Die roten Kreise bezeichnen die Position von zwei beim Abschlagen des Verputzes überraschend zum Vorschein gekommenen Bogenstrukturen.
Unter dem Kanzelfenster und neben dem Hauptportal
Die eine dieser Strukturen findet man praktisch direkt unter der Kanzel, bzw. unter dem Fenster zwischen Kanzel und Nebenportal. Die Photographie (für grösseres Bild anklicken) zeigt die Aussenseite des Chorbereichs. Links neben der Holzlatte schliesst die Wehrmauer an, welche die Kirche mit der Pfarrscheune verbindet:
Dieser Bogen beim Chor ist vermauert. Er wurde wahrscheinlich auch bei der Restaurierung so belassen wie auf dem Bild und anschliessend neu verputzt.
Die andere Bogenstruktur befindet sich in der Schmalseite links des Hauptportals. Dort wurden die Steine unter dem Bogen anlässlich der Restaurierung herausgeschlagen - unter anderem wohl weil man Elektrozuleitungen legen wollte. Dabei kam eine mit exakt behauenem Sandstein eingefasste und später zugemauerte Öffnung zum Vorschein (Aufnahme von Ende Dezember 1966):
Sie ist auch der Kantonalen Denkmalpflege aufgefallen, die in ihrem 6. Bericht (1968/1969) schrieb: «Im Nordteil der Westmauer fand sich eine quadratische kleine Öffnung mit einer Einfassung aus Sandsteinquadern, deren Zweckbestimmung nicht ausgemacht werden konnte.» Die Öffnung liegt heute hinter dem Elektrokasten des Sigristenzimmers.
Es könnten Schiessscharten gewesen sein
Wozu diente diese Struktur? Alt Sigrist Werner Attinger dachte etwas weiter. Aufgrund der Geschichte der Kirche (sie wurde 1705/06 unter der Ägide des Zürcher Festungsingenieurs Hans Caspar Werdmüller gebaut) und weiteren Überlegungen kam er zum Schluss, es könne sich bei den beiden Bogenstrukturen eigentlich nur um später vermauerte Schiesscharten handeln, von denen aus man die Aussenseiten der Wehrmauern mit Feuer belegen konnte.
Diese These wird auch durch die noch auf alten Grundrissplänen festgehaltenen Positionen der Friedhofmauer gestützt. Das Bild unten zeigt StAZH Plan R 1190 aus dem Jahre 1838 (hier der Screenshot der Mikrofiche). Die Mauer zwischen dem 1857 abgerissenen Schulhaus von 1802 (heute steht dort das Alte Gemeindehaus) und der Kirche lag früher an ganz anderer Stelle als heute:
Aus den Überlegungen von Attinger ergibt sich ein Vergleich damals zu heute (schematischer, nicht massstäblicher Grundrissplan; für grösseres Bild anklicken):
Quellen
- Zürcher Denkmalpflege (Hrsg.): Weiach. Reformierte Kirche. Gesamtrestaurierung. In: 6. Bericht 1968/1969 – S. 143-144.
- Persönliche Gespräche mit Werner Attinger
- Plan R 1190 Areal Kirche und Pfarrhaus Weiach; aus dem Staatsarchiv des Kantons Zürich
- Grundriss vor der Restaurierung 1964, Foto eines Plans im Eidgenössischen Archiv für Denkmalpflege, Bern.
- Fotos der Bogenstrukturen aus dem Archiv des Ortsmuseums Weiach.
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