Donnerstag, 17. Februar 2011

Schreinerei Schmid - ein Lagerraum wird 50

Die Schreinerei Schmid im Winkel ist einer der wenigen traditionellen Handwerksbetriebe, die sich im Dorf während der letzten Jahrzehnte halten konnten.

Vor genau 50 Jahren reichte der damalige Eigentümer, Paul Schmid-Volkart, ein Baugesuch ein, wie die Publikation durch die Gemeinde mit Beschluss vom 17. Februar 1961 zeigt:


Es ging um die «Erstellung einer Garage mit Lagerraum nördlich des Gebäudes Assek.-Nr. 325 im Winkel, Weiach ZH».

Dieses 1875 erbaute Haus an der Winkelstrasse 3 ist heute noch das Geschäftsdomizil und Wohnhaus der Eigentümerfamilie Schmid.

[Veröffentlicht am 28. März 2011]

Samstag, 12. Februar 2011

Februarwetter 1961: erst die zweite Hälfte war schön

Im Gegensatz zum überaus sonnigen Auftakt des diesjährigen Februars war das Wetter vor 50 Jahren in der ersten Monatshälfte unfreundlich, wie der Verfasser der Jahreschronik 1961, der frühere Weiacher Primarschullehrer Walter Zollinger, notierte:

«Februar. Der "Horner" beginnt komisch: am ersten Tag frühmorgens 6 Uhr 10 Minuten zwei Blitze mit nachfolgenden Donnerrollen, daraufhin ein gewaltiger Sturmwind und starker Regenfall bis gegen halb 7 Uhr, nachher den ganzen Tag sehr wechselvolles Wetter: Regen, Schneefall und --- dazwischen einige Sonnenblicke; gegen abend ziemlich rauher Wind und anschliessend noch aufhellend zu Sternenhimmel. Temperatur den ganzen Tag über +4°C.

In der ersten Monatshälfte stets bedeckt oder stark bewölkt, meist unfreundlich, einmal pro Tag mindestens regnerisch oder Schneegestöber, zweimal gar Sudelwetter, Temperaturen zwischen -1 und +8°. - Der erste eigentlich sonnige Tag war dann endlich der 13.2. Man hatte sich direkt nach einem solchen gesehnt nach den langen und trüben 5 bis 6 Wochen des begonnenen Jahres.

Die zweite Monatshälfte Februar suchte gutzumachen, er
[sic!] brachte, mit Ausnahme des 28.2., jeden Tag Sonne, z.T. schon vormittags, sonst aber sicher am Nachmittag oder Abend. Auch die Temperaturen stiegen entsprechend: am Mittag des 25.2. zeigte das Thermometer +15° und am 27.2. sogar +17°C.»

Man wird sehen, was die zweite Hälfte des heurigen Horners mit sich bringt.

Quellen

  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1961 - S. 2-3. [Original in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1961].

Freitag, 11. Februar 2011

Das «Weiacher Kies»-Buch von 1963

Passend zum diesjährigen Jubiläum des grössten Betriebs auf Gemeindegebiet wird auf Ricardo ein Exemplar des in 1963 in Stäfa publizierten und in den 60-Jahren in Weiach weit verbreiteten Kiesbuchs angeboten:

«Weiacher Kies. Firmenschrift 1963. Geschichte u. Entwicklung von Weiach und seinem Kies. Mit 7 farb. montierten Tafeln und 14 S.-w.-Tafeln. Fotos von Eidenbenz, R. Fischlin, P. Stählin. Unpaginiert. 21x30 cm. Aufdruck auf Einband. Teilw. abgerieben. Zustand sonst sehr gut.»

Es sieht schon etwas desolat aus, wenn man den Einband betrachtet:

Aber die Bilder sind noch guet zwäg, zugegeben, das erkennt man sogar auf dieser Foto:


Wie man sieht wurden die Kies-Blockzüge noch von Krokodil-Lokomotiven rangiert. Doch zurück zum Buch.

Würde man in Weiach herumfragen, so fände sicher noch der eine oder andere Alteingesessene ein Exemplar, denn wie schrieb Walter Zollinger in seiner «Chronik 1271-1971» in Fussnote 82:

«1963 stellte die Weiacher Kies AG jeder Haushaltung des Dorfes ein reich illustriertes Heft des neuen Betriebes zu (siehe auch Ortsmuseum).»

Im Ortsmuseum ist es wohl auch noch zu finden. Ganz sicher - und einfacher findet man den Band über die WEIACHER KIES aber bei der ETH-Bibliothek unter der Signatur: ETH-HDB 28425.

Ergänzend zu den Angaben des Ricardo-Verkäufers sollte man noch E. Mühlheim erwähnen (besorgte die Redaktion) und die Tatsache, dass zum Buch eine Beilage mit einem Baubeschrieb des Kieswerks Weiach gehört.

Frühere Artikel
Nachtrag

Der Ricardo-Preis steht aktuell auf 20.-, zuzüglich 8.- Versandkosten. Die professionelle Konkurrenz (vgl. ZVAB), das Kepler - Antiquariat in D-71263 Weil der Stadt bietet dasselbe aktuell zum Fixpreis von EUR 24.00 an, zuzüglich 4.50 EUR Versandkosten.

Seine Beschreibung: «Weiacher Kies. Weiach, 1963, 8° im Querformat, 38 n. num., Bll., OLn., zahlreiche, teils farb., Abb. im Text und auf Tafeln. kl. Eigentümervermerk. [Schlagwörter: Firmengeschichte; Firmenschriften]. Sprache: Deutsch. Artikel-Nr.: 15789BB).»

Donnerstag, 10. Februar 2011

Bis auf eines stehen sie alle noch

Es kommt nicht selten vor, dass Postkarten mit Sujet Weiach angeboten werden. Dank Internet-Portalen wie ebay.ch und ricardo.ch und deren Suchfunktionen erfährt man auch davon.

So habe ich heute wieder einmal eine mir bisher nicht bekannte Karte gefunden. Wieder bei Ricardo, und mit schönen Jugendstil-Ranken im Hintergrund:

«Gelaufen 1915»

Gemäss Angaben des Verkäufers ist die Karte 1915 verschickt worden. Der «Gruss aus Weiach, Ct. Zürich» zeigt sechs Fotos, von der «Wirtschaft zur Linde», über die «Spezereihandlung», das «Schulhaus», den «Gasthof zum Sternen» und die «Kirche» bis zum «Post-Bureau».

Mit Ausnahme der Spezereihandlung (am Platz der Liegenschaft Bergstrasse 8, vgl. den Beitrag Bäckerei und Handlung Stüssi. WeiachBlog, 2. März 2010) stehen all diese Gebäude bis heute.

Ob der stolze Startpreis von CHF 150.- am Markt erzielt werden kann, wird sich weisen.

Frühere Artikel über Weiacher Ansichtskarten

[Veröffentlicht am 11.2.2011]

Mittwoch, 9. Februar 2011

Letzttagsstempel 8433 Weiach

Können Sie sich noch an unsere alte Postleitzahl erinnern? Seit mehr als 15 Jahren lautet sie nun «8187». Aber vorher war jahrzehntelang «8433» Trumpf.

Auf Ricardo wird nun eine Erinnerung an diese Zeiten angeboten:

Ein «Letzttagstempel Weiach ZH» der auf «1 ATM lose mit orig. Gummierung» gedrückt wurde. Offensichtlich eigens für einen Sammler. Am 27. Mai 1995 kurz vor Mittag und damit noch in der alten Poststelle an der Stadlerstrasse.

Frühere Artikel

Nachtrag vom 11. Februar

Das kommt davon wenn man seine eigenen Artikel nicht konsultiert. In «Dreimal Post Weiach» (WeiachBlog Nr. 178 vom 1. Mai 2006) steht klar und deutlich, ab wann die Post sich am Bachweg und damit de facto an der Hauptstrasse Basel-Winterthur befand, nämlich ab Mitte Januar 1995.

Somit wurden beide Letzttagsstempel - 1995 mit Postleitzahl 8433 und 2009 mit Postleitzahl 8187 - am selben Standort Bachweg 2 verwendet. Die Schliessung der Post Weiach erfolgte am 7. März 2009.

Und seither werden Briefe nicht mehr in Weiach gestempelt. Im VOLG-Laden darf man den dort vorhandenen Stempel nur sehr eingeschränkt einsetzen. Jedenfalls nicht für Briefpost (vgl. Die Weiacher Post und ihre Stempel, WeiachBlog Nr. 702 vom 24. November 2009)

Dienstag, 8. Februar 2011

81.33% des Stroms kommt aus AKW

Der Schlussabrechnung 2010 der Elektrizitäts-Genossenschaft Weiach (EGW) lag Anfang Jahr ein A5-Blatt bei, welches für das Bezugsjahr 2009 die Energieträger aufschlüsselt, aus denen unser Strom produziert wurde.

Da die EGW über keine eigenen Produktionskapazitäten, sondern nur über das lokale Verteilnetz verfügt, muss sämtlicher Strom von Dritten eingekauft werden.

Lieferant sind offenbar wie eh und je die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ). Diese wiederum beziehen grosse Mengen von der Axpo-Gruppe. Auf der EGW-Rechnung steht denn auch der Vermerk «Partner der axpo».

Scheinheilige Werbung

Die Axpo macht Werbung mit dem Slogan «Ihr Strom. Sicher und nachhaltig produziert». Tönt gut.

Aber dann liest man auf der A5-Photokopie der EGW, wie der Strommix in Weiach konkret aussieht:

Wasserkraft Inland: 838'806 kWh 18.67%
Kernenergie Inland: 2'291'776 kWh 51.01%
Kernenergie Ausland: 1'362'217 kWh 30.32%


Vier Fünftel aus U-235

Von den total 4'492'797 kWh Strom, die in Weiach im Jahre 2009 verbraucht wurden, stammen also ganze 18.67 Prozent aus erneuerbaren Energien (konkret: Wasserkraft)! Der Löwenanteil, d.h. der gesamte Rest von 81.33 Prozent, entfällt auf Atomstrom.

Was am Uran-Abbau oder dem Betrieb eines Atomkraftwerks «nachhaltig» oder gar «sicher» sein soll, das müssen mir die PR-Helden der Axpo Holding AG erst noch erklären.

Die Axpo ist der Öffentlichkeit Red und Antwort schuldig, denn sie gehört zu 100% der öffentlichen Hand - konkret den Nordostschweizer Kantonen und deren Elektrizitätswerken. Also, was ist daran bitteschön nachhaltig? Dass die Axpo beim Einkauf keine ausländischen Kohlekraftwerke berücksichtigt?

Endlager bekämpfen?

Obige Zahlen sind ein Armutszeugnis. Aber sie passen perfekt zum mageren Leistungsausweis der Gemeinde punkto nachhaltiger Entwicklung. Da hat man in den letzten Jahren zünftig geschlafen.

Und noch etwas: bei diesem Atomstrom-Anteil kann sich die Gemeinde nicht wirklich glaubwürdig gegen ein Endlager auf ihrem Gebiet zur Wehr setzen (Stichwort: NAGRA-Endlagerpläne Nördlich Lägern). Da müsste man schon wesentlich mehr für die erneuerbare Stromproduktion getan haben.

Wir müssen endlich vor die Türe treten, um zu sehen, was es gibt (wenn man hier Gottfried Keller mit seinem Fähnlein der sieben Aufrechten bemühen darf). Für die Stimmberechtigten von Weiach gilt deshalb nicht nur bei der Sanierung des Finanzhaushaltes, sondern auch hier: affaire à suivre!

Literaturhinweis
  • Gottfried Keller: Das Fähnlein der sieben Aufrechten (1860; Teil der Züricher Novellen seit 1877): «keine Regierung und keine Bataillone vermögen Recht und Freiheit zu schützen, wo der Bürger nicht imstande ist, selber vor die Haustüre zu treten und nachzusehen, was es gibt!» - vgl. den Wikipedia-Artikel mit Link auf Projekt Gutenberg.

Montag, 7. Februar 2011

Wo Weiacher Kies drinsteckt

Die Weiacher Kies AG kann dieses Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiern. Seit einem halben Jahrhundert wird Kies aus den Lagerstätten im Weiacher Hard im Grossraum Zürich in Bauwerken aller Couleur verbaut.

Autobahn-Kofferungen

Schon ganz zu Beginn waren dies Autobahnen wie die A3 von Zürich Richtung Chur. Auf dem Moränenrücken dem Zürichsee entlang gab es nämlich lokal zu wenige Kiesvorkommen, die grosse Mengen in der geforderten Qualität innert nützlicher Frist liefern konnten. Die Franz Haniel mit ihrem in industriellem Stil betriebenen Grosskieswerk konnte das. Und zwar von allem Anfang an mittels Kieszügen, denn mit Lastwagen konnten solche Mengen kaum befördert werden.

Wenn wir einen Blick in die Liste der Referenzobjekte werfen, wie sie vor einigen Jahren auf der Website zu finden war, dann wird schnell klar, dass auch heute noch Grossvorhaben im Autobahnbau mit Weiacher Kiesprodukten beliefert werden:

Baujahr / Bezeichnung / Produkt / Standort

«1999 / Industriegebäude Gate Gourmet / Betonkies / Kloten
2000 / Brücke Bützenbühl / Konstruktionsbeton / Kloten
2000 / Autobahn A1 / Splitt für Strassenbeläge / Wil-St.Gallen
2000-06 / Autobahn A4 Fildern / Tunnelausbruch per Bahn / Birmensdorf
2000-05 / Autobahn A3 Brunau / Ausbruch und Kies per Bahn / Zürich
2001 / Sunrise-Tower Bürogebäude / Pfahl- u. Konstruktionsbeton / Zürich-Oerlikon
2001-06 / Autobahn A4 Ristet / Tunnelausbruch per Bahn / Birmensdorf
2001 / Hotel Airport Golden Arch / Beton und Mörtel / Glattbrugg
2002 / Furtbachbrücke / Beton / Regensdorf
2002 / Schulanlage Buchwiesen / Beton / Zürich
2002 / Schulanlage Apfelbaum / Beton / Zürich
2002 / Vorinvest. Bahnhof-Löwenstrasse / Kies und Beton / Zürich
2002 / Geschäftsh. Schaffhauserstr. 470 (Migros) / Beton / Zürich
2002-04 / Ueberdeckung N 11 / Beton / Opfikon
2002-03 / EFH-Siedlung Rosengarten Zibertstr. / Beton und Mörtel / Opfikon
2003 / Wohn-u.Geschäftshaus Universitätsstr. / Beton / Zürich
2003-04 / Wohnüberbauung Sonnengarten / Beton und Mörtel / Bülach
2003-04 / EFH-Siedlung Zwischenwegen / Beton und Mörtel / Bachenbülach
2004-05 / Spital Bülach Tiefgarage / Betonkies / Bülach
2004 / Gemeindehaus / Beton / Rümlang
2004 / Geschäftshaus / Beton / Opfikon
2004 / Wohnüberbauung Brandschenkestr. / Beton / Zürich
2004 / Wohnüberbauung / Beton / Neerach
2004-05 / Fachmarkt Lofts / Beton und Mörtel / Bülach
2004-05 / Wohnüberbauung Hinter Rosen / Beton und Mörtel / Bachenbülach
2005 / Wohnüberbauung Balance / Beton und Mörtel / Bülach
2005 / Wohnüberbauung Rietbach / Beton und Mörtel / Bülach
2005 / Bürogebäude Oskar Meier / Beton und Mörtel / Bülach
2005 / 2 MFH Birchlenstr. / Beton und Mörtel / Dübendorf
2005-06 / Wohnüberbauung Glattpark / Beton und Mörtel / Opfikon
2005-06 / MFH Am Werenbach / Beton und Mörtel / Zollikerberg
2005-06 / 3 MFH Kernstr.-Unterweg / Beton und Mörtel / Bülach
»

Aushub zur Auffüllung

Zusätzlich zum Kies, das aus dem Loch auf die Baustellen geliefert wurde, kam einige Jahre nach dem Beginn des Abbaus die umgekehrte Richtung: die Lieferung von Aushub- und Ausbruchmaterial, das ebenfalls mittels Blockzügen nach Weiach transportiert wird. Dort dient das Material zum Wiederauffüllen des Tagebaus. «Ausbruch ins Loch» als willkommene Ergänzung der Produktepalette. Denn nach Beendigung des Abbaus muss die Firma die gepachteten Gebiete rekultiviert an die Landwirte zurückgeben.

Man munkelt in diesen Kreisen denn auch, die neue Besitzerin Eberhard sei bei der Übernahme (2009 von Lafarge) mehr an den auffüllbaren Löchern als an den noch vorhandenen Kiesvorräten interessiert gewesen.

Quelle
  • Auszug aus unseren Referenzen. URL: http://www.weiacherkies.ch/aktuell/aktuell_referenzobjekte.html [Nicht mehr abrufbar (Neugestaltung des Webauftritts durch die neue Besitzerin Eberhard).]

Sonntag, 6. Februar 2011

Der Startschuss zu einem Regenwasserklärbecken

Am 15. April und am 28. Juni 1961 legten die Stimmberechtigten von Weiach den Kurs ihrer Gemeinde für Jahrzehnte fest. Die Firma Franz Haniel erhielt einen Abbauvertrag und die Gemeinde beteiligte sich auch finanziell am eigens dazu gegründeten Unternehmen (vgl. WeiachBlog vom 4. Februar 2011). Weiach wurde zum Kiesdorf. Kies wurde gewissermassen zur neuen Identität.

Und weil viel Kies eben «viel Kies» in die Gemeindekasse spült, konnte man es sich an gleich vier Gemeindeversammlungen (30. Januar, 15. April, 28. Juni und 8. November 1961) erlauben, grössere Ausgaben zu beschliessen. Hier nun die Traktanden der letzten Runde:

«Am 8. November endlich [gemeint: schliesslich] genehmigten die Stimmbürger nochmals einige wesentliche Kreditgesuche des Gemeinderates, nämlich:

"Bewilligung eines Gemeindebeitrages von 10% (ca. 39'000.- Fr.) an die Kosten der Melioration Stadel." (Dies weil Weiacher Bauern Land auf Stadler Boden besitzen).

"Genehmigung des Projektes über die Verlängerung der Kanalisation mit Regenwasserklärbecken beim "Sternen" Weiach. Bewilligung des erforderlichen Bruttokredites von Fr. 152'000.-".

Dann wurden noch zwei kleinere Kredite bewilligt für Vorprojektierung zum Ausbau der Wasserversorgung mit Hochdruckreservoir (Fr. 8'200.-) und für Landkauf von Hch. Meier-Gut (Brandplatz, 800 m2, ca. Fr. 12'600.-).

In derselben Versammlung beschloss die Gemeinde den beiden neugegründeten Zweckverbänden des Kreisspitals Bülach, wie des Bezirksspitals Dielsdorf beizutreten mit den entsprechenden Beitragsverpflichtungen (sogen. Doppelmitgliedschaft).
»

Ein wahrer Ausgabenrausch - jedenfalls verglichen mit den Jahren davor. Man konnte es sich ja jetzt leisten.

Quelle
  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1961 - S. 11. [Original in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1961].

Samstag, 5. Februar 2011

Zu erwartender Reichtum ermöglicht weitere Infrastrukturausgaben

Gestern war die Rede von einem Beschluss der Weiacher Stimmberechtigten, sich an der neuen Aktiengesellschaft zur Ausbeutung der lokalen Kiesvorkommen zu beteiligen.

An der erwähnten Gemeindeversammlung wurden neben den 50'000 Franken Aktienkapital auch noch etliche weitere Ausgaben genehmigt:

«Auch die Annahme der gemeinderätlichen Anträge vom 28.6.61. liessen sich nur verantworten im Hinblick auf die in Aussicht stehenden enormen Einnahmen aus dem Kiesvertrag:

"Antrag des Gemeinderates betr. Genehmigung der Projektvorlage für die Erstellung eines Gehweges an der Kaiserstuhlerstrasse HVS "U" vom Restaurant "Sternen" bis Bahnstation Weiach und Krediterteilung im Betrage von Fr. 30'000.-".

"Antrag des Gemeinderates betr. Genehmigung des Projektes 1961 über die Korrektion des Dorfbaches u. Erteilung eines mutmasslichen Nettokredites im Betrage von Fr. 60'000.-".


[... (vgl. Artikel vom 4. Februar 2011)]

"Antrag des Gemeinderates betr. Krediterteilung für die Erstellung einer Strassenbeleuchtung vom Rest. "Sternen" bis zum Schulhaus im Betrage von Fr. 15'000.-".»

Da wurden also weitere drei bislang aus finanziellen Gründen zurückgestellte Investitionen in die Infrastruktur getätigt.

Besonders das Trottoir vom Dorf bis zum Bahnhof war den Weiachern wegen des immer stärker werdenden Motorfahrzeugverkehrs auf der Hauptstrasse Nr. 7 (Basel-Winterthur) ein grosses Anliegen (vgl. WeiachBlog, 5. Oktober 2010).

Quelle und frühere Beiträge

Freitag, 4. Februar 2011

Vertrag über die Kiesausbeutung genehmigt

Das Jahr 1961 war für die Gemeinde Weiach ein epochaler Weichensteller. Vor einem halben Jahrhundert wurde der Grundstein für mehrere Jahrzehnte ohne finanzielle Sorgen gelegt.

Dafür nahm man ein gigantisches Loch in der Landschaft in Kauf. Kein Problem, wenn die Kasse stimmt, dachten die Weiacher (und nur wenige, darunter ihr Chronist Walter Zollinger, meldeten Zweifel an, vgl. dazu den Beitrag: Jahreschronik 1961: Gelddenken und das neue Kieswerk).

Ja zum Ausbeutungsvertrag

Und so fasste die damals noch rein männliche Gemeindeversammlung am 15. April und 28. Juni zwei Beschlüsse, die uns bis heute mit der Weiacher Kies verbinden:

«Von besonderer Bedeutung war [..] die a.o. Gemeindeversammlung vom 15. April 61, an der über 100 Stimmberechtigte teilnahmen. Allda wurde mit grossem Mehr nachstehender Antrag des Gemeinderates angenommen:

"Genehmigung des Vertrages über die Kiesausbeutung zwischen der polit. Gemeinde Weiach und der Firma Franz Haniel A.G. Basel".

Die Errichtung dieses Kie[s]werkes soll bereits im kommenden Jahr beginnen und werde der Gemeinde wiederum, und zwar alljährlich, ansehnliche Einnahmen eintragen. Man redet von 250'000 bis 300'000.- Fr. an Kiesentschädigung und Steuern. Es wird also erst die Chronik 1962 Gelegenheit zu bestimmteren Ausführungen geben, obwohl in der Zürcher Presse (vermutlich durch Konkurrenzunternehmen inspiriert) schon jetzt allerhand zu lesen ist.
»

Auf dieses Rauschen im Blätterwald wird in einem späteren Beitrag auf WeiachBlog näher eingegangen.

Weiach wird Aktionär der neuen Firma

Hier sei nur noch kurz der zweite Meilenstein erwähnt. Am 28. Juni wurde die Gemeinde nämlich anlässlich einer weiteren Gemeindeversammlung zum Teilhaber des neuen Kieswerkes:

Der «Antrag des Gemeinderates betr. Krediterteilung im Betrage von Fr. 50'000.- zum Zwecke der Beteiligung an der neu zu gründenden Aktiengesellschaft zur Ausbeutung von Kies im Hard Weiach» wurde von den Stimmberechtigten genehmigt.

Und seither sitzt ein Weiacher Gemeinderat ex officio im Verwaltungsrat der Weiacher Kies AG. Ob dies im Sinne der behördlichen Aufsicht über ein profitorientiertes Unternehmen gut ist oder nicht, sei einmal dahingestellt. Der Gemeindekasse scheint es allerdings nicht geschadet zu haben.

Quelle
  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1961 - S. 10. [Original in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1961].

Donnerstag, 3. Februar 2011

Wenn die Gemeinde aus dem Vollen schöpfen kann

An der Gemeindeversammlung vom 30. Januar 1961 ging es nicht nur um das Jahresbudget des Politischen Gemeindegutes (vgl. WeiachBlog vom 31. Januar 2011). An diesem Abend wurden den Stimmberechtigten (nur Männer) auch noch mehrere Sachgeschäfte vorgelegt, wie Walter Zollinger in seiner Jahreschronik berichtet:

«In der Gemeindeversammlung vom 30.1.61. wurden noch weiterhin die folgenden Geschäfte behandelt:

"Antrag des Gemeinderates betr. Krediterteilung im Betrage von Fr. 40'000.- für die Vornahme von Sondierungsbohrungen u. Pumpversuchen b. Rheinhof für eine künftige Grundwasserversorgungsanlage".

"Antrag des Gemeinderates betr. freiwillige Beitragsleistung an den Ausbau des Kreisspitals Bülach im Betrage von Fr. 5'000.-".

"Antrag des Gemeinderates betr. Krediterteilung im Betrage von Fr. 5'200.- für den Unterhalt u. die Erweiterung des Scheibenstandes".

Alle diese für eine Landgemeinde doch gegenüber früherer Zeit ziemlich grossen Kredite konnten, im Hinblick auf die in Aussicht stehenden grossen Einnahmen b.d. ausserordentlichen Steuern, mit gutem Gewissen bewilligt werden.
»

Versorgungssicherheit, Gesundheitswesen und Landesverteidigung.

Und das war nur der Anfang einer ganzen Reihe von Investitionen in die Infrastruktur, welche im Jahr 1961 beschlossen wurden (vgl. dazu die Artikel vom 5. und 6. Februar).

Bei den oben erwähnten grossen Einnahmen handelt es sich um den plötzlichen Geldsegen, den die Errichtung des modernen Kieswerks durch die Firma Franz Haniel mit sich brachte.

Quelle
  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1961 - S. 9. [Original in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1961].

Mittwoch, 2. Februar 2011

Der Herr Pfarrer schlägt seine Ehefrau

Häusliche Gewalt ist kein neues Phänomen. Und sie machte auch vor der dörflichen Oberschicht in der frühen Neuzeit nicht halt, wie ein Werkstattbericht der Amerbach-Edition der Universitätsbibliothek Basel zeigt.

Im Anhang des als Festschrift herausgegebenen Werkstattbandes sind Quellen samt Übersetzung und Kommentar abgedruckt. In der ersten dieser Quellen wird ein Mann erwähnt, der 1549 und 1552 gleich zweimal Pfarrer von Weiach war: Hans von Halm.

«Gasparis Bruschii Iter Helveticum ad Ioannem Culmenium» lautet der Titel des Gedichtes im lateinischen Original (zu deutsch: «Kaspar Bruschs Schweizerreise an Johannes von Halm»).

Geknickte Karriere

Gewidmet ist diese «Schweizerreise» Hans von Halm, der besonders unter Alkoholeinfluss eine ziemlich zwiespältige Persönlichkeit gewesen zu sein scheint:

«Der Adressat Johannes Culmenius (vgl. lat. culmen) dürfte mit Hans von Halm von Zürich (+1560) zu identifizieren sein, nicht zuletzt aufgrund des Wappens dieser Familie: vier Ähren vor blauem Hintergrund (ZBZ, E 55, Bd. 3, S. 49). Zu Halm vgl. Zürcher Pfarrerbuch 1519-1952 hrsg. von Emanuel Dejung und Willy Wuhrmann Zürich 1953, S. 319: «Ord. 1548, wurde 1549 Pfr. in Weiach, 1552 Diakon in Kappel und dann zum zweitenmal Pfr. in Weiach, 1556 in Bonstetten, 1558 mit Gefängnis im Wellenberg bestraft.» 1553 heiratete er Anna, eine Tochter von Rudolf Collin (1499-1578), Chorherr und Professor in Zürich (vgl. HBLS 1, S. 337).

Zu Halms Persönlichkeit und vor allem zu der Gefängnisstrafe vgl. Max Stiefel, Die kirchlichen Verhältnisse im Knonaueramt nach der Reformation 1531-1600. Ein Beitrag zur landschaftlichen Reformationsgeschichte, Diss. Zürich, 1947, S. 78f.
»

Überfordert oder nur unzufrieden?

Stiefel hat in den Akten im Zürcher Staatsarchiv ein bedenkliches Bild von Halms vorgefunden:

Er «hielt sein Weib schlecht, war leichtfertig, stak voller Spitzbübereien und gab den Leuten bösen Bescheid, besonders wenn er getrunken hatte (StAZH, E II 1, Mai 1558, S. 463)», heisst es da gestützt auf Ermittlungen:

«Zeugen bekannten, dass Halm seine Frau schlage und im Haus mit Poltern ein Unwesen treibe. Ein Nachbar, Hans Huber, berichtete, wie die Pfarrfrau flehend zu ihm gekommen sei, damit er sie, weil ihr Mann sie so übel schlage, nach Zürich bringe. Hans Huber stellte den Pfarrer zur Rede, bis dieser versprach, von solchen Dingen abzustehen. Nach langem Zögern kehrte hierauf die Frau wieder ins Pfarrhaus zurück.»

Darf ein Pfarrer ein Festbruder sein?

«Ein gewisser Heinrich Toggweiler lud auf eine Freitagnacht seine Freunde und auch andere zu seiner Hochzeit ein. Die Eheleute wurden aber erst am darauffolgenden Sonntag zusammengegeben. Zu diesem Fest erschien auch der Pfarrer Halm im Wirtshaus, es wurde getanzt und gezecht. Nach dem Essen ergriff der Pfarrer eine Trommel, spielte zum Tanze auf und zog nach einer Weile mit dem Instrument im Dorfe umher.

Die Verhörten bezeugten aber, dass der Pfarrer im übrigen in der Kirche gut lehre, ein «holdseliger» Mann sei und sonst ein rechtschaffenes Leben führe (StAZH, E I 30.16, 1558). Halm wurde für einige Zeit in den Wellenberg gelegt und starb dann 1560.
». Soweit Stiefel.

Obrigkeit tolerierte nicht alles

Ein mehr als weltlicher Herr Pfarrer also. Trotzdem nahm ihm die nähere Umgebung seine Entgleisungen offenbar nicht allzu übel. Die Obrigkeit war allerdings nicht bereit solche Eskapaden zu tolerieren, «Holdseligkeit» hin oder her. Die eigene Ehefrau zu züchtigen war in Ordnung. Sie zu verprügeln nicht. Die Summe seiner Taten rechtfertigte eine Kerkerstrafe für Hans von Halm.

Über das Geburtsjahr von Halms wissen wir leider nichts. Da er aber 1548 ordiniert wurde und damals schon mehr als 20 Lenze zählte, dürfte er doch eines eher vorzeitigen Todes gestorben sein (sein Schwiegervater wurde immerhin 79 Jahre alt). Ob seine Gesundheit durch den Aufenthalt im Gefängnisturm Wellenberg gelitten hat oder nicht, darüber kann beim derzeitigen Wissensstand nur spekuliert werden. Auch über das weitere Schicksal seiner Frau Anna Collin ist derzeit nichts bekannt.

Quelle
  • Ueli Dill, Beat R. Jenny, Alfred R. Weber, Christoph Vischer: Aus der Werkstatt der Amerbach-Edition: Christoph Vischer zum 90. Geburtstag. Verlag Schwabe, Basel 2000 - Seite 232-233.

Dienstag, 1. Februar 2011

Der von Bollmann'sche Reiseführer, 1837

Am 16. Januar war auf WeiachBlog die Rede von einem Handbuch aus dem Jahre 1837 in dem Weiach kurz auftaucht:

«Weyach, Pfarrdorf, westlich von Eglisau, unweit des Reins, mit 101 Häusern und 705 Einwohnern. Viehzucht, Wein- und Ackerbau.»

Hier nun ein Hinweis auf ein weiteres Werk, das die Akzente leicht anders setzt, jedoch kaum mehr Informationen in den Eintrag über Weiach packt: der von Bollmann'sche Schweizer Reiseführer.

Im Index (S. 890) wird auf Weiach verwiesen und auf S. 246 steht:

«Weiach, Pfdf., nahe der Aargauer Gränze, zwischen dem Rhein und dem N.Fuße des Sanzen-Berges. Feld- und Weinbau, Viehzucht.»

Mit dem Pfdf. ist das Pfarrdorf gemeint. Interessant ist weiter, dass Weiach hier bereits in der modernen Schreibweise mit i aufgeführt wird. Und bemerkenswert, dass der Weinbau gleichauf mit Ackerbau und Viehzucht erwähnt wird.

Quelle und Artikelhinweis