Mittwoch, 6. Juni 2007

Die Kantonsregierung lügt uns seit 50 Jahren an

Heute vor 50 Jahren wurde die Regierung des Kantons Zürich von ihrem eigenen Stimmvolk desavouiert. Die Stimmbürger trauten den flughafenbejubelnden Schalmeienklängen der Regierungsräte nicht über den Weg. Völlig zu Recht, wie sich in den darauf folgenden Jahrzehnten zeigte.

Der nachstehende Text von der offiziellen Website der Gemeinde Höri ist ein Augenöffner was den Verrat an der eigenen Bevölkerung betrifft. Er zeigt wie Regierungen Realpolitik machen. Ganz nach dem Motto: Was interessiert mich mein Geschwätz (= Abstimmungspropaganda) von gestern.

«Im Vorfeld der Erweiterung des Flughafens im Jahre 1957 gelangte der Gemeinderat Höri im Mai an den Regierungsrat. Er war beunruhigt über den zunehmenden Fluglärm, wies den gelegentlich geäusserten Vorwurf übertriebener Empfindlichkeit in aller Form zurück und äusserte seine Besorgnis um eine gesunde Wohnplanung. Noch vor der Abstimmung am 6. Juni 1957, gelangte die regierungsrätliche Antwort an den Gemeinderat Höri. Einige Zitate aus dem Schreiben mögen einen Eindruck vermitteln:

„… Düsenflugzeuge werden einen Schalldämpfer aufweisen, die … den Lärm auf das Ausmass der heutigen Kolbenflugzeuge reduzieren werden. Es kann darum heute schon erklärt werden, dass Gefährdungen und Schädigungen der Gesundheit nicht zu befürchten sind. Düsenflugzeuge, die größeren Lärm erzeugen als die heutigen grossen Kolbenmotorflugzeuge erhalten Landeverbot.“

Trotz dieser beruhigenden Erklärungen gegenüber Höri wurde die Vorlage an der Abstimmung verworfen. Doch schon ein Jahr später wurde eine revidierte Ausbauvorlage zur Abstimmung unterbreitet. Die dem Lärmproblem eine größere Beachtung schenkte. In der Weisung an den Stimmbürger war unter anderem zu lesen, dass der Fluglärm keinen weitere Steigerung, sondern im Laufe der Jahre eine Milderung erfahre. Die Regierung werde sich mit allen verfügbaren Mitteln dafür einsetzen, dass auf dem Flughafen Zürich nur solche Flugzeuge zugelassen würden, die keinen übermässigen Lärm erzeugten. Diese deutliche und unmissverständliche Zusicherung der Regierung überzeugte: Diese zweite Ausbauvorlage wurde vom Volk gutgeheissen.

Trotz den Beteuerungen der Kantonsregierung nahm der Fluglärm laufend zu. Die ständig gestiegenen Flugbewegungen haben dazu geführt dass heute in gewissen Baugebieten die Alarmwertgrenze gemäss Lärmschutzverordnung überschritten wird, was zur Folge hat, dass die betroffenen Parzellen mit einem Bauverbot belegt sind. Wohnbauten bedürfen heute besonderer Schallschutzmassnahmen. Ebenso ist wegen auftretender Randwirbelschleppen landender Grossraumflugzeuge auch die Dachziegelklammerung obligatorisch geworden. Für den Gemeinderat steht die Gewährleistung einer gesunden Entwicklung der Gemeinde nach wie vor im Vordergrund. Es versteht sich folglich von selbst, dass sich der Rat für eine gerechte Verteilung der Lärmbelastung und somit eine Verminderung der Belastung für die Gemeinde Höri mit allen Mitteln einsetzt und sich gegen eine bauliche Erweiterung (Pistenverlängerung, Parallelpiste) des Flughafens zur Wehr setzt.
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Fazit: Der damaligen Regierung konnte man im Nachhinein gesehen nicht über den Weg trauen. Und unseren heutigen Regierungsräten? Bei denen dürfte es kaum anders sein. Auch bei ihnen heiligt der Zweck die Mittel. Oder anders gesagt: erlaubt ist ganz offenbar auch bewusste Irreführung der eigenen Bevölkerung. Sind ja nur ein paar Nasen im Unterland. Nicht relevant für die eigene Wiederwahl.

Dieser Beurteilung ist nicht viel mehr hinzuzufügen, als dass man die Angelegenheit in Weiach ganz ähnlich sieht. Auch wir wurden über den Tisch gezogen und kämpfen deshalb Seite an Seite mit Höri gegen Pistenverlängerung, Parallelpiste und Gekröpften Nordanflug.

Quelle

[Veröffentlicht am 5. August 2007]

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