Donnerstag, 14. September 2017

Korrektur Publikationsjahr auf 1972 abgeschlossen

Einer der ersten Beiträge auf WeiachBlog hatte die Verwirrung um das Publikationsjahr von Zollingers Chronik Weiach 1271-1971 zum Thema: An Ostern 1972 veröffentlicht – nicht 1971 (Nr. 19 vom 19. November 2005).

Die Zeitangabe «an Ostern 1971» im Vorwort des Verfassers bezog sich mit ziemlicher Sicherheit auf den Abschluss der Arbeiten am Typoskript. An die ansonsten fehlenden Angaben zum eigentlichen Publikationsjahr haben offensichtlich weder Autor noch Druckerei gedacht. Es war ja ein Büchlein von einem Weiacher für Weiacherinnen und Weiacher.

Kopfzerbrechen bei den Bücherprofis

Die Informations- und Dokumentationsspezialisten (wie die Berufsbezeichnung heute lautet) von verschiedenen Bibliotheken, die in den Besitz des blauen Büchleins gelangten, fanden keinen andern Hinweis als die Jahrzahl im Vorwort. Und so landete das Jahr 1971 durchgehend in allen offiziellen Aufzeichnungen von der Schweizer Nationalbibliographie bis hin zu den sämtlichen Bibliothekskatalogen (in der Schweiz und Deutschland).

Spätestens im Juni 2003 war dem Autor dieser Zeilen klar, dass die Chronik an Ostern 1972 und nicht 1971 publiziert worden war. Die Bitte um Korrektur in den Katalogen hat er aber erst ab 2016 an diejenigen Bibliotheken im In- und Ausland gerichtet, die das Werk in ihren Beständen haben.

Die erste Auflage ist bei folgenden Bibliotheken verfügbar - Stand September 2017:
  • Schweizerische Nationalbibliothek, Bern (Signatur: N 125761)
  • Zentralbibliothek Zürich (Signatur: FU 3003)
  • Staatsarchiv des Kantons Zürich (Signatur: Dc W 28)
  • Stadtarchiv Zürich (Signatur: Cc Weiach 2 USTAR)
  • Deutsche Nationalbibliothek, Leipzig (Signatur: 1974 A 11479, vgl. Bild unten)
  • Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg (Signatur: 8° Gu DIE 044/1)
Die frühere Schweizer Landesbibliothek macht den Anfang

Nach der Korrektur im Helveticat, dem Katalog der Schweizerischen Nationalbibliothek, sah das Resultat im Metakatalog swissbib.ch so aus:


Mittlerweile sind auch die Exemplare der Zentralbibliothek Zürich, des Staatsarchivs des Kantons Zürich, sowie des Stadtarchiv Zürich daraufhin überprüft worden, ob es sich um die 1. oder die 2. Auflage handelt und entsprechend sieht der Eintrag im Verbund-Katalog NEBIS (wo alle zürcherischen Bibliotheken angeschlossen sind) nun so aus:


Auch in Deutschland hat man die Korrektur des Erscheinungsjahres im Katalog vorgenommen:


Richtigen Titel verwenden

Nun muss nur noch der Autor dieses Blogs selber den richtigen Titel verwenden. Denn Zollingers am weitesten verbreitetes Werk wurde im WeiachBlog auch schon unter falschen Titeln zitiert:
Zweimal 2011 komplett verkehrt als «Aus der Geschichte der Gemeinde Weiach» (Nr. 962 und Nr. 1043) und einmal 2016 als «Aus der Geschichte des Dorfes Weiach» (Nr. 1311, wie im Vorwort Zollingers von Ostern 1971). Korrekt ist einzig «Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach».


[Veröffentlicht am 26. Februar 2019 um 11:30 MEZ]

Montag, 11. September 2017

Habent sua fata libelli

Bücher haben ihre eigenen Schicksale. Dieses berühmte Zitat des wohl aus dem heutigen Maghreb stammenden römischen Grammatikers Terentianus Maurus (Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr.) trifft auch auf die von Walter Zollinger an Ostern 1972 erstmals herausgegebene Ortsgeschichte mit Fadenheftung und Leinen-Einband zu (vgl. WeiachBlog Nr. 1292 vom 15. August 2016).

Denn jede(r) Lesende macht im Kopf eine ganz eigene Geschichte daraus, je nach Erfahrungshintergrund. Die Inhalte machen sich sozusagen selbstständig. Sie wachsen über das hinaus, was der Autor sich gedacht und vorgestellt hat. Deshalb ist es nicht ganz verkehrt, bei Büchern von Kindern zu reden. Die werden auch von Fremdeinflüssen geprägt - zum Teil noch bevor sie überhaupt den Uterus verlassen haben und geboren wurden. Vater und/oder Mutter haben da über kurz oder lang nur noch bedingt etwas zu sagen.

«Vergangenheit» oder doch «Geschichte»?

Die erwähnte Monographie zur Ortsgeschichte von Weiach macht da keine Ausnahme. Das 1972 publizierte Werk trägt den Titel «Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach». Und ist - allerdings nur auf dem Umschlag - mit dem Zusatz «Weiach 1271-1971» versehen. Schon vor der Geburt machten sich Einflüsse aus der Umgebung bemerkbar. Dass der Titel aus Sicht Zollingers ursprünglich «Aus der Geschichte des Dorfes Weiach» hätte lauten sollen, sieht man dem Vorwort der 1. Auflage an, das Zollinger vor der Drucklegung offensichtlich anzupassen vergessen hat. Da steht nämlich:

«So ist «Aus der Geschichte des Dorfes Weiach», trotz der etwas bescheideneren Gestaltung, doch eine historisch getreue Zusammenstellung der erwähnenswerten Geschehnisse aus Frühzeit, Mittelalter, neuer und neuester Zeit geworden.»

Unklar ist, wer letztlich entschieden hat, den Titel auf «Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach» zu ändern, so wie er dann auch gedruckt wurde. Das kann ein Entscheid des Gemeinderates ohne Konsultation des Autors gewesen sein, ein gemeinsamer Entschluss, aber auch ein Vorschlag, der von Zollinger allein eingebracht worden ist. [Vgl. Nachtrag vom 14. Januar 2019 am Schluss des Beitrags].

Ab der 3. Auflage hat dessen Bearbeiter den Begriff der «Geschichte» wieder in den Haupttitel befördert: «Weiach. Aus der Geschichte eines Unterländer Dorfes».

Umschlagtitel, Rückentitel und Titelei

Dass sich das geneigte Publikum die ihm passende Titelbezeichnung sozusagen aussuchen konnte, hängt auch damit zusammen, dass auf Umschlag, Buchrücken und dem eigentlichen Titel im Innern (der Titelei) je unterschiedliche Bezeichnungen stehen. Umschlagtitel: «WEIACH 1271-1971». Rückentitel: «WALTER ZOLLINGER CHRONIK WEIACH». Und im Innern: «Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach». Damit war es sozusagen dem Zufall überlassen, was als eigentlicher Titel empfunden wurde.

Aus dem Rückentitel wurde über die Jahre der gebräuchliche Titel, was auch im Protokoll seinen Niederschlag fand. Lautete der Gemeinderatsbeschluss für die 1. Auflage noch: «Für die Drucklegung der Chronik "Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach" wird ein Kredit von rund Fr. 6'870.-- bewilligt.» (Gemeinderatsprotokoll, 2. November 1971) mit dem Wort «Chronik» als Gattungsbegriff, so ist «Chronik» mit den Jahren zum eigentlichen Titel avanciert, wie man am Beschluss zum Druck der 2. Auflage sieht: «Im Jahre 1971 liess der Gemeinderat 500 Ex. der von W. Zollinger verfassten Chronik Weiach 1271 – 1971 drucken.» (Gemeinderatsprotokoll, 29. Mai 1984). Der 1972 vorgesehene Haupttitel «Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach» musste dem Sprachgebrauch und der Rezeption der Hauptzielgruppe weichen. Die spricht nämlich von Zollingers «Chronik».

Dennoch ist für die 3. bis 5. Auflage der Untertitel «Fünfte, überarbeitete Auflage von Walter Zollingers «Weiach 1271-1971. Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach»» gewählt worden, weil die Schweizer Bibliothekskataloge (vgl. Swissbib.ch) sich auf die Titelbezeichnung «Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach, 1271-1971» geeinigt haben. Darauf, den Begriff der «Chronik» in den Titel zu setzen, wurde bewusst verzichtet, weil die Ereignisse eben nicht ausschliesslich in zeitlicher Reihenfolge geordnet dargestellt werden, was das Charakteristikum einer Chronik ist.

«Vergangenheit» oder «Geschichte»? Nachtrag vom 14. Januar 2019

Teil der Ausstellung zum 50-jährigen Jubiläum des Ortsmuseums Weiach (September 2018) war das in den Beständen des Museums erhalten gebliebene, dem Verfasser dieser Zeilen aber bislang unbekannte Typoskript mit handschriftlichen Korrekturvermerken, das dem Setzer in Dielsdorf für das 1972 gedruckte Werk zugrundelag. Das Titelblatt weist das Werk mit dem Titel «Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach» aus. Im Vorwort des Verfassers steht die Formulierung «Aus der Geschichte des Dorfes Weiach».

Es ist also nach wie vor nicht klar, ob Zollinger die Änderung des Titels auf eigene Initiative vorgenommen hat, oder ob ihn Dritte dazu gebracht haben. Zu vermuten ist, dass das Typoskript vor der Drucklegung nicht professionell lektoriert worden ist. Ein Lektorat hätte die Diskrepanz zwischen Vorwort und Titel bemerken müssen.