Klar ist, dass auch ein Lehrer diese Pflichten nicht so viele Jahrzehnte auf sich nimmt, wenn er nicht auch von einem inneren Feuer beseelt ist, das ihm die Kraft dazu gibt. Klar ist aber auch, dass die Erwartungshaltung der übrigen «Dorfgenossen» (wie Zollinger sie zuweilen zu nennen pflegte) auch zur Last werden konnte. So ambivalent kann (und darf) man die Zeilen Walter Zollingers, die er sozusagen in eigener Sache in der Jahreschronik 1966 platzierte, auch verstehen:
«Für den Männerchor brachte der Oktober 1966 einen Wechsel im Dirigenten. Seit Sommer 1919, also volle 47 Jahre, hat der Unterzeichnete den Chor so "schlecht und recht", wie man etwa sagt, geleitet. Nun möchte er sich doch mit der Zeit, nachdem er 1962 in den Ruhestand als Lehrer trat, auch von den andern, vielerlei kulturellen Verpflichtungen "erlösen" lassen. Als neuer Dirigent konnte, nach langen anfänglich erfolglos scheinenden Bemühungen, ein junger Kollege aus Steinmaur, Herr Fredy Frei, gewonnen werden. Ein Glückauf dem Nachfolger wie dem Chor!»
Nun, nachdem Zollinger im fraglichen Jahr immerhin seinen 70. Geburtstag feiern konnte, wird ihm diesen Rücktritt wohl auch niemand wirklich ankreiden können. Solche Vereinstreue - und dazu noch als Dirigent - ist eine Leistung, die man gar nicht hoch genug einschätzen kann. Denn ganz so reibungslos läuft es ja auch in einem Verein, in dem alle (mehr oder weniger) freiwillig dabei sind, nicht immer ab.
Quelle
- Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1966 – S. 20. [Original in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1966].
[Veröffentlicht am 16. Dezember 2017 um 20:25 MEZ]
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