Samstag, 24. Juni 2006

Zirkus Balloni von Primarschülern übernommen

Ein Zirkus? In einem kleinen Dorf wie Weiach? Muss eine Sinnestäuschung sein, denkt man sich. Nein, das ist Wirklichkeit. Die Primarschule macht's möglich.

Ein ziemlich ungewöhnlicher Anblick bot sich in der ganzen vergangenen Woche auf der Wiese hinter dem neuen Schulhaus. Da stand ein grosses Zirkuszelt, dazu ein kleiner Wagenpark:




Werbetrommel gerührt

Am Mittwoch folgte die offizielle Einladung - in Form eines weissen Zettels, der in allen Briefkästen landete:

«Die Primarschule Weiach präsentiert am 23. Juni ihre Zirkusnummern. Um 19.00 Uhr beginnt die Vorstellung hinter dem Schulhaus.
Türöffnung: 18.30 Uhr
Eintritt für Erwachsene: 4 Fr.
Eintritt für Kinder: 2 Fr.
Vorverkauf: Mi 21.6. von 10.30-11.30 und am Do 22.6. von 13.30-14.45 Uhr
Abendverkauf: Fr 23.6. ab 18.30 Uhr
Vielseitige Verpflegungsmöglichkeit in der Pause und anschliessend an die Vorstellung.
Wir danken den Sponsoren: Migros, Raiffeisenbank, Thurella Eglisau, Pro Juventute, Weiacher Kies, Ingold, Restaurant Wiesental, Landi, Rest. Bären, Griesser Stefan, Wiesendanger Urs, Ziegler Delikat Essen, Grossenbacher U. Kosmetik-Institut, Garage Zimmermann, Archidekturbüro
[sic!]G. Trachsel, Fischbeiz Keiserstuhl, Marlis Meier Kosmetik, Schmid André».

Am Donnerstag flatterte dann noch ein roter, fast gleich aussehender Zettel mit Korrekturen und Ergänzungen in die Briefkästen:

An Sponsoren kamen dazu: «Eberle Ernst Elektro GmbH, Bäckerei Schlatter, Müller Gemüse Steinmaur, Haarstudio Marlis und viele Eltern.»
«Griesser Stefan» wurde mit dem Zusatz «Compusport» präzisiert, aus dem «Archidekturbüro» wurde ein «Architekturbüro», aus der «Fischbeiz Keiserstuhl» die in «Kaiserstuhl», und aus «Marlis Meier Kosmetik» ein «Marlis Maier Kosmetikstudio».

Auf der Hinterseite noch ein spezieller Hinweis auf den «WM-Zirkus». Nach der Zirkusvorstellung wurde nämlich ab 21 Uhr das Spiel Schweiz-Südkorea in der Turnhalle auf Grossleinwand übertragen. «Fifa World Cup Live in Weiach».

Einige Impressionen - von hinter den Kulissen

Mich interessierte das Treiben ausserhalb des Zelts. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Fauchend lächelnde Wildkatzen gab es da:



Letzte Anweisungen von den Profis ("Was, die sind no am Schminke??? Ihr müend die jetzt sofort hole!!!)...



...aber auch kurze Lagebesprechungen zwischen Lehrerinnen:



Angespanntes Warten auf den Einsatz...



... und entspanntes Palaver zwischen Jungmännern (man beachte die Körperhaltung):



Die Schulprojekte des Circus Balloni

Der Kleinzirkus Balloni ist nicht der einzige, der Mitmach-Happenings anbietet, aber wohl einer der günstigeren in diesem Gebiet. Die folgende Beschreibung seines Ansatzes für Schulprojekte habe ich auf der Homepage www.circusballoni.ch gefunden und zitiere sie hier in voller Länge:

«Dies ist ein Grobmuster, ein Grundkonzept, gewachsen aus unseren Erfahrungen.

Es versteht sich als Art und Möglichkeit eine Zirkuswoche im Rahmen eines Schulprojektes oder einer Ferienaktion durchzuführen. In jedem Fall richten wir uns aber stark nach den Vorstellungen und besonderen Gegebenheiten vor Ort. Dass heisst, dieses Papier ist lediglich eine Diskussionsbasis und soll von Fall zu Fall angepasst werden.

Ein paar Grundgedanken:
-- Oberstes Ziel ist es mit den Kindern und/ oder Jugendlichen, sowie den LeiterInnen (oder der LehrerInnenschaft) eine schöne, fätzige, lustige, interessante und lehrreiche Woche zu verbringen.
-- Wir gehen davon aus, dass alle LehrerInnen bei einem Projekt einer Gesamtschule miteinbezogen werden sollen. Evtl. dazu auch noch die Schulpflege, der Schulhausabwart und Eltern. Möglich ist es aber auch ein Projekt mit einzelnen Klassen zu veranstalten.
-- Nach Möglichkeit sollten die Kinder alters- und klassenunabhängig sich für eine Projektgruppe entscheiden können.
-- Die Gruppen werden von LehrerInnen geleitet, ergänzt durch freiwillige HelferInnen (z.B. Schulpflege, Eltern, Abwart, SeminaristInnen, Freunde...). Es soll ein Schnitt von ca. 12 Kindern pro Gruppe erreicht werden.
-- Wir bringen alles nötige Material mit: Requisiten, Kostüme, Scheinwerfer, Vorhang, Musik, Fachliteratur etc., so dass sich die LeiterInnen voll auf die kreative Arbeit konzentrieren können und aus dem Projekt keine nennenswerten Spesen entstehen sollten.
-- Die Aufgabe des/der Ballonis ist es als Springer allen Gruppen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Die kreative und künstlerische Freiheit liegt dabei klar auf der Seite der Gruppenleitung
-- Die Grösse des Projektes richtet sich nach dem Wunsch des Kunden. Empfohlene minimale Grösse 12 TeilnehmerInnen, max. 300 TeilnehmerInnen

Ablauf eines Projektes:

Wir werden angefragt...

Vorbereitungstreffen. Austausch von Vorstellungen und Möglichkeiten, Kennenlernen, Festlegen eines Grobkonzeptes, Entscheid ob mit Balloni oder ohne.

Evtl. zweites Vorbereitungstreffen. Detailplanung.

Einführungstag. Kinder aber auch Leitungsteam erhalten eine Einführung in die möglichen Aktivitäten innerhalb des Zirkusprojektes. Wir stellen die verschiedenen Zirkusgebiete und möglichen Betätigungen hinter den Kulissen vor. Dabei sollen auch Zirkusfremde Gruppen wie Musik, Theater, Schattenspiel, schwarzes Theater, Tanz oder Rollerblades-fahren Platz haben. Dauer ca. 2 Std., anschliessend entscheiden sich die LeiterInnen für eins oder mehrere Gebiete. Wir geben in Einzelberatungen konkrete Hinweise zur individuellen Vorbereitung auf die Woche.

Projektwoche. 100% - Präsenz während der Woche des / der Ballonis, meistens mit dem Wohnwagen stationiert auf dem Pausenplatz. Jeder Tag beginnt mit einem gemeinsamen ‘Einturnen’, das wir leiten und endet mit einer Sitzung, nachdem die Kinder gegangen sind. Die Woche ist in drei Phasen gegliedert. Zuerst spielen, ausprobieren und kennenlernen - ca. zwei Tage lang. Aus dem Gespielten entstehen dann die Nummern und werden in einen logischen Ablauf gebracht. Die dritte Phase ist der Inszenierung gewidmet, d.h. die Nummern und das ganze Programm werden mit Musik, Kostümen, Lichteffekten, theatralen Szenen ergänzt und verpackt. Als grosser Abschluss findet (meistens) am Freitagabend die grosse Galavorstellung statt.

Abschied...

Finanzierung: Die Gage für ein Mitglied des Balloni-Teams beträgt bis 30 Kinder Fr. 2500.--, darüber Fr. 3000.-. Dieser Betrag versteht sich inkl. aller Leistungen, Spesen und Unkosten, jedoch ohne Materialverlust oder übermässigen Materialbruch. Bei Projekten ab ca. 150 Kindern empfehlen wir zwei Animatoren. Die Gage bei zwei Animatoren beträgt Fr. 5 - 6000.- je nach Grösse des Projektes. Alle Einnahmen aus dem Projekt gehen voll zu Gunsten des Veranstalters, also auch Einnahmen aus Eintrittsbilletten, Kollekte am Schluss, Buffet, Sponsoren etc. Schön ist es natürlich, wenn diese Gage über Kredite abgedeckt ist. Verschiedentlich haben wir aber auch schon grössere und kleinere Projekte in sich finanziert. Dazu stehen folgende Einnahmemöglichkeiten zur Verfügung:
-- Unterstützung durch Pro Juventute, Lotteriefond, Kanton, ED (z.B. Kt. Bern 50% - Regelung), Elternvereine, Stiftungen, aber auch lokales Gewerbe, Lieferanten Schulhausmaterial etc.
-- Bettelbriefe an Grossverteiler, Banken, Versicherungen...
-- Aktionen im Vorfeld der Woche wie Basar, Sponsorenlauf, Papiersammlung, Flohmarkt etc. n Programmheft mit Inseraten
-- plus wie erwähnt die Einnahmen aus der Abschlussvorstellung (Richtwert ca. Fr. 20.- pro teilnehmendes Kind.

Zirkus im Baukasten-System: Sollten Sie in der glücklichen Lage sein, über mehr Geld zu verfügen als für unser Grundangebot notwendig, so können wir Ihnen weitere interessante Angebote machen:
-- Ein Zirkuszelt. Wir verfügen über drei, in unterschiedlichen Grössen, für 100 - 500 Zuschauer, komplett eingerichtet. Preis je nach Grösse Fr. 1000.- bis Fr. 5000.-
-- Tiere. In Zusammenarbeit mit der Familie Rodolfo. Bauernhoftiere wie Esel, Ponys, Schweine, Ziegen, Gänse, Hühner, Enten, Hunde und Ratten, zusammen mit einer erfahrenen Animatorin und einem Tierpfleger, zur Erweiterung und Ergänzung eines Projektes. Neben dem Einsatz im Programm (alle Tiere sind dressiert) bietet der Streichelzoo eine schöne Ergänzung zum Projekt. Kosten, inkl. Transport, Futter, Streichelzoo-Infrastruktur, zwei Personen und alle Spesen Fr. 3000.-
-- Lehrerfortbildungskurse. Schulhausintern, oder kantonal angeboten in Zusammenarbeit mit der jeweiligen ED. In den Kantonen Thurgau, St.Gallen, Uri und Luzern sind wir bereits regelmässig im Kursprogramm.
-- Infrastruktur. Zur Ergänzung oder in ein selbständig geführtes Projekt. Wunderschöne alte Zirkuswagen (Buffetwagen - komplett eingerichtet, WC-Wagen, Bar-Wagen, Büro-Wagen etc.) Aber auch Festbankgarnituren, Bühne, Scheinwerfer, Stühle etc.

Für weitere Informationen und Unterlagen genügt ein Anruf... Gerne kommen wir auch vorbei für eine unverbindliche Sitzung, oder erarbeiten eine massgeschneiderte Offerte.

Wir freuen uns darauf von Ihnen zu hören...

Das Balloni-Team
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Abbau in Windeseile dank Mithilfe von den Vätern

Kurz nach der Vorstellung wurde alles Balloni-Material eingesammelt:



Parallel dazu ging es dem Zelt an den Kragen. Innert weniger Minuten war alles abgebaut:



Fazit zu dieser Zirkuswoche? Die Zuschauer waren beeindruckt ... und die Kinder müde und zufrieden. Alles andere als «baloney».

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