Dienstag, 6. Juni 2006

Im Weichacher steckengeblieben

Nein, einen Weichacher gibt es in Weiach nicht. Weder als Flurname noch als Strassenname. Und trotzdem trifft man diese Wortschöpfung mit schöner Regelmässigkeit in gedruckter und online publizierter Form.

Viel Vertrauen in die Polizei

Das jüngste Beispiel liefert heute das Neue Bülacher Tagblatt. Redaktor Klaus W. Bodenmüller übernahm einen Pressetext der Kantonspolizei Zürich zu einem schweren Verkehrunfall am Pfingstmontag und schrieb ihn etwas um. Lektoriert wurde er dann aber offensichtlich nicht mehr so genau:

«Gegen 16.40 Uhr lieferten sich zwei Autolenker mit ihren Autos auf der Hochleistungstrasse von Weiach Richtung Bülach mit massiv übersetzten Geschwindigkeiten ein Rennen. An Ende bei der Verengung in die Weichacherstrasse geriet das blaue Auto eines 23-jährigen Portugiesen nach rechts und prallte heftig gegen einen Kandelaber. Gleichzeitig schleuderte das zweite, weisse Auto mit dem 32-jährigen Kosovaren nach links über die Gegenfahrbahn, durchschlug einen Wildzaun und kam nach über 100 Metern und mehreren Überschlägen im Wiesland zum Stillstand.»

Wo der Haken liegt ist leicht zu erraten. In Zeiten von Cut&Paste wahrscheinlich beim Textlieferanten. Und so ist es auch:

«Gegen 16 Uhr 40 lieferten sich zwei Autolenker mit ihren Autos auf der Hochleistungstrasse mit massiv übersetzten Geschwindigkeiten ein Rennen. An Ende bei der Verengung in die Weichacherstrasse geriet das Auto eines 23-jährigen Portugiesen nach rechts und prallte heftig gegen einen Kandelaber. Gleichzeitig schleuderte das zweite Auto mit dem 32-jährigen Kosovaren nach links über die Gegenfahrbahn, durchschlug einen Wildzaun und kam nach über 100 Metern und mehreren Überschlägen im Wiesland zum Stillstand.»

Weich fliesst's den Leuten in die Tastatur

Die Weichacherstrasse. Interessanter Verschreiber. Vielleicht dachte der Mediensprecher, solche Autorennen seien total «bireweich». Und da würde ich ihm recht geben.

Wie auch immer: Es kann ganz interessant sein, neben den richtigen Schreibweisen «Weiach» für die Ortschaft beziehungsweise «Weiacher Kies AG» für das grösste Unternehmen in der Gemeinde auch die «weiche Alternative» zu berücksichtigen.

Wenn man «Weichacher» in Google suchen lässt, wird neben 38 Treffern die Frage «Meinten Sie: Weichmacher» zurückgeben. Nicht ganz zu Unrecht, denn ein paar Dokumente betreffen tatsächlich im direkten oder übertragenen Sinne solche Kunststoffzusätze. Besonders häufig sind Verschreiber bei den Modelleisenbahnfreunden, was sich dann etwa so liest: «Liliput SBB Güterwagen WEICHACHER KIES , 4 achsig.»

Die Suche nach «Weichach» ergibt bei Google nur 6 Treffer. Einer davon betrifft einen Ort in der Nähe von Bregenz im Vorarlbergischen.

Eine Nennung der Variante «Weichach» gibt es übrigens auch in den bisherigen Beiträgen des WeiachBlog (Artikel vom 14. April 2006, Zitat aus NBT, 28. Mai 2003).

Immerhin: ebay.ch fragt schon bei Eingabe von «Weiach»: «Meinten Sie...weich ?». Was auch gleich erklärt, wieso «Weichach» doch so weichgespült nahe liegt. Die Dreifachladung an vermeintlichen Vokalen "eia" (i ist keiner) offenbar weniger.

Quellen

1 Kommentar:

Wiachiana-Verlag hat gesagt…

Selbst die neue Besitzerin, die Eberhard Unternehmungen haben so ihre Mühe mit dem Namen des vor einigen Monaten getätigten Zukaufs:

«Die Weichacher Kies AG erweitert die Wahlmöglichkeiten innerhalb des gesamten Eberhard-Leistungs-Angebotes mit Kies, Transportbeton, Mörtel», steht im Kurzportrait.