Zivil-militärische Zusammenarbeit (ZMZ) - bzw. im internationalen Civil-military cooperation (CIMIC) - ist die Nutzbarmachung von zivilen Ressourcen für die militärische Seite und vice versa. Es handelt sich um einen wichtigen Teil jeder militärischen Operation, jedenfalls dann, wenn Streitkräfte beabsichtigen, bei der Lokalbevölkerung in positiver Erinnerung zu bleiben. Es geht also um «winning hearts and minds».
Als das Land noch eine Armee war
All diese Begriffe waren den Schweizer Wehrmännern in den 80er-Jahren noch völlig unbekannt und doch wurde genau das praktiziert. Wer zu Zeiten der alten Armee 61 jung war erinnert sich mit Garantie an Soldaten auf dem Schulareal, die Militär-Biscuits oder gar -Schoggi verteilten. Was wenig verwunderlich ist, denn damals hatte die Schweiz nicht nur eine Armee, sie war in gewissem Sinne eine. Wie das?
Mehr als 10% aller im Land lebenden Personen waren auf die eine oder andere Weise in der Gesamtverteidigung eingebunden. Mehr oder weniger jeder männliche Schweizer zwischen 20 und 50, der einen Bleistift gerade halten konnte, war in der Schweizer Armee (damals noch offiziell Schweizerische Armee genannt) eingeteilt und sei es im Hilfsdienst. Oder halt im Zivilschutz. Und wer mit 50 von der Armee aus dem Landsturm entlassen wurde, der fasste noch für weitere 10 Jahre einen gelben Zivilschutzhelm.
Einquartierung auf dem Dorfe war Standard
Es hätte gar nicht genügend Waffenplätze und bundeseigene Unterkünfte gegeben für alle diese Einheiten, die regelmässig ihre Mobilmachungsübungen und Wiederholungskurse absolvierten. Deshalb gab es auch die Verpflichtung, gemeindeeigene Zivilschutzanlagen für die Armee zur Verfügung zu stellen. Kontaktperson für die Truppe war der Ortsquartiermeister.
Im Vorsommer 1986 war das Bewachungsdetachement 97 im Dienst und in Weiach einquartiert. Und man war seitens des Kommandanten und seiner Offiziere offenbar zufrieden, wie man dem nachstehenden Dankesschreiben vom 5. Juni 1986 entnehmen kann, das an «Gemeinderat und Bevölkerung von Weiach» gerichtet ist:
Der damalige Gemeindepräsident Mauro Lenisa, selber aktiver Offizier, hat das Schreiben tel quel in den «Mitteilungen für die Gemeinde Weiach», Ausgabe Juli 1986, auf S. 15 abdrucken lassen.
Wie man sieht, erlebte Weiach sozusagen das volle Programm einer solchen - mit älteren Wehrmännern bestückten - Territorialeinheit: Schiessausbildung in der Grube der Weiacher Kies AG und Bewachungsübung am Objekt Bahnhof Weiach-Kaiserstuhl (vom Kommandanten schmeichelhafterweise als «Bahnhof Weiach» bezeichnet - ohne Nennung des Nachbarstädtchens).
Der Kontakt zur Zivilbevölkerung wurde insbesondere auch von den Subalternoffizieren und höheren Unteroffizieren des Bewachungsdetachements gepflegt. Die waren nämlich in den genannten Privatzimmern einquartiert.
Der Schreibende kann aus eigener Erfahrung bestätigen, dass diese Privatzimmer und die Gespräche mit den Gastgebern zu den angenehmsten und interessantesten Erlebnissen seiner 27 Jahre dauernden Offizierslaufbahn gehören.
[Veröffentlicht am 4. März 2019 um 21:30 MEZ]
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