Im gestrigen Beitrag war die Rede von abhanden gekommenem Geld, das unter den Kartoffeln gefunden wurde - eine der fünf Fundstellen des Namens Weiach in den jüngeren Ausgaben des Berner «Intelligenzblattes».
Heute nun die zweite Fundstelle aus demselben Jahr. Sie datiert vom Freitag, 7. November 1902. Auf S. 2 findet man den folgenden Text:
«Obstsegen. Einem Landwirt in Weiach (Zürich), der besonders auf edles Obst hält und sehr viele Edelobstbäume besitzt, wurden für den Gesamtertrag 3000 Fr. geboten. Er schlug nicht los, sondern verlangte 4000 Fr. Die obstreiche Gemeinde Weiach, die, wie kaum eine andere gute Sorten zählt, besaß schon im Jahre 1882 über 10,000 Obstbäume.»
Ist das nicht unglaublich? Auf weniger als 5 Quadratkilometern (von den 964 Hektar Gemeindefläche ist nämlich gut die Hälfte von Wald bestockt) fand man statistisch auf jeder Hektare 20 Obstbäume. Weil es ja auch noch viel Ackerland gab, war damit die Dichte an Obstbäumen in den Bungerten (Baumgärten) um das Dorf herum noch wesentlich höher.
Und heute? Welch kümmerliche Reste sind von der ganzen Pracht übrig geblieben? Wieviele Bäume sind rücksichtslos der Rationalisierung der Landwirtschaft und der Bauwut geopfert worden? Was für ein Verlust an genetischer Vielfalt ist da zu beklagen, zählte man doch im Weiach des 19. Jahrhunderts Dutzende verschiedener Sorten.
Die oben erwähnten 4000 Franken für den Gesamtertrag wären heute mit einem Erlös von rund 143'000 Franken zu veranschlagen (vgl. die Rechenbeispiele bei Swisstoval im Artikel von gestern).
Nur: Mit Papiergeld, das je länger je weniger Wertgehalt hat, sollte man das landwirtschaftliche Erbe nicht messen. Es ist unbezahlbar wertvoll.
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