Donnerstag, 31. August 2017

In memoriam Mina Moser-Nepfer, 12.3.1911-27.7.2017

In den letzten Tagen des Juli hat der Allmächtige Mina Moser-Nepfer abberufen. Nach 38855 Tagen auf dem blauen Planeten. So lange dauerte die Lebensspanne der ältesten Weiacherin aller Zeiten.


Wenige Tage später verstarb mit Albert Wiesendanger-Meierhofer auch der älteste Weiacher (zuletzt wohnhaft im Wohn- und Pflegezentrum Tertianum Zur Heimat in der Nachbargemeinde Stadel).


(Auszug aus den Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, September 2017, S. 6)

Mina hingegen war es vergönnt, bis zuletzt in ihrem angestammten Umfeld an der Buhaldenstrasse 6 zusammen mit ihrer Tochter Katharina Zeindler-Moser leben zu können.


(Auszug aus den Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, September 2017, S. 13)

Eine der wichtigsten Zeitzeuginnen

Mina war in Weiach eine Institution. Sie hatte bis auf wenige Jahre ihr ganzes Leben in Weiach verbracht und konnte wie keine zweite über alle möglichen Begebenheiten des früheren Lebens im Dorf Auskunft geben. Selbst im hohen Alter waren Gedächtnis und Verstand von beeindruckender Klarheit. Mit Mina konnte man problemlos über die aktuelle Tagespolitik diskutieren. Sie verfolgte aber ebenso die lokalen Geschehnisse und war sowohl bei Bundesfeier-Anlässen wie den Altersnachmittagen fast immer mit von der Partie. Und: sie blieb nicht stehen und ging mit der Zeit.

Der Verfasser des WeiachBlog erinnert sich noch gut an eine Episode vom Sommer 2004, welche sowohl die Verankerung in ihrer langen Lebensgeschichte, wie auch diese Anpassung an neue Zeiten emblematisch dokumentiert. Mitte Juli hatte eine Handvoll Journalistinnen der Regionalzeitung Zürcher Unterländer im Rahmen der Sommerloch-Aktion «Redaktion unterwäx» im Restaurant Wiesental Quartier bezogen und empfingen in der Gaststube ihre Gesprächspartner. Vor mir war Mina an der Reihe.

Sie habe erzählt, sie hätte kurz gezögert das Restaurant zu betreten, kolportierte die Redaktorin, habe sich dann aber gesagt: «Äh ba, Mina. Du bisch über Nünzgi - und es sind hüt anderi Ziite. Du gasch jetz da ine!» - Das bezog sich auf den Umstand, dass es sich in früheren Zeiten für eine Frau, die etwas auf ihren Ruf hielt, nicht schickte, sich allein (d.h. ohne männliche Begleitung) in eine Beiz zu begeben.

Kurzlebenslauf Mina Moser *1911

Verfasst von Hans Rutschmann für die Ortsmuseums-Ausstellung 2004

Vater: Albert Nepfer 1866-1955

Landwirt, Taglöhner, Korber, hatte zuerst nur 2 Ziegen, dann 5 Kühe. Als Taglöhner (z.B. Misttragen an der Fasnachtfluh) verdiente er 2 Fr. pro Tag.

Mutter: Anna Baumgartner 1867-1942 war Hebamme

Geschwister von Mina: Albert 1907-1989, Elsa 1913-1989

Mina besuchte die Schule von 1917-1925. Ihre Lieblingsfächer waren Nähschule und Rechnen.

Nach der Schulzeit arbeitete sie während 1 ½ Jahren in der Schäftenäherei in Weiach (Walder, Brüttisellen). Dann kam sie zu Fam. Nötzli nach Brüttisellen. Herr Nötzli war Meister in der Schuhfabrik, Frau Nötzli war Arbeitslehrerin und führte ein Lädeli. Bei Frau Nötzli lernt Mina nähen + sticken. Sie blieb 2 Jahre dort bis Frühling 1929 (Zürichseegfrörni!)

Nach 2 Jahren zuhause kam sie nach Le Sentier im Vallée de Joux zu Fam. Golay, die einen Uhrenstein-Versand betrieb (Pierres fines). 1931-1933 wiederum half Mina dann 2 Jahre lang zuhause aus (33-35) und für ein halbes Jahr in der [Weiacher] Pfarrfamilie Kilchsperger (1936).

Ab Herbst 1937 bis März 1939 diente sie in der Familie von Dr. Leisinger, der im Spital Männedorf Oberarzt war, später wohnhaft in Richterswil. Die Jahre des 2. Weltkrieges verbrachte sie zuhause.

In jener Zeit waren in Weiach 4 junge Männer aus dem Bernbiet mit Drainagearbeiten beschäftigt. Einer von ihnen, Alfred Moser aus Zäziwil, geb. 21. März 1915, verliebte sich in Mina – und am 12. Mai 1945 (4 Tage nach Ende des 2. Weltkrieges) feierten die Beiden in der Kirche Weiach Hochzeit.

Der Ehe entsprossen ein Mädchen (Katharina, geb. 1946 [Käthi Zeindler]) und 3 Knaben, von denen 2 im zarten Alter von 4 bezw. 2 Jahren durch Unfälle starben. Der Sohn Urs (geb. 1953) starb am 30. Juni 2000 an einem Herzschlag. Bereits 1968 hatte Mina ihren Gatten durch Herzschlag verloren.

Mina wünschte, dass der Bericht über sie möglichst kurz werde. Auf ihrem Tisch lag ein Büchlein mit dem Titel: «Wurzeln die mich tragen.» Täglich liest Mina darin. Heute steht: «Sage nicht alles, was du weisst, aber wisse immer, was du sagst.» (Matthias Claudius)

Auch das Wort von Goethes Mutter ist ihr wichtig: «Gott, der mich bis hierher gebracht hat, wird weiter sorgen.»

Viele Angehörige früh verloren

Wie man dem Lebenslauf entnehmen kann, war Mina mit 34 Jahren bereits verhältnismässig alt, als sie heiratete. Und: sie hatte viele Schicksalsschläge zu verarbeiten. Ihre Ehe dauerte nur 23 Jahre, ihr Mann wurde lediglich 53-jährig. Der erste Sohn starb vierjährig 1952, der zweite wurde 47-jährig. Der dritte Sohn starb schon im 2. Lebensjahr.

Walter Zollinger berichtet in seinen Jahreschroniken über diese tragischen Todesfälle:

«Der vermehrte Verkehr führte auch zu [..] bedauerlichen Unfällen: am 3. Mai lief der 4jährige Christeli Moser in ein dahersausendes Motorrad und erlitt einen Schädelbruch, der in der drauffolgenden Nacht zum Tode führte.» (G-Ch Weiach 1952, nach S. 11)

«Ein trauriges Geschick hat am 9.12. die Familie Moser-Nepfer ereilt; der 1 1/2-jährige Maxli fiel in einem unbewachten Augenblick in die nur leichtfertig bedeckte Jauchegrube und ertrank. Das Unglück wiegt um so schwerer, als vor 8 Jahren ein vierjähriges Knäblein derselben Familie, Christeli, in ein Töff hineinrannte und tödlich verunglückte.» (G-Ch Weiach 1958, S. 15)

R.I.P. Mina!

[Veröffentlicht am 25. Januar 2019 um 01:15 MEZ]

Sonntag, 6. August 2017

«Die Menschen sind das Besondere an der Schweiz!»

Der Festredner an der diesjährigen Bundesfeier in Weiach war ein SVP-Politiker - entsprechend den politischen Mehrheitsverhältnissen in der Gemeinde eine wenig verwunderliche Wahl. Getroffen hat sie Gemeinderat Michael Bärtsch, der seit Jahrzehnten in der Gastrobranche tätig ist:
Wer die Zürcher Gastronomie-Szene kennt, dem ist Kantonsrat Ernst Bachmann ein Begriff. Bachmann ist seit 1992 Präsident des Wirteverbandes der Stadt Zürich, ab 1998 auch von Gastro Zürich, dem kantonalen Wirteverband. Und seit 2001 fungiert er auch als Vizepräsident von GastroSuisse, dem nationalen Branchenverband.

Ein Patron alter Schule

Bachmann ist aber auch ein Patron alter Schule und seit über 40 Jahren Wirt in Zürich-Wollishofen. Seit 2009 führt er als Gastgeber des Traditionshaus Restaurant Muggenbühl (www.muggenbuehl.ch), das über der Allmend Brunau thront - und kauft auch regelmässig selber auf den Märkten regionale Landesprodukte ein. Mangelnde Bodenständigkeit kann man ihm also nicht vorwerfen. Und damit ist er sozusagen der ideale Redner für einen solchen Anlass in einer immer noch grundsätzlich konservativ gepolten Gemeinde.

Mit Ernst Bachmann hat sich bereits der neunte Festredner bereit erklärt, seine Ansprache via WeiachBlog für die Nachwelt festhalten zu lassen. Er hat mir - was heute selten ist - eine Kopie seines mit handschriftlichen Änderungen versehenen Redemanuskripts per A-Post zukommenlassen, begleitet von einem handgeschriebenen Brief (!).
Über die Entstehung seiner Rede heisst es da: «Ich habe immer wieder Aenderungen gemacht aber Sie haben nun das Exemplar so wie ich gesprochen habe.» - Man braucht also nicht einmal den sonst üblichen Disclaimer «Es gilt das gesprochene Wort» hinzuzusetzen.

Die Redaktion des WeiachBlog hat Bachmanns Rede tel quel übernommen, lediglich Satzzeichen und Orthographie sind - wo nötig - den heutigen Gepflogenheiten angepasst und Zwischentitel gesetzt worden. Ansonsten lesen Sie nachstehend den Originaltext.

Was macht uns einzigartig?

«Sehr geehrter Herr Gemeindepräsident,
sehr geehrte Herren Gemeinderäte und Behördenmitglieder,
sehr geehrte Damen und Herren der verschiedensten Vereine,
liebe Weycherinnen und Weycher und Gäste!

Sie werden sich fragen, warum kommt da einer aus der Stadt zu Ihnen nach Weiach als Festredner. Zu verdanken haben Sie das Ihrem netten Gemeinderat Michael Bärtsch. Er hat mich so nett gefragt, dass ich ihm spontan zusagte und daran habe ich mich gehalten - und zwar gerne. Und ich bedanke mich bei allen von ganzem Herzen für diese Einladung in Ihr schönes Weiach zu kommen.

Wenn Sie jetzt aber eine SVP-Hardliner-Ansprache erwarten, werden Sie vielleicht enttäuscht sein. Alles was auf dieser Welt geschieht, entnehmen Sie täglich den Medien, ob es stimmt oder nicht. Und es ist heute schon Schnee von gestern.

Ob Herr Trump nach nur 10 Tagen seinen Stabschef entlässt, Frau Bundesrätin Leuthard ihren möglichen Rücktritt bekannt gibt oder die Schweizerische Nationalbank nach Milliarden-Verlusten jetzt Milliardengewinn bekannt gibt - über all das will ich mich nicht äussern.

Ich bin gekommen, um mit Ihnen heute Abend den 726. Geburtstag unseres Vaterlands zu feiern. Traditionell feiern wir das landauf, landab mit Festansprachen, Feuerwerk, Bratwurst und Cervelat. Das ist alles schön, aber noch lange nicht alles. Wir wollen aber auch diesen Geburtstag feiern mit allen Menschen - egal woher sie kommen -, die sich in unserer Gesellschaft zu Hause fühlen und auch zu unserem Wohlstand beitragen.

Wir feiern unser einzigartiges und wunderschönes Land. Aber - und auch diese Frage muss heute erlaubt sein - was macht unser Land wirklich aus? Sie, die Sie so nah an der Grenze leben, bemerken sicher jeden Tag die grossen und kleinen Unterschiede. (Mit dem Flughafen haben Sie ja schliesslich auch die internationale Anbindung direkt vor der Tür). Sie leben nur ein paar hundert Meter vom Ausland entfernt. Haben Sie sich nie gefragt, was der Unterschied zwischen dem südlichen und dem nördlichen Rheinufer ist?

Sicher, wir haben viele Berge, aber Österreich hat die auch. Dass unsere etwas höher und schöner sind, versteht sich von selbst. Sie zum Beispiel haben den mächtigen Stadlerberg mit ganzen 615 Metern überm Meer.

Vom Stadlersee, hier in der Nähe, bis zum Genfersee auf der anderen Seite des Landes haben wir viel zu bieten, aber ein Meer wie die Italiener, die Deutschen, die Franzosen haben wir nicht.
Wir haben sehr gute Weine, aber die Franzosen haben das auch - und mehr Auswahl. Das Weiacher Fluetröpfli und der Weissherbst sind bis nach Zürich bekannt. Die Liechtensteiner haben einen Fürsten und ich habe sogar gehört, dass deutsche Würste unseren Würsten das Wasser reichen können.

Was also, ist das Besondere an der Schweiz?

Sie, liebe Landsleute, liebe Weycherinnen und Weycher! Sie machen unser Land zu dem, was es ist. Ohne Sie wären wir nur ein Landstrich zwischen anderen Ländern. Doch Sie machen mit Ihrem Engagement und Ihrer Beteiligung die Schweiz einzigartig und grossartig:

Ihnen haben wir unsere Strassen und Tunnel, Schienen und Brücken zu verdanken. Ihre Qualitätsarbeit ist überall ein Markenzeichen! Dank Ihnen brummt unsere Wirtschaft und es geht uns gut. Ihr Fleiss und Ihr Einsatz hat den Wohlstand geschaffen, in dem wir heute leben. Und Sie sorgen auch dafür, dass unsere Kinder und Enkelkinder in Wohlstand und Sicherheit leben können. Mit Ihrer Arbeit schaffen Sie jeden Tag ein Stück Zukunft für die Schweiz.

Von (vermeintlich) hohen Stimmbeteiligungen

Aber auch Ihre Stimme macht unser Land aus. Und was für eine Stimme Sie, liebe Weiacherinnen und Weiacher haben! Sie sprechen sich beständig und laut für eine neutrale und eigenständige Schweiz aus:

1920: Nein zum Völkerbund
1986: Nein zum UNO-Beitritt
1992: Nein zum Währungsfonds
1992: Nein zum EWR
und 2000: Nein zu den Bilateralen Verträgen

Und jedes Mal haben Sie, das sage ich mit grossem Respekt, eine überdurchschnittlich hohe Stimmbeteiligung gehabt. Auch wenn Frau Wertli letztes Jahr an dieser Stelle zu Recht angemahnt hat, dass es immer mehr sein könnten, besonders bei wichtigen Abstimmungen. Bei diesen wichtigen Abstimmungen haben Sie, liebe Weiacher, sich besonders stark beteiligt. Vielleicht liegt das daran, dass Sie die Grenze direkt vor Augen haben und deshalb wissen, was wir alle an unserem Land haben.

Auf jeden Fall ist das Abstimmen, und da schliesse ich mich Frau Wertli wieder an, entscheidend für unsere Demokratie. Aber nicht nur das, sondern auch das Diskutieren und sich Informieren. Jeder, ob links oder rechts, der mit mir zum Beispiel über Einwanderung oder andere politische Themen diskutiert, stärkt unsere Demokratie und hilft unserem Land. Es ist der Einsatz für das Ganze, das sich Einbringen und verantwortlich Fühlen, das unsere Demokratie am Laufen hält.

Nur unsere Stärke und unsere Neutralität sichern unsere Demokratie! Und um unsere Demokratie beneidet uns die ganze Welt!

Unsere direkte Demokratie kommt ohne Ihr Engagement nicht aus. Direkte Demokratie heisst eben nicht nur vier Mal im Jahr den Abstimmungszettel einwerfen (auch wenn das, nebenbei bemerkt, vielen ja schon zu viel ist). Demokratie heisst mitgestalten und sich engagieren.

Das persönliche Engagement macht den Unterschied

Sie haben einen ehemaligen Bewohner, der sich besonders engagiert. Herr Ulrich Brandenberger. Seine Weiacher Geschichte(n) geben einen spannenden und interessanten Einblick in die Vergangenheit Ihres schönen Dorfes: Von Kriegen und Hexenprozessen über Kirchengeschichte bis zur Kinderärztin Marie Meierhofer geben sie Auskunft. Da findet man sogar heraus, was eine "Liebessteuer" ist. Und wenn Sie sich jetzt wundern, was die "Liebessteuer" ist, sollten besser Sie die Weiacher Geschichte(n) lesen. Selbst im fernen (und doch so nahen) Zürich wurden seine Geschichten fleissig gelesen.

Mit seinen Geschichten gibt er diesem Dorf Charakter. Mit seinem WeiachBlog vollzieht er den Schritt von der Vergangenheit in die Gegenwart. Und wie ich höre, twittert er das Dorf nun auch in die Zukunft.

Sein Engagement und sein Einsatz für die Tradition, die Geschichte und die Bekanntheit von Weiach sind vorbildlich und - so komme ich wieder auf den 1. August - urschweizerisch. 

Das Schweizervolk liebt die Freiheit und die Selbstbestimmtheit. Aber der Einsatz für die Gemeinschaft ist das, was unser Land zusammenhält: Mitbürger, die ihre Zeit für Vereine opfern, die sich [..] der freiwilligen Feuerwehr anschliessen, die im Zivilschutz arbeiten und die, die in der Armee ihre Pflicht tun. Diese Mitbürger leisten jeden Tag einen wertvollen Dienst für ihre Nachbarn, ihre Kollegen und ihre Landsleute. So wie heute die Schützengesellschaft Weiach, die für das heutige Fest für die Organisation verantwortlich ist.


Auch die Politik in unserem Land fusst auf dem Milizsystem. Selbst wenn man gerne auf die Politik schimpft, ich ziehe den Hut vor jedem, der sich hier einbringt - mit einer Initiative oder für ein Amt. In diesem Sinne möchte ich auch Ihnen danken, geschätzte Mitglieder des Gemeinderats, für Ihren Einsatz für die Gemeinde. Auch wenn die kommunale Politik manchmal mühsam ist und nur selten jemand "Danke" sagt, ich finde, heute haben Sie einen Applaus verdient. Bitte einen Applaus für alle Ihre Kommunal-Politiker!

Noch ein Wort zu Ihrem Engagement: An Ihrem dreifachen Einsatz in Privatleben, Geschäftsleben und für die Gemeinschaft können sich manche Politiker in Bern ein Vorbild nehmen. Nur wer, wie Sie, mit beiden Füssen fest im Leben steht und bodenständig bleibt, kann gute Politik für unsere Zukunft machen.

Liebe Weycherinnen und Weycher, Ihr Gemeinderat und alle Vereinsmitglieder sind nur zwei Beispiele für Einsatz. Jeder von Ihnen macht es auf seine Weise und mit seinen Mitteln möglich, dass wir heute zusammen kommen. Und so feiern wir heute eben nicht nur den Geburtstag unseres schönen Landes, sondern auch Sie! Denn Sie machen den Unterschied aus: Zwischen all den anderen Ländern und unserer schönen Schweiz. Sie sind also das, was die Schweiz so einzigartig und so liebenswert macht. Und ich kann Ihnen aus ganzem Herzen sagen, ich bin stolz auf unser Land und ich bin stolz auf Sie, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger.

In diesem Sinne gratuliere ich Ihnen und uns allen zu diesem Land: zu seinen Bergen und Tälern, zu seinen Flüssen und Seen, zu seinen Wäldern und Weinbergen. Vor allem gratuliere ich unserem Land zu seiner Demokratie, zu seinem Milizsystem und zu seinen Bürgern. Und nicht zuletzt zu seiner Bratwurst und Cervelat.

Ich wünsche Ihnen weiterhin einen schönen 1. August und en Guete, ein schönes Singen und ein schönes Feuerwerk!




Kommentar zur Rede von Kantonsrat Bachmann

Es ist eine hübsche Pointe, dass bei einem Wirt die Würste einen zentralen Platz in der Festrede einnehmen - schon das Cabaret Rotstift wusste schliesslich, wie wichtig die als Lebensgrundlage des Gastgewerbes sind (vgl. den Sketch Die Wettervorhersage).

Aber Spass beiseite: die Weiacherin Deborah Meier, die «ihr Kaff» gern hart kritisiert, lobte am 2. August auf ihrer Website den Festredner Bachmann, er sei «trotz seiner rechtsgerichteten Partei überraschend-erfrischend liberal» herübergekommen. Aus der Feder dieser jungen Frau (27), die mit der SVP das Heu in keiner Weise auf der gleichen Bühne hat, ist das ein dickes Lob. Gratuliere, Herr Kantonsrat!

Und wo wir schon bei den Frauen sind: die sind dem Herrn Kantonsrat bereits bei der Begrüssung aufgefallen: «ich vermisse hier die Frauen» steht in Bachmanns Manuskript als Randnotiz. Wieder ein Auswärtiger, der feststellt, dass Frauen in der hohen Kommunalpolitik der Politischen Gemeinde Weiach so selten sind wie Einhörner - sprich: es gibt sie schlicht nicht.

En passant erwähnt: Trump habe, so Bachmann, «nach nur 10 Tagen seinen Stabschef» entlassen. Gemeint war natürlich der Kommunikationschef des Weissen Hauses, Anthony Scaramucci.

Weiter lobt Bachmann die Weiacher wegen ihrer hohen Stimmbeteiligung über den grünen Klee. Damit ist es allerdings in Tat und Wahrheit nicht so weit her - vor allem wenn man den Quervergleich mit anderen Gemeinden nicht scheut. Weiach kann sich in letzter Zeit gar Ambitionen auf die rote Laterne machen, so unterirdisch tief ist die Stimmbeteiligung mittlerweile (vgl. WeiachBlog, 25. September 2016).

Auch nicht ganz geheuer ist dem Verfasser dieses Kommentars die Lobeshymne Bachmanns auf sein Engagement. Es stimmt zwar, dass da viel Arbeit drinsteckt, in den Geschichte(n), den Blogbeiträgen und den Tweets. Aber im Vergleich zu Gemeinderäten, die amtsbedingt über Jahre hinweg viel Fremdbestimmtes auf die Nase gedrückt bekommen, ist der selbstgewählte Posten eines inoffiziellen Ortshistorikers dann doch wesentlich angenehmer, weil alle Aktivitäten rein von Freude und Interesse angetrieben sind. Und sie allenfalls einer Selbstverpflichtung unterliegen. Mehr nicht.

Den Seitenhieb auf Parlamentarier in National- und Ständerat, die nicht Amt und Geschäftsleben kombinieren (wie beispielsweise Balthasar Glättli, de facto ein Berufspolitiker, der nie im Geschäftsleben angekommen ist) - also keine echten Milizpolitiker sind - den kann sich Bachmann erlauben. Er lebt das Milizprinzip schliesslich selber in Reinkultur. Und das auch noch deutlich jenseits des offiziellen AHV-Alters.

Liefere statt lafere! Vielen Dank, Herr Bachmann!

Zu den Ansprachen früherer Jahre