bekanntgeben wollen. Aus welchen Gründen auch immer.

Genug geärgert. Hier sind die Bilder (zum Vergrössern anklicken):


Die Öffnungszeiten der Bibliothek findet man auf deren Seite auch noch einmal - samt Logo:


Und die Öffnungszeiten der Landi Weiach sind ganz hinten im kommerziellen Teil des VGW zu finden:


[Veröffentlicht am 22. September 2007]

Donnerstag, 20. September 2007

Warum der Name Roos nicht von Rosen abgeleitet ist

Im Zürcher Unterländer vom 18. September macht die Redaktorin Sandra Zrinski auf die bevorstehende Ausstellung «Flachs - von der Pflanze zum Stoff» im Ortsmuseum Weiach aufmerksam. Sie erwähnt unter dem Abschnittstitel «Begriffe und Namen geprägt» auch den jüngsten Artikel der «Weiacher Geschichte(n)»:

«Die Flachsverarbeitung war offenbar so prägend, dass sie Namen und Begriffe hervorgebracht hat, die heute noch verwendet werden. So bedeutet «rätschen» das Brechen der getrockneten und daraufhin dem Wetter und dem Feuer ausgesetzten Flachspflanzen. Durch das Brechen lassen sich die verholzten Teile leichter von den Fasern trennen. Weil die Frauen diese Arbeit meist gemeinsam erledigten und dabei Zeit hatten, um sich zu unterhalten, wird das Wort heute im Sinn von «tratschen» verwendet.

Auch der Familienname Roos habe seinen Ursprung in der bäuerlichen Fasergewinnung,
» schreibt Zrinski und verweist auf die jüngste Ausgabe (Nr. 94). «So wurden Hanf und Flachs in Wiesen gelegt oder in Gewässer, damit sich Rinden- und Holzteile von den Fasern lösten. Dieser Gärungsprozess hatte einen starken Gestank zur Folge und liess so manchen Fisch sterben, weil der Sauerstoff im Wasser knapp wurde. Aus diesem Grund durfte er nicht in der Nähe des Dorfes vorgenommen werden. Genannt wurde er Roosen oder Rösten. Daraus entstand der Name Roos.»

Und natürlich habe ich gerade für diese Namenerklärungen keine Literaturangabe gemacht. Sie sei deshalb hiermit auf WeiachBlog nachgetragen.

Nicht in allen Namenlexika vorhandene Erklärung

Viele deutsche Namenlexika erklären den Familiennamen «Roos» mit der heute naheliegenden Bedeutung «Rose». Die fünfte Auflage des Gottschald (vgl. Quellen unten) hingegen verweist unter dem Stichwort «Roos» auf den Begriff «Haar».

Eine von fünf Bedeutungen von Haar leitet sich aus dem Mittelhochdeutschen ab: «3. mhd. har „Flachs“. Haarland(er), > lang ( X ON. Harlanden, Kelheim; zu 5). […] Flachs wird in einer Lache, dem Roos (Schweizer FN.), gerozzet, d.h. zum Faulen gebracht; dazu harröße „Flachsgrube“».

Neben unserer heutigen Bedeutung von Haar für Haare eines Lebewesens (2) kann der Begriff auch stehen für: Henker (1), Anhöhe (4) und Sumpf (5).

Rozzen ist möglicherweise ein älterer Begriff aus dem Mittelalter, der im Schweizerdeutschen erst spät ausgestorben ist. In Deutschland ist nämlich die Bezeichnung Rösten statt Rozzen üblicher. Daher ist ein Roos in der Schweiz das, was der Familienname Rötzer in Deutschland bezeichnet. Jemanden, der in einer Beziehung zu einer solch anrüchigen und doch überaus nützlichen Einrichtung stand.

Quellen

Mittwoch, 19. September 2007

Eidgenössische Geschworene – namentlich aufgeführt

Von der Online-Gesamtausgabe des Bundesblatts war hier schon einmal die Rede (vgl. WeiachBlog vom 4. Mai 2006): Johann Ulrich Nauer in Weiach wurde nebst 31 anderen Zürchern für ein Jahr (1850/51) zum «eidgenössisch patentirten Pulververkäufer» ernannt.

Im selben Jahrgang des Bundesblatts sind auch Verzeichnisse über «Geschworne» des Bundes sowie das «Verzeichniß der schweizerischen Zollbeamten» abgedruckt.

Jeder Geländekammer ihren Geschworenen

Der Status als eidgenössischer Geschworner bedeutete wohl mehr Ehre als Bürde. Unter anderem wurde im «III. Arrondissment enthaltend die Kantone Aargau, Zürich, Schaffhausen, Thurgau, Zug, Schwyz und Unterwalden» gewählt: «Hs. Heinrich Willi, Gemeindammann, in Weiach».

Die Geschworenen waren lediglich für den Fall benannt, dass die Eidgenossenschaft ein Geschworenengericht einberufen musste. Eine altbewährte Institution, die heute leider immer mehr unter Beschuss kommt, weil übergeordnete Berufungsinstanzen auf elaborierte Urteilsbegründungen pochen. Die können Geschworenengerichte nicht liefern. Aber dafür haben die Urteile eine viel grössere Volksnähe. Sie ergibt sich durch die Vielfalt der Meinungen der Geschworenen, die in die Beratung über Schuld oder Unschuld einfliessen. Damit ist auch die Akzeptanz durch das Volk eher gegeben, was man bei lebensfernen Berufsrichtern nicht immer behaupten kann.

Altes Kaiserstuhler Geschlecht

Dann musste der junge Bundesstaat natürlich auch Zöllner haben. «Im ersten Zollgebiet» wurde als «Zolleinnehmer in Kaiserstuhl» ernannt: «Franz Xaver Meienfisch, Sohn, in Kaiserstuhl»

Die Mayenfisch (oder eben «Meienfisch» geschrieben) waren ein Kaiserstuhler Bürgergeschlecht mit berühmten Vorfahren, so z.B. Johann Jakob von Mayenfisch, dem hohen Offizier in französischen Diensten, der das so genannte Marschallhaus am Rhein erbauen liess.

Quellen
  • Bundesblatt; Geschworne: BBl 1850 S. 98; Verzeichniß der schweizerischen Zollbeamten: BBl 1850 S. 52.

Dienstag, 18. September 2007

Ernst und Lise Baumgartner-Brennwald: Diamantene Hochzeit

Die Mitteilungen für die Gemeinde Weiach pfiffen sie wie die Spatzen von den Dächern: die Nachricht vom Diamantenen eines alteingesessenen Weiacher Ehepaars. Beste Wünsche für viele weitere gefreute Jahre und ein herzliches «Danke» kommen auch von WeiachBlog.

Ernst und Lise Baumgartner-Brennwald gehören nämlich zu den besten Gewährsleuten, die sich ein Lokalhistoriker nur wünschen kann. Sie wohnen seit Jahrzehnten in Weiach, kennen sich bestens aus und wissen eine Menge an Details zu erzählen, die so nirgends festgehalten sind. Gespräche mit ihnen (eine Methode, die unter Historikern auch oral history genannt wird) haben dem Verfasser der Weiacher Geschichte(n) manchen Impuls und etliche Bestätigungen gegeben, an die er sonst nie gelangt wäre.

Es kommt schon sehr häufig vor, dass einem zu einer Frage gesagt wird, dazu wüssten Ernst oder Lise sicher mehr. So war das zum Beispiel bei der Eingrenzung des Standorts des alten Friedhofs, vgl. den WeiachBlog-Artikel vom 2. Oktober 2006: Güllenloch gegraben und Skelette gefunden oder bei der Frage nach Kupferschindeln auf dem Spitzhelm der Weiacher Kirche (Artikel vom 28. September 2006).

Gratulation über die Druckerpresse

WeiachBlog ist natürlich nicht der einzige Gratulant. Pünktlich auf Termin brachte das sogenannte Gratulationsteam des Neuen Bülacher Tagblatts folgenden Beitrag in den Kopfblattverbund Zürcher Landzeitung ein:

«Weiach. Heute feiern Ernst und Lise Baumgartner-Brennwald bei ordentlicher Gesundheit das Ehejubiläum diamantene Hochzeit. Der in Weiach aufgewachsene Landwirt gehörte 16 Jahre lang dem Gemeinderat an, den er 6 Jahre präsidierte. Er amtete vorher 16 Jahre als Kirchengutsverwalter. Er war aktiv in der Schützengesellschaft und im Männerchor. Elf Jahre war er Ortsvertreter der Pro Senectute und viele Jahre ein bekannter «Süssmost-Hersteller». Seine in Männedorf und Bachs aufgewachsene Gefährtin war eine aktive Bäuerin, sang im Kirchenchor und seit einigen Jahren im Ökumenischen Singkreis. Eine Freude war das Baumgartner-Treffen. Das Paar hat zu seinen fünf Kindern, elf Enkeln und sechs Urenkeln einen guten Kontakt. Das Gratulationsteam wünscht ein gefreutes Fest.»

Der alte Zeitungsstil des regionalen Blätterwaldes ist also doch noch nicht ganz ausgestorben. Zumindest bei den Gratulationen gibt es ihn noch.

Vielfalt bei den Bezeichnungen für Ehejubiläen

Bleibt nur noch die Frage, wieviele Jahre der Diamant denn nun symbolisiert. Der Wikipedia-Artikel Diamantenes Jubiläum legt sich da klipp und klar fest: «Als diamantenes Jubiläum bezeichnet man die Wiederkehr eines besonderen Tages, der sechzig Jahre zurückliegt. Bekanntestes Beispiel ist die diamantene Hochzeit. Das Sinnbild des Diamanten wird hier wegen seiner besonders langen Haltbarkeit verwendet».

In diesem Fall handelt es sich um 60 Jahre Ehe. Alles scheint logisch und klar. Wenn man dann aber den Übersichtsartikel Hochzeitstag konsultiert, schwindet die Klarheit: Diamant-, Eisen-, Kronjuwelen-, Radium-, Stein-, Alabasterhochzeit sowie die Gnadenhochzeit stehen als Begriffe für das 60-jährige Jubiläum zur Auswahl. Die Gnadenhochzeit wird offenbar auch für das 70-jährige und die Diamantene Hochzeit für das 65-jährige Jubiläum verwendet. Da hat offensichtlich noch keine Standardisierungskommission gewirkt.

Quellen
  • Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, September 2007.
  • Gratulation. In: Zürcher Landzeitung / ZU / NBT, 18. September 2007 - S. 8.

Montag, 17. September 2007

Der langsame Tod des Restaurants Bahnhof

Agonie ist wohl das passende Wort für die aktuelle Phase im langsamen Abserbeln des einst quicklebendigen und gut geführten Restaurants Bahnhof:

«Die Agonie [...] bezeichnet einen länger andauernden Todeskampf, die Reihe von Erscheinungen, welche, das allmähliche Erlöschen der Nerventätigkeit anzeigend, dem Eintritt des Todes unmittelbar vorausgehen. Sie ist inzwischen ein unwissenschaftlicher, unklar abzugrenzender, unpräziser Begriff.»

So stand es heute morgen in der deutschsprachigen Wikipedia drin. Diese Agonie im engeren Sinne ist verwaltungstechnisch beendet, wie man den gemeinderätlichen Notizen in der aktuellen MGW-Ausgabe entnehmen kann:

Gastgewerbe

«Infolge Rückzug des Gastwirtschaftspatentes durch die bisherige Inhaberin ohne Nachfolgegesuch wird der Betrieb des Restaurants Bahnhof aufgehoben. Die Kantonspolizei wird mit der vermehrten Kontrolle des Betriebes beauftragt.
»

Offensichtlich befürchtet der Gemeinderat, dass die Beiz illegal weitergeführt werden könnte. Bei der Konkurrenz durch Mr. Bigfood gleich über der Strasse dürfte das wohl noch weniger rentieren als bisher. Wer sich für den «Bahnhof» noch einen abbrechen will ist mir schleierhaft - es sei denn durch das Erschliessen anderer illegaler Einnahmequellen als nur der eines unbewilligten Restaurantbetriebs.

Immerhin hat der gemeinderätliche Wunsch an die Kapo mindestens ein Gutes. Die Polizei zeigt sich vielleicht wieder häufiger auf unserem Gebiet. Das kann nicht schaden.

Was mit dem «Bahnhof» in den letzten Monaten passiert ist? Er ist zum Schrottplatz verkommen. Auch darüber hat WeiachBlog berichtet.

Quelle

  • Mitteilungen für die Gemeinde Weiach (MGW), September 2007, S.3

Sonntag, 16. September 2007

Weiacher Auswanderer im Elsass

Das Dorf Weiach bewegte sich seit dem 16. Jahrhundert immer wieder am Rande der Übervölkerung oder darüber (vgl. Literaturangabe unten). Wer wenig oder gar kein Land besass, das seiner Familie das Leben sicherte und auch kein lukratives Handwerk ausübte, der suchte sein Glück entweder in fremden Kriegsdiensten, zog als Händler umher oder wanderte gleich auf Dauer aus.

Über die Hintergründe des Wegzugs ist meist wenig bis gar nichts bekannt. So auch bei jenem Johannes Baumgartner von Weyach, der in der hügeligen Landschaft des Krummen Elsass heimisch wurde. Was ihn oder seine Vorfahren zum Auswandern bewegte, darüber würde vielleicht ein Kirchenbuch Auskunft geben - mangels genealogischer Detailforschung ist mir darüber (noch) nichts bekannt.

An dieser Kleinarbeit des Zusammensuchens von Mosaiksteinchen sind aber Familienforscher in aller Welt beteiligt. Das erste Steinchen zur Geschichte der Weiacher im Elsass steuerte am 17. Juni 2007 Benutzerin Eberle auf der Plattform geneal-forum bei.

Im unterelsässischen Diedendorf (im heutigen Département Bas-Rhin nordwestlich von Strassburg gelegen) sind nach seinen Angaben folgende Hochzeiten aktenkundig geworden:

«LUGINBIER Hans von "Eschi" , Frutigen - Bern
oo Barbara BIRLER , Tochter von BIRLER ... aus " Eschi"

KREYENBÜHL Johannes , Sohn von : Peter aus Signau - Berner G.
oo 04.10.1717 BAUMGART Veronica , Tochter von Johannes , Weyach - Züricher G.
»

Das «oo» steht für die eheliche Verbindung, das «G.» als Abkürzung für «Gebiets». Den Namen «Luginbier» muss man wohl als «Luginbühl» lesen, und «Baumgart» ist abgekürzt aus «Baumgartner». Dank der Herkunftsbezeichnung «Weyach» wissen wir nun, dass mindestens einige «Baumgart» ursprünglich aus Weiach stammen können.

Interessant ist auch, dass die ausgewanderten Schweizer offenbar gern untereinander heirateten - und zwar innerhalb der Glaubensrichtung. Emmentaler (aus Signau) und Zürcher Unterländer (aus Weiach) passten offensichtlich schon damals zusammen.

Weiterführende Artikel
  • 1000 Einwohner – Weiach durchbricht eine «Schallmauer». Weiacher Geschichte(n) 8. Internet-Ausgabe (im Druck erschienen in: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Juli 2000 – S. 15-16).

Samstag, 15. September 2007

Holz Benz wollte Tibeter anstellen

Google Books bietet seit einiger Zeit eine nützliche Zusatzfunktion. Eine Art Digitalisierungs-Stempel.

Mit der Angabe «Digitalisiert am 6. Aug. 2007» wird z.B. eine Publikation mit dem Titel «40 Jahre Tibeter in der Schweiz: Eine erste Bestandesaufnahme für die Jahre ...» katalogisiert.

Diese Datierung ermöglicht, zu erkennen ob man ein Dokument schon erfasst hat oder nicht. Noch besser wäre allerdings eine eineindeutige Nummer. Die gibt es bei Google sicher - wie sollte die Datenbank sonst funktionieren? Angezeigt wird sie aber nicht.

Geflüchtete Tibeter brauchen Arbeit

Hier ist jedoch primär der Inhalt des oben erwähnten Buches von Interesse. So schreibt der Autor, Peter Lindegger, auf Seite 72:

«Interesse daran, Tibeter als Arbeitskräfte einzustellen, zeigten in den sechziger und siebziger Jahren mehrere Industriebetriebe am aargauisch-zürcherischen Rhein, beispielsweise die Fa. Everplast in Rümikon AG, die Sägerei Hch. Benz in Weiach ZH, die Fa. Maag (Soliswerke) in Kai-[...]»

Kaiserstuhl kann damit nicht gemeint sein, also wohl Kaiseraugst. Diese Firma Maag gibt es heute in dieser Form nicht mehr. Von Soliswerken weiss Google jedenfalls nichts.

Dass sich die Unternehmen am Rhein für die Arbeitskraft der Tibeter interessierten, hat wohl weniger mit Nächstenliebe für Flüchtlinge zu tun, als damit, dass es in dieser strukturschwachen Gegend vor allem zu Zeiten der Hochkonjunktur enorm schwierig war (und ist), Personal zu rekrutieren.

Erfassungsirrtum oder unterschiedliche Titel auf Aussenumschlag und im Buch drin selber?

Gesehen habe ich die Originalpublikation noch nicht. Deshalb bleibt mir auch nichts anderes, als mich über die verschiedenen Titelvarianten zu wundern, die im Angebot sind.

Die im Online-Bibliothekskatalog NEBIS verzeichneten Exemplare von Zentralbibliothek Zürich und Sozialarchiv tragen den Titel: «40 Jahre Tibeter in der Schweiz. Versuch einer ersten Bestandesaufnahme für die Jahre zwischen 1960 und 2000.»

Das von Google gescannte Exemplar der University of Virginia weiss aber von einem Versuch nichts - wenn der Titel richtig erfasst wurde. Da steht angeblich nur: «40 Jahre Tibeter in der Schweiz. Eine erste Bestandesaufnahme ...»

Quelle
  • Lindegger, P.: 40 Jahre Tibeter in der Schweiz. Versuch einer ersten Bestandesaufnahme für die Jahre zwischen 1960 und 2000. (Opuscula Tibetana ; Fasc. 29) Rikon, 2000. [Bibliotheks-Nachweis im OPAC NEBIS]
[Veröffentlicht am 23. September 2007]

Freitag, 14. September 2007

Allerhand Antikes beim Alten Bahnhof

Wofür man ein seit 12 Jahren kaum mehr genutztes Bahnhofareal auch noch verwenden kann?

Für einen fix installierten Imbiss in Containern und Wohnwagen beispielsweise. Oder für einen temporären Flohmarkt.

Hinweise darauf findet man in zwei 2007er-Online-Ausgaben der Zeitschrift «Fundgrueb»:

19.8.2007: Weiach, Allerhand-antik, Antiquitäten und Trödel, altes Bahnhofareal, direkt neben dem Imbiss Mr. Big Food. 10 bis 17 Uhr. E-Mail: transport@pferdetaxi.ch, Tel.: 079 634 21 42

9.9.2007: Weiach, Allerhand-Antik, breites Angebot an Flohmarktware und Antiquitäten, Alter Bahnhof, beim Imbiss Mr. Big Food, von 10 bis 17 Uhr, Aussteller auch ohne Anmeldung willkommen, Direktverkauf aus dem Fahrzeug möglich, www.pferdtaxi.ch, Tel. 079 634 21 42, transport@pferdetaxi.ch

Die Domain Pferdetaxi.ch gehört einem Kleinunternehmen aus Siglistorf, das neben Pferdetransporten auch Tierfotografie und Reiten für Kinder im Angebot hat. Und Antiquitäten anscheinend ab und zu auch.

[Veröffentlicht am 17. November 2007]

Dienstag, 4. September 2007

Landi Weiach-Siglistorf rät zur Umgehung der CO2-Abgabe

Seit einigen Jahren gibt es im hinteren Teil der Mitteilungen für die Gemeinde Weiach einige Seiten, die von der Vereinigung Gewerbe Weiach gegen Bezahlung für Werbung in eigener Sache genutzt werden dürfen.

Die Landi hat nun die bevorstehende Leuenbergersche Abgabe auf Heizöl als business opportunity erkannt und rührt die Trommel - natürlich für einen Einkauf von Agrola-Heizöl:

«Der Bundesrat hat beschlossen, per 1. Januar 2008 die CO2-Abgabe auf fossilen Brennstoffen (Heizöl extra-leicht und Öko Heizöl schwefelarm) einzuführen. Somit verteuern sich die Heizöllieferungen ab dem nächsten Jahr um CHF 3.42 / 100 Liter. Es ist zu beachten, dass bei der Einführung der Abgabe der Liefer- und nicht der Bestelltermin massgebend ist. Unser Rat: Bestellen Sie noch heute Ihr Heizöl und umgehen Sie so die bevorstehende CO2-Abgabe.»

Alles legal - und trotzdem hinterlässt diese Aktion einen öligen Nachgeschmack...

Quelle
  • Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, September 2007 - S. 42.

Montag, 3. September 2007

Lachsnen ist auch heute noch verboten

Wer in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts im Kanton Zürich wohnte und zu Wahrsagern ging, der wurde von seiner Obrigkeit mit Busse bestraft, wie z.B. 1686/87 Joglj Meyerhoffer von Weiach (vgl. WeiachBlog vom 13. April 2007 über die Lachsnerei).

Anzunehmen ist, dass damals auch das Lachsnen oder Wahrsagen selber verboten war.

Zu meiner nicht geringen Überraschung habe ich nun festgestellt, dass auch das heute im Kanton Zürich geltende Straf- und Justizvollzugsgesetz (StJVG) im zweiten Abschnitt das Wahrsagen zur Übertretung erklärt und dementsprechend unter Strafe stellt. Und zwar in § 5 wegen

Ausbeutung der Leichtgläubigkeit

«Mit Busse wird bestraft, wer

a. gewerbsmässig die Leichtgläubigkeit der Leute ausbeutet durch
1. Wahrsagen, insbesondere Traumdeuten oder Kartenschlagen,
2. Geisterbeschwörung,
3. Anleitung zum Schatzgraben,

b. sich öffentlich zur Ausübung von Tätigkeiten gemäss lit. a Ziff. 1–3 anbietet.
»

Aus welchem alten Erlass hat sich wohl diese Bestimmung ins heutige Recht hinübergeschlichen?

Der 2. Abschnitt «Kantonales Übertretungsstrafrecht» ist als wildes Sammelsurium von Straftatbeständen aber auch sonst interessant: Wer bettelt wird gebüsst und wer «durch Lärm oder Geschrei die Nachtruhe in grober Weise stört» ebenso.

Quelle

[Veröffentlicht am 22. September 2007]

Sonntag, 2. September 2007

Als das Wehntal von der Limmat bis zum Rhein reichte

Manchmal stolpert man bei der Lektüre älterer Literatur auf ganz erstaunliche Details mit grosser Tragweite für die regionale Geschichte. So wie grad gestern in einer 439 Seiten starken Festschrift, die dem Romanisten und Historiker Hans Kläui (1906-1992) gewidmet ist.

Aussergewöhnliche Festschrift

Hans Kläui war zusammen mit seinem Bruder Paul Kläui (1908-1964) eine der herausragenden Figuren der zürcherischen Ortsgeschichtsforschung des 20. Jahrhunderts. Als langjähriger Redaktor der Zürcher-Chronik verfasste er viele Grundlagenartikel zur Ortgeschichtsschreibung (eine Auswahl davon ganz unten). Mit über 275 Büchern, Artikeln und Beiträgen hat er einen Fundus an Material hinterlassen, der auch heute noch von grossem Interesse ist.

Normalerweise sind Festschriften ja Sammlungen von Aufsätzen der Freunde und Schüler des Geehrten. In diesem Falle aber hat der Jubilar über die Jahrzehnte alles selbst verfasst. Die Festschrift zum 75. Geburtstag Kläuis stellt damit eine eindrückliche Werkschau dar. Jetzt aber zum Wehntal.

Gross-Wehntal im 9. Jahrhundert

Eine für die Geschichte des Zürcher Unterlandes relevante Miszelle hat Hans Kläui in der schriftlichen Ausarbeitung eines Vortrags untergebracht, den er an der Gründungsversammlung des Vereins der Freunde der Paul-Kläui-Bibliothek in Uster am 3. November 1973 gehalten hatte und der in obgenannter Festschrift erstmals veröffentlicht wurde:

«Das heutige Wehntal zwischen Lägern und Egg ist Ihnen sicher ein Begriff. Doch man ist sich zuwenig bewusst, dass noch im 9. Jahrhundert das Waninctal im Norden vom Rhein, im Westen von der Aare, im Süden von der Limmat begrenzt war und im Osten ins Glattal auslief. Es ist äusserst wahrscheinlich, dass wir es bei diesem viel grösseren Gebiet mit einer alten alemannischen Adelsherrschaft im Sinne Dannenbauers zu tun haben, worauf uns auch die Ortsnamen Ober- und Niederweningen hinweisen. Eine andere Region bildet das Glattal selbst, wo bekanntlich der älteste alemannische Ortsnamentyp auf -ingen fehlt, wogegen Kloten, Bülach, Neeraach und einige andere *acus-Namen auf keltische Relikte hinweisen.»

Und weiter unten: «Vielfach überschneiden sich solche Gebiete, die wir im Frühmittelalter als zeitlich begrenzte und räumlich als lockere Einheit sehen möchten.»

Landschaftsbezeichnungen im Wandel der Zeiten

Man sieht an diesem Beispiel, wie stark Landschaftsbezeichnungen über die Jahrhunderte hinweg ihre räumliche Ausdehnung verändern können. Der Thurgau umfasste im 9. Jahrhundert ja auch die gesamte Nordostschweiz (inklusive dem Gebiet um Zürich) - vgl. den Wikipedia-Artikel Geschichte des Kantons Thurgau.

Spannend ist dies nun im Hinblick auf die Zugehörigkeit des heutigen Gemeindegebiets von Weiach. Folgt man diesen Ausführungen Kläuis, so haben die Gebiete des Glattals mit ihren galloromanischen Ortsnamen eine andere Besiedlungs- und vorkarolingische Herrschaftsgeschichte als die Gebiete um die Lägern, wo Ortsnamensendungen auf -ingen vorkommen (z.B. Otelfingen im Furttal).

Gehört Weiach, dessen Name zu den galloromanischen Bildungen auf *acum gezählt wird, nun zu diesem alten Waninctal oder zum Glattal?

Quelle
  • Kläui, H.: Orts- und Regionalgeschichte in heutiger Zeit. In: Wappen - Orte - Namen - Geschlechter. Festschrift zum 75. Geburtstag von Hans Kläui. Winterthur, 1981 - S. 19-33 (Fundstelle: S. 31)

Ortsgeschichtliche Grundlagen

  • Kläui, H.: Zur sprachlichen Gestaltung von Ortsgeschichten. In: Zürcher-Chronik. Z. f. zürcherische Geschichte, Heimatkunde und bildende Kunst, Neue Folge 1962, Nr. 3 – S. 49-52. Nr. 4 – S. 80-84.
  • Kläui, H.: Aufgaben der Ortsgeschichte. In: Zürcher-Chronik. Neue Folge 1965, Nr. 2 – S. 26-28.
  • Kläui, H.: Aufgaben und Methoden der Ortsgeschichte. In: Zürcher-Chronik. Neue Folge 1968, Nr. 1 – S. 1-5. Nr. 2 – S. 35-39. Nr. 3 – S. 58-62. Nr. 4 – S. 85-88.
  • Kläui, H.: Ortsgeschichte heute. In: Zürcher-Chronik. Nr. 3, September 1970 – S. 53-56.
  • Kläui, H.: Orts- und Regionalgeschichte in heutiger Zeit. In: Zürcher-Chronik. Nr. 4, 1973 – S. 104-106.

Samstag, 1. September 2007

Wildsauen auf der Flucht vor OL-Läufern

Morgen Sonntag, 2. September, findet in den Wäldern ob Weiach eine Grossveranstaltung statt. Hunderte von OL-Läuferinnen und -Läufern rennen kreuz und quer über Stock und Stein. Der Tages-Anzeiger brachte bereits am 7. August eine Vorschau:

Schweizer Meisterschaft im Unterland

«Orientierungslauf. - Die 40. Austragung der Schweizer Meisterschaften im Staffel-OL findet dieses Jahr am 2. September im Waldgebiet der Gemeinden Bachs, Stadel und Weiach statt. Es werden bis zu 400 Teams mit jeweils drei Läufern erwartet. Mit von der Partie ist auch die weltbeste OL-Läuferin Simone Niggli-Luder.»

Vertreibung aus dem Wald auf die Felder

Und was hat das mit den Wildschweinen zu tun? Die Präsenz so vieler Personen, die den nicht allzu grossen Wald durchstreifen, lässt sie befürchten, eine Treibjagd stehe unmittelbar bevor. Das Resultat: die Sauen und ihre Jungen flüchten aus dem Wald hinaus und in landwirtschaftliche Kulturen auf freiem Feld hinein. Und da bleiben Schäden nicht aus. Letztlich zahlen also unsere Bauern die Zeche für diese OL-Meisterschaft.

Quellen
  • Schweizer Meisterschaft im Unterland. In: Tages-Anzeiger Regionalausgabe Unterland, 7. August 2007, S. 49
  • Orientierungslauf stört Wildschweine. In: Tages-Anzeiger, 29. August 2007