Sonntag, 8. Februar 2015

Februarwetter 1965: Gewaltiger Schneesturm

Bereits in seinen Ausführungen zum Januar 1965 verwendete Walter Zollinger den Begriff «Hornerwetter». Was damit genau gemeint ist? Eine Definition habe ich in Lexika und Wörterbüchern früherer Jahrhunderte bislang noch nicht gefunden - und auch Google bringt es nur auf 52 Fundstellen.

Eine davon gibt immerhin einen weiteren Hinweis. Es handelt sich um den «Volkskalender für Freiburg und Wallis» von 1919, auf dessen Kalenderblatt zum Hornung (die Bezeichnung «Februar» steht in Klammern klein daneben) man nicht nur Angaben zu den Mondphasen sowie Bauernregeln findet, sondern auch die auf den Februar 1919 passende Aussage aus dem «100jährigen Kalender»: «(...) der Monat schließt mit richtigem Hornerwetter, mit unfreundlichem Schneegestöber ab».

Ob Regen wie bei Zollinger (Beschreibung des Januars 1964) oder Schneegestöber (wie in diesem katholischen Kalender) - die Bezeichnung «Hornerwetter» lässt auf eine ungemütliche Witterung schliessen.

Wie war demnach der Horner 1965? Zollinger beginnt seine Schilderung mit einer Bauernregel:

«"An Maria-Lichtmess Sonnenschein,
geht der Fuchs in sein' Höhle hinein".

Und richtig! Am 2.2. war der ganze Nachmittag sonnig; gegen abend wehte allerdings ein kalter Oberwind. Vom 3. Februar an zog dann der Winter nochmals ein; es schneite öfters, sodass die Pfadschlitten wieder tüchtig Arbeit bekamen. Am 8.2. notierte ich folgende "Besonderheit":

"Nachmittags 13.15 Uhr zieht ein gewaltiger Schneesturm v. NW her; man sieht keine 100 m weit, dazu Blitz und Donner und nachher sehr kühler Wind".

Dieses Wintergewitter ist etwas so seltenes, dass sogar Radio und Meteorologische es für Wert erachteten, es zu erwähnen. Auch weiterhin hielt das winterliche Wetter an; der ganze Monat Februar hat also gezeigt, dass es in unsern Breitengraden doch noch Winter sein kann, wenn's schon in den letzten Jahren gar nicht mehr so schien. Wiesen und Gärten und Häuser waren während des grössten Teils des Monates immer etwa mit Schnee bedeckt, die Pfadschlitten wurden auch in der zweiten Monatshälfte mehrmals benötigt. Kalt war's ebenfalls immer, vor allem abends und nachts, wenn auch nie übermässig. Einzig am 22. morgens war's -13°, aber gleich nachmittags nur noch -2°.

Tiefsttemperaturen morgens -9° (-13°), mittags -4°, abends -8°
Höchsttemperaturen morgens +4°, mittags +4°, abends +2°.

Neben meist mit Hochnebel bedecktem Himmel, brachte der Februar, trotz den öftern Schneefällen, doch 12 sonnige Nachmittage und 2mal sogar schon am Vormittag etwas Sonne.
»

Also. So extrem war es mit dem Hornerwetter wohl dann doch nicht grad - bei so viel Sonne! Bemerkenswert ist aus der heutigen, von Klimaerwärmungsdiskussionen geprägten Sicht, dass im Flachland bereits vor 50 Jahren der Eindruck aufkam, es gebe keine richtigen Winter mehr.

Quelle
  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1965 – S. 3-4. [Original in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1965].
[Veröffentlicht am 17. Februar 2015]

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