Dienstag, 29. März 2011

Wenn der Flughafen die Prognose vorgibt

Seit kurzem gibt es auf http://www.meteo24.ch/ das Versprechen einer lokalen Wetterprognose. Die ist allerdings mehr regional zu verstehen wie ein kurzer Blick auf die für Weiach präsentierte Darstellung zeigt (Stand heute um 15:00 Mitteleuropäischer Sommerzeit):

Massgebend ist die Wetterstation auf dem Flughafen Zürich-Kloten - und die liegt im Glattal, einer Geländekammer, die andere topographische Eigenschaften hat als das nach Norden ausgerichtete, im Rheintal gelegene Weiach.

Flughafen oder AKW - dazwischen gibt es nichts

Selbst Rümikon im Studenland referenziert noch auf die Flughafen-Station. Das benachbarte Mellikon hingegen auf Beznau (ebenso wie Zurzach, dessen Namenswechsel auf Bad Zurzach die Datenbank von meteo24.ch nicht mitbekommen hat).


Solche Prognosen sind also mit grösster Vorsicht zu geniessen. Wer sie trotzdem zu Rate ziehen möchte: Die Wetterprognose für Weiach findet man jeweils hier (jedenfalls bis zur nächsten URL-Revision durch den Anbieter von meteo24.ch).

Niederschlagsradar in Echtzeit

Neben der Prognose ist auch ein Wetterradar verfügbar. Wo das Radargerät steht ist nicht extrem wichtig, kann doch der Niederschlag bis in 200 Kilometer Abstand zum Standort aufgrund von dessen Reflektions- und Streuungseigenschaften flächendeckend erfasst werden. Faustregel: Je dunkler (röter) die Farbe, desto heftiger der Niederschlag.

Montag, 28. März 2011

Märzwetter 1961: Pfirsichbäumchen mit Tüchern geschützt

Der heurige März war ja eine eher milde Angelegenheit, vor allem in der zweiten Hälfte. Doch wie war's vor 50 Jahren? Das erklärt uns Walter Zollinger, damals wohnhaft am heutigen Müliweg 4, hart an der Stadlerstrasse, gleich selber:

«März. Das Regenwetter des letzten Hornertages setzt sich am 1. März noch als richtiges Sudelwetter fort. Dann aber bessert's und bleibt während zwei guter Wochen ganz angenehm: jeden Tag wieder Sonnenschein, z.T. schon vom spätern Vormittag an; an den Morgen zwar noch meist ziemlich kalt, viermal sogar starker Reif; dafür an den Nachmittagen nie unter +5°, etlichemal gar über +10°; am 18.3. z.B. am Morgen schon 11°, am Mittag 18°, am Abend 12°. Unser Pfirsichbäumchen an der Südostecke des Hauses beginnt schon zu blühen. An diesem Abend fällt dann allerdings auch der erste ergiebige Regen und am 20.3. gibt's noch leichten Schneefall dazu, am 21.3. (Frühlingsanfang!) schneit's gar wie im grössten Winter. - Vom 22. bis 29.3. wieder kalte Morgenzeiten, -2°, -4°, Reifbildung; wohl öfters sonnig, aber halt doch immer kühler Wind dabei. Gut ist's, dass wir das Pfirsichbäumchen vorsichtshalber mit Tüchern eingebunden hatten! Die beiden letzten Märzentage sind nochmals regnerisch, dafür aber wärmer, 10°, 13°.»

Heute würde man das Bäumchen wohl in Folie einschlagen, nicht in Leintücher. Aber vielleicht kommen letztere ja bald wieder zu solchen Ehren. Peak Oil lässt grüssen.

Quellen
  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1961 - S. 3. [Original in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1961].

Mittwoch, 23. März 2011

Gemeindepräsidenten-Dynastie: Sohn folgt auf Vater

Heute vor 250 Jahren, am 23. März 1761 wählten die Weyacher einen Nachfolger für den verstorbenen Untervogt Hans Jakob Bersinger: seinen Sohn, Richter Johannes Bersinger.

Dies kann man einem Dokument entnehmen, das auf den 26. März 1761 datiert ist und als Nr. 197 Eingang in den Sammelband «Rechtsquellen Neuamt» gefunden hat (vgl. Literaturangaben unten).

Die beiden Obervögte des Neuamtes, schreibt der Bearbeiter Thomas Weibel, hätten am 26. März 1761 an Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich berichtet, dass sich die Gemeindebürger nach dem Tod von Hans Jakob Bersinger, dem «vogt von Wyach» ordnungsgemäss versammelt hätten. Sie durften nämlich drei Namensvorschläge an die Regierung einreichen, die dann in der Regel den Bestplatzierten bestätigte - nur in Ausnahmefällen war keiner der Dreier genehm.

Nur einen Vorschlag eingereicht

In diesem Fall gab es allerdings noch weniger Auswahl für die Obrigkeit, schrieben die Obervögte doch:

«Da nun die 3er wahl von der ehrsammen gemeind Wyach den 23ten dis nach alter übung vorgenommen, und es sich befunden, daß des verstorbenen sohn, richter Johannes Bersinger, von Rudolff Baumgartner, kirchenpfleger, ernamset worden, und es bey diser namsung gebliben, als ward selbiger auch auff wohlgefallen euwer, unser gnädigen herren, darzu erwehlet und jhme die nöthigen pflichten vorgestellet, und hoch denen selben die wahl zubestätten überlaßen, welches wir ledigklich zu dero hohen ratification anheimstellen [...]» (Signatur StAZH: A 135.4 Neuamt)

Klarer Fall

Für die Weyacher gab es damals offensichtlich einen unbestrittenen Führungsanspruch der Bersinger, die zu den Reichsten im Dorf gehörten. Dieser Umstand konnte den Gnädigen Herren zu Zürich nur recht sein. Solche Personen stabilisierten die Herrschaftsstrukturen. Es ist denn auch nirgends ein Hinweis zu finden, dass Bersinger junior nicht bestätigt worden wäre.

Die Wahl fand übrigens auch in weiteren Dokumenten ihren Niederschlag, wie man im Beitrag vom 11. Januar 2011 sieht: da ist von einer Weisung «betr. die Wahl-Ratifikation Untervogt Bersingers sel. Sohn zu Weyach» die Rede, bzw. von der «Weisung betr. die Wahl-Ratification Untervogt Bers. sel. Sohn zu Weiach zu einem Neu-Amts-Untervogt».

Literaturangaben

Samstag, 12. März 2011

Mina Moser-Nepfer wird 100 Jahre alt

Mina Moser-Nepfer, geboren am 12. März 1911, kann heute ihren 100. Geburtstag feiern. Das kleine Weiach hat damit erstmals seit Jahren wieder eine Einwohnerin jenseits dieser magischen Grenze. Die offizielle Gratulation liest sich trotzdem nicht viel anders als jede andere Mitteilung zu diesem Thema sonst gestaltet ist. Freundlich, nüchtern, kurz:

«Hohes Alter 100. Geburtstag Frau Mina Moser, Buhaldenstrasse 6, am 12. März 2011 Der Gemeinderat gratuliert der Jubilarin und wünscht ihr alles Gute und gute Gesundheit.» (MGW, März 2011, S. 7)

Das ist wohl ganz im Sinn der Jubilarin, die selber um den Anlass und ihre Person kein grosses Aufheben macht. Dabei darf man mit Staunen registrieren wie selbstständig Mina Moser trotz ihres Alters auch heute noch ist. Sie führt ihren eigenen Haushalt, wirkt geistig wach wie eh und je und bekommt auch heute noch sehr genau mit was in der Welt läuft. Beeindruckend.

Artikel über die Jubilarin

  • Mina Moser. (Redaktion unterwäx). In: Zürcher Unterländer, 14. Juli 2004 – S. 1.
  • Chiabotti, A.: «Z Weych isch es halt immer no schön». Mina Moser hat praktisch ihr ganzes Leben in der Gemeinde verbracht. (Redaktion unterwäx in Weiach). In: Zürcher Unterländer, 14. Juli 2004 – S. 3.
  • Porträt der ältesten Weiacherin Mina Moser. In: Neues Bülacher Tagblatt, 5. Oktober 2004.
  • Riedel, S.: Zeitzeuginnen erinnern sich an den Zweiten Weltkrieg. Mina Moser, Weiach. In: Zürcher Unterländer, 7. Mai 2005 - S. 3.
  • Weiterhin knapp unter 1000 Einwohner. WeiachBlog Nr. 664, 10. Februar 2009.
  • Vier Methusalems knapp unter 100. WeiachBlog Nr. 755, 27. Januar.
Nachtrag

«Mina Moser hingegen kann dem Unterhaltungskünstler eindeutig weniger abgewinnen. Vor ein paar Tagen durfte die Seniorin ihren 100. Geburtstag feiern. Für Wengers Witze hat sie nur ein kurzes Schulterzucken übrig: «Also ehrlich gesagt, damals, als ich jung war, da haben wir uns viel ärgere Witze erzählt.»»

vgl. Bossert, C.: Langes Warten auf die Witze. In: Zürcher Unterländer/Neues Bülacher Tagblatt, 19. März 2011.

Und da sage noch einer etwas über die heutige Jugend... Mina Moser jedenfalls beschwert sich nicht früher sei alles besser gewesen. Sie weiss es besser.

[Veröffentlicht am 30. März 2011]