Samstag, 27. September 2008

Wie Weiach zu einem Ortsmuseum kam

Morgen Sonntag, 28. September ist der zweite und letzte diesjährige Tag der offenen Türen im Ortsmuseum Weiach. Gezeigt wird eine Retrospektive über die letzten 40 Jahre seit der Eröffnung (vgl. für die Öffnungszeiten den WeiachBlog-Artikel vom 20.September).

Selbstverständlich ist es ja nicht, dass eine kleine Gemeinde mit heute um die 1000 Einwohnern seit vier Jahrzehnten ein eigenes Ortsmuseum hat. Vor allem wenn man berücksichtigt, dass Mitte der 60er-Jahre noch wesentlich weniger Menschen in Weiach wohnhaft waren (nämlich ca. 650).

Wenn der Lehrer mit dem Bahnhofsvorstand

Um eine Neuerung einzuführen braucht es treibende Kräfte. Weiter solche, die sie zumindest nicht verhindern. Und nicht zuletzt ein paar glückliche Zufälle.

Die treibenden Kräfte waren der Bahnhofvorstand Emil Maurer und der Lehrer Walter Zollinger. Beide waren in der Kirchenpflege und auch sonst im Dorfleben aktiv. Und beide waren auch sehr an der Bewahrung der schnell verschwindenden alten Volkskultur interessiert.

Maurer liess zwei kleine Broschüren erscheinen: «Die Kirche zu Weiach» (1965) sowie «Eine neue Orgel für die Kirche Weiach» (1966), welche für die Ortsgeschichtsschreibung wertvolle Impulse darstellten. Denn bisher hatten solche Aufzeichnungen die Studierstuben der Pfarrherren und Lehrer nicht in gedruckter Form verlassen.

Er legte sich auch vor der entscheidenden Gemeindeversammlung mächtig ins Zeug. Seine «Gedanken und Bitte zur Weiacher Gemeindeversammlung» wurden am 27. September 1966 im Zürichbieter abgedruckt.

Ebenso starke Impulse erhielt das «Projekt Ortsmuseum» aber von Walter Zollinger (1896-1986), seit 1919 Weiacher Primarschullehrer und während etlicher Jahre in vielen Behörden und Vereinen tätig, so auch in der Kirchenpflege.

Nachbarschaft entscheidet

Zollinger war mit einer Tochter des Mühlenbesitzers Funk verheiratet und wohnte im Haus Müliweg 4. Als Nachbar hatte er zur letzten Besitzerin des Lieberthauses (Müliweg 1) sehr guten Kontakt.

So erfuhr er von ihr auch manch Interessantes, das den Weg in seine Notizhefte und von da ins Ortsmuseum gefunden hat.

Kiesgeld macht's möglich

Die für die Gemeindefinanzen positive Eröffnung des Kieswerks der Weiacher Kies AG im Hard (ab 1961) erlaubte den Weiachern den Luxus, sich etwas so «Unnötiges» wie ein Museum zu leisten. Ohne das Kiesgeld hätte es die Vorlage, das Lieberthaus zum Zwecke der Einrichtung eines Ortsmuseums anzukaufen, wohl kaum durch die Gemeindeversammlung geschafft.

Literatur
  • Maurer, E.: Gedanken und Bitte zur Weiacher Gemeindeversammlung. In: Zürichbieter, 27. September 1966.
  • Furrer, G.: Das Ortsmuseum Weiach stellt sich vor. In: Zürichbieter, 13. Juli 1968.
  • Furrer, G.: Eröffnung des Ortsmuseums Weiach. In: Zürichbieter, 18. Juli 1968.
  • Furrer, G.: Ein Weiacher Dorfmuseum. In: Neue Zürcher Zeitung, 24. Juli 1968, Mittagausgabe Nr. 450 – S. 3.
  • Altes und Modernes im Ortsmuseum Weiach, dem «Liebert-Haus». Ausstellung Fritz Schmid in der «Galerie Liebert». In: Neues Bülacher Tagblatt, Nr. 232, 5. Oktober 1968.
  • Ortsmuseum und Galerie Weiach unter einem Dach. In: Tages-Anzeiger, 11. Okt. 1968.
  • Höber, H.: 700 Jahre Weiach. Eine interessante Sonderausstellung im Ortsmuseum. In: Zürichbieter, Nr. 435, 18. September 1971.

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