Sonntag, 1. September 2019

Spitzenelemente der Weiacher Kirche

Zum früheren Inhalt der Turmkugel auf dem Dachreiter der Weiacher Kirche ist bereits ein Beitrag erschienen (vgl. WeiachBlog Nr. 1342 vom 1. Mai 2017).

Auch der heutige Inhalt ist in Kapitel 7 der Jubiläumsbroschüre von 2006 dokumentiert (Achtung: PDF, 16.75 MB). Nicht aber die mit blossem Auge sichtbaren Elemente.

Blickt man heute zur Spitze der Weiacher Kirche hinauf, so bietet sich einem folgendes Bild (aufgenommen am 1. August 2019):


Man sieht die vergoldete Turmkugel, gekrönt von einer Spitze mit integrierter Wetterfahne. Auf letzterer klar erkennbar: das Weiacher Wappen mit achtstrahligem Stern in gewechselten Farben.

Der Stern stand höher

So sah die Weiacher Kirchturmspitze aber nicht immer aus. Wie sie sich spätestens ab 1863 präsentierte, zeigt die nachstehende Skizze des Technischen Arbeitsdienstes (TAD) aus der Zwischenkriegszeit (Abb. 38 aus der Jubiläumsbroschüre «ein nöüer Kirchenbauw allhier zu Weyach»):


Walter Zollinger notierte am 1. Mai 1967 in einem grünen Ringheft folgende Eckdaten zu diesen am 25. April 1967 abmontierten Spitzenelementen:

«Masse: 45 cm Durchmesser der Kugel
Wetterfahne: 2,80 m Höhe
Stern: Durchmesser = 56 cm
Zifferblätter: Durchm. – 1,96 m x 2.00 m
»

Wann kam der Stern auf die Spitze?

Gemäss dem von Pfr. Ludwig Schweizer verfassten Turmkugeldokument N° 9 wurden im Rahmen der Renovation 1863 «Wetterfahne, Stern & Knöpfe» (Zusammenfassung Zollinger 1967) angebracht. Schweizer selber schrieb damals zu den Vertragsinhalten, die «Baumeister Joh. Caspar Knabenhans von Wädensweil, sesshaft im Seefeld» zu erfüllen hatte, u.a.:

«b. Die Wetterfahne soll mit einem grössern Gegengewicht versehen u. deren Balance neu vergoldet werden. Im fernern soll die Wetterfahne einen Goldrand bekommen u. auf den beiden Seiten derselben das Kantonswappen in dauerhafter Farbe angebracht werden. Überdiess soll auf Einer Seite unterhalb des obern Randes die Jahreszahl in Gold zu lesen sein. Überall ist Blattvergoldung mit bestem Citronen-Blattgold verstanden. Der Übernehmer haftet für leichte u. richtige Beweglichkeit der Wetterfahne.

c. Dessgleichen soll der Stern u. die beiden Thurmknöpfe neu u. solid mit Citronen-Blattgold vergoldet werden.»

Dass bereits nach weniger als zehn Jahren eine neue Vergoldung nötig wurde, dürfte die Weiacher besonders geärgert haben, schreibt Schweizer doch etwas weiter oben in besagtem Turmkugeldokument, dass die 1855 «besorgte Vergoldung der Thurmknöpfe u. der Anstrich des Thurmes u. der Wetterfahnen sehr mangelhaft geworden» sei.

1863 wurde also der Stern vergoldet. Ein neuer Stern? Oder ein bereits früher montierter? Im Turmkugeldokument N° 8, verfasst von Pfr. Hirzel 1855 zum damaligen Sanierungsprogramm, ist keine Rede von einem Stern. Da heisst es: «Vergoldung der Knöpfe und Zeiger und Anbringung einer Balance-Kugel zum Gegengewicht der neu zu bemalenden Fahne, sammt einem Blitzableiter».

War der Stern damals nicht sanierungsbedürftig? Oder eben noch gar nicht vorhanden? Beides wäre möglich. Auch ersteres, denn es scheint schon, dass man 1855 gespart hatte, wo es nur ging.

Dorfzeichen über Kantonswappen

Für mindestens ein Jahrhundert gab es also dort oben auch einen sechsstrahligen Stern, der das Dorfzeichen repräsentiert. Und einen weiteren Turmknopf, der heute nicht mehr vorhanden ist.

Die Fahne zeigte das «Kantonswappen». Der Stern stand separat darüber. Das war auch 1863 noch so, als Krauers Wappentafel (publiziert 1860) bereits eine von älteren Vorbildern aus dem 18. Jahrhundert inspirierte Version des Weiacher Wappens – im Wesentlichen die heutige – in Umlauf gesetzt hatte.

Der abmontierte, stark verrostete Stern und die alte Wetterfahne befinden sich im Fundus des Ortsmuseums Weiach.

Quellen

  • Brandenberger, U.: «ein nöüer Kirchenbauw allhier zu Weyach». 300 Jahre Kirche Weiach, 1706–2006. Weiach 2006  S. 52 (Abb. 38) sowie  S. 57-60 (Kapitel 7).
  • Turmkugeldokumente N° 8 u. 9, Textedition vgl: Brandenberger, U. (Hrsg.): Zeitkapsel Turmknopf. Weiacher Turmkugeldokumente Teil A; Wiachiana Fontes, Bd. 1.
  • Telefongespräch mit dem Präsidenten der Ortsmuseumskommission Weiach vom 1. September 2019.

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