Montag, 30. November 2015

Novemberwetter 1965: ein trüber und betrüblicher Geselle

Nach dem recht schönen Oktober 1965 (vgl. WeiachBlog vom 30.9.2015), der die Weiacher für die verregnete Zeit davor etwas entschädigt hatte, war bereits im November wieder Schluss mit lustig. Windig war's und früh setzte auch der Schneefall ein, wie man Walter Zollingers Jahreschronik 1965 entnehmen kann:

«November. Dieser Monat bringt sozusagen keine Sonne mehr. Ein einziges Mal notierte ich einen schönen Nachmittag. Sonst war's immer sehr wechselvolles Wetter, meist mit Hochnebel oder starker Bewölkung. Regen fiel wähend 3 ganzen Tagen, 7mal des nachts oder schon spätabends; auch Schnee gab's bereits an 7 Tagen oder meist über nacht. Am 23.11. heisst's im Notizheft: "Jetzt haben wir schon die prächtigste Winterlandschaft, soviel Schnee fiel während der letzten 2 Tage." Am 27. sodann tönt's wieder anders: "Scheussliches Wetter, stürmische Regenschauer und noch stürmischere Winde dazu, der schlimmste Tag des ganzen Novembers." Wir hatten überhaupt während dieses Monates viel Wind; Nebel gab's an 7 Vormittagen. Im grossen und ganzen also ein trüber und betrüblicher Geselle, der November 1965!

Höchsttemperaturen morgens 10° am 1.11, 6° am 9.11.; mittags 16° am 1.11., 9° am 9.11.; abends 14° am 1.11., 8° am 9.11.
Tiefsttemperaturen morgens -6°, mittags -2°, abends -8°.

Zwischen dem 1. und 9.11 und auch nachher war's meist kühler, nämlich durchschnittlich immer um 3° herum morgens, 5° mittags, 4° abends. Die obigen Tiefsttemperaturen lagen so zwischen dem 13. und 18.11., vorher und nachher war's etwas besser, meist um 0° schon vom Morgen an.
»

Trüb und betrüblich? Ja, so ist ein normaler November halt in unserem Dorf. Tant pis!

Quelle
  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1965 – S. 9. [Original in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1965].
[Veröffentlicht am 29. Dezember 2015]

Mittwoch, 25. November 2015

Kirchenrestaurierung genehmigt

Die letzte grosse Renovation unserer 1705/06 erbauten evangelisch-reformierten Pfarrkirche im Bühl hat bekanntlich 1966-1968 stattgefunden. Nach deren Abschluss wurde das Gotteshaus 1970 dem eidgenössischen Denkmalschutz unterstellt.

Für eine Übersicht zur Geschichte und den Renovationen vgl. die Jubiläums-Seite 300 Jahre Kirche Weiach, insbesondere die dort eingangs erwähnte Monographie von 2006.

Heute vor 50 Jahren ging es für die evangelisch-reformierte Kirchgemeinde darum, zu entscheiden, ob und wenn ja in welchem Umfang eine Renovation der Kirche genehmigt werden soll. Dazu äussert sich Walter Zollinger, der damals massgeblich beteiligt war, in seiner Jahreschronik 1965 wie folgt:

«Zwei Versammlungen der Kirchgemeinde, die ja nun getrennt von den übrigen Gütern tagen muss [Einführung des Frauenstimmrechts per 1.1.1964], waren 1965 notwendig:

Am 12. Mai war die Abnahme der Kirchengutsrechnung Hauptgeschäft. Anschliessend daran kam eine Aussprache über die seit 1 Jahr gehandhabte neue Gottesdienstordnung in Fluss. Es wurden zustimmende wie auch ablehnende Voten abgeben. In der Hauptsache aber beschloss man doch, sie mit einigen geringen Vereinfachungen weiter zu führen.

Ein gewichtigeres Geschäft brachte dann die Versammlung vom 25. November. Das zeigte schon der grosse Aufmarsch von 73 Kirchgenossinnen und -genossen.

Antrag der Kirchenpflege über die Renovation der ref. Kirche Weiach und Erteilung des erforderlichen Kredites von Fr. 677'000.---.

Natürlich gingen dieser Gemeindeversammlung mehrere Sitzungen der schon 1963 bestellten "Kirchenbaukommission" voraus, ferner Besprechungen und Abklärungen über die Finanzierung mit Kirchenrat, Hochbauamt, Denkmalpfege
[sic!] und einem Orgelexperten. Bereits am 16./17. Oktober hatten die Renovationspläne im alten Gemeindehaus zur Besichtigung aufgelegen und am 25. Oktob. hatte in der Kirche ein öffentlicher Orientierungsabend stattgefunden, an welchem Architekt Hintermann aus Rüschlikon über die geplante Restaurierung, sowie Kirchenrat Wegmann aus Marthalen als Verwalter der kirchl. Zentralkasse über die gedachte Finanzierung referierten.

Die Kirchgemeindeversammlung stimmte sodann dem Projekt, wie dem Kreditgesuch mit 57 Stimmen zu (demnach 16 Enthaltungen). Nun beginnt erst die Hauptarbeit für Baukommission und Architekt. Möge zwischen allen eine gute Zusammenarbeit herrschen zum Wohle der Kirchgemeinde und zur Freude unseres Pfarrherrn.
»

Zum denkwürdigen Informationsabend vom 25. Oktober, vgl. die Weiacher Geschichte(n) Nr. 80 (erstmals publiziert in: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Juli 2006) mit dem sprechenden Titel «Der Kirchturm wackelt, wenn mit allen Glocken geläutet wird». Dort wird übrigens der 21. Oktober als Datum des Orientierungsabends genannt. Als Grundlage dient eine Angabe in einem Zeitungsartikel, vgl. Wenn der Kirchturm wackelt (WeiachBlog vom 17. Juni 2006).

Dass es wirklich 16 Enthaltungen waren, wie Zollinger vorrechnet, ist meines Erachtens nicht sicher. Dies gilt vor allem, wenn - wie von mir bei Gemeindeversammlungen in späteren Jahren häufig konstatiert - nach Ermittlung eines «offensichtlichen Mehrs» (d.h. absolute Stimmenmehrheit und damit Zustimmung zum Antrag), das «Gegenmehr» der Ablehnenden durch den Präsidenten gar nicht mehr ermittelt wird. Ob dies nun geschieht, um Ablehnenden ein Outing zu ersparen oder schlicht um Zeit zu gewinnen, sei dahingestellt.

Abschliessend sei erwähnt, dass es mit der guten Zusammenarbeit in der Kirchenbaukommission nicht immer zum Besten bestellt war, vgl. WeiachBlog-Beitrag vom 10. April 2014, Abschnitt «Kein einfacher Zeitgenosse».

Quelle
  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1965 – S. 13. [Original in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1965].
[Veröffentlicht am 29. Dezember 2015]

Montag, 23. November 2015

Lehrerwohnung mit Steinschleuder beschossen

Heute vor 150 Jahren, am 23. November 1865, brachte das «Schaffhauser Intelligenzblatt» (die heutigen «Schaffhauser Nachrichten») auch Kurzfutter aus dem Nachbarkanton:

«Zürich. Oberst Schärrer hat die Berufung zum eidgen. Oberinstruktor der Cavallerie abgelehnt. — In Weiach wurde letzten Samstag Nachts in die Wohnstube des Schullehrers Morf, während er mit seinem Knaben nebst noch einer dritten Person sich darin befand, ein scharf (mit Steinen geladener) Schuß abgefeuert. Es wurde jedoch Niemand getroffen. Der Thäter ist noch nicht ermittelt.»

Weitere Angaben zu diesem Vorfall habe ich bislang nicht gefunden. Es ist also offen, ob es sich um einen Lausbubenstreich gehandelt hat, oder um einen Anschlag von ernsthafteren Gegnern des Lehrers. Aus heutiger Sicht bemerkenswert ist, dass es diese Begebenheit in die Zeitung geschafft hat. Aus der damaligen Perspektive sicher weniger, zumal in früheren Zeiten ein Lehrer noch eine Respektsperson war, die anzugreifen eine Ungeheuerlichkeit darstellte. Denn bei ihm handelte es sich wie bei einem Pfarrherrn um einen Repräsentanten der Staatsgewalt.

Unter der oben zitierten Mitteilung stehen weitere Kurznachrichten über das Geschehen in der Stadt Zürich, von der nicht viel mehr Neues zu berichten sei, als dass man mit einem neuen Wirtshausgesetz dem Prostitutionsproblem Herr werden wolle und dass die Bahnen Kapazitätsprobleme hätten.

Zum Begriff Intelligenzblatt (im Sinne des englischen intelligence, d.h. von Nachrichten) siehe WeiachBlog-Artikel über das Berner Pendant vom 9. Januar 2014.

Quelle
  • Schaffhauser Intelligenzblatt, 23. November 1865, S. 1105. (Hinweis: Verfügbar für Abonnenten im Archiv auf www.shn.ch - Da die Schweizerische Nationalbibliothek sich am SHN-Digitalisierungsprojekt finanziell beteiligt hat, ist die Abfrage von den Webstationen der NB auch ohne Abo möglich)

Sonntag, 22. November 2015

Durch alle Böden hindurch ein SVP-Dorf

Die Nordwest-Ecke des Kantons (genauer: der Norden des Bezirks Dielsdorf) ist eine SVP-Bastion. Das ist seit langem bekannt und es hat sich im 2. Wahlgang für den Ständerat erneut bestätigt.

Nachdem im 1. Wahlgang der SP-Mann Jositsch bereits das absolute Mehr erreicht hatte, fand heute die Ausmarchung um den zweiten Zürcher Sitz im Stöckli statt. Angetreten waren Hans-Ueli Vogt von der SVP, Ruedi Noser von der FDP und der Grüne Bastien Girod.

Im Vorfeld wurde spekuliert, dass Girod aufgrund der Zersplitterung der bürgerlichen Seite durchaus der lachende Dritte werden könnte. Nach Auszählung aller Stimmen ist Noser gewählt - dank dem Umstand, dass diesmal kein absolutes Mehr erforderlich war. Girod hat kantonsweit immerhin 30% aller Stimmen abgeräumt, wenn auch mehrheitlich bei seiner städtischen Klientel, der SVP-ler Vogt hingegen nur etwas über 21%.

In Weiach, Bachs und Stadel wäre das ganz anders gelaufen. Der noch nicht vergebene Sitz wäre in diesem Gebiet klar an Vogt gegangen. Nachstehend die Weiacher Resultate:

Vogt, SVP: 133 Stimmen, 50.00%
Noser, FDP: 84 Stimmen, 31.58%
Girod, GP: 46 Stimmen, 17.29%

Die restlichen 1.13%, entsprechend 3 Stimmen gingen an nicht offiziell Kandidierende.

Mit 31.78% lag die Weiacher Wahlbeteiligung etwas unter der beim 1. Wahlgang im Oktober (38.55% Beteiligung).

Vergleichen wir die Weiacher Stimmenverteilung vom 1. Wahlgang:

Vogt SVP 168, Noser FDP 96, Jositsch SP 92, Vereinzelte 63, Girod GP 29, Bäumle GLP 26, Schmid-Federer CVP 24, Ingold EVP 21, Herzog Piraten 1 sowie von Allmen ECOPOP 1

Am 20. Oktober gingen also 32.2% aller Stimmen an den SVP-Kandidaten, gerade noch 18.4% an die FDP und 17.6% an die SP. Das sind über zwei Drittel aller Stimmen. Immerhin 12% gingen an Vereinzelte, d.h. nicht auf den offiziellen Wahllisten aufgeführte Personen. Die Grünen holten - ihrem Wähleranteil etwa entsprechend - gerade einmal 5.5% aller Stimmen.

Nehmen wir an, dass die sinkende Wahlbeteiligung die Kräfteverhältnisse nicht wesentlich beeinflusst hat, dann müssten 139 Stimmen auf Vogt entfallen, 80 Stimmen auf Noser und 24 auf Girod.

Woher die gegenüber dem 1. Wahlgang fast verdoppelte Stimmenzahl für Girod kommt, ist leicht erklärbar. Das ist wohl der harte Kern der SP-Wähler.

Mehr Fragen wirft die Verteilung innerhalb der Bürgerlichen auf. Sind da einige Weiacher dem Vogt abtrünnig geworden und dem Noser zugelaufen?

Samstag, 14. November 2015

Lasst die Vergangenheit ruhen - 25. Jahrestag des Absturzes

14. November 1990 - 20:11:18. In diesem Moment jährt sich das schrecklichste Unglück auf Gemeindeboden seit Menschengedenken zum 25. Mal. Sekunden vor dem Absturz hat der Pilot des Alitalia-Fluges AZ 404 den Durchstart abgebrochen. Sekunden haben gefehlt und 46 Menschen hätten ihre Leben weiterführen können. Stattdessen sind ihre Namen nun gemeinsam auf einem Gedenkstein verewigt. Und sie stehen gemeinsam im Zivilstandsregister der Gemeinde Weiach. Alle unter demselben Datum: 14. November.

Wo ich bei anderen Themen Schreibfreude und Recherchierlust verspüre, da bemerke ich bei diesem düsteren Moment in der Geschichte unserer Gemeinde, dass ich auf eine seltsame Art zögere mich darauf einzulassen. Dass ich sozusagen nur anekdotenhaft berichte. Anekdoten über die damaligen Geschehnisse, wie sie die Hiesigen erlebt haben.

Ich komme nicht umhin zu konstatieren, dass die Schatten dieses "memento mori" immer noch schwer auf den Seelen lasten. Inklusive meiner eigenen. Ich stelle gerade etwas verwundert fest, dass ich mit meinem eigenen Vater nie darüber geredet habe. Und der war damals als Feuerwehroffizier immerhin hautnah dabei. Er selber hat nie von sich aus davon erzählt - ein Verhalten wie man es von vielen Kriegsrückkehrern kennt.

Ich muss konstatieren, dass viele der damals direkt mit den Absturzfolgen Konfrontierten vergessen möchten. Ob man die Bruchstückhaftigkeit der Erinnerungen als Symptom einer posttraumatischen Belastungsstörung werten soll? Möglich wäre das schon.

An diesem Novemberabend wurde jedem damals in Weiach Ansässigen klar vor Augen geführt, was es bedeutet in einer Anflugschneise zu leben. Vielen war wohl auch intuitiv klar, dass es bei noch tieferer Anflughöhe durchaus auch im Dorf selber hätte Tod und Zerstörung geben können.

Einer von zehntausenden Überflügen zwischen 1976 (dem Zeitpunkt der Eröffnung der Blindlandepiste 14/32) und heute hat in nächster Nähe im Desaster geendet. Als ungefragt Überflogener verdrängt man die Möglichkeit, dass es jederzeit wieder passieren kann. Dass sich eine abstrakte Gefährdung in schreckliche Realität verwandelt - wie in Nassenwil oder Bassersdorf einige Jahre später.

Deshalb wollen wir diesen Teil der Vergangenheit nun ruhen lassen.


Dienstag, 10. November 2015

Ein halbes Jahrhundert Industriezone im Hard

Die Gemeindeversammlung hat das letzte Wort. Aber nur im engen Rahmen dessen, was die von oberen Ebenen vorgesehenen Korsette eben noch zulassen. Manchmal dienen Gemeindeversammlungen wirklich nur dem offiziellen Abnicken von vorschriftsgemässen Verwaltungsakten. Wie die Gemeindeversammlung vom 23. Juni 1965. Zollinger schreibt dazu in seiner Jahreschronik:

«Abnahme der Gutsrechnungen 1964;
daneben musste, auf Begehren des Regierungsrates die Bauordnung mit Zonenplan in folgenden Punkten abgeändert werden:
a. Aufhebung der Zone öffentlicher Bauten u. deren Zuteilung zur Dorfkern-Zone,
b. Ausscheidung eines Industriegebietes (ca. 8 ha im Hard), auf dem nur Bauten zugelassen sind, die im Zusammenhang mit der Ausbeutung u. Verarbeitung von Kies, Sand, Lehm stehen.
c. Ergänzung des Art. 21 (alt 22) mit einem neuen Absatz 3, mit dem die besonderen Vorschriften für die Ueberbauung des Industrieareals im Hard festgelegt wird.
»

Mit Zonenplänen hatte halt die Gemeinde noch nicht so viel Erfahrung. Und mancher betrachtete sie wohl eher als lästige bürokratische Pflichtübung und nicht als wertvolles Planungsinstrument für die kommenden Jahrzehnte. Offensichtlich wurden zumindest die Punkte b und c genehmigt, sodass folgende von Zollinger im Typoskript eingeklebte Bekanntmachung erscheinen konnte:

«Gemeinde Weiach - Zonenplanänderung

Der Regierungsrat des Kantons Zürich hat am 8. Oktober 1965 den Beschluss der Gemeindeversammlung Weiach vom 23. Juni 1965 betreffend Umteilung der ehemaligen Zone für öffentliche Bauten in die zweigeschossige Dorfkernzone sowie die Ausscheidung einer rund 8 ha umfassenden Industriezone im Hard mit zugehöriger Bauordnungs-Bestimmung genehmigt.
Der Beschluss tritt am Tage nach der Veröffentlichung in Kraft.

Weiach, den 9. November 1965
Der Gemeinderat.
»

Wie bei Zollinger üblich: ohne jeden Hinweis in welcher Zeitung die Bekanntmachung erschienen ist.

Quellen
  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1965 – S. 11a und 12. [Original in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1965].
[Veröffentlicht am 4. Januar 2016]

Sonntag, 8. November 2015

Risse im Mauerwerk durch Läuten der Kirchenglocken?

Es ist bald ein halbes Jahrhundert her seit der letzten grossen Restaurierung und Renovation der Kirche Weiach, vgl. die Jubiläums-Webseite 300 Jahre Kirche Weiach.

Wie man aus berufenem Munde (von Kirchenpfleger Daniel Elsener höchstpersönlich) hört, muss sich die Kirchgemeinde nun offenbar wieder grössere Baumassnahmen überlegen.

Elsener hat selber festgestellt, dass die Querstreben des Dachreiters sich sichtbar bewegen, wenn mit allen Glocken geläutet wird! Das tönt verdächtig ähnlich wie vor 50 Jahren, als man den Weiacherinnen und Weiachern die Gesamtrenovation u.a. mit dem Argument verkaufte, der Dachreiter wackle beim Läuten, vgl. die Weiacher Ge­schichte(n) Nr. 80 (Titel: «Der Kirchturm wackelt, wenn mit allen Glocken geläutet wird».)

Nun wird befürchtet, dass die anlässlich der letzten grossen Renovation 1968 vorgenommene Abstützung des Dachreiters auf das Mauerwerk im Verlaufe der Jahre zu grösseren Schäden in den Mauern geführt hat. So sind Risse in Fensterbögen sichtbar - ein Warnzeichen.

Elsener will deshalb herausfinden, wie die Bewegungen im Mauerwerk aussehen. Es interessiert insbesondere, was die dynamischen Lastwechsel durch das Läuten der Glocken mit den Mauern anstellen. Zu diesem Zweck wurde eine Firma engagiert, die auf das Detektieren von Bewegungen im Mauerwerk spezialisiert ist.

Zudem wird nun auch ein Monitoring des Innenraumklimas aufgezogen, weil bei der Installation der Bewegungssensoren an der Holzdecke im Innenraum Schimmelrasen entdeckt worden seien. Schimmelpilze deuten auf zu hohe Luftfeuchtigkeit hin.

Quelle
  • Telefongespräch vom 14.10.2015 mit Daniel Elsener, Mitglied der evang.-ref. Kirchenpflege Weiach
[Veröffentlicht am 29. Dezember 2015]

Montag, 2. November 2015

Kaiserstuhler Bäckerdynastie Geugel vor 50 Jahren in Ruhestand

Die Jahreschroniken von Walter Zollinger enthalten auf den letzten Typoskript-Seiten jeweils die Rubrik «Nachbarliches». Mit gutem Grund, denn etliche Gewerbetreibende, Ärzte etc. fanden die Einwohner von Weiach schon vor Jahrzehnten nur ausserhalb der eigenen Gemeindegrenzen. So war es ab 1958 auch, wenn man eine Bäckerei suchte, denn:

«Von jetzt an [1. April 1958] verkauft die ″Landwirtschaftl. Genossenschaft″ sämtliche Backwaren. Diese werden nun im Wechsel die eine Woche von Herrn Bäckermeister Hch. Hintermann Stadel und die andere Woche von Herrn Bäckerm. Emil Geugel Kaiserstuhl geliefert.» (zit. n. WG(n) Nr. 101, S. 394; Original: G-Ch Weiach 1958, S. 18)

Die Weiacher Konkurrenz war nach Auskunft des Sohnes des letzten Weiacher Bäckers eingegangen, weil er selber sie nicht weiterführen wollte. Dazu hatte er keine Lust, denn der Verdienst war nicht gerade berauschend und ausserdem habe es in Kaiserstuhl geheissen, der Weycher Beck habe «z’grossi Löcher im Brot», das Brot der beiden Kaiserstuhler Bäcker Jedele und Geugel sei viel fester. (WG(n) 101 , S. 390)

Ab 1958 konnten die Weiacher also vergleichen, welcher Bäcker der bessere war. In Kaiserstuhl gab es schon wenige Jahre später einen Wechsel, wie der Zollinger'schen Jahreschronik 1965 zu entnehmen ist:

«Die Bäckerei Geugel Kaiserstuhl, die auch nach Weiach Brot lieferte, geht mit dem 2. November an Fam. Kurt Meier-Kunz über. Seit 72 Jahren lag sie in den Händen der Familien Geugel (Vater, Sohn, Witwe).» (G-Ch Weiach 1965, S. 25)

Quellen


[Veröffentlicht am 4. Januar 2016]