Damit ist eine Forderung erfüllt, die anfangs der 60er-Jahre im Kantonsrat zu hitzigen Wortmeldungen geführt hatte. Einzelne Ratsmitglieder warfen dem Weiacher Gemeinderat damals offen vor, er würde den «Ausverkauf der Heimat» vorantreiben. Von seiner Gründung 1962 bis 2004 gehörte das Kieswerk nämlich der Franz Haniel & Cie. GmbH, einem Mischkonzern mit 50'000 Mitarbeitern aus dem 600 Kilometer entfernten Duisburg-Ruhrort.
Besseres Verständnis für lokale Umstände
Die Zentrale der französischen Lafarge SA, einem Konzern mit 84'000 Mitarbeitern, der die Weiacher Kies AG im Frühling 2004 übernommen hatte, war zwar geographisch fast genau gleich weit entfernt, passte aber kulturell noch weniger zur KMU aus Weiach. Deshalb ist es ein Glücksfall, dass die neue Zentrale sich nicht nur in der Nähe befindet. In Kloten versteht man nicht nur die lokalspezifischen Gegebenheiten viel besser als in Paris, das Unternehmen hat mit 370 Mitarbeitern auch eine überschaubare Grösse.
Die nicht an der Börse kotierte und damit langfristig denkende Eberhard Holding schliesst mit dem Kauf eine der letzten Lücken in ihrem kleinen Bauimperium: «Sie baut nun Kies ab, ist im Tiefbau, im Rückbau und in der Altlastensanierung tätig, macht biologische Bodensanierungen und verfügt in Lufingen über eine Grube, in der sie eine Deponie bauen will», schreibt Sandra Zrinski im Tages-Anzeiger Unterland.
Gut für Weiach: Alle Stellen bleiben erhalten
In der heutigen Krisenzeit ist es besonders zu begrüssen, dass alle Standorte im bisherigen Rahmen und mit den gleichen Abläufen weiterbetrieben werden. Sämtliche Stellen in Weiach bleiben bestehen. Das ist auch für die Gemeindekasse wichtig, wie Zrinski ausführt:
«Für die Gemeinde Weiach, wo der Sitz der Weiacher Kies AG bisher war, ändert sich vorläufig nichts. Die Steuern werden weiterhin der Gemeinde zufliessen. Sie machen gemäss Gemeindeschreiber Peter Wunderli rund ein Fünftel der Steuereinnahmen des 1000-Seelen-Dorfes aus. Ausserdem erhalten die Gemeinde und Private für das an die Kiesfirma verpachtete Land pro Kubikmeter gewonnenem Kies eine Entschädigung; das Kiesgeld, wie es in der Gemeinde genannt wird. Die Beträge dafür variieren gemäss Peter Wunderli zwischen 10'000 und 80'000 Franken pro Jahr.»
Der Gemeindepräsident freut sich
Der frühere Gemeindepräsident Albert Meierhofer-Nauer hatte in Verhandlungen mit dem Haniel-Konzern erreicht, dass Weiach nicht nur Einsitz im Verwaltungsrat der Weiacher Kies hat, sondern auch über 5 Prozent der Aktien verfügt. Gregor Trachsel, der heutige Gemeindepräsident und Verwaltungsrat findet den Wechsel gut: «Die bisherige Besitzerin Lafarge ist ein grosser internationaler Konzern und der Hauptsitz in Paris sehr weit weg», zitiert ihn Sandra Zrinski.
Quelle
- Zrinski, S.: Eberhard übernimmt die Weiacher Kies AG. In: Tages-Anzeiger Online, 4. Mai 2009.