Manchmal mahlen die staatlichen Mühlen überraschend schnell. Noch Anfang März sah es nach der Publikation der neuen Fluglärmkurven so aus, als seien die Quartierpläne See/Winkel und Bedmen in eine weitere Warteschlaufe durch die Amtsstuben gegangen (vgl. WeiachBlog vom Mittwoch, 8. März 2006: Fluglärmkurve gekratzt?).
Dann wurden beim QP Bedmen Nägel mit Köpfen gemacht; für das Gebiet See/Winkel war die weitere Entwicklung aber noch völlig offen (vgl. WeiachBlog vom Mittwoch, 29. März 2006: Für den Regierungsrat eine Randregion).
Bewilligungstechnischer Kunstgriff
Letzte Woche hat man sich nun bei der bewilligenden Behörde auch noch dieses zweiten Weiacher Geschäftes entledigt. Die Fierz'sche Anordnung, die Bauverfahren im Turbomodus zu beschleunigen, zeigt anscheinend Wirkung. Was den lokalen Beobachter doch einigermassen überrascht, liest sich im heutigen Tages-Anzeiger ganz unspektakulär:
«Weiach. - In den Gebieten See und Winkel in Weiach darf gebaut werden. Der Regierungsrat hat den Quartierplan, der vor zehn Jahren ausgearbeitet worden war, genehmigt, wie der «Zürcher Unterländer» meldete. Erst war es der Rekurs eines Grundeigentümers, der den Quartierplan verhinderte, dann die verschärften Fluglärmgrenzwerte. Der Fluglärm liege im betroffenen Gebiet innerhalb des Toleranzbereichs, teilte der Kanton nun mit. (cim)»
(siehe WeiachBlog vom 29. März 2006 für die Vorgeschichte samt Rekurs bis vor Bundesgericht).
Der «Tagi» nimmt Bezug auf einen Artikel der bereits letzten Samstag im «Unterländer» erschienen ist.
Besonders interessant ist die Verrenkung die man in Zürich in der heiklen Fluglärm-Frage gemacht hat:
«Begründet wird die Bewilligung damit, dass die Lärmbelastung im betroffenen Gebiet nur ein Dezibel über dem Grenzwert und somit innerhalb des Toleranzbereichs liege.»
Ein Dezibel mehr. Das ist immerhin eine Verstärkung der Schallenergie um satte 25.9 Prozent (3 dB würde einer Verdoppelung entsprechen). Augen zu und durch, war da wohl die Devise des Regierungsrates. Über die Gründe kann man nur spekulieren:
«"Wir haben immer wieder das Gespräch mit dem Kanton gesucht", sagt Trachsel. Er sei aber immer wieder vertröstet worden. Dann kam aus heiterem Himmel die Genehmigung. "Beim Kanton ist man wohl plötzlich einsichtig geworden."»
Auch eine Möglichkeit einen unbequemen Bittsteller loszuwerden - indem man ihm ganz einfach gibt was er will.
Bauboom am alten Bahnhof?
Die Tage der grünen Wiesen südlich der Kaiserstuhlerstrasse sind also definitiv gezählt. Fragt sich nur, ob man jetzt noch eine nachhaltige Entwicklung anstrebt und die Chance nutzt, dieses Quartierplangebiet mit wegweisenden Bauten zu versehen - eine Chance die man bei den Einfamilienhausquartieren ob dem Dorf verpasst hat.
Stichworte dazu wären: Minergiestandard, gute Vernetzung mit öV, etc. Das ist dringend nötig, denn ein Quartier mit über 300 Einwohnern im Wildwuchs wachsen zu lassen (immerhin ein Drittel der heute schon in der Gemeinde ansässigen Bevölkerung) ist keine wirklich ansprechende Option.
Zeit hätten wir dazu ja noch: «Ob in Weiach tatsächlich schon bald die Bagger auffahren kann Trachsel nicht sagen. "Die ursprünglichen Interessenten sind während der langen Wartezeit natürlich alle abgesprungen", sagt er. Theoretisch könne man aber schon morgen ein Baugesuch für eine Überbauung einreichen.»
Aber bitte nicht für «Weiach-Les Bidonvilles».
Quellen
- Langersehntes grünes Licht für die Bagger. Weiach – Kanton genehmigt aus heiterem Himmel umstrittenen Quartierplan. In: Zürcher Unterländer, 10. Juni 2006 – S. 9.
- Bauen doch erlaubt. In: Tages Anzeiger, 13. Juni 2006 – Bund Region – S. 19
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