Mittwoch, 8. November 1939, 21:20 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt explodierte im Münchner Bürgerbräukeller eine improvisierte Bombe, die Teile des Saales komplett zum Einsturz brachte und acht Personen in den Tod riss.
Geplant und durchgeführt hatte das Attentat der Handwerker Georg Elser, der schon früh ein Gegner der Nationalsozialisten war und sich daher entschloss, Hitler und grosse Teile des Führungspersonals beim jährlichen Gedenkanlass zum Hitlerpusch 1923 zu liquidieren.
Die Toten waren allerdings samt und sonders unbedeutendes Hilfspersonal, da der Führer und seine Entourage den Saal bereits um 21:07 Uhr verlassen hatten. Entgegen den Gepflogenheiten früherer Jahre wurde die Veranstaltung um eine Stunde vorverlegt, was dem Attentäter aber mangels Zeitungslektüre nicht bekannt war. Elser wurde rund eine halbe Stunde vor der Explosion verhaftet – beim Versuch, in Konstanz die Grenze zur Schweiz zu überqueren.
Wetterbedingte Planänderungen
Die Vorverlegung des Anlasses im Bürgerbräukeller war offenbar wetterbedingt. Denn Hitler konnte nicht wie geplant nach Berlin fliegen, sondern musste mit einem Sonderzug reisen, was mehr Zeit beanspruchte.
Wegen der letzten Vorbereitungen für den – wie man meinte – unmittelbar bevorstehenden Frankreichfeldzug wollte der Führer aber unbedingt rechtzeitig in Berlin sein. Am 7. November wurde der Angriffstermin wegen der Wetter- und Transportlage vom 12. auf den 15. November verschoben, die endgültige Entscheidung über den Angriff war für den 9. November geplant. Wie wir heute wissen, wurde der Blitzkrieg dann noch mehrfach verschoben, bis er ab dem 10. Mai 1940 wirklich stattfand.
Von diesen Aktivitäten hat wohl auch die Schweizer Armeeführung Wind bekommen. So könnte jedenfalls zu erklären sein, weshalb General Guisan am Abend des Donnerstags, 9. November 1939, den Befehl verbreiten liess, es sei per sofort Alarmbereitschaft zu erstellen.
Das Bild des Generals wurde von der Kompanie selber eingeklebt.
Gewürzte Berichterstattung bei Kompanie II
Eine mit lebensnahen Reminiszenzen belebte Darstellung dieser Alarmierung findet man bei der II. Kompanie unter Hauptmann Beurer, die in Zweidlen und Rheinsfelden einquartiert war und u.a. das Kraftwerk Eglisau bewachen musste. Dort heisst es im Tagebuch:
«Bemerkungen: 2145 kam die tel. [erg. Mitteilung] von Bat. 269 daß der General Alarmzustand befohlen habe. [...] 27 Mann befinden sich im Urlaub. Von 2245 bis 0010 werden die Urlauber durch Telephon aus 14 verschiedenen Orten zusammengetrommelt. Es sollen dabei verschiedene echt eidgenössische Dialektworte und äusserst nachthemdmässige Stimmen gehört worden sein, aber gekommen sind alle - 0015 der erste [...] und schon 0150 der letzte. Ein glänzendes Resultat.»
Dass der Kommandant dies schreiben konnte, ist nicht selbstverständlich, liest man doch im Tagebuch wiederholt von Disziplinarfällen wegen schwerer Trunkenheit oder eigenmächtiger Urlaubsverlängerung.
Besonders belastet war die Stimmung durch einen für die Truppe unverständlichen Befehl: Das Verbot, die Stadt Zürich zu betreten, was den dort wohnhaften Armeeangehörigen der Kompanien im Grenzdienst über Wochen hinweg jeden Heimaturlaub bei ihren Angehörigen verunmöglicht hat.
Als ungerecht wurde dies vor allem deshalb empfunden, weil die aus dem Wehntal stammenden Soldaten nach Hause in den Urlaub durften, obwohl sie im Ernstfall doch viel länger hätten, um den Kompaniestandort am Rhein zu erreichen.
Quellen
- Kommandanten-Tagebücher der Grenzfüsilierkompanien I/269 (Signatur: CH-BAR E5790#1000/948#1871*) und II/269 (Signatur: CH-BAR E5790#1000/948#1872*)
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