Sonntag, 12. Februar 2006

Februarwetter 1956

Einen gefrorenen Zürichsee sagte im Januar ein älterer Herr aus Winkel voraus. Bis jetzt hat es für den grössten See im Kanton noch nicht gereicht. Dafür müssten sich auch ganze 320 Kältegradtage ansammeln - für den Greifensee braucht es nur deren 130.

Von Kältegradtagen...

«Für Kältegradtage rechnet man die Tagesmitteltemperatur (ab Oktober) unter 0 Grad. Beispielsweise auf einfache Art die Maximal- und die Minimaltemperatur durch zwei – Algebra lässt grüssen. Bei Meteo Schweiz werden diese Werte alle zehn Minuten gemessen und ausgewertet. Ist das Tagesmittel minus ein Grad, zählt dies als ein Kältegradtag. Ist das Resultat an einem Tag minus 10, ergibt das eben gleich 10 Kältegradtage.» (Quelle: Maurmer Post)

Immerhin: der Greifensee war in der ersten Februarwoche schon teilweise zugefroren (s. z.B. den Bericht der NZZ vom 4. Februar) - seit 1991 hat man auf dieses Ereignis warten müssen.

Wird es diesen Winter noch so kalt wie in Polen und Russland? Dann dürften schon wenige Tage reichen und der Winkler Wetterprophet erhält recht. Oder blüht uns das Schicksal von Bayern mit endlosen Schneefällen? Wir werden sehen. Einstweilen muss ein Blick zurück genügen. Wir kommen hiermit...

... zum Wetter vor 50 Jahren

Am 14. Januar hat WeiachBlog über das Wetter im Januar 1956 berichtet. Nun folgt die Schilderung des Februarwetters 1956. Autor ist auch hier Walter Zollinger (1896-1986):

«Der Februar packt dann schärfer zu: die ganze erste Hälfte ist gekennzeichnet durch grosse Kälte, die an den frühen Morgen von -9 bis -23° (am 10.2.) sinkt, meist aber so um -14° steht. Wasserleitungen, Ablaufrohre und Güllentröge sind stark gefährdet, vereinzelte sogar bereits eingefroren. Die leider mit keinem Schnee bedeckten Getreidesaaten erfrieren stellenweise. Ein ziemlich bissiger Oberwind hilft mit, diese trockene Kälte zu erzeugen. Wenn auch an den Nachmittagen hie und da die Sonne scheint – sie vermag nicht gross zu mildern – die Abende und Nächte werden immer gleich wieder enorm kalt. Auch Schnee fällt leider sehr wenig, am 1. ca. 3 cm, am 7. noch geringer, in der Nacht vom 8./9. ca. 5 cm. Erst am 15. setzt ein ziemlich heftiges Schneetreiben ein mit stürmischem Wind, sodass jetzt der Pfadschlitten fahren muss. – Die zweite Hälfte bringts nur noch an einem Morgen auf -17° und zweimal auf -14 bzw. -13°; sonst begnügt sie sich meist mit -10° oder höher und steigt an den Nachmittagen sogar, wenn die Sonne scheint, einigemale auf über 0°C. Der letzte Tag des Monats scheint eine Tauwetterperiode einleiten zu wollen; das Thermometer zeigt am frühen Morgen schon +2°, am Nachmittag +7° und abends -5°

Hans Meier, alt Gemeindeschreiber, erinnert sich noch sehr gut an diesen kalten Winter. Da sei er nämlich in der Rekrutenschule gewesen. Und sie hätten grauenhaft gefroren damals.

Quelle
  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1956 – S. 2 (Original in der Zentralbibliothek Zürich, Handschriftenabteilung, Signatur: G-Ch Weiach 1956).
  • Fluck, V.: Eine «Seegfrörni» auf dem Zürichsee? Winkler «Wetterfrosch» sieht nach alter Methode das Wetter voraus. In: Neues Bülacher Tagblatt, 21. Januar 2006.
  • Friert der See ganz zu oder nicht? Schlittschuhe werden anprobiert und Wetten abgeschlossen. In: Maurmer Post, Ausgabe 5 ⁄ Freitag, 3. Februar 2006.
  • Spiegelblankes Eis und frierende Schwäne. Nun ist auch der Greifensee zugefroren. In: Neue Zürcher Zeitung, 4. Februar 2006.

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