Mittwoch, 2. Januar 2008

Gab eine Burgunderkönigin dem Bärchtelistag ihren Namen?

Am heutigen Bächtelistag (auch Bärchtelistag oder Bechtelistag genannt) finden traditionellerweise gesellige Festivitäten statt, so z.B. die Ausgabe der Neujahrsblätter in der Stadt Zürich. In früheren Jahrhunderten waren viele Hiesige überzeugt: «Was mer am Bächtelistag schaffet, das frässed d’Müs!».

Also eine gute Gelegenheit zusammenzukommen, zu feiern und dabei die Überschüsse des letzten Jahres zu verbächtelen. Was die gnädigen Herren zu Zürich von solchen Aktivitäten hielten verrät der WeiachBlog-Artikel vom 2.1. letzten Jahres.

Heidnisches Maskentreiben, aufrührerische Grafen oder eine Heiligenverehrung?

Heute geht es mehr um die Frage, woher denn der Name kommt. In den Weiacher Geschichte(n) Nr. 50 wird dies auf den S. 130 und 131 en détail erörtert (vgl. Link unten). Hier sei nur eine mögliche Variante erwähnt:

«Wesentlich plausibler ist eine Deutung, welche spätere Ausgaben des Schweizerischen Idiotikons (Bd IV – Sp. 1538-1539) bieten: «Als Name eines in den Zwölften umziehenden gespenstischen Weibes» sei Berchta «unserm Gebiete fremd». Wohlbekannt ist aber eine historisch verbürgte Person dieses Namens, die in der Westschweiz grosse Achtung genoss: «la bonne reine Berthe». Die Angabe «ze dem berhten tage» kann deshalb in Beziehung zur Burgunder-Königin Bertha (od. Berchta) gesetzt werden. Ihr Vater war Herzog Burchard von Schwaben. Nach seinem im Jahre 919 bei Winterthur über König Rudolf von Hochburgund erfochtenen Sieg verheiratete er seine Tochter mit dem Unterlegenen. Sie wird als Gründerin zahlreicher Kirchen vor allem in der Westschweiz genannt. Folgerichtig dann auch eine Notiz in einem Jahrzeitbuch, wo der 2. Januar als der Tag «Berchte regine Burgundie» bezeichnet wird. Ihre letzte Ruhestätte fand die schwäbischstämmige Burgunderherrscherin in Payerne. Noch heute tragen verschiedene Cafés und Restaurants in der Westschweiz den Namen «Reine Berthe». Der Bächtelistag als Feiertag einer Volksheiligen? Warum auch nicht.»

Nett ist vor allem, dass diese Gemeinsamkeit über den Röschtigraben hinweg eine Brücke schlägt. Und eine kulturelle Einheit vermittelt bei denen beiden, Romands wie Deutschschweizern, warm ums Herz wird - wenn auch nicht aus den gleichen Gründen.

Weiterlesen?

Die obige Passage stammt aus dem Artikel «Helse» an Neujahr, Fäschte am Bächtelistag. Bräuche zum Jahresanfang gestern und heute. Erschienen in der Reihe Weiacher Geschichte(n), Nr. 50, in den Mitteilungen für die Gemeinde Weiach vom Januar 2004.

Weitere Angaben zur Tradition des Bächtelistags im WeiachBlog-Artikel Nr. 59 vom Montag, 2. Januar 2006: Was mer am Bächtelistag schaffet, das frässed d’Müs!

Dienstag, 1. Januar 2008

Das alte Gemeindehaus und die Feuerspritze von 1858

In der Januar-Ausgabe der Mitteilungen für die Gemeinde Weiach findet man den neuesten Artikel aus der Reihe Weiacher Geschichte(n), die Nummer 98.

Der Beitrag befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen der Beschaffung einer neuen Feuerspritze und dem Bau des (seit 1948) Alten Gemeindehauses beim Friedhof.

Er zeichnet anhand von Gemeindeversammlungsprotokollen (im Originalwortlaut transkribiert) nach, wie die Weiacher vor 150 Jahren dazu kamen, sich nicht nur eine Feuerspritze anzuschaffen, sondern auch gleich noch ein Gemeindehaus samt integriertem Spritzenhaus zu bauen. Für die Web-Ausgabe vgl. den Link unten.

Maurer Grießer = Baugeschäft Griesser?

Der Zwischentitel «Der Bauplan stammte von Maurer Griesser» gab nun dieser Tage im Hause Kurt Griesser vom Baugeschäft Griesser an der Chälenstrasse 32 Anlass zur Erforschung der eigenen Geschichte.

Ob es sich bei diesem Maurer um einen Griesser gehandelt habe, der mit seiner Familie nicht verwandt sei, fragte er per e-mail. Sein Vater sage nämlich, das Geschäft sei erst nach dem 1. Weltkrieg gegründet worden.

Nach etwas Nachforschen in meinen Unterlagen kann ich folgenden Beleg aus einem 60-jährigen Werk über den Kanton Zürich präsentieren:

«Gebrüder Griesser, Baugeschäft. Der Gründer dieses Geschäftes, Jakob Griesser, wurde am 22. April 1873 als Bauernsohn geboren und wuchs im Kreise von 9 Geschwistern im elterlichen Heimwesen in Weiach auf. In den Jahren 1904-1908 arbeitete er im Maurer- und Zementgeschäft von Adam Arigoni, wo er den Maurerberuf erlernte. 1909 vertauschte er diese Stelle mit einer solchen im Maurergeschäft von Gottfried Nepfer in Weiach, wo er bis zum Tode seines Meisters im Jahre 1923 arbeitete. Darauf gründete Jakob Griesser mit bescheidenen Mitteln ein eigenes Maurergeschäft. 1925 erbaute er sich in Weiach ein Heim. Als Achtundsechzigjähriger übergab er sein Geschäft 1941 seinen beiden Söhnen Gottlieb und Ernst Griesser, die 10-15 Arbeiter beschäftigen und sämtliche in ihr Fach einschlagenden Bauarbeiten ausführen.» (Kläui et al.: Kanton Zürich. Band I. Zollikon 1948, S. 193)

Der Gründer (in diesem Fall mutmasslich die Quelle) wird sich wohl noch richtig erinnern, denke ich. Das Gründungsjahr der Firma Baugeschäft Griesser wäre dann also 1923 - und die Erinnerung des Vaters von Kurt Griesser völlig korrekt.

Es braucht genealogische Untersuchungen

Mit anderen Worten: zwischen dem Maurer Grießer, welcher 1857 den Plan für das mit einem Spritzenhaus kombinierte neue Gemeindehaus zeichnete und dem heutigen Baugeschäft Griesser besteht kein direkter Zusammenhang.

Nicht ausgeschlossen ist aber, dass der damalige Maurer Grießer auch Nebenerwerbsbauer war und sich aus dieser Familie in direkter Linie später wieder jemand für das Bauhandwerk interessierte - der 1873 geborene Jakob Griesser eben.

Ohne die Stammbäume der Griesser von Weiach zu konsultieren, kann man in diesem Punkt allerdings keine weiteren Aussagen machen.

Quellen