Freitag, 30. November 2012

Novemberwetter 1962: wieder keine Niederschläge

Bereits im September und Oktober 1962 war es aussergewöhnlich trocken (vgl. die Beiträge Septemberwetter 1962 und Oktoberwetter 1962). Diese Witterung setzte sich auch im «Wintermonat» fort, wie Walter Zollinger notiert hat:

«November: Er zeichnet sich durch zahlreiche Tage mit bedecktem Himmel aus. Auch Morgennebel und Hochnebel während ganzer Vormittage gab es ziemlich viel; die Sonne zeigte sich jeweilen nur für kurze Zeit an Nachmittagen. Niederschläge fielen trotzdem sozusagen keine, nur 2 oder 3 mal etwas Schnee, um doch den "Wintermonat" wenigstens zu markieren. Die Temperaturen hielten sich fast durchwegs im gewohnten Rahmen:
Höchsttemperaturen: morgens 7°, mittags 15°, abends 9°
Tiefsttemperaturen: morgens -6°, mittags -5°, abends -5°.»

An der Wetterfront vor 50 Jahren galt also: «im Westen nichts Neues». Selbst die Trockenheit war keine Neuigkeit mehr.

Quelle
  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1962 - S. 10. [Original in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1962].
[Veröffentlicht am 1. Januar 2013]

Freitag, 9. November 2012

Mit Bahnpost von Burladingen nach Weyach, 1901

Burladingen ist eine Gemeinde im heutigen Zollernalbkreis des deutschen Bundeslandes Baden-Württemberg. Sie gehört historisch gesehen zu Hohenzollern und war vor rund hundert Jahren Teil des preussischen Regierungsbezirks Sigmaringen. Im frühen 20. Jahrhundert war der Ort auch ein Zentrum der Textilindustrie.

Es ist also gut möglich, dass das 8 Kilogramm schwere Päckchen an die «Handlung» von Jakob Meierhofer-Meier in Weiach etwas Textiles enthielt. Der dazugehörige Begleitschein mit württembergischen Briefmarken und diversen Stempeln steht aktuell bei Ebay zum Verkauf.

Viele Durchgangsstempel

Nachstehend die Vorderseite mit Adressatenanschrift (man beachte: als «Weiach Cant. Zürich» geschrieben). Interessant auch, dass zusätzlich zu den Beförderungsgebühren von Reichsmark 1.40  auch Zollgebühren verrechnet wurden:
Auf der Hinterseite sind die Unterschrift der Empfängerin (Hulda Meierhofer) sowie vier Durchgangsstempel zu finden:
 
Befördert wurde das Paket demnach per Bahn und zwar wohl zuerst mit der Hohenzollerischen Landesbahn, dann auf nicht mehr eruierbaren Wegen mit dem Postzug Strassburg (Elsass) - Stuttgart und war dann nach Waldshut unterwegs. Während es vom ersten Stempel der königlich württembergischen Bahnpost (11. Mai 1901) bis nach Waldshut (12. Mai 1901) nur gerade einen guten Tag dauerte, datiert der Stempel Weyach vom 14. Mai.

Benötigte die Verzollung nach der Schweiz so viel Zeit? [Das Elsass gehörte damals zum Deutschen Reich, da gab es keine Zollgrenze (ausserdem handelte es sich ja auch um einen Postzug Strassburg-Stuttgart)]

Dass es sich hier um Bahnpoststempel handelt ist kaum verwundertlich, war die begleitete Bahnpost doch in der gesamten Zeit der Deutschen Reichspost das Rückgrat der Postbeförderung. Das war auch in der Schweiz ab 1866 nicht anders. Der letzte begleitete Bahnpostwagen wurde hierzulande erst nach der Jahrtausendwende ausgemustert, als man 2004 den Zeitungsversand auf die Strasse verlegte (vgl. den Wikipedia-Artikel Bahnpost).

Warum Weyach und nicht Weiach?

Der zuletzt vom hiesigen Postbüro aufgedrückte Stempel führt noch immer das y im Ortsnamen, obwohl die Gemeinde 1901 offiziell schon seit Jahrzehnten mit i geschrieben wurde (vgl. Weiacher Geschichte(n) Nr. 2).

Wie man dem Artikel Die Weiacher Post und ihre Stempel (WeiachBlog Nr. 702 vom 24. November 2009) entnehmen kann, wurde am 1. Juli 1871 ein Rundstempel ohne Stundenangabe mit der Bezeichnung «Weyach» eingeführt. Vorher war der einfache Schriftzug ohne Datumsangabe in Gebrauch.

Dass die Zürcher Kantonsverwaltung schon 1872 der Ansicht war, die Schreibweise sei zu modernisieren, hat die Post erfolgreich während über 30 Jahren ignoriert. Erst 1904 erhielt der Stempel die Bezeichnung «Weiach».