Dienstag, 16. Juni 2015

Steuersekretär musste per sofort sein Pult räumen

Eklat in der Gemeindeverwaltung Weiach. Der langjährige Steuersekretär musste gehen. Per sofort. Dies kann man der aktuellen Ausgabe (Juni 2015) der Mitteilungen für die Gemeinde Weiach entnehmen:

«Der Gemeinderat löst das Arbeitsverhältnis mit dem Steuersekretär mit einer Kündigungsfrist von sechs Monaten auf und stellt den Mitarbeiter per sofort von seiner Arbeitsleistung frei. Seine Aufgaben übernimmt Stefanie Ammann im Rahmen eines zeitlich befristeten „Springereinsatzes“ bis die Nachfolge definitiv geregelt ist. Die Behörde genehmigt den entsprechenden Vertrag mit einem Honoraransatz von CHF 130.- / Std. mit der Federas AG, welche sich auf Gemeindedienstleistungen spezialisiert hat.» (MGW, Juni 2015, S. 5)

Noch Anfang Monat waren diese Zeilen auch in der online gestellten PDF-Datei zu lesen. Kurze Zeit später hat die Verwaltung das Dokument vom Netz genommen (WeiachBlog berichtete am 11. Juni).

Twitter wusste es bereits früher

Im Twitter-Space war dieses Ereignis schon etliche Tage vor der Veröffentlichung im Gemeindeblatt präsent (vgl. https://twitter.com/urex_ch/status/601395251325046785):


urex.ch ®‏ @urex_ch
Der Steuersekretär der Politischen Gemeinde 8187 Weiach ist nicht mehr im Amt. Knall auf Fall?!?!
07:32 - 21. Mai 2015

Hansruedi Widmer‏ @HansruediWidmer· 21. Mai 07:34
@urex_ch Kies-Probleme?

urex.ch ® ‏@urex_ch· 21. Mai 07:37
@HansruediWidmer // Steuersekretäre haben "nichts" mit Unternehmenseinschätzungen (macht @kantonzuerich) zu tun. Nur Inkassowesen ...

Hansruedi Widmer ‏@HansruediWidmer· 21. Mai 07:39
@urex_ch In meinem Dialekt ist "Kies" ein Wort für Geld. Und Weiach ist für (richtiges) Kies bekannt. Missglücktes Wortspiel halt.

Ein Verdacht steht im Raum 

Widmer, gemäss seiner Twitter-Seite ein studierter Mathematiker (Dr. sc. math. ETH) aus Baden im Aargau, bringt mit seiner Antwort an urex.ch den Abgang des Steuersekretär mit Kies in Verbindung. Man könnte das nun so interpretieren, dass sich der Gemeindeangestellte einen Griff in die Kasse habe zuschulden kommen lassen.

Widmer entschuldigt zwar bereits 5 Minuten später sein «missglücktes Wortspiel». Trotzdem bleibt der Verdacht hängen. Und zwar zu Unrecht, wie von einer gewöhnlich gut unterrichteten Quelle im Umfeld der Gemeinde-Exekutive zu erfahren war. Bei genauer Analyse des Textes in den Mitteilungen darf man auch annehmen dass dem so ist. Es hätte ja auch noch die Möglichkeit einer fristlosen Entlassung gegeben.

Es ist verständlich, dass die Gemeinde sich nicht über die Gründe der Entlassung äussern will. Die gehören auch nicht an die Öffentlichkeit, wenn es nicht um strafrechtlich relevante Tatbestände geht.

Trotzdem würde man sich wünschen, dass nicht einfach die Juni-Ausgabe der Mitteilungen gelöscht und ansonsten rein gar nichts kommuniziert wird. Denn damit bleibt der Verdacht am ehemaligen Mitarbeiter haften. Nach obigem Getwittere und der Löschaktion auf der Gemeindewebsite wäre jetzt eine Stellungnahme angebracht.

Twitterer ist kein Unbekannter

Hinter dem Twitter-Account urex.ch steht übrigens die Firma Urex AG mit Sitz in Hochfelden ZH. Sie gehört Claudio Schmid (*1971) und ist auf Treuhanddienstleistungen spezialisiert, wozu auch Steuern gehören.

Und dieser Claudio Schmid ist nicht irgendwer. Bekannt geworden ist er in der Öffentlichkeit vor allem als streitbarer Zürcher Unterländer SVP-Kantonsrat, vgl. seine private Twitter-Seite https://twitter.com/claudio_schmid.

Keine Kommentare: