Donnerstag, 7. Juni 2007

Der NOB-Fahrplan vor 125 Jahren

Neben privaten Inseraten für «nicht rauchende Glättekohlen» (Bügeleisen wurden damals noch nicht mit Strom betrieben) und für einen neuen Brückenwagen (noch heute redet man unter älteren Bauern vom «Brügiwagen»), findet man in alten Ausgaben des Bülach-Dielsdorfer Volksfreunds (heute Neues Bülacher Tagblatt) auch den neuen Regional-Fahrplan der Schweizerischen Nordostbahn.

Für die Strecken im Gebiet nördlich von Zürich, darunter Winterthur-Bülach-Waldshut und Winterthur-Zürich werden die Abfahrtszeiten für alle Stationen angegeben.


Interessant ist der Vergleich: von Zürich nach Winterthur verkehrten vor 125 Jahren bereits elf und in die Gegenrichtung zehn Züge pro Tag, auf der Strecke Winterthur-Bülach dagegen nur fünf und zwischen Bülach und Waldshut sogar nur vier je Tag und Richtung.

Weiach ab: vier Mal pro Tag in jede Richtung

Ab «Weiach Kaisersthl» fuhren um 6.53 und 10.12 vormittags, sowie um 2.36 und 6.18 Uhr nachmittags ein Zug in Richtung Zurzach und Waldshut.

In die Gegenrichtung, von «Weiach Kaisersthl» nach Eglisau, Bülach und weiter nach Winterthur, waren die Abfahrtszeiten mehr in den Abend verschoben: 8.50 Uhr fuhr vormittags der einzige Zug, nachmittags um 1.10 einer und abends um 5.02 und 8.03 Uhr noch zwei.

Es lohnte sich also damals, frühzeitig am Bahnhof zu sein. Pendler gab es noch keine. Höchstens Wochenaufenthalter. Wenn die Weiacher nach Zürich mussten, dann war das weiterhin eine kleinere Weltreise - ob zu Fuss oder mit der Bahn.

Aber immerhin: Jetzt war sie auch ohne Fuhrwerk oder Postkutsche in einem Tag zu bewältigen. Und das ohne, dass man - wie nach der Eröffnung der Strecke Zürich-Bülach im Jahre 1865 - in Niederglatt aus dem Zug aussteigen und den Rest zu Fuss gehen musste. Seit dem 1. August 1876 stand auf Weiacher Boden nämlich eine eigene Station: eben «Weiach Kaisersthl».

Quelle

  • Bülach-Dielsdorfer Volksfreund, Nr. 45, Mittwoch, 7. Juni 1882

[Veröffentlicht am 5. August 2007]

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