Sonntag, 27. Mai 2012

Alter Wein in neuen Schläuchen

Pünktlich zur Informationsveranstaltung am 23. Mai wurde der neue Webauftritt der politischen Gemeinde offiziell freigeschaltet, einige Tage früher als erwartet. In den Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Ausgabe Mai 2012, stand nämlich, die Aufschaltung erfolge «Ende Mai». Nun gut, Vorsprung auf die Marschtabelle ist ja immer zu begrüssen.

Was man allerdings bei einem Besuch auf der Website http://www.weiach.ch zu sehen bekommt, ist leider nicht viel mehr als alter Wein in neuen Schläuchen. Ausser dem Promotionsvideo (vgl. WeiachBlog vom 27. April) gibt es nichts neues. NICHTS. Nur das Layout hat geändert.

Enttäuschung macht sich breit, hatte doch der Gemeindepräsident in der Mai-Ausgabe der Mitteilungen explizit und schon im ersten Satz seiner Ankündigung des neuen Webauftritts die «Beschaffung von Dokumenten (...) auf dem elektronischen Weg» erwähnt (vgl. WeiachBlog vom 7. Mai).

«Si tacuisses... (Hättest Du doch geschwiegen)», denkt der WeiachBlog-Autor da. Oder war das etwa nicht so gemeint, dass man nun auch alle Gemeinde-Verordnungen (oder wenigstens die wichtigsten) problemlos herunterladen kann?

Mängelliste wie gehabt

1. Es gibt nach wie vor kein Archiv aller bisher im Internet veröffentlichten Ausgaben der Gemeinde-Mitteilungen. Warum nicht? Selbst unsere kleine Nachbargemeinde Bachs bringt das problemlos zustande. Die aktuelle Ausgabe findet man dort prominent auf der Startseite. Aufgabe: Suchen Sie einmal das Weiacher Pendant. Das ist sehr gut versteckt.

2. Die vom Gemeindepräsidenten angekündigten verwaltungsspezifischen Module fehlen meines Erachtens nach wie vor. Jedenfalls wenn man solche sucht, die ohne einen Telefonanruf und ausserhalb der Bürozeiten einen benutzerfreundlichen Service liefern. Auch hier hat Bachs die Nase vorn. Dort kann man z.B. die Fristverlängerung für die Steuererklärung per Online-Formular einreichen. In Weiach kann man dem Steuersekretär nur eine e-mail oder einen konventionellen Brief schreiben.

3. Downloadmöglichkeiten. Die noch kleinere Nachbargemeinde Kaiserstuhl (400 Einwohner), die übrigens auf denselben Dienstleister vertraut wie Weiach (i-Web), schafft es problemlos, einwohnerfreundliche Angebote online zu stellen. Einen Guichet virtuel eben, wie er heute üblich ist.

Auf der Kaiserstuhler Website gibt es explizit einen Menupunkt «Reglemente». Und da sind sie, die von mir im Falle von Weiach schon seit dem ersten Launch 2005 vermissten Dokumente. Polizeiverordnung, Gemeindeleitbild, Friedhofreglement, Zonenplan, etc. Alles verfügbar, wahlweise als Download oder über ein elektronisches Bestellformular:

Nur zu Büroöffnungszeiten erreichbar

Die Kaiserstuhler Verwaltung kennt sogar einen Menupunkt «Lebenslagen». Weiach hingegen hat nur Telefonnummern und e-mail-Adressen zu bieten. Sonst nichts. Der Eindruck: dort lebt man anscheinend noch wie in den 90er Jahren. E-mail ist schon fast das höchste der Gefühle.

Die Kaiserstuhler haben ihr Leitbild online. Und die Weiacher? Es fragt sich wirklich, warum der Gemeinderat seine Legislaturziele nicht prominent publiziert. Hat er etwa Angst vor dem eigenen Mut?

Besonders Mühe habe ich, das Fehlen der jüngst verabschiedeten Polizeiverordnung zu verstehen. Immerhin sucht die Gemeinde nach wie vor in just diesem Zusammenhang eine(n) Ordnungshüter(in). Der Entwurf der Polizeiverordnung wurde vor der Abstimmung im Format PDF online gestellt (vgl. WeiachBlog vom 4. Mai 2011). Warum jetzt nicht auch die geltende Verordnung? Das soll begreifen wer will.


Fazit: Beim Relaunch wurde eine grosse Chance vertan. Weiach macht sich lächerlich. Seine kleinen Nachbarn beweisen, dass es mit wenig Aufwand besser geht. Nacharbeit ist angesagt.


1 Kommentar:

Wiachiana-Verlag hat gesagt…

Der Gemeindepräsident hat mir heute mitgeteilt, dass es sich bei dem von mir kritisierten aktuellen Stand der Website nur um die Basisausstattung handle. Damit habe man einmal gestartet und werde nun sukzessive weitere Module (und auch die von mir vermissten Verordnungen) aufschalten. Man wolle aber nur das umsetzen, wonach auch wirklich eine Nachfrage bestehe. Sie hätten Quervergleiche mit grösseren Städten mit ausgebautem Angebot im Bereich der virtuellen Dienstleistungen gemacht. Und da werde in der Praxis nicht alles wirklich nachgefragt. Deshalb plane man, die Angelegenheit in Etappen angehen. Auf dies alles sei an der eingangs erwähnten Informationsveranstaltung auch hingewiesen worden.