Samstag, 14. November 2015

Lasst die Vergangenheit ruhen - 25. Jahrestag des Absturzes

14. November 1990 - 20:11:18. In diesem Moment jährt sich das schrecklichste Unglück auf Gemeindeboden seit Menschengedenken zum 25. Mal. Sekunden vor dem Absturz hat der Pilot des Alitalia-Fluges AZ 404 den Durchstart abgebrochen. Sekunden haben gefehlt und 46 Menschen hätten ihre Leben weiterführen können. Stattdessen sind ihre Namen nun gemeinsam auf einem Gedenkstein verewigt. Und sie stehen gemeinsam im Zivilstandsregister der Gemeinde Weiach. Alle unter demselben Datum: 14. November.

Wo ich bei anderen Themen Schreibfreude und Recherchierlust verspüre, da bemerke ich bei diesem düsteren Moment in der Geschichte unserer Gemeinde, dass ich auf eine seltsame Art zögere mich darauf einzulassen. Dass ich sozusagen nur anekdotenhaft berichte. Anekdoten über die damaligen Geschehnisse, wie sie die Hiesigen erlebt haben.

Ich komme nicht umhin zu konstatieren, dass die Schatten dieses "memento mori" immer noch schwer auf den Seelen lasten. Inklusive meiner eigenen. Ich stelle gerade etwas verwundert fest, dass ich mit meinem eigenen Vater nie darüber geredet habe. Und der war damals als Feuerwehroffizier immerhin hautnah dabei. Er selber hat nie von sich aus davon erzählt - ein Verhalten wie man es von vielen Kriegsrückkehrern kennt.

Ich muss konstatieren, dass viele der damals direkt mit den Absturzfolgen Konfrontierten vergessen möchten. Ob man die Bruchstückhaftigkeit der Erinnerungen als Symptom einer posttraumatischen Belastungsstörung werten soll? Möglich wäre das schon.

An diesem Novemberabend wurde jedem damals in Weiach Ansässigen klar vor Augen geführt, was es bedeutet in einer Anflugschneise zu leben. Vielen war wohl auch intuitiv klar, dass es bei noch tieferer Anflughöhe durchaus auch im Dorf selber hätte Tod und Zerstörung geben können.

Einer von zehntausenden Überflügen zwischen 1976 (dem Zeitpunkt der Eröffnung der Blindlandepiste 14/32) und heute hat in nächster Nähe im Desaster geendet. Als ungefragt Überflogener verdrängt man die Möglichkeit, dass es jederzeit wieder passieren kann. Dass sich eine abstrakte Gefährdung in schreckliche Realität verwandelt - wie in Nassenwil oder Bassersdorf einige Jahre später.

Deshalb wollen wir diesen Teil der Vergangenheit nun ruhen lassen.


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