Mittwoch, 30. September 2009

Sensenmann beim Velofahren verletzt

Dass Velofahrer auch schon vor 50 Jahren gefährlich gelebt haben, zeigt der folgende Ausschnitt aus Zollingers Chronik des Jahres 1959:

«29. Sept.
Der Velofahrer Jakob Trüllinger (Knecht bei Josts, 63jährig) wird bei der Einfahrt vonder Glattfelderstrasse zur Feldstrasse im Hard von einem PW angefahren. Er gab das unbedingt notwendige Handzeichen nicht, also ----! Zum Glück nur leichte Verletzungen, trotzdem er (eine zweite unverzeihliche Unvorsichtigkeit) noch eine ungeschützte Sense auf der Schulter trug.
»

Auf derselben Seite unten findet man die entsprechende Zeitungsmeldung (leider ohne Angabe aus welcher Zeitung):

«Das Handzeichen fehlte...

Dienstag, den 29. September 1959, 17.40 Uhr, ereignete sich auf der Glattfelderstrasse im Hard in Weiach eine Kollision zwischen einem Personenwagen und einem Radfahrer. Der 63jährige Radfahrer wollte vor einem entgegenkommenden Wagen nach links abbiegen und fuhr ohne ein Handzeichen zu geben über die Strasse. Er wurde vom PW erfasst und zu Boden geworfen. Er erlitt glücklicherweise nur leichtere Verletzungen, wenn man bedenkt, dass er noch eine ungeschützte Sense mit sich führte. An beiden Fahrzeugen entstand leichter Sachschaden.
»

Quelle
  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1959 - S. 14. Typoskript in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1959.

Dienstag, 29. September 2009

Besoffener musste bei Kirchenpflege antraben

Der Weiacher Pfarrer Christian Weber hat im vergangenen Februar im Pfarrarchiv einen alten Protokollband gefunden, ein «Pfarramtliches Tagebuch der Kirchgemeinde Weyach». Geführt wurde es von Pfarrer Konrad Hirzel, der auch an der Landwirtschaftlichen Ortsbeschreibung von 1850/51 beteiligt war.

Nachstehend ein kurzer Ausschnitt, der zeigt, wie der Stillstand (so nannte man damals die Kirchenpflege) unter Vorsitz des Pfarrers als Sittengericht im Einsatz war und für die Aufrechterhaltung der Ordnung sorgte.

1843 erhielt der Zimmermann Meyerhofer eine «Citation», musste also vor dem Stillstand erscheinen, «weil er tags vorher viel Lärm im Dorfe gemacht jedoch im Zustand der Betrunkenheit».

Die Reaktion Meyerhofers ist ebenfalls protokolliert: «Er hört die Vorstellungen ruhig u. gelassen an, will sich mit sr. angebornen Güte u. Friedfertigkeit beschönigen, zeigt dann aber daß er herzlich leid seg, zu solchen Klagen Anlaß gegeben zu haben, u. verspricht Besserung.»

Ob es bei diesem Vorfall blieb? Dazu müsste man sich weiter in den Protokollband vertiefen.

Montag, 28. September 2009

Nein zur IV, Ja zur Fluglärmverteilung

Auch wenn Weiach seit der Eidgenössischen Volkszählung 2000 zum sechsten Agglomerationsgürtel der Stadt Zürich gehört, so hat dies auf die politische Einstellung einer Mehrheit der Stimmenden (am 27.9 gingen rund 42 Prozent der Stimmberechtigten an die Urne) keinen Einfluss.

Grosse Skepsis gegenüber der IV

Die Weiacherinnen und Weiacher sehen die Welt immer noch durch eine dezidiert ländliche Brille. Das hat sich auch am letzten Abstimmungswochenende erneut gezeigt. Diverse Zeitungs-Artikel über IV-Missbrauch sowie die SVP-Kampagne, welche IV-Bezüger tendenziell als Drückeberger darstellt, zeigte hier Wirkung. 68.4 Prozent lehnten die befristete Zusatzfinanzierung der IV ab. Ein klares Protestvotum. Denn an der beschlossenen Trennung von AHV und IV würde wohl auch die Mehrheit der Hiesigen nichts auszusetzen haben.

Solidarität bei Fluglärm gefordert

Auch bei der einzigen kantonalen Vorlage über die Verteilung des Fluglärms, der sogenannten Fairflug-Initiative, schwimmt Weiach gegen den Mainstream. Zusammen mit lediglich 17 anderen Gemeinden nehmen unsere Stimmenden die Initiative an, wenn auch nur mit 52.2 Prozent Ja-Stimmenanteil. Die Zustimmung ist ein deutlicher Protest am Anflugregime, das man uns mit der Eröffnung der Piste 14 vor über dreissig Jahren auf's Auge gedrückt hat.

Gegen die kostenlose Externalisierung von unerwünschten Effekten des eigenen wirtschaftlichen Wohlergehens ist natürlich kein Kraut gewachsen. Denn es kostet die Profiteure in der Stadt und am See jeweils ein müdes Lächeln den überwiegenden Teil des Fluglärms bei jedem Volksentscheid der Minderheit zuzuschieben.

Dass man den seit Jahrzehnten herrschenden Missbrauch der traditionellen Anfluggebiete als möglichst umfassenden kantonalen Fluglärmkübel hier in Weiach als extrem unsolidarisch empfindet, ist mit dem Votum für die Fairflug-Initiative wieder einmal angemerkt. Und immerhin: 24.81 Prozent der Stimmbürger im ganzen Kanton sind mit uns einer Meinung.

Lustlose Zustimmung zu den Kirchenordnungen

Ähnlich wie der Rest des Kantons stimmte Weiach nur bei der zweiten Bundesvorlage (Verzicht auf die Einführung der allg. Volksinitiative) mit 60.4 Prozent Ja-Stimmen, sowie bei den beiden Kirchenvorlagen.

Von den 450 evangelisch-reformierten Stimmberechtigten gingen in Weiach 39.3% an die Urne. 103 stimmten zu, 60 lehnten ab (63.2% Ja-Stimmen). Kantonsweit stimmten bei 38.2% Stimmbeteiligung 75.9% zu.

Bei den 109 römisch-katholischen Stimmberechtigten war die Beteiligung in Weiach mit 30.3% kleiner, dafür aber die Zustimmung mit 76.7% höher (23 Ja, 7 Nein). Kantonsweit stimmten 78.2% zu bei 32.6% Stimmbeteiligung.

Sonntag, 27. September 2009

Skepsis gegenüber akribischer Volkszählung

Volkszählungen lösen Ängste aus. Ob nun heute oder vor vielen hundert Jahren. Befürchtet wird seitens der zwangsweise Gezählten immer in etwa dasselbe:

  • die noch minutiösere Verzeichnung möglicher Steuersubjekte und -substrate; oder ganz allgemein
  • eine Bevormundung und Vereinnahmung durch staatliche Kontrollinstanzen jeglicher Art.
Antistes fordert jährliche Verzeichnisse

Diesen Unwillen spürten wohl auch die Pfarrer auf der Zürcher Landschaft, als sie im Mai 1628 von ihrem Antistes (Kirchenratspräsident) Johann Jakob Breitinger in der «Ordnung der Dieneren der Kilchen in der Statt u. uff der Landtschafft Zürich» aufgefordert wurden,

«alle Jahr und eines jeden besonder, in ein ordenliche Verzeichnuß [zu] bringen die Namen aller Hußvätteren, Kinden und Diensten, damit er wüsse die Zahl aller vertrauwten Seelen» (Mandate, StAZH III AA b 1, S. 503).

Da konnten die Pfarrer noch lange erklären, es gehe nur um den seelsorgerlichen Aspekt. Die immer stärker werdende Kraft des Staates war den Untertanen jedenfalls nicht entgangen. Und so verzichteten sehr viele Pfarrherren auf diese unangenehme Arbeit, zur strafferen Erfassung ihrer Schäfchen Bevölkerungsverzeichnisse, genannt «Catalogi» oder «Gmeind-Rödel» etc., aufzunehmen.

Saumselige Pfarrer gemahnt

Nach einigen Jahren griff Breitinger durch. Wie, wird in der Einleitung zum Findbuch E II 700 des Staatsarchivs des Kantons Zürich erklärt:

«Nachdem bis im Frühjahr 1634 nur ganz wenige Prädikanten dem Aufrufe gefolgt waren, sahen sich Bürgermeister und Rat erneut gezwungen - diesmal im Zusammenhang mit der Bekämpfung des "leichtfertigen Fluchens, Schwörens und Gotteslästerns" zu Stadt und Land - die saumseligen Pfarrer ernsthaft zur Ablieferung ihrer Verzeichnisse auf die Mai-Synode 1634 anzuhalten (E II 2 S. 75). Die Kataloge wurden sodann kapitelweise vereinigt, zu drei Folianten gebunden und so der Synode präsentiert (E II 2, S.105). Sie umfassen ausser den zürcherischen evangelischen Gemeinden diejenigen des Kantons Thurgau, des unteren Rheintales, der aargauischen Pfarreien Tegerfelden und Zurzach, sowie der schaffhausischen Orte Burg, Dörflingen und Stein am Rhein. In einem dreijährigen Turnus wurden sie bis 1649 jeweils neu aufgenommen. Sie brechen jedoch dann ab und setzen allgemein erst wieder um 1670/71 ein. In unregelmässiger Folge reichen sie teilweise bis tief ins 18. Jahrhundert hinein. Sie finden ihre Fortsetzung in den von den Pfarrern für ihren eigenen Gebrauch angelegten Haushaltungsrodeln (Abt.E III).»

Weiacher Bevölkerungsdaten 1634 - 1760

Dem staatlichen Datenhunger von damals verdanken wir heute den Fonds «E II 700.119 Weiach». Das ist eine Zusammenstellung aller Verzeichnisse der Weiacher Pfarrer in Form von Kopien, was den Zugang erleichtert und die Originale schont.

Erfasst sind die Jahre 1634, 1637, 1640, 1643, 1650, 1670, 1678, 1683, 1689, 1695, 1701, 1711, und nach einer langen Lücke noch 1760.

Das Verzeichnis von 1637 äussert sich speziell über Arme (S. 464), die Verzeichnisse von 1670, 1683, 1689, 1695 und 1701 führen auch die Abwesenden auf. Um die Wohnbevölkerung zu eruieren muss man also diese vom Gesamtbestand in Abzug bringen.

Verantwortlich für die Erfassung waren folgende Pfarrer:
1629-1637: Hans Jakob Bluntschli
1637-1659: Johann Rudolf Erni
1659-1693: Hans Rudolf Seeholzer
1693-1707: Hans Heinrich Brennwald
1708-1747: Hans Rudolf Wolf
1747-1753: Diethelm Meiss
1753-1769: Hartmann Escher

Für die Kulturgeschichte interessant

Die obigen Verzeichnisse sind manchmal nicht nur für Statistiker und Genealogen verwertbar: «Da die Verzeichnisse über nackte Namenlisten und Altersangaben hinaus auch auf die katechetischen Kenntnisse der einzelnen Personen eintreten, sowie die in den Familien vorhandenen Bücher bekannt geben, sind sie gleichermassen als genealogische wie als bevölkerungs- und kulturgeschichtliche Quellen geschätzt.» (Findbuch E II 700, Einleitung)

Vgl. dazu: Strehler, Hedwig: Beiträge zur Kulturgeschichte der Zürcher Landschaft. Kirche u. Schule im 17. und 18. Jahrhundert. Diss. phil.I. Zch 1934. Sowie von derselben Autorin: Kulturgeschichtliche Bilder aus der Zürcher Landschaft im 17. u. 18. Jahrhundert. In: Zürcher Taschenbuch 1935.

Quelle

Staatsarchiv Kanton Zürich (Hrsg.): Findbuch E II 700. Bevölkerungsverzeichnisse 17./18. Jahrhundert. Sonderkatalog zu den Xeroxkopien, geordnet nach Kirchgemeinden [Originale E II 210-271]

Samstag, 26. September 2009

Saurer Wein desinfizierte verseuchtes Wasser

Im Artikel des Tages-Anzeigers über die Weinbau-Ausstellung im Ortsmuseum (vgl. WeiachBlog vom 24. September 2009) wird auch die Sonderausgabe 2009 der Weiacher Geschichte(n) mit dem Titel: «Nasser Zehnten und der Schatz des Hunnenkönigs. Weinbau in Weiach – seit 700 Jahren?» erwähnt.

Daraus hat der Tagi-Autor folgendes Zitat entnommen: «Der Wein aber war gegenüber dem heute erhältlichen stark verdünnt und durch die Säure auch ziemlich sicher frei von schädlichen Krankheitserregern, wie sie im Wasser häufig zu finden waren».

Ohne Kontext kann diese Aussage leicht missverstanden werden. Dünner war der Wein vor allem deshalb, weil er vor dem Genuss mit Wasser verdünnt und gestreckt wurde.

Wein im Wasser schützt vor Krankheiten

Dazu der Beginn eines auch sonst sehr lesenwertens Artikel über den Wein und seine gesundheitlichen Vor- und Nachteile:

«Wein gehört zu den ältesten Kulturprodukten der Menschheit. Seit etwa 8000 v.Chr. werden Rebkulturen angebaut. Das älteste bekannte Zeugnis der Weinbereitung ist eine 8000 Jahre alte Wein- und Fruchtpresse, die bei Damaskus gefunden wurde. Ebenso alt ist aber auch das Wissen um die Wirkungen des Weines als Arzneimittel.

Hippokrates (460-377 v.Chr.) empfahl mit Wasser verdünnten Wein bei Kopfschmerzen und Verdauungsstörungen. Plutarch (46-125 n.Chr.) schreibt: Wein ist von den Getränken das nützlichste, von den Arzneien das süßeste und von den Speisen die angenehmste.

Selbst Cäsar achtete darauf, dass seine Legionäre täglich die ihnen zugewiesene Menge Wein tranken. und konnte sie auf diese Weise selbst in verseuchten Gebieten von Darmkrankheiten, wie Cholera, Paratyphus, Typhus und Ruhr freihalten. Wein und Bier waren bis zur Neuzeit die einzigen Getränke, die kaum Krankheitserreger enthielten.
» (Frymark 1998-2003)

Das dürfte einer der Hauptgründe für den Eifer der Weiacherinnen gewesen sein, ihre Rebberge auch dann zu pflegen, wenn der Ertrag sauer, die Absatzmöglichkeiten bescheiden und die Sanktionen der Obrigkeiten wegen neu eingeschlagener Reben zuweilen happig waren (vgl. Sonderausgabe 2009, S. 11 – Link in den Quellenangaben)

Das Trinkwasser und die Art der Abwasserentsorgung war nämlich auch in Weiach nicht immer über alle Zweifel erhaben, sonst hätte es nicht regelmässig Epidemien gegeben, wie die Ruhr-Epidemie, der 1782 innert neun Wochen 35 Personen zum Opfer fielen (vgl. Weiacher Geschichte(n) Nr. 119 – Link in den Quellenangaben).

Auf der Landschaft DAS Getränk

Man kann sich also vorstellen, in welche Verlegenheit die Weiacher kamen, als es ihnen 1854 die Rebberge verhagelte:

«Den 23. Augsten ward die Gemeinde von einem starken Hagelwetter heimgesucht, das jedoch, da die Ernte glücklich eingebracht, nur an Bäumen und im Rebgelände Schaden verursachte, so dass wohl selten noch eine Zeit erlebt worden, in welcher ein so allgemeiner Mangel an Getränk vorherrschte.» (Quelle: Kirchturmdokument von 1855, vgl. Brandenberger 2009)

Quellen
  • Baer, Th.: 700 Jahre Weinbau in Weiach: Vom sauren Tropfen zum Qualitätserzeugnis. In: Tages-Anzeiger, 22. September 2009 – S. 55 Unterland.
  • Frymark, D.: Wein und Gesundheit. Website Wissenswertes über den deutschen Wein, 1998-2003. URL: http://www.kochen-wein.de/wein/gesund.htm
  • Brandenberger, U.: Weiach – Aus der Geschichte eines Unterländer Dorfes. Dritte, überarbeitete Auflage von Walter Zollinger, Weiach. 1271-1971. Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach, 2003 - S. 28.
  • Brandenberger, U.: Nasser Zehnten und der Schatz des Hunnenkönigs. Weinbau in Weiach – seit 700 Jahren? Weiacher Geschichte(n) Sonderausgabe 2009. Ausstellung im Ortsmuseum. 32 S. Links: Sonderausgabe 2009 (eSnips)Sonderausgabe 2009 (Scribd)Sonderausgabe 2009 (Weber).
  • Brandenberger, U.: Wenn die Rote Ruhr zuschlägt. Massensterben wie 1782 rafften in Weiach Dutzende hinweg. Weiacher Geschichte(n) 119. Erscheint in den Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Oktober 2009; Vorabdruck vgl.: Nr. 119 (eSnips)Nr. 119 (Scribd) - Nr. 119 (Weber)

Freitag, 25. September 2009

Weinbau-Ausstellung im Ortsmuseum. Letzter Tag.

Am nächsten Sonntag hat das Ortsmuseum Weiach den zweiten seiner beiden offiziellen Öffnungstage - traditionsgemäss am Bettag und dem darauffolgenden Sonntag.

Die aktuelle Ausstellung über den Weiacher Weinbau ist nur noch am 27. September von 11-17 Uhr ohne spezielles Arrangement zu sehen. Wer diesen Termin verpasst muss beim Präsidenten der Ortsmuseumskommission, Daniel Bryner, eine Privatführung beantragen.

Die regionalen Medien haben bereits über den ersten Öffnungstag berichtet. Die Zürcher Landzeitung mit einem Kurzbeitrag, der Tages-Anzeiger Unterland mit einem längeren Artikel.

«Weiach - Weinbau-Studien am kommenden Sonntag

Das Ortsmuseum Weiach stellt derzeit Platz für eine besondere Ausstellung zur Verfügung. Noch am kommenden Sonntag, 27. September, können sich interessierte Besucher über den Weinbau in Weiach informieren. Neben der Auseinandersetzung mit Exponaten wie alten Dokumentationen zur Geschichte und zum Handwerk lassen sich auch örtliche Weinspezialitäten degustieren. Organisiert wird die Ausstellung von der Weiacher Ortsmuseumskommission. Am 27. September stehen die Türen von 11 bis 17 Uhr offen. (ZU/NBT)
»

Der von Freelancer Thomas Baer verfasste Tagi-Artikel bringt mit dem Titel
«700 Jahre Weinbau in Weiach: Vom sauren Tropfen zum Qualitätserzeugnis» die Entwicklungsrichtung auf den Punkt. Von der Quantität zur Qualität.

Noch 1880 gab es Dutzende Rebbergbesitzer im Dorf - die meisten produzierten für den Eigenbedarf. Heute kann man sie fast an einer Hand abzählen. Die beiden gewerbsmässigen Winzer, Matthias Angst und Hansruedi Meierhofer, achten darauf, dass ihr Tropfen den Käufern gut mundet. Kein Wunder: Sauren Wein kauft heute keiner mehr.

Quellen

Donnerstag, 24. September 2009

Kulturgeschichtliche Wanderung durch Weiach

Am Samstag, 26. September 2009 findet die zweite Auflage der Kulturhistorischen Exkursion «Von Bachs nach Rheinsfelden» statt. Sie ist Teil einer ganzen Reihe von solchen Exkursionen auf Kantonsgebiet und wird von der Kantonalen Denkmalpflege Zürich durchgeführt.

In der Ausschreibung auf der Website der KDZ wird die Exkursion wie folgt beschrieben:

«Vom Bauerndorf Bachs mit seinen prächtigen Riegelhäusern führt die Wanderung zur mittelalterlichen Höhlenburg Erdmannliloch und über Weiach an den Rhein. Mühlen und Sägereien an diesem Weg nutzten einst die Wasserkraft, das Kraftwerk Rheinsfelden, ein Höhepunkt der Industriekultur, ist noch heute in Betrieb. Die Grenzlage liess in der Römerzeit und im 20. Jahrhundert zahlreiche Wehrbauten entstehen.

Datum: 26. September 2009.
Treffpunkt: Bushaltestelle Bachs Post, 9.00 Uhr.
Ende der Exkursion: Bahnstation Zweidlen ca. 17 Uhr.
Dauer der Exkursion: 8 Std., davon 4 Std. Wanderzeit.
Anfahrt: S5 von Zürich HB nach Dielsdorf, Bus 535 bis Bachs Post.
Rückfahrt: S41 bis Eglisau, S5 bis Zürich HB.
Verpflegung: Aus dem Rucksack.
Charakter: Wanderung meist auf bequemen Wanderwegen. Beim Erdmannliloch sehr steiler Aufstieg, Trittsicherheit erforderlich.
Besichtigungen: Erdmannliloch, Kirche Weiach, Kraftwerk Rheinsfelden.
Ausrüstung: Gutes Schuhwerk, Regenschutz, evtl. Wanderstöcke.
Anzahl: maximal 30 Personen.
»

Am 26. September nimmt auch der Autor der «Weiacher Geschichte(n)» an Teilen der Exkursion teil und gibt auf Wunsch zu Weiacher Themen Auskunft.

Anmelden kann man sich Online (Anmeldung Bachs-Rheinsfelden) oder per Telefon 043 343 45 00.

Die Exkursion kann aufgrund des Kartenausschnitts und der erläuternden Angaben im Faltprospekt auch eigenständig unternommen werden.


Weiach-bezogene Auszüge aus dem Prospekt

Wüstung Ruwenhusen (5). Im Tal südlich von Weiach stand die hochmittelalterliche Ausbausiedlung Ruwenhusen. Die sumpfigen Wiesen im Mas und der trockenere Boden in der Waldlichtung bei der Feuerstelle Müliboden wurden wohl einst von diesem Hof bewirtschaftet. Weiteres nutzbares Land gab es an den steilen Hängen nicht, weshalb der Betrieb nicht lange überlebte.

Kirche Weiach (6). Die reformierte Kirche Weiach wurde 1706 von Hans Caspar Werdmüller als Wehrkirche erbaut. Er konzipierte sie zusammen mit der Pfarrscheune, dem Pfarrhaus und der Friedhofsmauer als militärischen Stützpunkt gegen die katholische Grafschaft. Im 2. Villmergerkrieg bezog zürcherische Artillerie den befestigten Kirchhof, zu Kriegshandlungen kam es aber nicht.

Urgeschichtliche Funde aus Weiach. Spektakuläre Funde aus den Weiacher Kiesschichten lassen sehr weit in die Geschichte zurückblicken. Die Tierwelt der Altsteinzeit ist mit einem Rentiergeweih-Fragment und dem Teil eines Mammutstosszahns vertreten. Ein Steinbeil aus der Jungsteinzeit fand man südlich des Hardwalds. In diesem Wald konnten 1866 drei Grabhügel einer bronzezeitlichen Nekropole untersucht werden, wobei man auf bronzene Armringe, Nadeln und eine Dolchklinge stiess. Unweit davon brachte 2001 eine Rettungsgrabung im Kiesgrubenareal Keramikscherben, Steinkonzentrationen, Holzkohlestückchen und weitere Reste einer bronzezeitlichen Siedlung ans Tageslicht.

Befestigungen am Rhein. Germanische Vorstösse im 3. Jahrhundert n.Chr. lösten den Bau einer Reihe von römischen Befestigungen am Rhein aus. Gut erkennbar sind die Grundmauern eines nahezu quadratischen Wachturms (7) direkt am Rheinufer im Hardwald. Nur wenige hundert Meter flussaufwärts stand auf der Höhe des Kraftwerks Rheinsfelden ein weiterer solcher Turm. Bei archäologischen Untersuchungen fand man 1922 Keramikscherben, darunter Terra Sigillata, sowie 2,5 m dicke Mauerfundamente. Nicht nur zur Römerzeit, sondern auch während des Zweiten Weltkriegs war der Rhein eine befestigte Grenze. Mehrere Bunker der Sperrstelle Zweidlen-Lätten liegen direkt an der Wanderroute.