Sonntag, 22. Oktober 2023

Höhere Wahlbeteiligung. SVP wieder mit absoluter Mehrheit

Letztes Jahr im Februar zählte Weiach bei den Kantonsratswahlen noch 1237 Wahlberechtigte. Davon beteiligten sich 19.81 %. Die tiefste Wahlbeteiligung im ganzen Kanton. Und: die SVP verlor ihre absolute Stimmenmehrheit (vgl. WeiachBlog Nr. 1896).

Im aktuellen Jahr, rund 20 Monde später, sieht es bei den Wahlen auf eidgenössischer Ebene schon etwas anders aus. Nun sind es bereits 1255 Wahlberechtigte. Auf sie gehen 438 im Gemeindehaus eingegangene Wahlzettel zurück, davon 6 ungültige. Weiach rangiert damit diesen Herbst mit 34.9 % Beteiligung zwar immer noch weit hinten: auf Platz 172 von 175 Gemeinden und Stadtkreisen. Nur Höri, Schlieren und Oberglatt haben noch schlechter abgeschnitten. Aber wenigstens können wir nun die rote Laterne den Oberglattern übergeben.

Nationalrat: Parteiengefüge verändert sich nur in hinteren Rängen

Und auch für die SVP ist die Scharte vom letzten Jahr ausgewetzt. Sie legt 6.6 % zu und hat erneut die absolute Mehrheit aller Stimmen: 55.59 %. Und dann kommt – auch das nichts Neues – erst einmal lange nichts. 

Die SP bringt zwar in Weiach nicht einmal einen Fünftel des Kampfgewichts der SVP auf die Waage, liegt aber ebenso solide auf Platz 2. An dieser Position hat sich zum sechsten Mal in Folge nichts geändert. Die grosse Verliererin in Weiach ist die FDP. Fünfmal in Folge war sie seit 2003 bei nationalen Wahlen auf Platz 3. Den muss sie jetzt an die GLP abgeben.

Auf Platz 5 ist das Fusionsprodukt Die Mitte zu finden. Zählt man die Prozente der letzten Wahl 2019 (CVP 4.7%, BDP 2.7%) zusammen, dann hat sie stark verloren. Und liegt gar unter den kumulierten Werten von 2015!

Die Grünen sind auf Platz 6 abgerutscht, haben aber nicht so stark an Stimmen eingebüsst wie CVP & BDP. Und die siebtplatzierte EVP (2015 noch auf Platz 4!) hat erneut Federn lassen müssen. Der Wegzug des umtriebigen EVP-Politikers und Kirchenpflegers Daniel Elsener nach Wasterkingen scheint Spuren hinterlassen zu haben.


Zum Vergleich die Weiacher Zahlen der beiden letzten Ausmarchungen :

Nationalratswahlen 2015: SVP 56.4 %, SP 12.1 %, FDP 8.2 %, EVP 4.7 %, GLP 4.7 %, BDP 4.5 %; GP 2.4%, EDU 2.5 %, CVP 2.0 %.

Nationalratswahlen 2019: SVP 55.6 %, SP 10.0 %, FDP 9.5 %, GLP 6.9 %; GP 4.8 %, CVP 4.7 %, EVP 4.0 %, BDP 2.7 %.

Bei Wahlen in den Nationalrat spielen die Personen nicht die Hauptrolle. Eher die Parteien. Anders ist das beim Ständerat, wo im Kanton Zürich nur zwei Sitze zu besetzen sind. Da hat zwar die Parteizugehörigkeit auch einen wichtigen Part. Die Persönlichkeit der Kandidaten fällt aber mehr ins Gewicht, wie wir am Beispiel von Daniel Jositsch zeigen können.

Ständerat: Bundesfeierrede 2019 zeigt Wirkung

Die Resultate überraschen nicht wirklich. An der Spitze, wie zu erwarten, ist der SVP-Kandidat. Und dahinter reihen sich die anderen Parteien ein:


Betrachten wir das Abschneiden des SP-Kandidaten genauer. Daniel Jositsch hat bekanntlich kurz vor den Wahlen 2019 in Weiach die Bundesfeierrede gehalten (vgl. das Transkript in Mundart: WeiachBlog Nr. 1405). Dieser Auftritt hat, so muss anhand der Zahlen annehmen, mit dazu beigetragen, dass er selber kurz danach auf Platz 2 gelandet ist. Und damit verglichen mit 2015 den FDP-Kandidaten Noser deutlich aus dem Feld geschlagen hat:


Wäre Jositschs Anteil von 2015 auf 2019 wie der von Noser gestiegen, dann hätte er 14 Stimmen mehr machen müssen. Die Annahme, dass er die zusätzlichen rund 21 Stimmen seiner Rede zu verdanken hat, ist nicht ganz abwegig. Und selbst 2023 scheint der Wiedererkennungseffekt anzuhalten. Denn Rutz hat weniger Zugkraft entwickelt als Roger Köppel (der 2019er-SVP-Kandidat). Und Regine Sauter bekundet offensichtlich noch mehr Mühe an die Resultate von Ruedi Noser anzuknüpfen.

Bundesfeier-Effekt für Camille Lothe? Vorteil Rogenmoser!

Trifft das, was für den arrivierten Ständerat gilt, auch für eine Jungpolitikerin wie Camille Lothe zu? Sie hat die Weiacher Bundesfeier-Ansprache 2022 gehalten (vgl. WeiachBlog Nr. 1949). Die Auswertung ihrer Wahlergebnisse ergibt (Stand um 22 Uhr) einen kantonsweiten Anteil von 0.7 % aller abgegebenen Stimmen. In Weiach sind es zwar nur 220 Stimmen. Mit 1.48% Stimmenanteil erzielt sie damit aber bei uns ihr prozentual bestes Resultat aller Gemeinden und Stadtkreise.

Verglichen mit dem Topresultat einer Romaine Rogenmoser, Kantonsrätin aus Bülach, die in Weiach trotz Listenplatz 15 mit 253 Stimmen sogar den Spitzenkandidaten Gregor Rutz (249 Stimmen) überflügelt hat, ist das Abschneiden der Stadtzürcherin Lothe (Listenplatz 28) auf dem 29. Rang aller in Weiach gewählten SVPler zumindest nicht negativ zu bewerten.

Landwirtschaftlicher Hintergrund ist ein Plus

Dass Lothe keinen landwirtschaftlichen Background vorweisen kann, das hat Folgen, die sich in der Kumulierungs-/Panaschierungsstatistik zeigen. Kandidierende auf der SVP-Hauptliste mit landwirtschaftlichen Berufen sind in Weiach jedenfalls teils deutlich weiter vorn platziert, als es ihr Listenplatz vermuten liesse. Besonders eindrücklich lässt sich das an Martin Hübscher, eidg. dipl. Landwirt aus Bertschikon (Wiesendangen), zeigen, der es bei uns mit Listenplatz 10 auf den 3. Rang gebracht hat. Und dabei mit 246 Stimmen selbst die aus unserem Bezirk stammende Barbara Steinemann (Weiacher Bundesfeier-Rednerin 2009, damals noch als Kantonsrätin, vgl. WeiachBlog Nr. 671) um 1 Stimme übertrumpft hat.

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