Montag, 19. Juli 2010

Die Präambel zur Gemeindeordnung von 1596

Eine Präambel gibt Auskunft über die Motivation für den Erlass von Rechtsvorschriften und Erlassen. Sie gibt dem Darunterstehenden auch die nötige Legitimität (vgl. auch den Wikipedia-Artikel).

Nachstehend werden die beiden im Druck erschienenen Fassungen der Einleitung zur ersten Weiacher Gemeindeordnung vollständig wiedergegeben. Damit soll ein Eindruck vermittelt werden, wie unterschiedliche Vorlagen und Transkriptionsregeln das Erscheinungsbild eines Textes verändern: F. Ott im 19. Jahrhundert und Th. Weibel im 20. Jahrhundert.

In den späteren Artikeln dieser WeiachBlog-Serie zur Gemeindeordnung vom 14. November 1596 wird die Transkription von Weibel nur noch insoweit zitiert, als sie materiell von derjenigen von Ott abweicht.

Unterschiedliche Transkriptionen 

Friedrich Ott transkribierte seine Quelle (mutmasslich eine Zürcher Abschrift aus dem 18. Jahrhundert) Mitte des 19. Jahrhunderts wie folgt:

«Als ein Gmeind zu Wyach im Nüwen Amt bißher dhein verschribne Offnung gehept und die Jar har under inen allerlei Mißbrüch und Unordnungen ingerissen, welliche, wo hierinnen nit insehens bescheche, einer ganzen Gmeind zu großem Verderben gereicht, Sind uf Anhalten der Eltisten und Ehrbaren in der Gmeind durch unserer gnedigen Herren von Zürich als der hohen Oberkeit Verordnete, mit Namen Herr Johann Keller, Burgermeister, Junker Gerold Escher, Junker Felix Keller und Herr Hans Heinrich Keller, beid Obervögt im Nüwen Ambt, item Junker Wilhelm Escher und Herr Hartmann Schwerzenbach, alle des Raths der Stadt Zürich, nach Erkundigung der alten Brüchen und Harkommens der Gmeind Wyach Richen und Amen ze gutem folgende Ordnungen gemachet und gestelt worden, deren si sich nun hinfüro gebruchen und halten söllint, welliche hienach geschribenen Ordnungen uf Sonntag den vierzehenden Tag Wintermonats im Jar von der Geburth Christi gezelt fünfzehenhundert nünzig und sechse einer ganzen Gmeind Wyach in der Kilchen daselbs von einem Artikel zum anderen offentlich vorgeläsen und von inen gemeinlich mit Dank zu gefallen uf- und angenommen worden Sind...».

Thomas Weibel stützte sich Ende des 20. Jahrhunderts auf ein Dokument in der StAZH-Archivabteilung A 99.7 Fasz. Weiach [inexistente Signatur!; vgl. Nr. 1684]:

«Als ein gmeind zů Wyach jm Nüwen Ampt bißhar dhein verschribne offnung gehept, unnd die jar har unnder jnen allerley mißbrüch unnd unordnungen jngerißen, welliche, wo hier jnnen nit jnsehens bescheche, einer gantzen gmeind zů großem verderben gereicht, sind uff anhalten der eltisten und ehrbaren jnn der gmeind durch unserer gnedigen herren von Zürich als der hohen oberkeit verordnete, mitt nammen: Herr Johann Keller, burgermeister, jungkherr Gerold Escher, jungkherr Felix Keller und herr Hanß Heinrich Keller, beid obervögt jm Nüwen Ampt, jtem jungkherr Wilhelm Escher unnd Herr Hartman Schwertzenbach, all deß raths der statt Zürich, nach erkhundigung der alten brüchen und harkhommens der gmeind Wyach, rychen unnd armen ze gůtem, volgende ordnungen gemachet unnd gestelt worden, deren sy sich nun hinfüro gebruchen unnd halten söllint. Welliche hienach geschribnen ordnungen uff sontag, den vierzechenden tag wintermonats 1596, einer gantzen gmeind Wyach jnn der kilchen daselbs von einem articel zum anndern offentlich vorgeläßen, unnd von jnen gmeinlich mitt danck zů gefallen uf- unnd angenommen worden sind...».

Akzeptanz trotz Einfluss der Escher

Bemerkenswert ist, wie stark unter den vom Rat Abgeordneten der ursprünglich aus Kaiserstuhl stammende und im Spätmittelalter in Weiach als Grundbesitzer einflussreiche Familienclan der Escher vertreten ist. 

Wichtig für die Akzeptanz durch die Gemeinde war die Tatsache, dass die Initiative zur Niederschrift von den Vertretern der Gemeinde selber («uff anhalten der eltisten und ehrbaren jnn der gmeind») kam. Und weiter, dass die Obrigkeit Rücksicht auf den Ortsgebrauch genommen hatte («erkhundigung der alten brüchen und harkhommens der gmeind Wyach») und erst dann ihre Verordnung erstellt hatten - wenn auch mit Anleihen am Recht benachbarter Ämter im Zürichbiet.

Literatur

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