Freitag, 15. Oktober 2010

Mensch bei Weyach von Wölfen aufgefressen

Was wie ein Schauermärchen tönt, hat sich nach dem früheren Zürcher Staatsarchivar Gerold Meyer von Knonau (1804-1858) tatsächlich ereignet. In seinem Werk «Erdkunde der Schweizerischen Eidsgenossenschaft. Ein Handbuch für Einheimische und Fremde» von 1838 schreibt Meyer von Knonau auf Seite 108 über den Kanton Zürich:

«Raubthiere sind gänzlich verschwunden, obgleich die Wolfgarne, welche noch vor nicht langer Zeit in den meisten Gemeinden vorhanden waren, ihr zahlreiches Dasein bezeugen. Die letzte Nachricht, daß ein Mensch von Wölfen (bei Weiach) verzehrt worden sei, fällt in das Jahr 1680.»

Dass das keine Märchen sein müssen, zeigen dokumentierte Vorkommnisse auch in jüngster Zeit (vgl. Wikipedia-Artikel Wolf attacks on humans). In Westeuropa kommt es aktuell nur deshalb zu keinen grösseren Problemen, weil es extrem wenige Wölfe gibt und diese ausserdem genügend andere Nahrung (Wildtiere sowie ab und zu Schafe, etc.) finden, um sich zu ernähren.

Kriege bringen Wölfe hervor

Wo es hingegen viele Wölfe gibt, in den Wäldern kein Wild mehr zu finden ist (von den Menschen zu stark bejagt) und/oder die wirtschaftlichen Verhältnisse so katastrophal sind wie nach dem Dreissigjährigen Krieg, da kann es durchaus Tote geben.

«Kriegszeiten bringen Tod und Not, Elend und Seuchen, und bis ins 19. Jahrhundert regelmässig im Gefolge auch eine Wolfsplage», schreiben Silke Grefen-Peters und Hans Rudolf Sennhauser in ihrem Beitrag «Der Wolf von Müstair» (S. 223).

Entsprechend wundert es auch nicht, wenn das Wolfproblem des 17. Jahrhunderts wie folgt beschrieben wird: «1638, 1642 und 1661 wurden im ganzen Gebiet des Standes Zürich Wolfsjagden durchgeführt, und 1642 erliess Schaffhausen den Befehl, in jedem Quartier des Landes 10 Wolfgarne machen zu lassen. Gegen das Jahrhundertende nahm die Wolfsgefahr ab; 1684 wurde in Zürich, 1695 in Appenzell, 1707 in Zug und 1721 in Schaffhausen der letzte Wolf erlegt.» (Grefen-Peters, a.a.O)

Übrigens kann man das Phänomen auch an herrenlosen, verwildernden Hunden und der damit einhergehenden Rudelbildung beobachten. Solche Tiere können in Kriegsgebieten dem Menschen gefährlich werden, so zum Beispiel im Kosovo in den ersten Jahren nach dem Abzug der serbischen Armee-Einheiten.

Quellen
  • Meyer v. Knonau, G.: Erdkunde der Schweizerischen Eidsgenossenschaft. Ein Handbuch für Einheimische und Fremde. Erster Band. Zweite, ganz umgearbeitete, stark vermehrte Auflage. Zürich, Druck und Verlag von Orell, Füszli und Compagnie 1838 - S. 108
  • Grefen-Peters, S.; Sennhauser, H.R.: Der Wolf von Müstair. In: Sennhauser, H.R.: Müstair- Kloster St. Johann. Naturwissenschaftliche und technische Beiträge. vdf Hochschulverlag, Zürich 2008 - S. 219-226 (hier: S. 223).

1 Kommentar:

Wiachiana-Verlag hat gesagt…

«bemer_ww‎: WeiachBlog: Mensch bei Weyach von Wölfen aufgefressen: Was wie ein Schauermärchen tönt, hat sich nach dem früheren...».

Diesen Tweet fand man noch am Erscheinungstag dieses Beitrags samt Link darauf: http://bit.ly/dluFGR.

Dahinter steckt anscheinend ein medizinisch geschulter Mitarbeiter eines Hotels im bayerischen Wessling.

Er verwendete den auf Twitter beliebten URL-Verkürzungsdienstes bit.ly.