Donnerstag, 10. April 2014

Pfarrer Robert Wyss 97-jährig gestorben

«... Kappel am Albis, Maur und zuletzt in Weiach, ist 97-jährig gestorben.» Dieses Satzfragment bekommt man bei Eingabe des Begriffs Weiach in der Volltextsuche von Swissdox angezeigt. Als Quelle wird die Rubrik «Namen» der Publikation «Reformierte Presse» vom Freitag, 4. April 2014 genannt.

Recherchieren bei Zollinger hilft

Dass es sich um den früheren Pfarrer Robert Wyss handeln muss (1916-2014), wird klar, wenn man die bisherigen Beiträge auf WeiachBlog durchstöbert - und zwar dank einem Zitat aus der Jahreschronik 1962 von Walter Zollinger:

«Eine Pfarrwahlkommission, bestehend aus alter und neuer Kirchenpflege, sowie 2 Vertretern von Kaiserstuhl/Fisibach und 2 Frauen dazu, schlug als Nachfolger den bisher in Maur/ZH amtenden Pfarrer Robert Wyss vor, der dann auch in der Wahl vom 27. Mai durch die Kirchgenossen ehrenvoll als neuer Ortspfarrer bestimmt wurde. Hr. Pfr. Wyss steht im Alter von 46 Jahren, sodass erhofft werden darf, dass unsere Gemeinde nicht mehr als "Lehrblätz" für junge Pfarrherren herhalten muss, wie die letzten zweimal.»   (vgl. Rücktritt der Kirchenpflege wegen Streit um Pfarrer, WeiachBlog Nr. 1068, 4. März 2012)

Und so lautet der vollständige Text in der «Reformierten Presse»: «Robert Wyss, ehemaliger Pfarrer der Zürcher Landeskirche in Andelfingen, Kappel am Albis, Maur und zuletzt in Weiach, ist 97-jährig gestorben.»

Kein einfacher Zeitgenosse

Im Jahre 1981 (oder schon im Vorjahr?) wurde Pfr. Wyss pensioniert. Sein Nachfolger war der heute in Zollikerberg tätige Pfr. Thomas Kölliker. Die lange Amtszeit von fast zwanzig Jahren deutet darauf hin, dass die Weiacherinnen und Weiacher wohl wirklich mehr Glück hatten mit Robert Wyss. Oder sie mit ihm zumindest irgendwie z'Schlag kamen.

Denn ganz so einfach war das mit Robert Wyss nicht. Willi Baumgartner-Thut, damals Mitglied der Kirchenpflege charakterisiert ihn als «kurligen» Mann mit Hund und einer Glockensammlung.

Auch eine Weiacherin, die zur Zeit der Kirchenrenovation (1965-1968) unter Präsident Emil Maurer Mitglied der Kirchenpflege war, erklärte mir, Pfarrer Wyss sei «halt echli en eigne gsi». Er konnte «poldere und usrüefe», dass es eine Art hatte. Einen richtigen «Berner Grind» habe er gehabt - es musste ganz einfach nach seinem Kopf gehen.

Der Präsident der Kirchenpflege und der Herr Pfarrer hätten sich überhaupt nicht gut miteinander verstanden. Was auch immer Maurer wollte, Wyss habe dagegen gehalten. Die Renovationsphase sei deshalb sehr mühsam gewesen: «es isch immer öppis hagels gsi». Seien es die Bänke oder das Rückpositiv der neuen Orgel.

Trotzdem viel gemacht für die Gemeinde 

Man dürfe aber auch nicht vergessen, dass er und seine Frau Luise viel gemacht hätten in der und für die Gemeinde. Seine Frau Luise habe etliches auf die Wege gebracht. Sie war u.a. von 1969 bis 1980 Präsidentin des Frauenvereins Weiach (vgl. Weiacher Geschichte(n) Nr. 59) - und sagte dort «wo dure». Fazit der ehemaligen Kirchenpflegerin: Ich «has nid so chöne mit ene».

Ganz so einfach hat es wohl kein Pfarrer mit den Weiachern, denn die sind eben auch oft etwas eigen. Und nicht unbedingt leicht von pfarrherrlichen Meinungen zu überzeugen.

So sei denn dieser kurze Nachruf zwar nicht ganz nach dem Motto «de mortuis nil nisi bene» verfasst, aber immerhin mit dem Hinweis abgeschlossen, dass die Weiacher ihn als Pfarrer immer wieder gewählt haben. Auch eine Art Anerkennung. Requiescat in pace!

Quellen

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