Die Rede zum Nationalfeiertag war, wenn man den Worten von Ortschronist Walter Zollinger folgt, traditionell Aufgabe des Gemeindepräsidenten. Und sie fiel – je nach Ausprägung seiner patriotischen Gesinnung – mehr oder weniger lang aus. Im Falle von Albert Meierhofer-Nauer wohl eher länger.
Höhenfeuer sind in den Jahreschroniken von Walter Zollinger bereits für die 1950er-Jahre nachgewiesen. Sie haben bis heute Tradition.
Im Zentrum der Weiacher Bundesfeier stand (und steht) aber das gemeinsame Singen der Nationalhymne, verbunden mit geselligem Beisammensein bei einem guten Essen. Das Essen wird – ebenfalls seit Jahrzehnten – von der Politischen Gemeinde mit einem Bon (im Wert von 8 Franken) gesponsert, der an jeden
Besucher abgegeben wird, seien es Einheimische oder Auswärtige.
Mitte der 1980er Jahre gab es ein Organisationskomitee eigens für den Bundesfeieranlass. Dieses scheint sich später nur noch informell konstituiert zu haben. Die Feierlichkeiten
werden seither im Turnus durch die Dorfvereine organisiert. Ein Verein organisiert jeweils die Verpflegung und die musikalische Unterhaltung, ein anderer das Höhenfeuer. Dieses wird (wenn nicht feuerpolizeiliche Gründe
dagegen sprechen) entweder an der Fasnachtflue (oberste Rebstrasse) oder auf dem Wingert abgebrannt.
Ansprachen zum 1. August von 1982 bis 2006
1982: [Bannumgang
West mit Zusammensein beim Schützenhaus; kein Hinweis auf eine Ansprache]
1983: «Ansprache
durch den Dorfkünstler Hans Rutschmann»
1984: «Begrüssung
durch den Behördenvertreter, Gemeinderat Hans Griesser». Der Bundesbrief von anfangs August 1291 (vorgelesen durch Irma Troxler, Verena Troxler und Roland Baltisser), vgl. «Der Weiacher Jugend, den Weiacherinnen
und Weiachern, Gruss und Wohlergehen!». Schriftliche Grussadresse von Mauro Lenisa in den Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, August 1984, S. 16.
1985: Begrüssung
durch M. Lenisa, Gemeindepräsident
1986: Eröffnung
der Feier durch M. Lenisa, Gemeindepräsident
1987: [Für
die Ansprache ist samt Singen der Nationalhymne 15 Minuten veranschlagt]
1988: [Kein
Hinweis auf eine Ansprache]
1989: [Kein
Hinweis auf eine Ansprache]
1990: Gemeindepräsident
Werner Ebnöther
1991: Gemeinsame
Feier von Fisibach, Kaiserstuhl und Weiach. Kurzansprachen der drei Gemeindevorsteher mit dem Verlesen der Botschaft des Bundespräsidenten durch Schulkinder aus den drei Gemeinden.
1992: [Kein Hinweis auf eine Ansprache]
1993: [Kein Hinweis auf eine Ansprache]
1994: «Kurze Festansprachen» [ohne Angabe der Redner]
1995: [Kein Hinweis auf eine Ansprache]
1996: [Kein Hinweis auf eine Ansprache]
1997: «Kurze
Festansprache» [ohne Angabe des Redners]
1998: [Kein Hinweis auf eine Ansprache]
1999: [Kein Hinweis auf eine Ansprache]
2000: Regierungsrätin
Rita Fuhrer
2001: [Kein Hinweis auf eine Ansprache]
2002: [Kein Hinweis auf eine Ansprache]
2003: Kantonsrat
Matthias Hauser
2004: Gemeindepräsident
Gregor Trachsel
2005: Begrüssung
durch den Gemeindepräsidenten
2006: Festansprache
[ohne Angabe des Redners]
Gefahr der parteipolitischen Vereinnahmung
Man sieht es der vorstehenden Liste unschwer an: Reden oder Ansprachen waren in den letzten Jahrzehnten nicht regelmässiger Bestandteil der 1.-August-Feier in Weiach.
Bundesfeieransprachen von Auswärtigen ohne engen persönlichen Bezug zur Gemeinde sind in Weiach eine relativ neue Erscheinung.
Dass dem so ist, könnte mit der traditionell wenig parteiaffinen Haltung der Weiacherinnen und Weiacher zusammenhängen. Parteipolitik spielt auf kommunaler Ebene schlicht keine
Rolle. Da sind Persönlichkeiten gefragt, keine ideologisierten Programme.
Für die Jahre 2000 und 2003 sind zwei in den Mitteilungen für die Gemeinde Weiach dokumentiert, eine von Regierungsrätin Rita Fuhrer (SVP) und eine von Kantonsrat Matthias Hauser (ebenfalls SVP; damals frisch gewählt). 2009 und 2014 kamen in der Region ansässige Politiker zum
Zug (vgl. Inhaltverzeichnis). Erst seit der Präsidentschaft von Stefan Arnold wird mehrheitlich auf auswärtige Politiker gesetzt.
Da besteht die Gefahr der Vereinnahmung. Bundesfeierreden bergen immer das Risiko, dass politische Agenden transportiert werden – vor allem in Wahljahren. Diese könnten die Harmonie stören und das Feiern des dörflichen Zusammenhalts gefährden.
Es ist daher eine interessante Entwicklung, dass sich der Gemeinderat im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts vor allem auf die Organisation des Redners bzw. der Rednerin konzentriert.
Mit dem massiven Zuzug von Neuweiachern der letzten Jahre ist es nämlich zu einer Herausforderung geworden, Zusammengehörigkeitsgefühl neu zu erfinden. Wenn rednerische
Zugpferde dabei helfen, dann ist dagegen nichts einzuwenden.
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