«Januar: Eine schöne Bescherung! - Vom 1. auf den 2. Januar fiel der Schnee in solcher Menge, wie seit Jahren nie mehr; ca. 40 cm tief liegt er schwer auf Dächern, Bäumen, Sträuchern, in Wiesen und Gärten. Allüberall vor den Haustüren und um die Ställe der Bauernhöfe wird geschaufelt und gewischt. Die Pfadschlitten auf den Haupt- und Dorfstrassen kommen kaum durch und an den Strassenrändern häufen sich die hohen Maden der weggestossenen Schneemengen zu richtigen Bergen. Da die Morgentemperaturen gleich auch vom 3.1. an unter 0° sanken, wurde die Landstrasse vereist und für den Verkehr äusserst gefährlich. So geriet auf der Glattfelderstrasse bereits deswegen ein Oeltankwagen in die Wiese und überschlug sich.
Unser Dorfelektriker und seine Hilfskräfte hatten alle Hände voll zu tun, weil durch das schwere Schneegewicht verschiedene Leitungen zerrissen und dadurch Stromunterbrüche und Kurzschlüsse entstanden. Das Dorf war "stromlos" von morgens 2 Uhr bis nachmittags 15 Uhr. Im Laufe der nächsten Tage zeigte sich auch immer mehr, dass nicht nur zahlreiche Obstbäume, sondern vor allem die Waldbestände arg unter dem Schneedruck gelitten hatten. "In unserm Gemeindewald muss kein Holz mehr geschlagen werden diesen Winter", meint der Gemeindeförster nach einem ersten Ueberblick, "es liegt schon genug am Boden und hat gar Dutzende von zerbrochenen Stämmen". Und tatsächlich, wenn man durch unsern Wald schreitet, sieht es bitterbös aus: überall die Wege versperrt durch umgestürzte Stämme oder einem Gewirr von Aesten und Zweigen.» (G-Ch 1962, S. 5)
Obige Beschreibung zusammen mit der bildlichen Impression Zollingers aus dem winterlichen Weiacher Wald lässt bereits vermuten, dass sich der Jahresanfang nicht nur unmittelbar auf das Stromnetz sondern etwas später auch auf die Gemeindefinanzen ausgewirkt hat:
«Der Schneedruck vom 2. Januar hat natürlich bewirkt, dass in den Waldungen viel höhere Mengen an Holz, vor allem Brennholz, anfallen als normal geschlagen worden wäre. Das brachte einen übermässig grossen Einnahmenüberschuss von Fr. 140'000.-, gegenüber dem Vorjahr rd. 80'000.- mehr. Dazu erbrachten auch die Grundsteuern nochmals eine Einnahme von Fr. 160'000.- rund. So wurde es dem polit. Gemeindegut möglich, sämtliche Ausgaben des A.O.V. zu decken und erst noch eine Einlage von Fr. 49'000.- in den Forstreservefonds zu machen.» (G-Ch 1962, S. 11-12)
Damit hatte der kurzzeitige Schneesegen doch noch einen positiven Effekt - wenn auch einen gänzlich ungeplanten.
Quelle
- Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1962 - S. 5-6 sowie 11-12. [Original in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1962].
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