Dienstag, 26. August 2014

Ausgelaufenes Öl nach Unfall angezündet

Mineralöle sind das Blut der aktuellen Zivilisations-Version. Auch bei uns. Bereits vor 50 Jahren. Nur war damals die Bewältigungsstrategie bei Unfällen noch eine ganz andere als heute.

In der Jahreschronik von Walter Zollinger findet man unter der Rubrik «Verkehrswesen/Unfälle» folgenden Eintrag:

«am 9. Juni, abends ca. 6 Uhr: ein Oeltankanhänger überschlug sich auf der Glattfelderstrasse, direkt in einen Weizenacker, kurz vor dem Ofenhaus; Das auslaufende Oel musste, um ein Versickern zu verhüten, gleich angezündet werden. Eine dicke, schwarze Rauchwolke war weithin sichtbar und "alarmierte" so die Dorfbevölkerung.»

Schon ein etwas eigenartiger Problemlösungsansatz, nicht wahr? Würde man sich heute so etwas erlauben, dann wäre eine Untersuchung durch die Strafverfolgungsbehörden ziemlich wahrscheinlich.

Denn was passiert, wenn man die Sauerei anzündet? Das Problem wird nicht etwa kleiner, im Gegenteil: Luftverschmutzung durch Russpartikel, Verbrennungsrückstände auch am Boden, etc. Und trotzdem ist das Erdreich noch belastet. Ausserdem: die Lungen der auf dem Schadenplatz beschäftigten Personen haben garantiert keine Freude an dieser Zusatzbelastung.

Heute wird eingedämmt

Wenn heute ein solcher Unfall passiert, dann gehen die Einsatzkräfte anders vor:
  • Der Tankanhänger wird gesichert und provisorisch abgedichtet, damit nicht noch mehr Öl ausläuft. 
  • Ist ein Gewässer in der Nähe, wird eine Ölsperre gesetzt. 
  • Das ausgelaufene Öl wird an ein Bindemittel adsorbiert und abgeführt.
  • Das verseuchte Erdreich wird mit einem Bagger abgetragen (sog. Auskofferung) und entweder in einer KVA verbrannt oder einer Bodenwaschanlage zugeführt.
Wie von der Berufsfeuerwehr des Flughafens Zürich auf Anfrage zu erfahren war, wird im Kanton Zürich bei solchen Vorfällen jeweils noch das Pikett des AWEL aufgeboten. Ein Spezialist des kantonalen Amts für Abfall, Wasser, Energie und Luft entscheidet dann zusammen mit dem Einsatzleiter der Feuerwehr vor Ort, was im konkreten Fall das beste Vorgehen ist.

Gefährliche Kurven

Bezogen auf den oben erwähnten Unfallort beim Ofen-Hof kommen einem gleich noch zwei weitere Gedanken:
  1. betreiben die heutigen Eigentümer der nahe gelegenen Weiacher Kies AG eine Bodenwaschanlage.
  2. ereignen sich am mutmasslichen Unfallort vom 9. Juni 1964, einer Kurvenkombination auf Weiacher Gemeindegebiet rund 200 Meter östlich des Ofen, auch heute noch regelmässig Unfälle. Man kann die in den letzten Jahrzehnten dort umgekippten Anhänger wohl kaum mehr zählen.
Quelle
  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1964 – S. 20. [Original in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1964]

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