Von der Partyszene heutiger Tage habe ich - das sei hier offen zugegeben - etwa so viel Ahnung wie eine Kuh vom Tiefseetauchen. Aber wenn Weiach schon einmal über mehr als 24 Stunden hinweg zu einem Anziehungspunkt für die Anhänger moderner Rhythmen wird, dann kann das WeiachBlog nicht kalt lassen.
Der Anlass nennt sich STRANGE ATTRACTORS by DMT und ging, der Jahreszeit angepasst, indoor über die Bühne. Und zwar von «Sat, 10 Mar 07 22:00h - Sun, 11 Mar 07 23:30h» wie die Website Goatrance.de verrät. Also über mehr als 25 1/2 Stunden! Ein richtiger Musikmarathon. Zu moderaten Preisen: «Entry fee - Eintritt ist 15.- Fr. oder 10.- Euro. Members wie immer 5.- Fr. billiger».
Was um Himmels willen ist Goatrance?
Hab ich mich gefragt und glücklicherweise gibt es heutzutage Wikipedia. Da wird das so anschaulich erklärt, dass auch ein Laie schnallt, worum es geht:
«Trance (..) ist eine Form der elektronischen Musik, die sich in den 1990er Jahren vom härteren Techno abspaltete und sich mehr nach den der Harmonik entsprechenden Akkorden und Melodien bei rund 125-145 BPM richtet.» (Artikel Trance am 7. April)
Techno sagte mir noch knapp etwas. Bummbummbumm... und so. Auch das Kürzel BPM wusste ich gerade noch zu deuten: beats per minute. Also ungefähr der ideale Trainingsherzschlag eines Menschen mittleren Alters beim Joggen. Oder doch für Jüngere? Wenn man nach «Goatrance» sucht, dann wird einem nämlich erklärt:
«Die Musik setzt sich aus 4/4-Takten zwischen ursprünglich 130 und 150 BPM zusammen, mittlerweile werden auch Geschwindigkeiten bis zu 160 bpm und mehr erreicht. Die Kicks sind deutlich energischer und kompakter als bei anderen Trance-Richtungen. Darüber hinaus versteht sich die Musik recht experimentell. Beliebt sind Acidlines (ursprünglich durch den TB-303-Synthesizer) und andere organisch klingende synthetische Geräusche. Vocals wie zum Beispiel bei House finden seltener Verwendung, inzwischen werden jedoch mitunter gerne Vocoder-Stimmen und Gesang mit eingebaut. Ebenso werden gerne Samples aus Spielfilmen eingemischt.» (Artikel Goatrance, Abschnitt "Musikalische Eigenschaften", am 7. April)
Wer sich die Fachbegriffe erklären lassen will, muss halt in den Wikipedia-Artikel springen. Er ist auch sonst lesenswert und zeigt u.a. auch auf, woher der Name stammt:
«Psytrance (kurz für: Psychedelic Trance, auch: Goa-Trance oder einfach Goa) ist eine Musikrichtung und stellt ein Subgenre der Trance-Musik dar. Namensgebend waren Outdoor Trance-Partys der Neunziger-Jahre im indischen Bundesstaat Goa; jedoch wurde der Musikstil nicht ausschließlich dort erschaffen. Die Entstehungszeit der klassischen Ausprägung reichte bis etwa 1991. Gegenwärtig entwickelt sich der Musikstil unter der Bezeichnung Psytrance (kommerzielle Variante) weiter. Es gibt aber auch neue freie Goa Musik und Psytrance Netlabels die sich dem ursprünglichem Goa-Trance verschrieben haben.»
Viele Interpreten lösen sich ab
Schön. Da kann man sich wenigstens etwas drunter vorstellen. Unter der Liste der Auftretenden, Beteiligten, was-auch-immer schon wesentlich weniger:
«Live: GOE (Psychedelic System), DIGITAL SUN (DMT), DYNSOUND MARBLE, MAUA (DMT)
«DJs: PSYHIGH (Bionics rec.), GELFLING (Utopia rec.), TASSILI (DMT), C-MOHN (Kokopelli), IDEFIX (InDEX), MARKUS (DMT), CASSIOPEYA (DMT), URBAN TRIBE (DMT), BOOM SHANKAR (BMSS), KARMALAA (Psychedelic System), MOTTEDEI (DMT), ALEXSOPH (DE), COSMOPOR (GR)
Für Deko war ein «Jamas» zuständig, und als VJs fungierten «Juy» und «Chris».
Was ist DMT? Wenn man nach der Auflösung dieses Kürzels sucht, wird man beim Organizer fündig: «DMT Dancemusictribe prod.» figurieren dort.
Location? Wo die chose stattfand.
«Weiach ZH 10min von Bülach 100 Meter von Ortstafel Kaiserstuhl, folge den Zeichen. Die Location fasst 500 Personen, es gibt jedoch nur 250 Tickets damit alle genug platz haben.»
Hmmm... wo war das? In einer der Hallen von Holzhändler Benz wohl kaum. Die sind nämlich offen und in tiefer Nacht ist's da im Frühling doch etwas zu zugig. Am ehesten noch im Party-Teil des Restaurants Bahnhof (ehemals Party-Club «Payas»). Aber passen da 500 Leute hinein? Also doch in den früheren Hallen des Lederwarenherstellers Fruet? Alle drei Locations wären beim Alten Bahnhof. Und woanders kann es kaum gewesen sein. Die diversen Schützenhäuser sind nämlich viel zu klein für 250 tanzende Besucher auf's Mal.
Dass die Ortsangabe ohne Karte für Auswärtige ziemlich nebulös ist (jedenfalls wenn sie mit dem öV anreisen), zeigt sich an der Frage eines Partygängers mit dem Nickname Samarasli vom 8. März:
«Habt ihr eine Garderobe? Und welche Haltestelle aussteigen wenn man mit dem Zug/Bus kommt? Gemeindehaus, alter Bhf., oder Steinbruch? Thanks und die liebsten Grüsse. Ps. kann man Tickets reservieren?»
Was ist ein strange attractor?
Auch hier hilft Wikipedia weiter: «Seltsamer Attraktor: In seinem Endzustand zeigt das System ein aperiodisches Verhalten. Der Attraktor lässt sich nicht in einer geschlossenen geometrischen Form beschreiben und besitzt keine ganzzahlige Dimension, ist also ein Fraktal. Wichtiges Merkmal ist das chaotische Verhalten, d. h. jede noch so geringe Änderung des Anfangszustands führt im weiteren Verlauf zu signifikanten Zustandsänderungen. Prominentestes Beispiel ist der Lorenz-Attraktor, der bei der Modellierung von Luftströmungen in der Atmosphäre entdeckt wurde. Seltsame Attraktoren liefern die mathematische Grundlage zur Beschreibung chaotischer Vorgänge wie etwa turbulenter Strömungen.» (Artikel Attraktor am 7. April)
[Veröffentlicht am 7.4.07]
1 Kommentar:
Na, haste Dir hoffentlich nen 500 Microgramm-Trip geschmissen und bist voll abgespaced...
Die Produzenten von Goa-Sound sind von Beruf zumeist Mathematiker oder Physiker oder sonstwie schräge Vögel und geben sich demensprechende Namen:
Growling Mad Scientists
Astral Projection
Infinity Project
Man with no Name
Fractal Glider
Klassiker:
http://www.weltbild.ch/artikel.php?PUBLICAID=012db2a74a7134ccc39cd70692168114&artikelnummer=10683597&mode=art
http://www.weltbild.ch/artikel.php?PUBLICAID=b67b3b9ccb744e77b70a65762e52672c&artikelnummer=12350663&mode=art
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