Freitag, 11. November 2016

Bauer oder Sulzer-Inspektor? Hermann Zeindler zum 50. Todestag

Der Name Zeindler gehört nicht zu den sogenannt altverbürgerten Geschlechtern, also denen, die ihr Weiacher Bürgerrecht in die Jahre vor dem Ende des Ancien Régime zurückverfolgen können. Die Zeindler kommen urprünglich aus den heute zum Aargau gehörenden Gemeinden Remetschwil und Bellikon südlich von Baden (vgl. das Familiennamenbuch der Schweiz).

Und doch hat dieser Familienname mittlerweile eine beinahe 100-jährige Geschichte in unserem Dorf. 1920 hat nämlich der im Thurgau aufgewachsene Hermann Zeindler eine Hiesige geheiratet. And the rest is history...

Nicht ganz. Ohne Martha Meierhofer, die Gattin Hermanns, wäre Zeindler nämlich kein Weycher Name geworden. Das kann man dem Nachruf «Weiach. In Erinnerung an Hermann Zeindler» entnehmen, den Walter Zollinger in seine Jahreschronik 1966 eingeklebt hat. Leider - wie bei ihm üblich - ohne Angabe, aus welcher Zeitung. Es dürfte sich aber um eins der regionalen Blätter gehandelt haben:

«Hermann Zeindler wurde am 23. Juli 1893 im elterlichen Haus in Müllheim TG geboren, wo er mit neun Geschwistern aufwuchs und auch die Schulen besuchte. Da sein Vater für eine zwölfköpfige Familie sorgen musste, hatte auch Hermann Zeindler bereits während den Schuljahren durch kleinere Arbeitsleistungen sein Schärflein beizutragen. Nach Absolvierung der Schulen arbeitete er zwei Jahre bis zu seiner Konfirmation auf einem Gutsbetrieb in Oberwinterthur. Bis zur Rekrutenschule im Jahre 1913 arbeitete er zwecks Erlernung der französischen Sprache bei einem Grossbauern im Welschland. Anschliessend begab er sich nach Nizza, wo er sich als Heizungsmonteur ausbildete. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahre 1914 wurde der Verstorbene in die Schweiz zurückgerufen, wo er während vier Jahren zeitweise dem Vaterland diente. In dieser Zeit erhielt er eine Anstellung als Heizungsmonteur bei der Firma Gebrüder Sulzer in Winterthur, wo er sich innert kürzester Zeit zum Chefmonteur hinaufarbeiten konnte. So hatte er unter anderem im Jahre 1916 bereits die Montageleitung der Spinnerei Letten, Glattfelden, unter sich, bei welcher Gelegenheit er seiner treuen und liebevollen Lebensgefährtin erstmals begegnete. Nach dem Kriege waren dem Verstorbenen wieder Tür und Tor für das Ausland geöffnet. So war er für die Firma Gebrüder Sulzer in Frankreich und Italien tätig, wo er sich auch grosse Sprachkenntnisse aneignete. Am 20. Oktober 1920 ehelichte er Martha Meierhofer. Dieser Ehe entsprossen drei Töchter und ein Sohn.

Nun stand der Verheiratete plötzlich vor der Entscheidung, entweder als Inspektor für die Firma Sulzer nach England zu gehen oder sich für das kleine Heimwesen seines Schwiegervaters zu entschliessen. Da seine Gattin ihre Eltern nicht im Stiche lassen wollte, entschieden sie sich für das Bauerngewerbe. Mit viel Intelligenz, Umsicht und grosser Liebe zur Scholle verstand er es, sich mit seiner Familie einen schönen Mittelbetrieb zu erschaffen. Ueberdies führte er während vierzig Jahren – bis zu seinem Tode – die Agentur der Schweizerischen Unfallversicherungs-Gesellschaft in Winterthur.

Leider litt der Verstorbene in den letzten Jahren immer mehr an einem schweren Asthma. Im Jahre 1959 zog Hermann Zeindler mit seiner Gattin in sein neu erstelltes Haus an der Stadlerstrasse, wo er mit seiner Lebensgefährtin einen geruhsamen Lebensabend zu verbringen hoffte. Leider verschlimmerte sich die Krankheit in den letzten Monaten zusehends. Freitag, den 11. November, besuchte er noch die Waldbesitzerversammlung, wo er auf dem Heimweg von einem Herzschlag getroffen wurde.

Heute trauern Gattin, Töchter und Sohn mit ihren Familien um einen guten, lieben und treubesorgten Vater.
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Beim erwähnten Neubau handelt es sich um das Gebäude Stadlerstrasse 22, welches gemäss Gebäudeversicherung des Kantons Zürich das technische Gebäudealter 1957 aufweist (vgl. Brandenberger: Gebäudenummernkonkordanz der Gemeinde Weiach, 2002). Und bei der «Schweizerischen Unfallversicherungs-Gesellschaft» handelt es sich um die spätere «Winterthur Versicherungen» (2006 in der AXA aufgegangen).

Quelle
  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1966 – S. 26a. [Original in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1966].

[Veröffentlicht am 17. Dezember 2017 um 19:54 MEZ]

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