Sonntag, 6. Dezember 2015

Das Jahr 1965 aus landwirtschaftlicher Sicht

Man sagt den Bauern ja gelegentlich nach, sie würden ständig jammern, egal wie das Wetter ist. Das ist allerdings auch nicht verwunderlich. Ist doch die Produktpalette derart breit, dass es die perfekte Witterung für alle gar nicht geben kann. Ergo ist immer irgendeiner unzufrieden.

2015 war beispielsweise für Milchbauern kein so tolles Jahr. Wenig Futter und tiefer Ertrag, weil die Kühe unter der Hitze leiden. Für Winzer und Imker war es hingegen ein ausserordentlich ertragreicher Jahrgang. Mit hohen Öchslegraden und viel Tracht in den Waben. Allerdings ist der warme Winter für die Bienen nun wieder weniger optimal. Da die Völker nicht richtig zur Ruhe kommen muss man sie zufüttern, was den guten Ertrag des Sommers wieder schmälert.

Dass die Landwirte in Weiach aber vor 50 Jahren mit dem von Petrus Gebotenen alles andere als zufrieden waren, das kann man leicht nachvollziehen wenn man sich nur schon die Titel einiger Wetterartikel der letzten Monate ansieht:

Märzwetter 1965: der Winter geht in die Verlängerung // 30. März 2015
Aprilwetter 1965: reichlich Regenfall und sehr kühle Winde // 29. April 2015
Maiwetter 1965: Wiesen «knotschen» vor Nässe // 30. Mai 2015
Juniwetter 1965: überall vom Regen rotbraunes Futter // 29. Juni 2015
Juliwetter 1965: alles zwei Wochen im Rückstand // 31. Juli 2015

Und so präsentiert sich denn auch die Zusammenfassung von Walter Zollinger im Abschnitt «Landwirtschaft» seiner Jahreschronik:

«Das Jahr 1965 gehört, in landwirtschaftlicher Sicht, bestimmt zu den aussergewöhnlichen der letzten Jahrzehnte. Wenn wir an die ungünstigen Witterungsverhältnisse denken, begreift man, dass die meisten unserer Bauern für 1965 nicht viel gute Worte übrig haben; war es doch vom frühen Frühling an bis in den Monat Oktober hinein abnormal nass und kühl. Mehr als zwei bis drei schöne Tage hintereinander gab's selten. Die Kulturen litten selbstverständlich stark darunter und der Ablauf der Saat- und Erntearbeiten wurde empfindlich gestört. Dadurch ergaben sie auch wesentliche Verspätungen in allen Belangen des bäuerlichen Betriebes. Dass die Ernteerträge quantitativ wie qualitativ litten ist deshalb mehr als begreiflich. Vor allem war die Getreideernte geringer als üblich und bei den Kartoffeln traten Kraut- und Knollenfäule auf, was die Haltbarkeit verschiedener Sorten verringerte.»

Quelle
  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1965 – S. 10. [Original in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1965].
[Veröffentlicht am 29. Dezember 2015]

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